Hurley | Teufels Tag | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Hurley Teufels Tag

Roman
18001. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8437-1863-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1863-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Eine beeindruckend ungemütliche Lektüre.' Times Literary Supplement Viel hat sich nicht verändert, seit John das kleine Tal in den englischen Endlands verlassen hat, um als Lehrer in der Stadt zu leben. Noch immer werden jeden Herbst die Schafe aus dem Moorland zusammengetrieben und noch immer begeht man den Devil's Day. Für die Kinder sind die Rituale und Feierlichkeiten ein großer Spaß, die Älteren wissen noch, was im Jahre 1913 passiert ist, als man den Teufel einmal nicht davongejagt hat. Erst kam ein Blizzard, dann fuhr der Teufel in Mensch und Tier, ließ die Alten an blutigem Husten ersticken und Jüngere erfrieren. Zuletzt war Johns Großvater für die Einhaltung der Bräuche zuständig, doch jetzt ist er tot. Als John mit seiner schwangeren Ehefrau zur Beerdigung anreist, steht der Devil's Day kurz bevor und merkwürdige Vorfälle häufen sich.   'Der neue Meister des Bedrohlichen. Dieser gruselige Nachfolger von Loney unterstreicht, dass sein Autor jemand ist, den man auf dem Schirm haben sollte.' Sunday Times 'Ein großartig geschriebener Roman, der den Leser rätselnd und verstört zurücklässt. Spannend!' Metro 'Hurleys meisterlicher zweiter Roman bestätigt nachdrücklich die Verheißung seines preisgekrönten Debüts.' Mail on Sunday 'Hurley ist ein hervorragender Erzähler. Er führt dich ins Moor, ins Auge eines Schneesturms, dabei kleine Andeutungen hinterlassend, unheimliche Hinweise auf Teufeleien und dämonische Besessenheit. Dann wechselt er die Richtung, wühlt in den Spuren im Schnee, schnellt dir neue Schurkereien entgegen und lässt dich nachts in den Hügeln zurück.' The Times 'Die nebulöse Präsenz des Teufels ist so greifbar heraufbeschworen in diesem Roman, dass ich mich manchmal kaum getraut habe aufzusehen, aus Angst er könnte mich vom Stuhl neben mir aus angrinsen.' Literary Review 'Beunruhigend und atmosphärisch, die Schönheit dieses Romans liegt in seiner Trostlosigkeit.' The Lady 'Dieser makellos geschriebene Roman schließt sich wie eine feuchte Hand um Ihre Kehle.' Daily Mail 'Das ist eine Geschichte mit Sog. Das lebendige, sich steigernde Gefühl des Bösen ist eng verwoben mit den Annahmen darüber, wie die dargestellte Art zu leben ist, diese offenbar zeitlose Beziehung zwischen Landbewohnern und Moor.' Guardian  'Er beschreibt auf wunderschöne Weise eine trostlose Landschaft und das Gefühl, dass etwas Teuflisches und Unerkennbares in den Mooren ist, zwischen den Hügeln und auf den Pfaden.' Sunday Express 'Der Nachfolger von Loney verbindet Mythen, Landschaft und Horrorelemente mit unheimlicher Wirkung.' Financial Times 'Hurley ist ein sehr guter Autor, mit Interessen, die ihn leicht abseits des Mainstreams positionieren, ein Abstand, der ihn extrem interessant macht.' John Boyne, Irish Times  

Andrew Michael Hurley, geboren 1975, lebt nach Stationen in Manchester und London in Lancashire, wo er Englische Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet. Sein erster Roman Loney wurde im Januar 2016 mit dem Costa Award für das beste Debüt des Jahres ausgezeichnet.
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Die Endlands


Ich hatte immer gewusst, dass der Tod des Gaffers plötzlich kommen würde, wie wenn eine Glühbirne durchbrennt und das Glas schwärzt. Dennoch war ich, als Dadda eines Abends anrief, um mir die Nachricht zu übermitteln, unwillkürlich schockiert darüber, dass er fort war. Schockiert und gefühlt auf einmal sehr weit entfernt von unserem Hof.

Damals lebte ich in Suffolk, war frisch verheiratet und unterrichtete an einer Jungenschule am Rande der Fens. Es war schwierig, öfter als zwei-, dreimal im Jahr zurück in die Endlands zu fahren, also packte ich meist dann mit an, wenn ein weiterer Helfer gerade am dringendsten benötigt wurde: beim Lammen zu Ostern, oder zur Ernte im Sommer, oder in der Herbstzeit, wenn die Schafe von den Hochmooren heruntergetrieben wurden. Als Dadda ein paar Tage vor den Oktoberferien anrief, waren Kat und ich tatsächlich gerade beim Packen gewesen, um hinaufzufahren und beim Abtrieb zu helfen. Und das würden wir natürlich immer noch tun, nur würde zuerst eine Beerdigung stattfinden.

So unglücklich die Umstände auch waren, freute Kat sich darauf, den Ort zu sehen, an dem ich aufgewachsen war. Da es dem Kindergarten in den Ferien stets an Personal mangelte, hatte sie mich noch nie zuvor in die Endlands begleiten können und die anderen Bauernfamilien, die Dyers und die Beasleys, erst einmal getroffen, am Tag unserer Hochzeit in jenem Juni. Wenn ich es recht bedenke, kannte sie Dadda damals auch noch nicht besonders gut. Nach unserer Verlobung waren wir ein paarmal hoch nach Derbyshire gefahren, um uns mit ihm zu treffen, wenn er gerade dort war, um ein paar Schafe zu verkaufen, aber es hatte sich immer nur um eine schnelle Tasse Tee und ein Sandwich zwischen den Auktionen gehandelt, und er und Kat waren nicht über Small Talk über den Hof oder über ihre Eltern hinausgekommen.

Er hatte sich zwar nicht dazu geäußert, aber er schien sie recht gernzuhaben. Nicht dass ich seinen Segen erbeten oder benötigt hätte. Nun, da ich die Endlands verlassen hatte, war die Wahl meiner Ehefrau für den Hof nicht mehr von Belang. Doch zumindest hatte er sich die Mühe gemacht, sie kennenzulernen.

Der Gaffer war natürlich nie mitgekommen, und Kat bekam ihn zum ersten Mal im Standesamt zu Gesicht. Doch als ich ihr erzählte, dass er gestorben sei, war sie so bestürzt wie jeder im Tal und fragte mich während der gesamten Zugfahrt nach ihm aus, voller Enttäuschung darüber, ihn nun niemals besser kennenlernen zu können.

»Tut mir leid, wenn ich dich bombardiert habe«, sagte sie, als wir bei der letzten Station mit einem dumpfen Geräusch zum Stehen kamen. »Ich bin einfach bloß neugierig.«

»Na ja, mach das nur nicht mit Dadda«, warnte ich sie. »Er wird nicht über ihn reden wollen. Er wird einfach nur ganz normal weitermachen wollen.«

»Ich weiß«, meinte Kat. »Ich habe das schon einmal durchgemacht.«

»Das hier ist etwas anderes«, entgegnete ich.

»Verleugnung ist nichts Ungewöhnliches, John«, beharrte sie, als wir auf den Bahnsteig hinaustraten. »Die kleine Emma Carter hat mindestens sechs Monate lang über ihren Vater gesprochen, als wäre er noch am Leben.«

Etwa ein Jahr zuvor war der Vater eines der Kinder in ihrem Kindergarten gestorben, und Kat hatte alles getan, um der Familie zu helfen, mit dem Verlust zurechtzukommen. Sie hatte sie bei der Organisation der Beerdigung unterstützt und für Mrs Carter Briefe an die Versicherung und die Bank geschrieben, doch vor allem hatte sie sich um die Arbeiten im Haushalt gekümmert, die in Trauerzeiten oft vernachlässigt wurden. Sie sorgte dafür, dass das Haus sauber war und dass alle gut aßen, sie brachte den Müll raus und fütterte die Katzen.

Sie hatte die Carters auf unsere Hochzeit eingeladen, diese waren aber anscheinend noch nicht ganz bereit gewesen für große gesellige Zusammenkünfte und hatten stattdessen eine Karte geschickt. Ein handgemachtes Ding, für dessen Zustellung der Briefträger klopfen musste. Ich war als Strichmännchen mit Zylinder gezeichnet worden, Kat hatte Flügel und einen Heiligenschein.

Im Vorfeld der Hochzeit war Kat jeden Tag mit zwei, drei neuen Kreationen nach Hause gekommen, die die Kinder ihr mitgebracht und deren Pfeifenreiniger und Glitzer und Voile-Streifen sich unterwegs gelöst hatten. Sie zeigten alle mehr oder weniger dasselbe – eine Kirche, Konfetti und eine große gelbe Sonne –, auf einem jedoch sah man ein kleines Mädchen weinen, während Kat und ich Händchen hielten.

»Was ist denn mit ihr los?«, fragte ich.

»Oh Gott, das ist Olivia Brown«, sagte Kat und blickte vom Zwiebelschneiden auf. »Ich musste mich heute Morgen eine halbe Stunde lang bemühen, ihr zu versichern, dass du mich nicht von hier fortbringen wirst.«

Insbesondere Mädchen wurden bei ihr wahnsinnig besitzergreifend, nachdem sie zuerst von ihrem hübschen Aussehen angezogen wurden, dann von ihrer schwesterlichen Zuneigung. Auf Kats Knie setzten sie sich, um zu weinen, in ihren Ärmel schnäuzten sie sich, ihr Haar flochten sie mit ihren marmeladeverklebten Fingern, an ihre Hände klammerten sie sich, wenn es Zeit war, nach Hause zu gehen.

Kinder rückten Kat rasch und intuitiv in den Mittelpunkt ihres Lebens, und auch wenn sie viel älter war als jene, um die Kat sich im Kindergarten kümmerte, hatte Grace Dyer bei unserer Hochzeitsfeier dasselbe getan. Sie war Liz’ und Jeffs einziges Kind, zu jener Zeit tatsächlich das einzige Kind in den Endlands, und hängte sich im Nu an jeden, der ihr auch nur ein winziges bisschen Aufmerksamkeit schenkte. Den ganzen Abend über war sie Kat wie ein Schatten gefolgt. Sie hatten miteinander getanzt, die Luftballons hochgekickt, mit zwei Strohhalmen in einer Limonade dagesessen und einander ins Ohr geschrien, wenn die Musik zu laut war. Und als Kat genug von ihren Schuhen hatte und stattdessen auf verführerische Weise barfuß ging, durfte Grace sie für den Rest des Abends tragen, bis wir zum Hotel in der Nähe des Flughafens aufbrachen. Als sich alle vor dem »King’s Head« auf der Straße versammelten, um uns zu verabschieden, war Grace diejenige, die am längsten winkte, während das Taxi davonfuhr.

»Ich hoffe, sie ist nicht zu enttäuscht«, sagte Kat. »Ich habe versucht, es ihr behutsam klarzumachen.«

»Was denn?«, fragte ich.

»Ich weiß nicht, weshalb«, erwiderte Kat, »aber das arme Ding schien zu glauben, wir würden nun, da wir verheiratet sind, auf den Hof deines Vaters ziehen.«

»Was hast du zu ihr gesagt?«, wollte ich wissen.

»Dass wir sie besuchen kommen, sobald wir können«, meinte Kat. »Was sollte ich denn sonst sagen?«

»Du weißt aber schon, dass sie dich beim Wort nehmen wird.«

»Das macht mir nichts aus«, behauptete Kat. »Sie ist einsam.«

»Wie ich höre, macht sie es sich selbst nicht unbedingt leicht«, gab ich zu bedenken. »Sie ist nicht gut darin, dauerhafte Freundschaften aufzubauen.«

»Wie sie mir erzählt hat, wird sie in der Schule gehänselt«, erwiderte Kat.

»Sie weiß sich anscheinend zu wehren.«

»Sei nicht gemein, John. Dir ist doch dasselbe geschehen«, sagte sie. »Du weißt, wie schrecklich so etwas sein kann.«

Sie blickte aus dem Rückfenster und zupfte mit dem Daumen an den Zacken des Plastikkamms, den Grace ihr gegeben hatte. Es war ein Geschenk, das in den Endlands alle frisch verheirateten Frauen bekamen. Wenn Kat ihr Haar in der Hochzeitsnacht frei von Knoten halten konnte, würde sie noch vor dem Herbstmond schwanger sein.

»Ich dachte, wir wollten noch eine Weile warten?«, bemerkte ich und wies mit dem Kinn auf ihre Hand.

»Ich glaube nicht, dass Grace das zulassen wird«, erwiderte Kat schmunzelnd. »Sie will unbedingt, dass ich ein Baby bekomme.«

»Nur, damit sie etwas zum Spielen hat, wenn wir sie besuchen.«

Kat winkte ein letztes Mal, als das Taxi um eine Kurve fuhr. »Na ja, wieso auch nicht? Sie ist ein Schätzchen«, stellte sie fest. »Ich werde sie vermissen.«

Und das hatte sie.

Sie hatte Grace eine Postkarte aus Spanien geschickt und auf der langen, schweißtreibenden Busfahrt nach Granada entschieden, dass sie ihr bei ihrer nächsten Begegnung das Medaillon schenken würde, das sie an unserem Hochzeitstag getragen hatte – »etwas Altes«, das ihr ihre Mutter überreicht hatte, ehe sie sich im Standesamt auf ihren Platz setzte.

Doch nun brachte sie ein noch viel besseres Geschenk mit in die Endlands, und sie freute sich ganz besonders darauf, Grace die Neuigkeiten mitzuteilen.

Kats Eltern waren natürlich außer sich vor Freude gewesen, vor allem Barbara, aber ich hatte sie gewarnt, nicht zu erwarten, dass Dadda auf dieselbe Weise reagieren würde. Er würde keine Namen vorschlagen oder Pläne schmieden, das Gästezimmer mit Dschungeltieren zu bemalen.

Hier an der Endstation hingen die Wolken niedrig über den Hügeln, die hinter den Geschäften und Häuserreihen aufragten, und ein kalter Wind fuhr durch die Straße. Clitheroe war vom Tal aus die nächste Stadt, und im...


Hurley, Andrew Michael
Andrew Michael Hurley, geboren 1975, lebt nach Stationen in Manchester und London in Lancashire, wo er Englische Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet. Sein erster Roman Loney wurde im Januar 2016 mit dem Costa Award für das beste Debüt des Jahres ausgezeichnet.



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