Humberg Star Trek - Prometheus 2: Der Ursprung allen Zorns
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-86425-894-7
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 450 Seiten
Reihe: Star Trek - Prometheus
ISBN: 978-3-86425-894-7
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die fantastische Trilogie zum Jubiläum!
Erstmals in der 50-jährigen Geschichte der großen Science-Fiction-Kultsaga erscheinen von deutschen Autoren verfasste Romane.
Im Lembatta-Cluster, einer unheimlichen Raumregion am Rand der Föderation, wächst ein gefährliches Übel heran: Fanatische Anhänger der "Harmonie der Sphären", die sich selbst die Reinigende Flamme nennen, rufen zum allumfassenden Krieg gegen die verderbten Reiche des Alpha- und des Beta-Quadranten auf. Der krankhaften Expansionslust der Menschen, Klingonen und anderen Völker muss Einhalt geboten werden - mit allen Mitteln.
Verzweifelt versucht die Mannschaft der U.S.S. Prometheus diese diplomatische und militärische Krise beizulegen. Dabei kämpfen Captain Richard Adams und seine Leute nicht nur mit den feindseligen Renao, sondern auch mit kriegslüsternen Klingonen, allen voran dem ruhmsüchtigen Captain der I.K.S. Bortas, dem einstigen Flaggschiff des verstorbenen Kanzlers Gowron, das der Hohe Rat ausgesandt hat, um das Problem auf die harte Tour zu lösen.
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18. NOVEMBER 2385
XHEHENEM, LEMBATTA-CLUSTER Tief im Lembatta-Cluster lag, von rötlich leuchtenden Raumnebeln umgeben und knapp zwei Lichtjahre von der Hauptwelt Onferin entfernt, Xhehenem – die grüne Vorratskammer des Renao-Reichs. Die vor knapp siebzig Standardjahren besiedelte Koloniewelt zeichnete sich vor allem durch ihre ertragreichen Böden aus. Nirgends sonst im Cluster wuchsen die Yalach-Stauden besser, nirgendwo ließen sich Basuudh-Knollen leichter und erfolgreicher anbauen. Die Agrarwelt Xhehenem war reich an Wasser, Wärme und vielem mehr, was für gelungene Ernten notwendig war. Und die gewaltigen Silos und Scheunen ihrer weit über die Planetenoberfläche verstreuten Siedlungen waren reich an dem, was Xhehenem jenen zu schenken vermochte, die diese Welt nutzten. Xitaal war eine solche Siedlung. Die winzige Gemeinde bestand aus zwei vergleichsweise kleinen Arkologien – jenen für die Renao so typischen, mehrgeschossigen Bauwerken, die in Form und Struktur an die uralten Griklak-Insektenstöcke Onferins erinnerten, in denen sich die frühen Renao eine Zuflucht vor ihrer lebensfeindlichen Umwelt eingerichtet hatten. Xitaals Arkologien erhoben sich in den weiten Ebenen des nördlichen Kontinents von Xhehenem, umgeben von Ackerland, das sich bis zum Horizont zu erstrecken schien. Sonnenlicht spiegelte sich auf ihren gläsernen Fassaden, wann immer es die wärmenden Strahlen durch die von Wolken bedeckte Atmosphäre des Agrarplaneten schafften, und ließ die beiden Arkologien wie Ovale aus Gold wirken, die inmitten der Ebene aufragten. Nur die oberen Etagen waren bewohnt. Die unteren Ebenen blieben der Landwirtschaft vorbehalten. Sie dienten als Speicher für Wasser und Ernte, als Werkstätten für die Ackermaschinen, als Hangars und als Lager. In ihnen herrschte an allen Tagen reges Treiben, denn auf Xhehenem, wo die Entfernung zur nächsten Siedlung selbst per Kranaal, wie die Renao ihre kleinen und wendigen Flugtransporter nannten, stets mindestens eine halbe Tagesreise betrug, war jede Stadtgemeinschaft mehr oder weniger auf sich gestellt. Es gab immer etwas zu tun. Die Landwirtschaft kannte keine Pausen, weil auch das Land keine kannte. Trotzdem hatte Bosdhaar ak Mamuh genau eine solche im Sinn, als er an einem strahlend orangeroten Vormittag aus seinem Stock trat und statt zu den Erntemaschinen zu den Landestellen der Kranaals ging. Sein Begleiter erwartete ihn dort bereits. »Und du hältst das wirklich für eine gute Idee, Bos?«, sagte Kumseeh ak Yafor anstelle einer Begrüßung. Der Freund aus der Nachbararkologie war in Bosdhaars Alter. Die beiden passionierten Landwirte kannten einander schon, wie das in den Heimatsphären oft der Fall war, so lange sie zurückdenken konnten, und hatten viel zusammen erlebt. »Die südlichen Felder warten nicht mehr lange. Wenn wir dort nicht bald hinkommen, können wir die Basuudhs gleich in der Erde lassen. In wenigen Tagen werden sie zu reif sein.« Kumseeh war dem Anlass angemessen gekleidet. Er trug an diesem Morgen dunkle, zeremonielle Gewänder: eine schwarze, knöchellange Kutte mit Ärmeln und aufgenähten Ornamenten aus flammendem Rot. Außerdem hatte er den edelsten Gesichtsschmuck angelegt, den er besaß. Sein pechschwarzes Haar war streng zurückgekämmt, und im Blick seiner leuchtenden Augen lag ein skeptischer Ausdruck. Bosdhaar, der sich ebenfalls herausgeputzt hatte, hob die rechte Hand und vollführte eine kreisende Bewegung vor seiner Brust, wie es unter den Renao Sitte war. »Ich grüße dich ebenfalls, Kum«, sagte er dann. »Und kannst du nicht mal einen Tag lang deine Knollen Knollen sein lassen? Wir haben heute Wichtigeres vor.« »Wichtigeres?« Kumseeh schnaubte ungehalten. Doch als Bosdhaar die Luke seines Kranaals öffnete, stieg er bereitwillig ein. »Nichts ist wichtiger als die Ernte, Bos. Das weißt du so gut wie ich. Und ein dahergelaufener Prediger ist es erst recht nicht.« Bosdhaar setzte sich an die Steuerkonsole und aktivierte die Bordsysteme. »Verwalter ak Daneel sieht das anders. Er hat uns alle nachdrücklich ermuntert, der Zeremonie beizuwohnen. Zum Wohl der Sphären, so hat er es ausgedrückt.« »Pah!« Kumseeh ließ sich auf den Passagiersitz sinken und sah aus dem Fenster der Kabine hinaus zu den Arkologien. »Ginge es dem alten ak Daneel wirklich um unsere Sphäre, wären wir heute alle auf den Feldern und nicht bei … bei … Wie soll die Veranstaltung noch gleich heißen?« » Iads Erweckung«, wiederholte Bosdhaar geduldig, was ihm die seit Tagen andauernden Ankündigungen in den Nachrichtenkanälen eingebläut hatten. Mit der linken Hand fuhr er die Triebwerke hoch, mit der rechten programmierte er den gewünschten Kurs. » Die Harmonie der Sphären und die Macht des Alls.« »Macht des Alls.« Wieder schnaubte der Freund aus der Nachbararkologie. Missmutig verschränkte er die muskulösen Arme vor der Brust. »So ein Unfug. Wozu brauche ich das All? Hilft das All mir dabei, die Stauden zu düngen? Wissen die Sterne mehr über Bewässerung als du? Schon allein der Gedanke ist widernatürlich, Bos!« Vehementes Kopfschütteln folgte. »Und überhaupt: Iad? Was soll das? Aus dem Alter, in dem man mich mit Märchen von Iad begeistern konnte, bin ich längst raus.« Bosdhaar verstand seinen Unmut zumindest teilweise. Zu dieser Zeit des Jahres gab es in Xhehenems Norden Dringenderes zu tun, als einem über die Clusterwelten reisenden, selbst ernannten Missionar zu lauschen. Und Iad war tatsächlich eine Geschichte für Kinder und alte Narren. Aber trotzdem: Die Harmonie der Sphären war ebenfalls wichtig. Und laut Verwalter ak Daneel war sie in Gefahr – so sehr, dass sogar ein reisender Prediger geduldet wurde. Wie die meisten Bewohner Xhehenems verstand auch Bosdhaar nahezu nichts von Politik und Fragen der interstellaren Sicherheit, und wie die meisten Renao scherten sie ihn nicht. Sein Leben war das Land, waren die Äcker und Felder, nicht das All. Für die Sterne gab es in seinem Denken kaum Platz. Sie scherten ihn nicht, denn sie konnte er nicht bewirtschaften. Doch er wusste, dass er besser zuhörte, wenn sein Verwalter besorgt war. Also würde auch Kumseeh gut daran tun, seine wertvollen Knollen für einen Tag zu vernachlässigen. »Wir fliegen«, sagte Bosdhaar fest, und der Kranaal stieg in den Himmel über der Ebene auf. »Und wir hören dem Prediger zu. Weil alle es tun. Danach sehen wir weiter.« »Vor allem sehen wir danach unsere Knollen verfaulen«, brummte Kumseeh, fügte sich aber seinem Schicksal. Die beiden Bewohner Xitaals gehörten zu den Letzten, die die Siedlung an diesem Morgen verließen. Ihr Flugtransporter führte sie nach Südwesten, der Küste entgegen. Das Ziel ihrer Reise lag auf halbem Weg zur nächsten Renao-Siedlung, den für ihren Algenanbau berühmten Arkologien von Kharanto, und etwa mittig zwischen den Weiten der Ebene und den Fluten des Westmeers. Dort, auf halber Strecke zwischen Meer und Land, befand sich auch das Zelt. »Das ist ja riesig«, entfuhr es Kumseeh staunend, als er es nach einem dreistündigen, ereignislosen Flug erstmals erblickte. »Und guck dir erst das Landefeld an.« Seine Überraschung war gerechtfertigt. Das kreisrunde, von Streben aus dickem Staudenholz und Algenseil getragene Zelt des Predigers war in allen Richtungen von Kranaals umzingelt. Überall standen gelandete Transporter, und sogar das ein oder andere Bodenfahrzeug hatte sich in die Versammlung geschlichen. Vermutlich stammten sie aus Kharanto oder von einem der wenigen Aussiedlerhöfe, deren Bewohner fernab der Arkologien ihr ganz eigenes Glück suchten. Und noch immer kamen neue Transporter herangeflogen, neue Zuschauer für den mysteriösen Prediger. Auch in Kharanto galt der Besuch von Iads Erweckung offenkundig als Pflichtprogramm. Bosdhaar gelang es, sein Fluggerät am Rand der provisorischen Landezone zu Boden zu bringen. Als die Triebwerke verstummt und die Flügel zur Ruhe gekommen waren, stiegen die beiden Freunde aus und schlossen sich dem Strom der zum Zelteingang ziehenden Renao an. Hier und da sah Bosdhaar vertraute Gesichter in der Menge, dennoch fühlte er sich fremd. Es kam ihm seltsam vor, sich mehrere Flugstunden von daheim entfernt die Zeit zu vertreiben, während die Arbeit liegen blieb – auch wenn er das Kumseeh gegenüber nie zugegeben hätte. Es widersprach seiner Natur. Auch die Begegnung mit den Einwohnern Kharantos irritierte ihn. Was gingen ihn diese Leute an? Sie gehörten nicht zu seiner Heimat, genauso wenig wie er zu der ihren. Heimat, das war der Ort, an dem man aufgewachsen war. Der, an den man gehörte. Heimat war unmittelbar. Welch eigenartige Opfer wir auf...