E-Book, Deutsch, 224 Seiten
Reihe: Conni & Co
E-Book, Deutsch, 224 Seiten
Reihe: Conni & Co
ISBN: 978-3-646-92919-5
Verlag: Carlsen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
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Ein paar Tage später wird Conni frühmorgens von einem merkwürdigen Geräusch geweckt. Sie liegt in ihrem Bett und zieht sich die Decke über den Kopf. Sie hat gerade so schön geträumt – von einer Palmeninsel im Meer und von Delfinen, mit denen sie um die Wette geschwommen ist –, als sich das seltsame Geräusch in ihren Traum gemischt hat. Es hat sich angehört, als hätte jemand an die Fensterscheibe geklopft. Aber das ist unmöglich. Schließlich liegt ihr Zimmer ziemlich weit oben unter dem Dach. Wer soll also angeklopft haben? »Ruhe!«, knurrt sie. »Ich will weiterträumen!« Es klopft noch einmal. Genervt springt Conni aus dem Bett, reißt die Balkontür weit auf und blinzelt in die Morgensonne. In derselben Sekunde zuckt sie zurück. Genau vor ihrer Nase schwebt ein merkwürdig aussehendes Fluggerät. Es ist schwarz mit einer auffälligen Spinnennetz-Lackierung. Und es hat vier stahlblaue Propeller, die sich schwirrend drehen. Ein bisschen sieht das Ding wie eine Kreuzung aus einer platt gedrückten Riesenhummel und einem Helikopter aus. Es brummt auch so ähnlich. Außerdem scheint es sie direkt anzustarren. Conni starrt zurück. Das ferngesteuerte Spielzeug mit den vier Propellern muss Paul gehören, ihrem ältesten Freund und Nachbarn. Er hat ihr neulich erzählt, dass er sich schon lange so eine Drohne wünscht. Aber warum lässt er das Teil ausgerechnet frühmorgens vor ihrem Fenster kreisen? Kann er nicht woanders damit spielen? Erst beim zweiten Hinschauen bemerkt sie den Bleistift, der mit einer kunstvollen Haltevorrichtung und ziemlich viel Klebeband an der Unterseite befestigt ist. Mit dem hat die Riesenhummel anscheinend gegen die Scheibe geklopft. »Paul!«, schimpft Conni und beugt sich über die Balkonbrüstung. »Was soll das?« Paul steht mit der Fernbedienung unten im Garten und grinst von einem Ohr zum anderen. »Wehe, wenn das kein Notfall ist!«, ruft Conni ihm zu. »Wirst du vielleicht von Zombies angegriffen?« »Ja, kann sein. Guck mal in den Spiegel!« Paul lacht. Conni schnaubt und will die Balkontür wieder schließen, doch Pauls Stimme hält sie zurück. »Hey!«, brüllt er und wedelt mit der Fernbedienung. Der schwarz glänzende Quadrokopter gerät kurz ins Schwanken. »Hast du nicht was vergessen? Deine Oma holt uns gleich ab! Oder willst du vielleicht deinen ersten Tag an der neuen Schule verpennen?« »Hilfe!« Conni stöhnt auf und blickt sich hektisch in ihrem Zimmer um. Ihre Klamotten sind überall verstreut. Sie klaubt sie auf, schnüffelt an einer getragenen Socke, winkt Paul mit der anderen Hand zu und ruft: »Gib mir ein paar Minuten!« Paul wendet die Hummel und nickt. Leise brummend beschreibt das Fluggerät eine Kurve über dem Garten. Conni rauscht aus dem Zimmer. »So ein Mist!«, flucht sie und stolpert ins Bad. »Guten Morgen, Sonnenschein«, begrüßt ihr Vater sie. Er beugt sich über das Waschbecken und rasiert sich. Connis kleiner Bruder Jakob steht neben ihm. Er hält einen Kamm in der Hand und tut so, als würde er sich ebenfalls rasieren. »Morgen«, erwidert Conni knapp. Sie schnappt sich ihre Zahnbürste, drückt einen dicken Strang Zahnpasta darauf und fängt an sich die Zähne zu putzen. »Wasch für ein Mischt! Isch hab voll verschlafen«, nuschelt sie, den Mund voller Schaum. »Wiescho hat misch keiner geweckt?« Ihr Vater hält in der Bewegung inne und guckt sie erstaunt an. »Du hast vorhin zweimal durch die Tür gebrüllt, dass du wach bist!« »Und darauf bischt du reingefallen? Mann, Papa … Wie lange kennen wir unsch jetscht?« Conni verdreht die Augen und spuckt den Schaum in das Waschbecken, in dem ihr Vater gerade seinen Rasierer und Jakob den Kamm schwenken. »Hey!«, protestieren beide gleichzeitig, aber Conni ist schon wieder weg. Ein paar Minuten später hüpft sie die Treppe hinunter. Sie zieht sich ihr rot-weißes Ringelshirt über den Kopf, rutscht auf einem Comic aus, gerät ins Straucheln und landet fast auf einem dicken Teddy. »Hilfe!«, entfährt es ihr. Sie fängt sich wieder und geht durch die Küche ins Esszimmer. Papa ist gerade dabei, den Frühstückstisch zu decken. In der Mitte steht eine große Glaskaraffe mit Karottensaft. Daneben liegen Jakobs Malsachen. Mama versenkt die Pausenbrote für Conni und Jakob in den Schulrucksäcken. Conni setzt sich hin und greift nach ihrem Lieblingsmüsli. Neben der Tageszeitung liegt ein Magazin mit dem Chief-Mann und seinem Werbehund auf der Titelseite. Sie wirft nur einen flüchtigen Blick darauf, bevor sie eine große Portion Müsli in eine Schale schüttet und Milch darübergießt. Als Jakob auftaucht, trägt er ein Plastikschwert vor sich her. Müde hockt er sich auf seinen Platz und gähnt mit geschlossenen Augen. Er sieht noch ziemlich verschlafen aus, stellt Conni grinsend fest. Sie achtet gar nicht darauf, dass ihre Eltern sich etwas zuflüstern. »Jetzt ist die letzte Gelegenheit, um es sich noch anders zu überlegen«, raunt Papa Mama zu. »Soll’s nicht doch lieber ein Fisch sein?« »Nein«, wispert Mama zurück. »Aber lass uns besser bis nach der Schule damit warten. Es ist schon ziemlich spät.« Connis Vater nickt. Als alle am Tisch sitzen, lassen sie die Gabeln und Löffel in der Mitte aneinanderklirren. »Guten Morgen, Klawitters!«, rufen sie im Chor. Dann gibt es endlich Frühstück. Conni schiebt sich einen großen Löffel Müsli zwischen die Zähne und kaut genüsslich. »Und wenn meine neue Lehrerin nun Kinder frisst?«, fragt Jakob besorgt. »Dann darfst du morgen ausnahmsweise dein Schwert mit in die Schule nehmen«, sagt Papa lächelnd. »Hoffentlich ist es dann nicht schon zu spät«, haucht Jakob. Er beißt in ein Marmeladenbrot, während er seinem Spielzeugschwert einen kritischen Blick zuwirft. Conni rührt seufzend in ihrem Müsli. »Wetten, dass ich die Einzige in meiner neuen Klasse bin, die noch kein Handy hat?« »Ich kann deinen Mitschülern gerne etwas über oxidativen Stress und elektromagnetische Felder erzählen«, erwidert ihre Mutter. »Bloß das nicht! Lieber geh ich in Unterwäsche zur Schule. Das ist weniger peinlich als eine Mutter, die Kinderärztin ist und was gegen Handys hat.« Conni schiebt sich einen Löffel Müsli in den Mund und kaut. »Wenn du erwachsen bist und keinen Gehirntumor hast, wirst du dich bei mir bedanken«, entgegnet Mama trocken. »Ich schick dir dann eine Brieftaube, Dr. Mama«, brummt Conni zurück. Draußen vor der Einfahrt knattert ein Motorrad. Das Geräusch des Motors erstirbt. Kurz darauf springt die Haustür auf. Etwas stürmt um die Ecke durch den Flur und die Küche direkt ins Esszimmer. Es hat ein bisschen Ähnlichkeit mit einer schwarz-weiß gefleckten Kanonenkugel. Nur dass diese spezielle Kanonenkugel Schlappohren hat und außerdem einen Schuh von Papa im Maul trägt, ihn auf den Boden fallen lässt und herausfordernd bellt. Conni und Jakob reißen die Augen auf. Mama und Papa zucken zusammen. »Das ist ja –«, krächzt Jakob. »– ein Hund!«, vollendet Conni den Satz. Sie steht auf, um den kleinen Terrier zu streicheln. Er sitzt vor ihr, legt den Kopf schief und wedelt mit dem Stummelschwanz. Dass Oma kurz nach dem Hund ins Haus kommt, bemerkt Conni gar nicht. »Guten Morgen, ihr Lieben«, sagt Oma. »Tut mir leid, er wollte unbedingt mit.« Sie deutet auf den Hund und lächelt. »Dann also doch nicht erst nach der Schule«, seufzt Annette. »Wie hat der denn die Tür aufgekriegt?«, murmelt Papa verblüfft. Oma Marianne zuckt mit den Achseln und gießt sich eine Tasse Kaffee ein. »Ist der süß! Ist der etwa für uns?«, fragt Conni aufgeregt. Der Hund stupst sie mit seiner feuchten Nase an. Es kitzelt ziemlich. Conni kichert. »Ein eigener Hund? Echt jetzt? Für uns?«, ruft Jakob begeistert. Mama nickt lächelnd. »Ja, wenn ihr nichts dagegen habt. Anscheinend wurde er ausgesetzt und ist bei Oma auf dem Hof gelandet.« »Ich hab schon überall herumtelefoniert«, bestätigt Oma. »Ich hab beim Tierheim, dem Ordnungsamt und im Fundbüro angerufen, aber niemand hat sich gemeldet, der einen Hund vermisst. Also –« »Also bleibt er bei uns. Juhu!«, jubelt Jakob. Er springt auf, fällt vor dem Hund auf die Knie und umarmt ihn fest. Der Hund bellt. Jakob niest. Alle lachen. »Ist das toll!«, sagt Conni ehrfürchtig. »Ich glaub, ich hab noch nie in meinem ganzen Leben etwas so lieb gehabt.« »Ich hab dich auch lieb!«, sagt Jakob zu dem Hund. Papa hebt seinen Schuh auf und betrachtet nachdenklich den Hundesabber, der daran klebt. Aber er lächelt dabei. »Ihr habt den Hund also lieber als eure alten Eltern? Na, das wärmt einem doch das Herz!« »Natürlich nicht!« Conni gibt ihm schnell einen Kuss auf die Wange. Jakob niest zur Bestätigung noch einmal. »Ich geh schon mal raus. Kommt ihr gleich?« Oma Marianne stellt die Kaffeetasse ab und geht hinaus. Kurz darauf springt das Motorrad wieder an. Es knattert, brummt und knallt. »Hört sich an wie ein Panzer«, bemerkt Papa. Er zieht die Stirn in krause Falten. »Wo bleibst du denn, Conni?«, ruft Paul von draußen. »Wir müssen los!« »Komme gleich!«, ruft Conni zurück. Sie wirft Mama und Papa einen Blick zu. »Kann ich den Hund mit in die Schule...