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E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Holbein Dies Meer hat keine Ufer

Klassische Sufi-Mystik

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-8438-0051-8
Verlag: marix Verlag ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Seit über tausend Jahren wird jeder offizielle Islam von mystischen Dimensionen durchströmt, verfeinert, vertieft, abgewandelt, auch unterlaufen. Merkwürdige Derwische, Scheiche, Asketen, mystische Dichter, Ekstatiker, Qalandare (Wanderderwische), Theologen, Denker und Ketzer trugen zwischen 800 und 1300 n.Chr. zur Blütezeit des Islam bei. Von sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten wurden Anekdoten, Biographien, Aussprüche, Verse überliefert, hier nach Themengruppen sortiert, und pro Kapitel chronologisch dargeboten. Ausgegraben aus vergriffenen, abgelegenen Quellen, zusammengetragen, großenteils neu übersetzt bis nachgedichtet, vieles erstmals auf deutsch, mit ausführlichem Nachwort, Namensindex, Tabelle persisch-arabischer Fachausdrücke, Literaturverzeichnis.
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Euer Bauch ist ein Hund!
Sufi-Ansprachen, Sufi-Belehrungen, Sufi-Appelle O mein Sohn, der du die äußerliche Wissenschaft lernst und die Geheimwissenschaft verlässt, du wirst dein Leben verlieren, ohne dass du es weißt. Imam Dschaffar Sadek Solange du nicht vor Furcht solchen Schmerz empfindest, als ob du alle Menschen in der Welt umgebracht hättest, bist du nicht würdig, ein Mann zu heißen. Uweis al-Qarani O Menschenkind, das Messer wird gewetzt, der Ofen geheizt und der Widder gemästet! Hasan von Basra O Menschenkind, tritt die Erde mit deinem Fuß; sie ist bald dein Grab! Hasan von Basra Die Seligen sollen während siebenmal hunderttausend Jahren in Verzückung verweilen und durch das Anschauen einer Schönheit, durch die Vereinigung verschlungen werden. Hasan von Basra Ich schwöre euch: Wenn den Heuchlern Schwänze wüchsen, fänden die Gläubigen keinen Platz, auf dem sie gehen könnten. Malik ibn Dinar Ich rufe euch als Zeugen an, dass ich nachtblind bin. Malik ibn Dinar Wer Allah erkennt, ist damit voll beschäftigt. Doch wehe dem, dessen Leben umsonst dahinschwindet. Malik ibn Dinar Lieber mit einem Hund zusammensitzen, als mit einem schlechten Gefährten. Malik ibn Dinar Mit Frommen Steine schleppen, nützt dir mehr, als mit Bösewichten Dattelpudding essen. Malik ibn Dinar O Brüder! Wahrlich, ich sage euch, wäre nicht der Pinkeldrang, so ginge ich nicht aus der Moschee hinaus! Malik ibn Dinar Euer Bauch ist ein Hund. Wirf dem Hund einen Brocken hin, dann gibt er Ruhe. Und macht aus eurem Bauch keinen dschuruban (Sack) für den Teufel, in den er hineintun kann, was er will. Malik ibn Dinar O ihr Menschen! Durch die Augen führt kein Weg zu Allah! Durch die Zunge erreicht ihr Ihn auch nicht. Das Ohr ist nur der peinvolle Weg der Redner, und Hände und Füße sind in Machtlosigkeit versunken. Es bleibt nur ein Mittel, und das ist dein Herz. Strebe danach, dass du dein Herz wach erhältst. Rabi’a Geh aus dem Diesseits hinaus, bevor man dich hinausträgt! Ibrahim ibn Adham Baqiy, sei Schwanz, sei nicht Kopf! Der Schwanz kommt davon, der Kopf kommt um! Ibrahim ibn Adham Gegen Allah darf man sich nicht auflehnen, aber auf andere als Ihn kann man nicht hoffen. Ibrahim ibn Adham Wenn du lange in den Spiegel der Umkehr schaust, zeigt sich dir die Entstellung durch die Hässlichkeit der Sünde. Ibrahim ibn Adham Keiner erreicht den Rang der Männer durch Ritualgebet, Fasten, dschihad (Krieg) und Wallfahrt, sondern nur dadurch, dass er weiß, was er in seinen Schlund steckt. Ibrahim ibn Adham Wenn du Allah nicht anbeten willst, sündige wenigstens nicht gegen Ihn. Bischr al-Hafi Wenn du dein ganzes Leben in Dank verbringst, hast du noch nicht genug dafür gedankt, dass Allah den Menschen Seinen Freund genannt hat. Bischr al-Hafi Im ersten Schritt auf dem Pfad zu Allah wirst du schon alles finden, was du suchst. Falls nicht, beweist das nur, dass du den ersten Schritt noch nicht getan hast. Du n-Nun al-Misri Nimm die Standhaftigkeit zum Kopfkissen, umarme die Armut, handle der Triebseele zuwider, bekämpfe den Trieb und sei mit Allah, wo immer du bist! Du n-Nun al-Misri Ihr habt Schlösser wie der Kaiser, Häuser wie in Khosrau, nicht wie Ali! Eure Gesichter sind pharaonisch, eure Sitten sultanisch, eure Hochzeiten pharaonisch, eure Trauergebräuche gebrisch – mit der Religion Muhammads habt ihr nichts zu tun! Yahya ibn Mu’ad al-Razi Lasst das Planen und Wählen, denn beides trübt den Menschen das freie Leben! Sahl ibn Abdullah al-Tustari Für das Musikhören sind drei Dinge nötig: die Zeit, der Ort und die Brüder. Dschunaid Wenn du siehst, dass ein murid (Schüler) das Musikhören liebt, so wisse, dass in ihm noch ein Rest nichtiger Interessen steckt. Dschunaid Der Mensch hat die Pflicht, seine Atemzüge im Vorüberziehen der Augenblicke zu behüten. Dschunaid Du gelangst nicht zur reinen Freiheit, solange du der Verwirklichung der Gottesknechtschaft noch etwas schuldig bist. Dschunaid Sei eigenschaftslos, dann begreifst du das Eigenschaftslose. Unbekannter Zeitgenosse Dschunaids Opfere dein Ich, und befass dich dann nicht mehr mit den Possen der Sufis! Ruwaym Zählt eure Atemzüge und Augenblicke, und damit genug! Wasiti Solang du hinweist, bist du kein Monotheist, bis Allah sich deines auf Ihn Hinweisens bemächtigt, indem Er dich dir fortnimmt, sodass weder ein Hinweisender zurückbleibt noch ein Hinweis. Halladsch Sprich nicht über Allah, um Ihn zu bestätigen, und neige dich nicht Seiner Verneinung zu. Und hüte dich vor dem Bekenntnis Seiner Einheit! Halladsch Tötet mich, o Freunde! In meiner Hinrichtung werd ich leben! In meinem Tod, da wohnt mein Leben! Ruhmreich will ich erlöschen; Schande wär’s, unrühmlich an diesem Leib zu kleben. Inmitten der Trümmer bin ich den Lebens übersatt – vergießt mein Blut, setzt diese Knochen in Brand! Halladsch Allah packt dich von dir weg und lässt dich los durch Sich und für Sich. Ibn Ata Euer Nu ist vom andern Nu abgeschnitten, mein Nu aber hat keine zwei Enden, und mein Meer hat keine Ufer. Schibli Es liebt dich mein Herz, solang ich lebe. Wenn ich sterbe, liebt dich ein morscher Knochen in der Erde. Schibli Wenn du betteln gehst, dann sieh weder die Leute noch dich selber. Schibli Hol zwei Säcke, mach sie ganz voll mit Erbarmen und bring sie mit! Sie sollen unser Anteil an der Wallfahrt sein, den wir unter den Ansässigen verteilen und den Besuchern als Willkomm reichen. Schibli Das beste Gedenken ist das Vergessen des Gedenkens in der Schau dessen, dessen du gedenkst. Schibli Ihr Leute! Ich gehe bis dahin, wo es kein Dahinter gibt. Und komm zurück und seh’ alles, was ich dort gesehen hab’, in einem einzigen Haar meines kleinen Fingers. Schibli Dies bisschen Zeit, das du hast, geh gut mit ihr um! Man muss sie nämlich von hier mitnehmen. Drüben gibt’s keine Zeit mehr. Schibli Halte dich an das Alleinsein, lösche deinen Namen unter den Leuten aus und kehre dich mit dem Gesicht zur Wand, bis du stirbst. Schibli Der Unterschied zwischen mir und euch ist nur einer, nämlich dass ihr zu mir sprecht und ich zu Ihm spreche; dass ihr von mir hört und ich von Ihm höre; dass ihr mich seht und ich Ihn sehe. Ansonsten aber bin ich ein Mensch wie ihr. Abu l-Abbas-i Qassab von Amul Sobald das halqiyat (Kreatursein) sich von dir trennt, lebst du mit Allah. Kharaqani Ihr hängt ja nur an den Freundlichkeiten Allahs, statt an Allah. Predigt von Muhammad- Qassab-i Amuli an die Leute von Hare Wer einen Weg zu Allah sucht, muss ihn über die Derwische nehmen, denn sie sind die Tür zu Allah. Abu Sa’id Durchlebe jeden der dreißigtausend Atemzüge einer Nacht im Bewusstsein, Allah zu gehören! Abu Sa’id Solange ein Stäubchen Bejahung noch in dir steckt, bleibt ein Hindernis. Bejahung gehört zum Herrn, Verneinung zum Knecht. Abu Sa’id Mein Bruder, sei immer wie eine Vertiefung vor dem Besen, nicht wie ein Berg hinter dem Besen! Abu Sa’id Was du im Kopf hast, lass fahren; was du in der Hand hast, wirf fort; was dir entgegenkommt, dem weiche nicht aus. Abu Sa’id Dein Ich ist dein Gefängnis. Verlässt du es, so kommst du in den ewigen Frieden. Abu Sa’id »Zwei« sagen ist unglaublich. Davor muss man sich hüten. Das ist dein Ich, das auf dich einredet und dich unter die Geschöpfe wirft. Abu Sa’id Alles ist Allah, und du bist nichts. Du sagst zwar schon jetzt: ich bin niemand. Aber wenn Allah eine Haarspitze vorstehen lässt, beginnst du zu schreien. Abu Sa’id Brüder, eine Gottesnot ist ausgebrochen! Früher gab’s Brotnot und Wassernot. Jetzt haben wir Gottesnot. Schaut mich an! Mit mir ist unsere Sache zu Ende! Nichts ist mehr da, und was noch da ist, ist auch schon dahingegangen. Abu Sa’id Solange du nicht deinem Ich absagst, glaubst du nicht an Allah. Der Gegengott eines jeden ist sein Ich, jenes Ich, das dich von Allah fernhält und dir zuraunt: Der und der hat dir Hässliches getan, und der und der hat dir Gutes getan. Alles das ist Vielgötterei. Abu Sa’id Das alles ist nur dein Ich. Tötest du es, dann gut. Sonst tötet es dich. Abu Sa’id Wenn diese Blätter und Grashalme behaupten würden, Abu Sa’id zu sein, glaub das ja nicht, wende dich ja nicht mir oder irgendeinem Abu Sa’id zu, sondern fasse ausschließlich Allah ins Auge! Abu Sa’id Dein Selbstbewusstsein und deine Ichheit sind Schleier. Wenn du die weghebst, bist du bei Allah angelangt. Abu Sa’id Wenn du mich siehst, siehst du Ihn, und wenn du Ihn siehst, siehst du mich. Abu Sa’id Hier geht es nicht darum, große Strecken zurückzulegen und Reisestrapazen zu erdulden. Entferne dich einen Schritt von dir selbst und du bist am Ziel. Abu Ali ad-Daqqaq Meine Verrücktheit kommt von der...


Ulrich Holbein, geb. 1953 in Erfurt, wohnt in Hessen, als Autor von 900 Publikationen in FAZ, FR, SZ, ZEIT, WDR, SWF u.v.a. und 24 Büchern, darunter ein Lexikon heiliger Narren, mit vielen Querbezügen zu persisch-arabischen Mystikern.


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