Hohlbein | Hohlbein Classics - Horror-Museum | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 12, 64 Seiten

Reihe: Hohlbein Classics

Hohlbein Hohlbein Classics - Horror-Museum

Ein Gespenster-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 12, 64 Seiten

Reihe: Hohlbein Classics

ISBN: 978-3-7325-1424-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe 'Hohlbein Classics' versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.
Die Story: Die kleine Flotte der flachen, robusten Drachenboote befand sich nur noch wenige Meilen vor der Küste, als es geschah: Meuterei! Verrat! Stunden bevor der Wikinger Hellmark den neuen Kontinent - später sollte er von Kolumbus Amerika getauft werden - betreten konnte, wurde er von seinen eigenen Kriegern umgebracht. Doch im Augenblick seines Todes rief er Odin, den Gott der Asen an, und er verfluchte seine Opfer. Doch die Zeit brachte Vergessen. Der Fluch erfüllte sich nicht. Bis - ja, bis die Archäologen des 20. Jahrhunderts einen großen Fund machten: Die Drachenboote und ... Hellmark. Und tausend Jahre nach der schändlichen Tat erwachte der Schrecken neu, und die Heerschar der Nordmänner verließ die feuchten Gräber ... 'Das Horror-Museum' erschien erstmals am 20.03.1984 unter dem Pseudonym Ryder Delgado als Teil der 'Damona-King'-Serie in der Reihe 'Gespenster-Krimi'.
Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.
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Horror-Museum
Ein Gespenster-Krimi von Ryder Delgado Feuchtigkeit lag wie grauer Nebel über dem Meer. Der Sturm war weitergezogen, nachdem er die Schiffe fast eine ganze Nacht und einen Gutteil des Tages attackiert und hin und her geworfen hatte. Trotzdem wurde es nicht richtig hell. Die Regenwolken waren gewichen, aber die Sonne hielt sich hinter einem flackernden grauen Schleier verborgen, und ihr Licht reichte kaum aus, weiter als einen Steinwurf zu sehen. Selbst die letzten Schiffe der kleinen Flotte waren zu grauen Schatten geworden, die sich lautlos wie Geister über das Meer bewegten, und es schien Ewigkeiten her, dass sie zum letzten Mal Land gesehen hatten. Es war ein Tag der bösen Götter und Dämonen, nicht der Menschen, und das unbestimmte Gefühl von Furcht, das sich schon während der Nacht in Hellmarks Seele eingenistet hatte, war stärker geworden. Es war nicht die Furcht vor dem Sturm; der rothaarige Hüne war praktisch auf dem Meer geboren und hatte mehr Zeit auf den Planken eines Schiffes als auf festem Boden zugebracht, und er wusste, dass die zerbrechlich aussehenden Drachenboote eine ganze Menge mehr vertrugen als diesen Sturm. Nein – es war nicht der Orkan. Auch nicht das Gefühl, sich den Gestaden eines vollkommen neuen, unbekannten Landes zu nähern. Eine Zeit lang hatte er versucht, sich das einzureden, aber er war doch zu sehr Realist, sich auf lange Sicht selbst täuschen oder gar belügen zu können. Die Furcht, die sich wie der Atem eines dunklen Gottes in seine Seele gekrallt hatte und ihn nicht mehr zur Ruhe kommen ließ, hatte andere Ursachen. Es war eine Furcht, wie er sie noch nie zuvor kennengelernt hatte, quälend und bohrend und von einer Art, gegen die er sich nicht wehren konnte. Der Blick seiner großen hellblauen Augen bohrte sich in die grauen Nebelschleier, die die Flotte der Drachenboote wie eine substanzlose Mauer in allen Richtungen umgab. Irgendwo vor ihnen, nicht mehr viel weiter als eine halbe Tagesreise entfernt – wenn der Sturm sie nicht weiter vom Kurs abgetrieben hatte, als er glaubte – lag die Küste. Er hatte sie gesehen, kurz bevor sich der Himmel verdunkelte und ein zorniger Gott eisige Regenschleier und die Hammerschläge des Windes auf sie herabsausen ließ: eine dünne, schnurgerade Linie, über der es grün schimmerte. Das Meer an ihrem Fuß hatte weiß geschäumt, was auf Riffe hinwies, sodass sie an dieser Stelle wahrscheinlich nicht an Land gehen konnten, ohne sich die Rümpfe der Boote zu zerschlitzen. Aber sie waren fast drei Monde unterwegs gewesen, und da spielte es kaum mehr eine Rolle, ob sie ein paar Tage mehr oder weniger vor der Küste dieses neuen Landes kreuzen mussten, um einen geeigneten Ankerplatz zu finden. Eigentlich hätte Hellmark allen Grund gehabt, zu triumphieren. Der breitschultrige Wikinger war alles andere als ein Abenteurer, der sich und seine Schiffe leichtfertig in Gefahr brachte, aber diese Reise war gefährlich gewesen – vielleicht gefährlicher als alles, was ein Mann seines Volkes jemals vollbracht hatte. Aber es hatte sich gelohnt. Der Winter hatte vor der Tür gestanden, als sie aufgebrochen waren, um einem Ziel entgegen zu segeln, von dem sie nicht einmal wussten, ob es existierte, und die heimatlichen Fjorde und Häfen würden jetzt längst zugefroren und unpassierbar sein, selbst für die flachrumpfigen Drachenboote. Nicht einmal die wagemutigsten Kapitäne würden es jetzt noch wagen, aufzubrechen, sondern auf den Beginn des Frühjahres warten müssen. Und selbst wenn ihnen jemand folgte – wenn er ankam und nicht in der unendlichen Einöde aus Leere und Wasser, die Hellmarks Flotte überwunden hatte, verscholl oder von irgendeinem Sturm oder einer der anderen unzähligen Gefahren, die auf dem offenen Meer lauern konnten vernichtet wurde – würde der die neue Welt bereits fest in seinen, Hellmarks Händen, finden. Der Wikinger lächelte. Bald, in wenigen Tagen schon, würde er als Erster seinen Fuß auf den Boden dieses neuen Landes setzen. Seines Landes. Die Hand des Wikingers legte sich in einer unbewussten, kraftvollen Geste um den Griff seines Schwertes. Er hatte eine gute Mannschaft – jeder Einzelne der hundertzwanzig Männer, die auf den fünf drachenköpfigen Booten segelten, war ein hervorragender Krieger, ein Mann ohne Furcht und Schwächen, den er persönlich ausgesucht hatte. Sollte diese neue Welt bewohnt sein, so würde er ihren Einwohnern rasch zeigen, wer ihr neuer Herr war. Hellmark hatte Erfahrung in solchen Dingen, und auch der Gedanke, dass ein Heer von hundertzwanzig Mann lächerlich klein war, um einen ganzen Kontinent zu erobern, schreckte ihn nicht. Er hatte schon oft bewiesen, dass es nicht auf die Anzahl der Krieger, sondern auf ihren Mut und die Intelligenz des Mannes an ihrer Spitze ankam. Und trotzdem wollte sich das Hochgefühl, das er eigentlich jetzt empfinden sollte, nicht einstellen. Es war etwas in diesem Nebel, darin oder drüben, an der jetzt unsichtbaren Küste, das ihn beunruhigte und warnte. Die Götter dieses Landes? Hellmark überlegte einen Moment und tat den Gedanken dann mit einem Achselzucken ab. Auch darin hatte er Erfahrung, und es wäre nicht das erste Mal, dass er bewies, dass es keine stärkeren Götter als Thor und Odin gab. Einer seiner Unterführer trat neben ihn und räusperte sich respektvoll, um seine Aufmerksamkeit zu erwecken. Hellmark drehte sich von der Reling weg. Er rückte mit einer schon halb unbewussten Bewegung den gewaltigen Hörnerhelm, der seiner imposanten Erscheinung gewissermaßen den letzten Schliff gab und ihn noch ein gutes Stück größer erscheinen ließ, als er ohnehin war, zurecht und sah den Mann fragend an. Er hatte während der gesamten Reise streng auf Disziplin geachtet, sowohl auf seinem als auch auf den anderen Schiffen der Flotte. Vielleicht war es das, was ihn von den meisten anderen Wikingern unterschied. Aber vielleicht machte ihn das auch so erfolgreich – wenn auch nicht unbedingt beliebt. »Nun?«, fragte er. Eine kaum hörbare Spur von Ungeduld schwang in seiner Stimme mit, und der Mann zuckte sichtlich zusammen. »Wir haben das Lot ausgeworfen, Herr«, sagte der Mann unsicher. »Die Wassertiefe nimmt bedrohlich ab.« Hellmark schwieg einen Moment. Seiner Schätzung nach hätten sie noch weit – sehr weit – von der Küste entfernt sein müssen. »Vielleicht eine Sandbank«, murmelte er, mehr zu sich als zu dem anderen, aber der Mann nickte und sagte: »Es wäre besser, wenn wir Anker werfen und warten, bis sich die Sicht geklärt hat.« Hellmark wollte auffahren. Der Gedanke, so kurz vor dem Ziel noch einmal anzuhalten, nur wegen einer Sandbank oder einer lächerlichen Untiefe, versetzte ihn in Zorn. Aber der Gedanke, nach einer so langen Reise wie der ihren vielleicht auf Grund zu laufen und wenige Seemeilen vor dem Ziel jämmerlich zu ersaufen, nur um ein paar Stunden zu sparen, erschien ihm noch lächerlicher, und so nickte er. »Gib Befehl dazu«, sagte er. »Und dann ruf die Hauptleute zu mir – auch die von den anderen Schiffen. Wir nähern uns unserem Ziel, und es gibt eine Menge zu bereden.« Der Mann nickte und entfernte sich rasch, froh, aus seiner Nähe verschwinden zu können. Überhaupt, das war Hellmark während der letzten Wochen der Reise immer stärker aufgefallen, schienen ihn die Männer zu meiden, wo sie konnten – aber auf einem so kleinen Schiff wie dem Drachenboot konnten sie nicht sehr weit. Trotzdem war eine Grenze zwischen ihnen, eine unsichtbare Mauer, die er sich nicht erklären konnte. Aber vielleicht war es auch ganz gut so. Es war nicht unbedingt ratsam für einen Führer, sich zu sehr mit seinen Männern zu verbrüdern. Er wandte sich wieder um, stützte sich schwer mit den Unterarmen auf der hölzernen Reling ab und blickte in den Nebel hinaus. Wenn er nur lange genug hinsah und seinen Gedanken erlaubte, sich in den monotonen Rhythmus der Wellen zwängen zu lassen, die gegen den Rumpf klatschten, dann begann der Nebel zu leben, und er sah Figuren und Gesichter und Gestalten. War es wirklich nur Einbildung? Hellmark wusste, dass die Einöde des Meeres auf Dauer auch den stärksten Geist zermürben konnte, und er wäre nicht der Erste gewesen, der plötzlich anfing, Dinge zu sehen, die nicht da waren. Aber waren sie wirklich nicht da? Das da drüben – sah diese Nebelwolke nicht aus wie ein gewaltiger Krieger mit Hörnerhelm und Schwert, und die daneben nicht wie Thor selbst, der seinen Hammer schleudert? Hellmark lächelte, aber es wirkte nicht echt. Mit einer übertrieben heftigen Bewegung stieß er sich von der Reling ab und ging zum Heck des Schiffes, wo sich sein rotweiß gestreiftes Zelt erhob. Es war eine jämmerliche Unterkunft für einen Heerführer wie ihn, und doch schon ein unglaublicher Luxus gegen den freien Himmel und die Wolken, die seine Männer während der letzten zwölf Wochen als Decken und Kissen gehabt hatten. Ächzend ließ er sich auf seinem Lager nieder, griff nach dem Schlauch mit Wein, der immer griffbereit neben ihm hing, und trank einen Schluck. Er fror plötzlich. Der Wein war schal und das Obst in dem Korb neben ihm angefault, wie fast alle Lebensmittel an Bord, und die Kissen, auf denen er saß, waren feucht. Eine Feuchtigkeit, die während der letzten drei Monate beharrlich in jede Pore des Schiffes gekrochen war und alles durchdrang. Mehr als Hunger und Durst hatte Hellmark diese klamme, kalte Nässe zu schaffen gemacht. Und nicht nur ihm. Das Schiff erbebte fast unmerklich, als der Anker geworfen wurde und schon dicht unter der Wasseroberfläche Grund fand. Während die Männer rings um ihn herum darangingen, die Segel, die sie gerade erst gesetzt...


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