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E-Book

E-Book, Deutsch, 420 Seiten

Hoffmann Die Katharer Schriften

E-Book, Deutsch, 420 Seiten

ISBN: 978-3-95602-023-0
Verlag: CONTE-VERLAG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Berlin des Jahres 1928 arbeitete der Archäologe Dr. Julius Weymann an der Übersetzung und Restauration einiger alter Schriftrollen. Kurz darauf kommt er durch einen Fenstersturz ums Leben. Adalbert von Grolitz, ein Freund Weymanns, misstraut der schnell veröffentlichten Selbstmordtheorie. Bei seinen Recherchen stößt er auf eine Verbindung zu den Prieuré de Sion, einem alten Geheimbund, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die Dokumente des von der katholischen Kirche vernichteten Katharer-Ordens zu schützen und zu bewahren. Die Schriftrollen sind seit Weymanns Tod verschwunden. Von Grolitz taucht in ein weitreichendes Netz aus Intrigen, politischen Machtspielen und Geheimorganisationen ein. Allen Schwierigkeiten trotzend müssen er und seine Mitstreiter die Schriften ausfindig machen: Es besteht große Gefahr für die Glaubensfundamente der Kirche und somit für die gesamte gesellschaftliche und politische Ordnung am Vorabend des Zweiten Weltkriegs.

Der Autor erzählt eine ungewöhnliche Geschichte in der sich Abenteuer und historischer Mystizismus mischen. Er lässt seinen Ermittler tief in die Welt der Geheimbünde eintauchen und deckt faszinierenden Aspekte der frühen Christenheit auf. Ein spannender Roman, der seine Leser in die Vergangenheit entführt und die Zeit vergessen lässt.
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9 Adalbert war dem beschriebenen Weg gefolgt und hatte das Büro von Kommissar Speller auch auf Anhieb gefunden. Bevor er jedoch eintrat, zwang er sich seinen aufkommenden Unwillen zu beherrschen, damit er nicht Gefahr lief auch hier wieder unverrichteter Dinge abziehen zu müssen. Er holte einmal tief Luft, klopfte und wartete. Es folgte keine Reaktion auf sein Klopfen. Adalbert unterdrückte einen Fluch und vergewisserte sich nochmals, dass er auch vor der richtigen Tür stand. Das tat er, und so klopfte er erneut. Diesmal wesentlich lauter und ungeduldiger. Als wiederum keine Reaktion erfolgte, drehte er sich um und wollte gerade mit all seiner aufgestauten Wut zu Zehdel zurück, als er hinter sich eine Stimme hörte. »Sie wollen zu mir?« Er drehte sich um und sah sich einem großen, athletisch wirkenden Mann in mittleren Jahren gegenüber, der ihn eher unfreundlich musterte. »Falls Sie Kommissar Speller sind, will ich in der Tat zu Ihnen«, entgegnete Adalbert aggressiver als beabsichtigt. Speller nickte lediglich zur Bestätigung und öffnete die Tür zu seinem Büro. Adalbert folgte ihm hinein und nahm vor dem Schreibtisch Platz. Speller dagegen machte sich an einem Schrank rechts neben der Tür zu schaffen, entnahm ihm einige Aktenordner und knallte diese auf den Schreibtisch, während er sich setzte. Auch jetzt fand er noch kein Wort der Entschuldigung für seine Abwesenheit, sondern schien eher darauf bedacht zu sein Adalbert einzuschüchtern. Überhaupt schien er sich alle Mühe zu geben, jedes Gefühl der Hilfsbereitschaft im Keim zu ersticken. Und wenn Adalbert bedachte, wie unvermittelt Speller vorhin hinter ihm aufgetaucht war, dann drängte sich ihm unwillkürlich der Verdacht auf, dass er in der Nähe gewartet und sein Kommen sehr wohl bemerkt hatte. Da dieser Verdacht jedoch keinen rechten Sinn erkennen ließ, verwarf er ihn wieder. »Weymann, ja?«, knurrte Speller nun, weiterhin in seinen Akten wühlend. »Bitte?« »Weymann. Der Fall Dr. Julius Weymann. Deswegen sind Sie doch hier, wenn ich recht informiert bin.« »Allerdings. Ich habe in diesem Zusammenhang eine Aussage zu machen.« »Ich weiß. Sie äußerten gegenüber meinem Kollegen einen Mordverdacht. Aber ich kann Ihnen schon jetzt versichern, dass der Selbstmord des Dr. Weymann …« »Es war kein Selbstmord«, unterbrach Adalbert ihn mit äußerster Schärfe, jedoch ohne dabei die Stimme zu heben. »Die Umstände seines Todes weisen einige Merkwürdigkeiten auf, die gerade Ihnen nicht entgangen sein dürften.« »Merkwürdigkeiten, ja? Nun, was auch immer man über die Hinweise von Freizeitdetektiven denken mag, eine Tatsache bleibt nun mal bestehen, Herr Grolitz, ein Selbstmord bleibt …« »Von Grolitz«, wies Adalbert ihn zurecht. »Wie bitte?« »Mein Name ist von Grolitz. Und ich verbitte es mir als Freizeitdetektiv verspottet zu werden.« »Ich hatte durchaus nicht die Absicht, Sie zu verspotten, Herr von Grolitz«, lenkte er ein, wobei er das von ganz besonders betonte. „Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass ein Selbstmord immer ein Selbstmord bleibt, ganz gleich welche Umstände dazu geführt haben. Und, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, es ist nun mal so, dass ein Mann sich Feinde schafft, wenn er seine Stellung in der Öffentlichkeit dazu benutzt, um seine linken politischen Ideale unters Volk zu bringen. Wenn die Nichtakzeptanz seiner Vorstellungen und die spürbare Opposition der Bevölkerung ihn so sehr verzweifeln lassen, dass er schließlich Selbstmord begeht, dann können Sie nicht einfach die gesamte Öffentlichkeit des Mordes anklagen.“ Adalbert glaubte nicht recht zu hören. Er war auf einiges gefasst gewesen, aber eine derartig absurde Erklärung der Todesumstände erschien ihm als geradezu unfassbare Frechheit. Und es schockierte ihn regelrecht, dass man Unstimmigkeiten im Tathergang einfach ignoriert hatte, nur um nicht zuletzt mit Tätern konfrontiert zu werden, mit denen man insgeheim sympathisierte. »Ich glaube nicht, dass man ihn in den Tod getrieben hat«, wandte Adalbert also mühsam beherrscht ein. »Ich glaube vielmehr, dass er auf sehr konkrete und handgreifliche Weise ermordet wurde. Und ich kann Ihnen versichern, dass der Grund dafür garantiert nicht politischer Natur war.« Speller sah ihn nun zum ersten Mal direkt an. »So, Sie meinen also, die Tat hatte keinen politischen Hintergrund?« Das sollte abweisend klingen, aber Adalbert war trotzdem nicht entgangen, dass nun auf einmal echtes Interesse bei Speller durchklang. »Allerdings«, entgegnete er. »Mir ist bekannt, dass Dr. Weymann zuletzt mit einer Arbeit beschäftigt war, die man ruhigen Gewissens als brisant bezeichnen kann. So brisant jedenfalls, dass schon vorher alles versucht wurde, um eine Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Arbeit zu verhindern. Ich denke also, dass man im Hinblick auf einen möglichen Täterkreis auch in dieser Richtung …« »Moment!«, unterbrach Speller ihn, leicht verärgert in seiner Akte blätternd. »Hier ist als Beruf des Dr. Weymann Archäologe eingetragen.« »Das ist korrekt«, bestätigte Adalbert. »Aber Sie sagten doch gerade, dass die Ergebnisse seiner Arbeit möglicherweise zu seiner Ermordung führten.« Adalbert registrierte, dass nun sogar Speller wie selbstverständlich von Ermordung sprach. »Auch das ist korrekt«, erwiderte er. »Ich sehe einen unmittelbaren Zusammenhang mit seiner Arbeit.« Speller sah ihn ebenso erstaunt wie verärgert an. »Sie wollen mir allen Ernstes weismachen, dass archäologische Erkenntnisse aus grauer Vorzeit brisant genug sind, um einen Menschen zu ermorden?« »Ja, in der Tat. Und wenn Sie gestatten, werde ich erklären …« »Herzlichen Glückwunsch, Herr von Grolitz!«, unterbrach Speller ihn mit vor Spott triefender Stimme. »Eine so abenteuerliche Kombinationsgabe besitzen nicht mal meine allerbesten Mitarbeiter.« Adalbert beherrschte sich mit äußerster Mühe. »Ich gebe ja zu, dass alles etwas seltsam klingt …« »Wie nett von Ihnen!« »Herr Gott noch mal!«, explodierte Adalbert nun doch. »Es ist mir völlig egal, was Sie denken, aber Sie werden jetzt die Güte haben mir zuzuhören! Schließlich habe ich eine Aussage zu machen, die zur Aufklärung eines Mordes beitragen kann!« »Mäßigen Sie sich!«, verlangte Speller augenblicklich und mit größtem Nachdruck. »In meinem Büro dulde ich ein solches Verhalten nicht.« Adalbert war kurz davor, diesen arroganten Idioten einfach stehen zu lassen und auf der Stelle zu gehen. Lediglich die Erkenntnis, dass Speller vermutlich genau dies herbeizuführen versuchte, hielt ihn davon ab. »Schon gut. Aber ich verlange ja nur in korrekter Weise meine Aussage vorbringen zu können«, lenkte er also widerstrebend ein. Einen Moment schien es, als wolle Speller erneut lospoltern, aber dann besann er sich eines Besseren. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah Adalbert abschätzend an. »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich bin zwar nicht dazu verpflichtet und ich sehe nicht einmal viel Sinn darin, aber meinetwegen. Erzählen Sie ihre Geschichte.« Adalbert holte tief Luft, rekapitulierte kurz die Ereignisse und begann schließlich zu erzählen. Erzählte von der Stahlkassette aus dem italienischen Kloster, von den Papyrus-Rollen im Inneren, von den verwirrenden Umständen des Transportes, vom Beginn der Restaurierungs- und Übersetzungsarbeiten, von der Morddrohung gegen Julius bis hin zum wahrscheinlichen Inhalt des Textes. Spellers spöttischer Gesichtsausdruck wich zusehends einer nachdenklichen Miene, während Adalbert sprach. Umso unverständlicher allerdings war seine Reaktion, nachdem alles gesagt war, was es zu sagen gab. »Das klingt ja alles ganz interessant, aber ich kann Ihnen schon jetzt versichern, dass bloße Vermutungen nicht ausreichen, um Ermittlungen in größerem Ausmaß einzuleiten.« Adalbert spürte, wie sein alter Ärger zurückkehrte. Er hatte eine andere Antwort erwartet, denn Speller hatte zuletzt angefangen sich Notizen zu machen, und auch sonst den Eindruck aufkommenden Interesses erweckt. Seine Weigerung Aspekte anzuerkennen, die er bisher noch nicht einmal erwogen hatte, konnte nur noch mit verletztem Ehrgefühl erklärt werden. Dem aber war praktisch nicht beizukommen, das wusste Adalbert sehr wohl. »Ich verlange ja auch nicht, dass Sie ausschließlich in diese Richtung ermitteln«, erwiderte er also in der Hoffnung so einen Kompromiss zu finden. »Ich rege lediglich an, auch diesen Aspekt der Tatumstände ernsthaft zu berücksichtigen.« »Wir berücksichtigen grundsätzlich jeden Tataspekt mit der nötigen Ernsthaftigkeit, mein lieber Herr von Grolitz.« »Das bezweifle ich auch gar nicht. Wenn ich in dieser Hinsicht Zweifel gehabt hätte, wäre ich gar nicht erst hergekommen. Ich meine jedoch, dass es ratsam wäre …« »Ich weiß sehr genau, was Sie meinen!«, unterbrach Speller ihn mit Bestimmtheit. »Und ich werde Ihre … Geschichte im Zuge meiner Ermittlungen berücksichtigen. Aber wie und in welchem Umfang das geschieht, das werden Sie schon mir überlassen müssen.« Adalbert war sich bewusst, dass er in der augenblicklichen Situation...


Bernd Hoffmann, geboren 1962 in Horn/Bad Meinberg, legt hier seinen zweiten Roman vor. 2003 erschien sein Krimi "Das Gemälde". Bernd Hoffmann arbeitet für die evangelische Kirche.


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