Höink / Heidrich | Gewalt – Bedrohung – Krieg: Georg Friedrich Händels Judas Maccabaeus | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 242 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm

Höink / Heidrich Gewalt – Bedrohung – Krieg: Georg Friedrich Händels Judas Maccabaeus

Interdisziplinäre Studien

E-Book, Deutsch, 242 Seiten, Format (B × H): 158 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-86234-102-3
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Georg Friedrich Händels 'Judas Maccabaeus' ist einer der bedeutendsten Beiträge zum englischen Oratorium des 18. Jahrhunderts. Zurückgreifend auf den in England seit dem 16. Jahrhundert verwendeten Identifikationstopos der Briten mit dem biblischen Volk Israel komponierte Händel eine Reihe biblischer Oratorien als Reflex auf seine politische Gegenwart. Der durch die Verbindung zum Duke of Cumberland, den Jakobitenaufstand oder das Ringen der Briten um kulturelle Identität politisch aufgeladene 'Judas Maccabaeus' ist somit ein treffliches Beispiel für die Verschränkung von Religion und Politik im Oratorium.
Aus verschiedenen fachlichen Perspektiven (Musikwissenschaft, Theologie, Geschichte und Anglistik) beleuchten die Autoren das Werk von den Textgrundlagen und seiner Entstehung bis hin zur Rezeption im 20. Jahrhundert. In detaillierten Spezialstudien wird der literarischen und musikalischen Verarbeitung des zugrunde liegenden gewalttätig-kriegerischen Sujets samt den theologischen und politischen Implikationen sowie seiner Rezeption nachgegangen.
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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;7
2;Vorwort der Herausgeber;9
3;Vom frommen Rebellen zum gottgefälligen Heerführer. Judas und der Makkabäeraufstand in der Bibel und bei Händel;11
4;Judas Maccabaeus – ein Held in der Krise. Zur gesellschaftspolitischen (In-)Stabilität Großbritanniens im 18. Jahrhundert;31
5;»A Valiant Jewish Commander«: Morells Libretto des Judas Maccabaeus im Kontext der englischen Literatur;57
6;Ideenwelt und Herrscherbild: Zu Gattungstypologie und -kontext des Judas Maccabaeus;87
7;»Wer interessirt sich für den Heldenmuth eines Juden, der vor 4000 Jahren gekämpft hat?« – Zur Pflege und publizistischen Rezeption des Judas Maccabaeus im deutschsprachigen Raum von 1800 bis 1900;103
8;»… per farne conoscere il merito«. Händels Judas Maccabaeus in der Santini-Sammlung (Münster);127
9;»Ein musikalisches Gedicht« und »Heldenlied« – Die deutschen Übersetzungen und Bearbeitungen des Librettos, 1772 – 1939;151
10;»Großdeutsches Dankgebet« und »völkerumfassendes Oratorium«: Händels Judas Maccabaeus in Deutschland zwischen 1933 und 1945;203
11;Libretto;217
12;Bibliographie (Auswahl);229
13;Abbildungen;231
14;Autoren;239
15;Personenregister;241


"»Ein musikalisches Gedicht« und »Heldenlied« – Die deutschen ?bersetzungen und Bearbeitungen des Librettos, 1772 –1939 (S. 149-150)

Sarah Grossert und Rebekka Sandmeier

I. Einführung

Nach dem erstenWeltkrieg wurde Judas Maccabaeus Gegenstand der politischen Vereinnahmung durch verschiedenste weltanschauliche Bewegungen,1 diente aber stets der Glorifizierung der jeweiligen eigenen Idee. Es entstanden zahlreiche – teils von Kulturministerien in Auftrag gegebene – Bearbeitungen, deren Eingriffe in eine der Händel’schen Fassungen von leichten Textänderungen, wie dem Verzicht auf bestimmte Namen und Orte, über Änderungen einzelner musikalischer Aspekte, etwa der Besetzung oder der ›Romantisierung‹ der Artikulation, bis hin zum Austausch des gesamten Sujets, verbunden mit einer vollständigen Neudichtung des Textes, reichen. Die bekannteste (und die wohl am häufigsten aufgeführte) Bearbeitung von Händels Judas Maccabaeus im Kontext politischer Vereinnahmung nach 1900 ist die Bearbeitung Hermann Stephanis Der Feldherr aus dem Jahr 1939.

Schon die Entstehung des Judas Maccabaeus ist eng mit den politischen Ereignissen in England Mitte des 18. Jahrhunderts verwoben.2 Und bald nach der ersten Aufführung des Judas Maccabaeus mit dem deutschem Text von Johann Joachim Eschenburg im Jahr 1772 wird das Oratorium auch in Deutschland im Kontext der nationalen Bewegung gesehen und bei politischen Anlässen gespielt. 3 Nach der Revolution 1848 fertigte Georg Gottfried Gervinus, der selbst politisch in der nationalen Bewegung aktiv war, eine neue Übersetzung an. Auf der Basis dieser Übersetzungen entstanden dann im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zahlreiche Bearbeitungen des Librettos.

Ausgehend von den Bearbeitungen Stephanis ist die Frage thematisiert, welche Aspekte des Textes in den deutschen Übersetzungen und Bearbeitungen in welcher Form verändert werden, um eine nationale und später nationalsozialistische Deutung der Handlung zu erreichen. Zudem wird untersucht, ob die extremen Bearbeitungen während des Nationalsozialismus möglicherweise durch Veränderungen, die das Textbuch im 19. Jahrhundert erfuhr, vorbereitet oder überhaupt erst möglich wurden.

II. ?bersetzungen von Johann Joachim Eschenburg und Georg Gottfried Gervinus

Im Jahr 1774 veröffentlicht Johann Joachim Eschenburg im Taschenbuch für Dichter und Dichterfreunde unter dem Titel »Judas Makkabäus / ein musikalisches Gedicht. / Nach Händelischer Musik«5 die deutsche Übersetzung des Librettos zu Georg Friedrich Händels Oratorium Judas Maccabaeus von 1746. Ein unbekannter Rezensent in der Auserlesenen Bibliothek schreibt dazu, Eschenburg »habe dem englischen Texte deutsche Worte mit solchem Geschmack unterleget, daß man es für ein deutsches Original halten würde, wenn nicht Händels Composition allenthalben bekant [sic!] wäre.«6 Als englische Vorlage diente Eschenburg vermutlich die erste vollständige Partiturausgabe des Werkes7 aus dem Jahr 1769 oder ein Textbuch, das dieser Ausgabe folgt."


Heidrich, Jürgen
Prof. Dr. Jürgen Heidrich hat seit 2004 einen Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Universität Münster inne.

Dominik Höink ist seit 2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen des Exzellenzclusters »Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne«.
Seit 2011 ist er Mitglied im Jungen Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste Düsseldorf.

Prof. Dr. Jürgen Heidrich hat seit 2004 einen Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Universität Münster inne.


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