E-Book, Deutsch, 232 Seiten
Reihe: Dein Erfolg
Höhn Arbeitslust statt Frust
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96740-370-1
Verlag: GABAL
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gemeinsam zu mehr Wertschätzung, Verbundenheit und Produktivität
E-Book, Deutsch, 232 Seiten
Reihe: Dein Erfolg
ISBN: 978-3-96740-370-1
Verlag: GABAL
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mach nicht mehr, mach es anders!
Mitarbeitende sind häufig besser verbunden mit dem Internet als mit dem eigenen Unternehmen, den Kolleg:innen – und sich selbst.
Kein Wunder: Es fehlt eine Arbeitsplatzumgebung, in der sie sich gehört und verstanden fühlen, ja, in der sie das Gefühl haben, etwas bewegen zu können. Immer mehr erleben sie deshalb Arbeitsfrust statt Lust. Damit soll jetzt aber Schluss sein.
Jonas Höhn zeigt Personalverantwortlichen, Mitarbeitenden und Führungskräften, an welchen Stellschrauben sie drehen können, um gemeinsam ein sicheres Arbeitsumfeld aufzubauen, als Team zusammenzuwachsen und die Performance aller nachhaltig zu steigern.
Von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über motivierende Best-Practice-Beispiele namhafter Unternehmen bis hin zu konkreten "Quick Wins" für Mitarbeitende und Führungskräfte – dieses Buch bietet inspirierende Impulse und praktische Handlungsempfehlungen, um bessere Arbeitsumgebungen zu schaffen und Zusammenarbeit positiver zu gestalten.
Und das Beste: Dafür ist keine radikale Veränderung nötig. Vielmehr lautet das Motto: "Mach nicht mehr, mach es anders!"
"Wir dürfen bei der ganzen Suche nach neuen Talenten bestehende Mitarbeitende nicht vergessen." Jonas Höhn
Was uns im Buch erwartet:
- Vorwort von Inga Dransfeld-Haase, Präsidentin des Bundesverbandes der Personalmanager:innen
- Hochinteressante Studien aus Psychologie und Wissenschaft
- Best Practices namhafter Unternehmen wie Volkswagen, Microsoft, OTTO, SAP, AXA und 3M
- Wertvolle Denkimpulse durch führende Expert:innen, Forscher:innen und Personalverantwortliche
- Konkrete Praxistipps für Mitarbeitende, Führungskräfte und Personalverantwortliche
Das Buch lädt zum Dialog ein, wie wir Mitarbeiterbindung gemeinsam attraktiv und aktiv gestalten können.
Zum Autor:
- Jonas Höhn ist Gründer der detoxRebels – bekannt aus "Die Höhle der Löwen" (VOX)
- Zu seinen Kunden gehören u. a. TUI, Vodafone und Peek & Cloppenburg
- Der Autor ist Host des erfolgreichen Podcasts "Rebellisch gesund by detoxRebels" mit führenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Psychologie und Wirtschaft
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2 HUMAN RELATIONS STATT HUMAN RESOURCE
Wenn du über deine Gesundheit nachdenkst, welche Faktoren spielen dann bei dir eine Rolle? Bestimmt hast du sofort deinen mentalen Zustand im Kopf und ebenso deinen körperlichen. Was aber die wenigsten sofort auf dem Zettel haben, obwohl dieser Aspekt laut Wissenschaft einerseits die wichtigste Zutat für unsere Gesundheit und unser Glück ist und andererseits einen erheblichen Einfluss auf unsere Arbeitsproduktivität und -zufriedenheit hat, ist die soziale Gesundheit. Während es bei der mentalen Gesundheit um unseren Geist geht und bei der physischen Gesundheit um unseren Körper, nimmt die soziale Gesundheit auf das Wohlbefinden Bezug, das sich aus sozialen Beziehungen speist: also die Interaktion mit Gemeinschaften aus Familie und Freund:innen, aber auch mit sozialen Netzwerken und Kolleg:innen. Daher untersuche ich in diesem Kapitel diesen bisher stark vernachlässigten Faktor, insbesondere im Hinblick auf unseren Arbeitsalltag: Warum sollten zwischenmenschliche Beziehungen auch bei der Arbeit gepflegt und gefördert werden? Wieso sind beste Freund:innen im Job so wichtig? Zum Abschluss des Kapitels erfährst du dann, welche Erfolgsfaktoren es braucht, damit Mitarbeitende in Teams erfolgreich zusammenarbeiten und wie wir in Unternehmen ein Kooperations- statt ein Wettbewerbsumfeld schaffen, um beispielsweise narzisstische Verhaltensweisen im Arbeitsalltag zu vermeiden. Social Health: Lasst uns doch alle Freund:innen sein
Ich hatte die gesamte Nacht kaum geschlafen und sah um die Augen aus wie ein Panda. Was mit mir los sei, wollte Benni wissen. Wir kannten uns jetzt schon einige Monate und zu diesem Zeitpunkt war er für mich schon nicht mehr lediglich ein Kollege, der mir von Anfang an sympathisch war, sondern bereits ein Freund. Wir gingen jeden Morgen ein Stück zur Arbeit gemeinsam und aßen jeden Tag zusammen zu Mittag. Die ein oder andere feuchtfröhliche Verabredung am Abend hatten wir auch schon hinter uns. Es war so gegen zehn Uhr und wir tranken einen Kaffee im Gemeinschaftsraum. Ich erzählte ihm von meinem Wochenende, davon, dass ich die komplette Zeit an einer PowerPoint-Präsentation für die Chefin gesessen hatte, die ich am nächsten Morgen zu halten hatte und die aktuell ungefähr so spannend anzusehen war wie eine Raufasertapete. Benni hatte seinen Kaffee noch nicht ausgetrunken, da saß er auch schon vor meinem Rechner und schüttelte den Kopf. »Die ist wirklich – mies«, sagte er und zwinkerte mir zu. Ich nickte und hätte am liebsten meinen Kopf auf die Schreibtischplatte gedonnert. »Aber ich hätte da so ein paar Ideen«, fügte er an. Am Abend stand er plötzlich mit zwei Pizzakartons vor meiner Bürotür und kündigte eine Spätschicht an. Wir waren längst die Einzigen im Büro und Benni half mir dabei, die Präsentation nicht nur zu verbessern, sondern in etwas Peter-Jackson-Ähnliches zu verwandeln. Er wusste genau, worauf unsere Chefin Wert legte, und schaffte es sogar, mich so sehr zu motivieren, dass auch ich gute Ideen beisteuern konnte und plötzlich keine Angst mehr davor hatte, am nächsten Morgen zu performen. Genau das tat ich auch. Ich hielt die Präsentation meines Lebens. Die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen
Was macht ein glückliches und erfülltes Leben aus? Die Antwort darauf fanden Forscher:innen der Harvard Universität, die 724 Männer aus Boston mit weiblichen und männlichen Nachkommen über drei Generationen seit 1938 untersuchen – mittlerweile also über 85 Jahre und 2.000 Menschen. Grundlage sind Interviews, Fragebögen und medizinische Daten der jeweiligen Ärtz:innen. Das Ergebnis: Für unser Glück sind funktionierende Liebesbeziehungen, ein gutes Verhältnis zur Familie, stabile Freundschaften sowie gute Beziehungen im beruflichen Kontext verantwortlich.1 Karriere, Reichtum, Macht, Status, gesunde Ernährung und Sport machen übrigens nur bedingt glücklich. Primär ist es die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen, die unsere Gesundheit, Lebenserwartung und langfristige Zufriedenheit am meisten beeinflussen: »Persönliche Beziehungen schaffen mentale und emotionale Stimulation, die automatisch die Stimmung hebt. Während Isolation die Stimmung eher verdirbt«, erklärt der derzeitige Studienleiter Dr. Robert Waldinger gegenüber dem Harvard Health Blog.2 Es ist also naheliegend, dass auch im Arbeitskontext gute zwischenmenschliche Beziehungen, also das Gefühl der Zugehörigkeit und Verbundenheit, ein entscheidender positiver Faktor sind: Mit einem starken Zugehörigkeitsgefühl sind Mitarbeitende um 22 Prozent resilienter, 31 Prozent engagierter und 37 Prozent zufriedener. Zudem erleben sie um 33 Prozent mehr Sinn und Bedeutung, empfinden um 36 Prozent mehr Lebensfreude und erreichen ihre Ziele um 34 Prozent besser. Mitarbeitende mit einem niedrigen Bindungsniveau sind um 74 Prozent eher bereit, zu kündigen. Nicht verwunderlich, dass jeder zweite europäische Mitarbeitende sich bereit erklären würde, auf Gehalt zu verzichten, um mehr Verbundenheit zu spüren: In Deutschland wären die Arbeitnehmer:innen bereit, zehn Prozent ihres Einkommens für mehr Verbundenheit und Zugehörigkeit einzutauschen.3 Jetzt sollten wir also meinen, dass soziale Gesundheit eine große Rolle in unserem Joballtag spielt und wir alles dafür tun, um dort zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern und pflegen. Aber die Realität sieht leider so aus, dass viele Berufstätige immer noch sehr skeptisch gegenüber emotionalen Bindungen zu Kolleg:innen sind und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen wider besseres Wissen vernachlässigen. »Das liegt daran, weil wir materialistische Ziele an erster Stelle setzen, wie Status, Unabhängigkeit, Sicherheit, Reichtum, Luxus, noch ein Auto und vielleicht noch ein größeres Haus«, erklärt mir der Philosoph und Autor Dr. Jörg Bernardy. »Und gleichzeitig wissen wir alle insgeheim, dass uns das letztendlich nicht erfüllt. Dass wir die schönsten und erfüllendsten Momente erleben, wenn wir Menschen um uns haben, bei denen wir nach drei Tagen so inspiriert sind und uns so wohlfühlen, wie wir es selbst in sechs Wochen mit oberflächlichen Kontakten auf einer Yacht niemals schaffen würden.« Obwohl wir immer stärker durch Social-Media-Netzwerke und technologische Tools vernetzt sind, fühlen wir uns immer einsamer. Für mich sind die meisten Instagram-Freund:innen wie Kugelschreiber: Ich habe Hunderte, aber nur die wenigsten schreiben. Weltweit haben 330 Millionen Menschen über zwei Wochen hinweg keine einzige soziale Interaktion mit einer anderen Person.4 Fast die Hälfte fühlt sich in Amerika einsam. In Deutschland ist es jede:r Vierte.5 Die zunehmende Entwicklung der Einsamkeit erkannte Großbritannien bereits 2018 und rief als weltweit erstes Land das Ministerium für Einsamkeit ins Leben. Drei Jahre später folgte Japan mit einem Minister zur Bekämpfung der Einsamkeit. Um an dieser Stelle Missverständnisse zu vermeiden: Sich einsam zu fühlen ist nicht dasselbe, wie allein zu sein. Denn wir können uns auch dann einsam fühlen, wenn sich zahlreiche Menschen mit im Raum befinden – weil wir uns nicht gesehen, wertgeschätzt, verstanden oder zugehörig fühlen. Dieses subjektive Gefühl der Einsamkeit hat für die Betroffenen laut den Forschungsergebnissen der US-amerikanischen Psychologieprofessorin Dr. Julianne Holt-Lunstad denselben gesundheitlichen Effekt, als würden sie pro Tag 15 Zigaretten rauchen. Es erhöht unser Risiko für Herzinfarkt, Blutdruck, Fettleibigkeit, Depression, Angstzustände, kognitive Beeinträchtigungen, Demenz und lässt sogar unser Sterberisiko um knapp 30 Prozent steigen.6 Über die Gründe für das zunehmende Gefühl der Einsamkeit lässt sich ausgiebig diskutieren. Im Arbeitskontext ist die abnehmende Verbundenheit zu Kolleg:innen und zum Unternehmen jedenfalls nicht mehr zu leugnen, sodass die Coachingplattform »BetterUp« in ihrem groß angelegten Bericht »Die europäische Krise der sozialen Verbundenheit« auf Basis verschiedener Studien sogar von einer Bindungskrise spricht. Demnach empfinden durchschnittlich 51 Prozent der Mitarbeitenden aus Großbritannien, Deutschland und Frankreich kein Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Arbeit. 44 Prozent fühlen sich nicht mit den Kolleg:innen verbunden, und 27 Prozent haben noch nicht einmal einen einzigen Freund bei der Arbeit – obwohl 96 Prozent der Manager:innen angeben, dass ihnen die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen bewusst sei.7 Die zunehmende Einsamkeit ist also auch im Arbeitskontext angekommen. Immer wieder höre ich in Gesprächen mit Führungskräften und anderen Mitarbeiter:innen meiner Kund:innen, dass das Pflegen zwischenmenschlicher Beziehungen im Job nur von der Arbeit ablenke, die Produktivität senke und es erschwere, kritisches Feedback zu...