Heyden | Fürsten-Roman - Folge 2459 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2459, 64 Seiten

Reihe: Fürsten-Roman

Heyden Fürsten-Roman - Folge 2459

Erben ist nicht immer leicht
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7325-0466-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Erben ist nicht immer leicht

E-Book, Deutsch, Band 2459, 64 Seiten

Reihe: Fürsten-Roman

ISBN: 978-3-7325-0466-4
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der reiche Kunstsammler Herrmann Fürst von Fredensholt lebt sehr zurückgezogen. Seine einzige Freude ist seine ungeheuer wertvolle Kunstsammlung, die von der jungen Kunstsachverständigen Dr. Emma Holtmann betreut wird. Als Fürst Herrmann erfährt, dass er unheilbar krank ist, muss er sich Gedanken um einen Erben machen. Da er selbst keine Nachkommen hat, kommen hierfür nur einige weitläufige Verwandte und sein Patensohn, der Kriminalschriftsteller Frederik van Kesting, infrage. Der Fürst hält jedoch seine Verwandten allesamt für unwürdig, sein Erbe anzutreten. Also unterbreitet Emma ihm den Vorschlag, so zu tun, als wolle er endlich heiraten und im hohen Alter doch noch eine Familie gründen. Diese Nachricht - davon ist sie überzeugt - wird bei seinen potenziellen Erben für Aufruhr sorgen und deren wahre Natur zum Vorschein bringen. Dann wird Fürst Herrmann erkennen, wer ein geeigneter Erbe ist ...

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Dr. Frieda Wilhelmy bat ihren hochgestellten Patienten in die Salonecke, wie sie die gemütliche Sitzgruppe nannte, die sich in ihrem ansonsten recht nüchternen Sprechzimmer in einer Ecke am Fenster befand. Auch mit gut sechzig Jahren übte Frieda Wilhelmy ihren Beruf als Ärztin noch mit ungebrochener Leidenschaft aus. Sie bot ihrem Patienten einen der hochlehnigen Sessel an, zögerte jedoch, sich zu ihm zu setzen. Sie musterte ihn eindringlich. Herrmann Fürst von Fredensholt war seit Jahrzehnten ihr Patient. Mit ihm verband sie ein inniges Vertrauensverhältnis, das sie sich mühsam mit Geduld und Warmherzigkeit hatte erarbeiten müssen, denn der Fürst galt als schwierig und war ein ausgesprochener Menschenfeind. Fürst Herrmann hatte die Siebzig weit überschritten. Er war nicht sonderlich groß und eher mager als schlank. Seinen schmalen, eiförmigen Kopf zierte kein einziges Haar, dafür jedoch trug er einen dichten Oberlippenbart, dessen Enden, kunstvoll gezwirbelt, wie Speerspitzen abstanden. Der Fürst fand selten den Weg in die enge Kleinstadtpraxis seiner Ärztin, doch in den letzten Wochen hatten ihn zermürbende Kopfschmerzen und eine unnatürliche Müdigkeit geplagt. Eingehende Untersuchungen hatten ihn gezwungen, sein geliebtes Wasserschloss zu verlassen, das versteckt in einem ausgedehnten Waldgebiet idyllisch auf einer Insel in einem kleinen See lag. Im Grunde verließ er das Schloss nur zu ausgedehnten Spaziergängen, denn die Welt hatte dem alten Herrn nichts zu bieten, und so zog er es vor, sein Leben inmitten seiner weithin bekannten Kunstsammlung zu verbringen, die die einzige wirkliche Freude in seinem Leben war. Mürrisch blickte der Fürst seiner Ärztin entgegen, die sich nun endlich zu ihm setzte. Frieda Wilhelmy war immer noch eine aparte Erscheinung, wenn auch zu ihrem Leidwesen ein wenig mollig. Brünettes, wild gelocktes Haar verlieh ihrer kleinen Gestalt etwas Exzentrisches. Fürst Herrmann konnte in ihren warmen, mitleidsvollen Augen erkennen, dass sie ihm an diesem Vormittag keine guten Nachrichten zu überbringen hatte. »Die Untersuchungsergebnisse sind eingetroffen, Durchlaucht.« Ihre klare Stimme klang warm und freundlich. »Es sieht wohl nicht gut aus, wie?«, vermutete der alte Fürst schnarrend. Die Ärztin schüttelte langsam den Kopf. »Nein, leider nicht.« »Krebs?« Wieder schüttelte die Ärztin den Kopf. »Ein Aneurysma.« Der Fürst sah sie ratlos an, und sein Blick forderte erschöpfendere Informationen. »Das ist eine Aussackung in einer Ader. In Ihrem Fall in einem Blutgefäß in Ihrem Gehirn. Die Gefäßwand wölbt sich nach innen und droht die Ader zu verschließen.« »Kann man etwas dagegen tun? Eine Operation?«, wollte der Fürstin erstaunlich gelassen wissen. »Nein. Das Aneurysma liegt in einer Region, die es inoperabel macht. Sie werden ein Blutverdünnungsmittel nehmen müssen, Durchlaucht, damit das Blut leichter die Engstelle passieren kann.« »Damit kann ich leben«, knurrte der alte Mann. »Fragt sich nur, wie lange«, entgegnete die Ärztin zögernd, und zum ersten Mal blinzelte der Fürst verständnislos. »Das Problem ist«, fuhr die Medizinerin leise und eindringlich fort, »dass die Gefäßwand durch die Auswölbung immer dünner wird, je mehr das Aneurysma wächst. Und es wird größer werden, Durchlaucht. Und wenn es platzt, bedeutet das Ihren sofortigen Tod.« Sie redete nicht lange um den heißen Brei herum, und das gefiel dem Fürsten an seiner Ärztin. Sie nannte die Dinge beim Namen. »Wie lange habe ich noch?«, wollte er wissen. »Das ist das Tückische bei Aneurysmen. Man kann es unmöglich vorhersagen. Es könnte morgen platzen oder in einem Jahr oder gar nicht, aber das ist eher unwahrscheinlich. Sie sollten Stress und anstrengende Tätigkeiten vermeiden, die den Druck in Ihrem Gehirn, beziehungsweise dem Blutgefäß, erhöhen würden. Das ist der einzige Rat, den ich Ihnen geben kann.« »Ich sitze also auf einem Pulverfass, das jeden Moment explodieren kann«, stellte der Fürst grimmig fest. Sie nickte. »Es tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten für Sie habe.« »Muss es nicht«, knurrte er und erhob sich. Ohne sich von ihr zu verabschieden, verließ er das Sprechzimmer. Frieda Wilhelmy seufzte. Sie mochte den Fürsten, auch wenn sich dieser eigensinnig und kauzig gab. Sie ging zum Fenster, das ihr einen Blick auf die Straße erlaubte. Ihre Praxis lag mitten in der Altstadt des kleinen Städtchens in einem recht windschiefen Fachwerkhaus. Auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Gebäude parkte der elegante Wagen des Fürsten. Ein uniformierter Chauffeur öffnete gerade die Tür zum Fond, und sie sah den Fürsten einsteigen. Mit einem satten Motorengeräusch fuhr der große Wagen schließlich ab. Frieda Wilhelmy ging zu ihrem Schreibtisch zurück. Natürlich brauchte der Fürst Zeit, die schlechte Nachricht zu verkraften. Man wurde nicht jeden Tag mit der Endlichkeit seines Lebens konfrontiert. In einigen Tagen würde sie nach Fredensholt hinausfahren und nach ihm sehen. Schloss Fredensholt galt als eines der prächtigsten Wasserschlösser des Münsterlandes und entstammte in seinen Ursprüngen bereits dem Mittelalter. Aus einer alten, wehrhaften Wasserburg war es einst entstanden. Es war nicht sehr groß, aber architektonisch von nicht unerheblicher Bedeutung, da es sich um eine sogenannte Ringanlage handelte. Das Schloss, das deutliche Merkmale der Renaissance, des Barock und auch des Klassizismus erkennen ließ, bildete einen unregelmäßigen Kreis um einen kleinen Innenhof, der von einer uralten, mächtigen Kastanie beschattet wurde. Eine Steinbrücke führte von der Vorburg über eine schmale Enge des Sees durch einen dunklen Torbogen in den Hof. Die lang gestreckten Gebäude der Vorburg, von der aus in früheren Zeiten das fredensholtsche Gut bewirtschaftet worden war, standen seit Langem leer und begannen allmählich zu verfallen. Dieser Anblick schmerzte Emma Holtmann jedes Mal, wenn sie ihren Kleinwagen zum Schloss lenkte – wie auch an diesem Nachmittag. Es war ein warmer Sommertag und noch relativ hell, als sie mit ihrem Wagen in den Hof einfuhr. Schloss Fredensholt war ihr Arbeitsplatz, und sie konnte sich keinen schöneren vorstellen. Als studierte Kunsthistorikerin arbeitete sie als Kuratorin und Sachverständige für den Fürsten von Fredensholt und verwaltete die bedeutende Kunstsammlung des Fürsten, der sich auf die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts in allen ihren Ausformungen spezialisiert hatte. Emma mochte den alten Mann, auch wenn dieser nicht immer freundlich zu ihr war. Mittlerweile achtete und respektierte der Fürst sie jedoch, und sie war zu seiner einzigen Vertrauten avanciert. Emma betrachtete dies als Ehre. Als sie nun das Foyer des aus der Renaissance stammenden Haupthauses betrat, atmete Emma Holtmann tief durch. Zufriedenheit zeichnete sich in den etwas herben Zügen ihres ansonsten sehr feinen Gesichtes ab. Wie immer, wenn sie das Schloss betrat, hatte sie das Gefühl, nach Hause zurückzukehren. Auf dem hellen Carraramarmor unter ihren Füßen lagen diverse schon recht verschlissene Orientteppiche, während sich rechts das Treppenhaus in die oberen Stockwerke schwang. Mächtige Säulen stützten die hohe, mit feinsten Malereien und herrlichen Stuckaturen ausgestaltete Decke. Emma lief die Treppe hinauf. Durch einen breiten Korridor gelangte sie in den klassizistischen Westflügel, wo sich die über zwei Stockwerke reichende Bibliothek des Schlosses befand. Hier wurde die Architektur sehr klar und gerade. Die Bibliothek hatte einen warmen Parkettboden. Der Vorraum mutete durch einen Kamin, die geschlossenen Bücherschränke und eine mit alten, lederbezogenen Ohrensesseln bestückte Sitzgruppe eher wie ein Salon an. Die eigentliche Bibliothek entpuppte sich als saalähnlicher Raum. In der Mitte standen große Tische. Auf einigen lagen ungeordnet Bücher, auf anderen standen Armillarsphären aus verschiedenen Jahrhunderten, die unweigerlich den Blick des Eintretenden einfingen. Die tiefen Fensternischen waren mit gut ausgestatteten Bücherregalen angefüllt, und in den Ecken führten schmiedeeiserne Wendeltreppen zu einer umlaufenden Empore, die weitere Bücherregale beherbergte. Emma, die wusste, wie gern der Fürst sich in diesen Räumen aufhielt, sah sich suchend um. »Durchlaucht?«, rief sie und ahnte nicht, dass ihr Eintritt bereits von der Empore aus wahrgenommen worden war. Fürst Herrmann stand an der Brüstung und blickte auf seine Mitarbeiterin hinab. Er freute sich, sie zu sehen, denn Emma war einer der wenigen Menschen, deren Gegenwart ihn nicht reizbar machte. Sie hatte sich als intelligente junge Frau erwiesen. Bescheiden und zurückhaltend im Auftreten, doch selbstbewusst genug, um ihm Paroli zu bieten, und geradezu leidenschaftlich, wenn es um die von ihm so geliebte Kunst ging. Fürst Herrmann blickte auf seine Kuratorin hinab. Sie war ungewöhnlich groß für eine Frau, überragte ihn um mehr als Haupteslänge. Dabei war sie schlank und hatte durchaus sehenswerte weibliche Formen, die sie jedoch mit Hosenanzügen und strengen Kostümen zu verbergen suchte. Emma hatte ein klares, feines Gesicht, das durch die geraden Augenbrauen etwas herb wirkte. Kurzes, rotblondes Haar umrahmte das perfekte Oval, das von dunkelblauen Augen beherrscht wurde,...



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