Lucio Fontana
(1899–1968) war ein italienisch-argentinischer
Bildhauer, Maler und Keramiker
, der bereits in den 1930ern versuchte, mit polychromen Skulpturen und Mosaiken die
abstrakte Kunst in die Dreidimensionalität
zu überführen. Nach dem Krieg schrieb er mit seinem „Weißen Manifest“ das Programm der sogenannten
spatialen Bewegung
, einer losen Gruppe von Künstlern, Autoren und Philosophen, die die klassischen Kunstformen Malerei, Bildhauerei, Dichtung und Musik in einer neuartigen, zeitgemäßen Kunst von räumlicher, prozessualer Qualität aufheben wollte. Als Fontana der Leinwand erst mit dem Locheisen und dann mit dem Messer zu Leibe rückt und das traditionelle Tafelbild mit seinen
Löchern
(Buchi)
und Schlitzen
(Tagli)
um eine neue, unsichtbare vierte Dimension des „Dahinters“ erweitert, ist ein Wendepunkt in der Kunst der Moderne markiert.
Neben den zerschlitzten Leinwänden, die Fontanas Markenzeichen wurden, widmet sich dieser Wegweiser durch Fontanas verwirrend vielfältiges Œuvre auch seinen weniger bekannten Arbeiten als figürlich-dekorativer Künstler und seinen Experimenten mit Lichtskulpturen und begehbaren Rauminstallationen, die als erste Environments der modernen Kunst gelten.
Hess
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Hess, Barbara
Barbara Hess (geb. 1964) lebt als Kunsthistorikerin, Kritikerin und Übersetzerin in Köln. Seit 1994 publizierte sie zahlreiche Veröffentlichungen zur zeitgenössischen Kunst, unter anderem in „Camera Austria“, „Flash Art“, „Kunst-Bulletin“ und „Texte zur Kunst“. Zusammen mit Ulrike Groos und Ursula Wevers kuratierte sie die Wanderausstellung „Ready to Shoot. Fernsehgalerie Gerry Schum/videogalerie schum“ (2003/04, u. a. Kunsthalle Düsseldorf, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris).