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E-Book

E-Book, Deutsch, 560 Seiten

Reihe: Drachen (Heitz)

Heitz Drachengift

Roman

E-Book, Deutsch, 560 Seiten

Reihe: Drachen (Heitz)

ISBN: 978-3-492-97127-0
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sie sind die Mächte des Feuers. Sie bringen Tod und Vernichtung über die Welt. Doch Silena und ihre Gefährten schlagen zurück, um das Überleben der Menschheit zu sichern ... Mit »Drachengift« eröffnet Markus Heitz die finale Schlacht zwischen den Menschen und den feuerbewehrten Geschöpfen. Silenas Kampf gegen die Drachen geht weiter, allerdings tritt neben dem Officium Draconis und den freien Drachenjägern plötzlich ein neuer Mitbewerber auf den Plan: eine mysteriöse Flugstaffel, die zu einem Chemie-Unternehmen gehört und mit Sprühmitteln gegen die Drachen vorgeht. Und Grigorij benimmt sich zusehends merkwürdiger. Als sei er unter den Bann eines Drachen gefallen ...
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Juni 1927, Sankt Petersburg, Zarenreich Russland
»Er hat wie viele Flugzeuge?« Silena hatte die braunen Haare am Hinterkopf zusammengesteckt und hasste das seidene weiße Umstandskleid, das sie tragen musste. Mit der rechten Hand drückte sie den Hörer des Telefons ans Ohr und lauschte ihrer Freundin Leída. Es dauerte nicht mehr lange, bis die Geburt des Kindes anstand, aber für Silena fühlte es sich an, als käme der Nachwuchs jede Sekunde. Die Krämpfe im Unterleib hatten die Ärzte ernste Warnungen an sie aussprechen lassen, und so lag Silena rund um die Uhr auf Sofas, Chaiselongues, Diwanen, Osmanen oder Betten des riesigen Winterpalastes und schonte sich, wie ihr verordnet worden war. Das hinderte sie jedoch nicht daran, den Kontakt zu den Skyguards aufrechtzuerhalten, auch wenn sie das Kommando erzwungenermaßen an Leída abgegeben hatte. Auf unbestimmte Zeit. Sie würde sich bis zu ihrer Rückkehr informieren lassen und mitentscheiden, welche Aufträge die Einheit annahm. Aber es sah fast danach aus, als bekämen die Drachenjäger bald nichts mehr zu tun. »Es sind derzeit vierzig Maschinen in Europa und noch drei in Amerika«, lautete die Antwort. »Ich habe mich gestern mit Hohenheim und seinem Stab getroffen, indem ich vortäuschte, ich würde dieses Resacro-Zeug von ihm für die Einheit kaufen wollen. Dabei kamen wir ins Plaudern.« In Latein war Silena nie sonderlich gut gewesen, ihr lag das Kämpfen im Blut. Aber sie wusste von einem Werbezettel, die inzwischen ebenso wie Zeitungsanzeigen und Plakate auch in Sankt Petersburg kursierten, dass resacro in diesem Fall mit vom Fluch befreien zu übersetzen war. »Ich nehme nicht an, dass er den Kampfstoff an Einheiten wie unsere rausrückt?« »Nein. Er behält sich das exklusive Recht daran vor, abgesehen von den kleinen Kartuschen, die er an Privathaushalte zur Abwehr von Drachenangriffen verscherbelt. Alles andere hat er gerichtlich untersagen lassen«, erläuterte Leída knurrig. »Hast du die Aufnahmen aus Berlin gesehen?« »Ja.« Silena hatte sich den Film zeigen lassen, in dem die vier Kinder im voll besetzten Grunewald-Stadion unverzagt in die Käfige spazierten und Fressdrachen ausschalteten, als wäre es so leicht wie Insektenvernichtung. »Effizient.« »Und effektiv.« Leída fluchte in ihrer burschikosen Art. »Hohenheim zog sich bei unserem Treffen bald zurück. Ich denke, er wollte mich nur mal sehen und kennenlernen. Aber ich redete lange mit seinem Verkaufsleiter, diesem Weltkriegsveteran. Von Auen.« Auch an sein Bild erinnerte sich Silena sehr genau. Der Mann besteht aus Prothesen. »Er hat Glück, als Versehrter eine so gute Anstellung bekommen zu haben.« »Ein sehr guter Pilot übrigens. Er ist zweimal bei geheimen Sprüheinsätzen abgeschossen worden, und beim dritten Mal hat ihn eine Artillerie-Granate beinahe das Leben gekostet. So viele Orden habe ich das letzte Mal an einem Richthofen gesehen.« Leída seufzte. »Wie auch immer. Von Auen erzählte, dass sie Resacro seit zwei Jahren geheim in den Staaten eingesetzt hätten, mit der Billigung der amerikanischen Regierung. In Nachtflügen hätten sie das Mittel ausgebracht. Die nichtsahnenden Leute hielten es für ungewöhnliche Wolkenformationen. Die USA seien nun praktisch drachenfrei. Er zeigte mir sogar das Dankesschreiben des Präsidenten.« »Und nun will er Europa von den Geschuppten befreien?« »Natürlich. Das sei das ganz große Geschäft. Deswegen hat er die vierzig Maschinen rüberbringen lassen. Die drei in den Staaten dienen als Sicherheitsmaßnahme, falls dort wieder Drachen auftauchen.« »Wie geht er gegen Wasserexemplare vor?« Silena änderte ihre Haltung, und umgehend setzten Rückenschmerzen ein. Seufzend kehrte sie in die alte Lage zurück. »Resacro verbindet sich sehr gut mit Flüssigkeiten und kann über Luft- und Wasserströmungen in die jeweiligen Lebensräume der Biester eingeleitet werden, erklärte mir von Auen stolz.« Silena hörte Leída an, wie es sie zum einen ärgerte und zum anderen erleichterte. Ich fühle mich ähnlich. »Wie bei allen Drachenheiligen haben sie das hinbekommen?« »Ich hätte bis zur Demonstration vor siebzigtausend Leuten gesagt, es ist ein Schwindel. Aber leider sah ich, dass es funktionierte. Ich, Litzow und Fayence.« So wie Kameraleute, Reporter, Fotografen, Zehntausende. Silena tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe – und musste kurz die Luft anhalten, weil sich das Kind in ihr bewegte und trat; begleitet wurde es von einem schmerzhaften Stich, als hätte der Nachwuchs Klingen an Händen und Füßen. Oder Krallen. »Damit wäre Europa in einem geschätzten Jahr drachenfrei.« »Das schätzte von Auen auch, wobei er einräumte, dass man abwarten müsse, wie rasch man die Nester aufspüre«, ergänzte Leída. »Die Bevölkerung hätte mit den Resacro-Kartuschen für zu Hause einen ersten Schutz gegen die Biester, bis die Ausrottung abgeschlossen sei.« »Und dann?« »Andere Kontinente.« Silena hob die Augenbrauen. »Oha. Das ist … gefährlich. Die Asiaten haben eine andere Einstellung zu den Geschuppten. Da wird kein Geld zu machen sein. Ganz im Gegenteil. Das bedeutet Ärger.« Sie sah in ihrer Vorstellung sämtliche überlebenden Exemplare aus Europa nach Asien flüchten, um Asyl zu beantragen. Das könnte ein Problem für den jungen Prinzen auf dem Drachenthron werden. In einer alternativen Vorstellung sah sie die westlichen Regierungen, die eine Attacke auf China beschlossen, um die Geschuppten endgültig auszuschalten – mit oder ohne Zustimmung von Prinz Zhu Zaihou. »Wir haben Jahre der Ausbildung benötigt, um den Zweikampf in der Luft …« »Ich weiß«, unterbrach sie Leída verdrossen. »Das sind die modernen Zeiten. Wir können auch miteinander sprechen, obwohl wir weit entfernt sind.« »Du heißt es gut?« »Das Telefon, ja. Resacro, nein. Ich werde es niemals einsetzen, selbst wenn mir Hohenheim es verkaufen würde.« Silena lachte, und wieder erhielt sie von ihrem Kind einen schmerzhaften Stich wie von einer glühenden Nadel, die quer durch die Organe schnitt. »Bekommen wir ein Problem mit Hohenheim?« »Ich fürchte, ja. Der Kaiser war nach der Vorführung äußerst beeindruckt und erteilte der Resacro-Fliegerstaffel den exklusiven Auftrag, im Reich gegen die Geschuppten vorzugehen.« Leída fluchte wieder. »Die Skyguards sind im Deutschen Reich raus aus dem Geschäft. Und die anderen Königinnen und Könige und Staaten werden nachziehen. Ganz sicher.« Silena führte den Gedanken bereits weiter. »Damit wird der Markt von Drachenprodukten überschwemmt, und die Preise fallen.« Leída schnalzte mit der Zunge. »Nein. Hohenheim hat vorgesorgt. Dieses Mittel zerstört die inneren Organe und schädigt die Hornplatten. Von einem Drachen, der das Gas zu spüren bekam, ist nichts mehr zu verwerten.« Silena versuchte, ein Resümee vom Gehörten zu ziehen und sich zu freuen, dass diese Geißel der Menschheit kurz vor ihrer Vernichtung stand – doch richtig gelingen wollte es nicht. Es kann wirklich zu Kriegen mit Asien führen. »Wer weiß?«, sagte Silena in den Hörer. »Vielleicht entwickeln die Bestien bald Immunität gegen das Gift? Wie Ratten.« »Kann sein. Dann sind wir Handwerker wieder gefragt und können höhere Preise verlangen.« Die Drachenjägerin lachte gemein. »Ich habe die Skyguards angewiesen, verstärkt im Commonwealth auf Jagd zu gehen, solange es uns die Queen nicht verbietet.« Silena dachte auf den Informationen herum und wollte sich nicht damit anfreunden. »Könnte es sein, dass man die Drachen im Stadion zuvor präparierte?« »Hätte das von Auen zugelassen?« »Vielleicht wusste er nichts davon?«, konterte Silena und spielte versonnen mit der Telefonschnur, woraufhin sich das Grundrauschen in der Leitung verstärkte. »Es fällt mir schwer, an die unbedingte Wirksamkeit zu glauben.« »Da geht es uns allen so. Fayence ist deswegen in die Staaten gereist. Er will sich vor Ort umsehen, ob es stimmt, was von Auen und Hohenheim behaupten.« Silena dachte an den Ägypter, der als Ichneumon ganz alleine in den Zweikampf mit den Geschuppten zog, ausgestattet mit besonderer Rüstung, ausgesuchten Waffen und vollgepumpt mit Wirkstoffen, die ihm höhere Reflexe in der Auseinandersetzung ermöglichten. Über die genaue Herstellung und Zusammensetzung hatte er sich ausgeschwiegen. Wie Hohenheim. »Wann?« »Gestern. Er flog mit Chamberlin zurück. Der Mann ist genauso verrückt wie Lindbergh. Überquert den Atlantik in einem Rutsch.« »In einer Bellanca WB-2. Gute Maschine. Er brauchte etwas mehr als vierzig Stunden.« Silena lächelte. Sie hatte stets daran geglaubt, dass Flugzeuge Fortschritte machten. Sie würden die Zeppeline als schnellstes, zuverlässigstes und reguläres Transportmittel durch die Luft bald ablösen. »Dann bin ich gespannt, was er herausfindet.« Und hoffe, dass er unbeschadet zurückkehrt. Sie mochte Ahmat. Sehr. Aber ihr Herz gehörte Grigorij, dem Vater ihres Kindes, dem sie das Leben ebenso oft gerettet hatte wie er das ihre. »Und bei euch beiden, Zarin?« Silena sammelte ihre Gedanken. Die Schwangerschaft entzog ihr ungewohnt oft ihre Konzentrationsfähigkeit. »Grigorij schlägt sich sehr gut. Er bekommt Unterweisungen, um auf dem diplomatischen Parkett...


Heitz, Markus
Markus Heitz, geboren 1971, lebt als freier Autor im Saarland. Mit »Ulldart« begann seine einzigartige Karriere. Seine Romane um »Die Zwerge« wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und standen wochenlang auf den Bestsellerlisten. Mit »Die Legenden der Albae« führte Markus Heitz alle Fans in die Welt der Dunkelelfen. Als einziger deutscher Autor gewann er bereits elf Mal den Deutschen Phantastik Preis.


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