Ein Beitrag zur Analyse und Entwicklung der Nachwuchsförderung in der Schweiz aus systemtheoretischer Sicht
E-Book, Deutsch, 358 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-8350-5541-4
Verlag: Deutscher Universitätsverlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Dr. Frank Heinzmann promovierte bei Prof. Dr. Andrea Schenker-Wicki am Institut für Strategie und Unternehmensökonomik der Universität Zürich. Er leitet das Amt für Bildung und Sport der Stadt Thun.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Vorwort;6
2;Executive Summary;8
3;Inhaltsübersicht;10
4;Inhaltsverzeichnis;12
5;Abbildungsverzeichnis;16
6;Tabellenverzeichnis;19
7;Abkürzungsverzeichnis;21
8;Teil I Einleitung und Grundlagen;22
8.1;1 Einleitung;23
8.1.1;1.1 Ausgangslage und Problemstellung;23
8.1.2;1.2 Abgrenzung des Untersuchungsgegenstands;30
8.1.3;1.3 Forschungshypothesen;33
8.1.4;1.4 Zielsetzung der Arbeit;34
8.1.5;1.5 Forschungsmethode;36
8.1.6;1.6 Aufbau der Arbeit;38
8.2;2 Grundlagen zum Sport;40
8.2.1;2.1 Begriff und Abgrenzung;40
8.2.1.1;2.1.1 Sportbegriff;40
8.2.1.2;2.1.2 Sportmerkmale;42
8.2.1.3;2.1.3 Sportmotive;43
8.2.1.4;2.1.4 Sportfunktionen;47
8.2.2;2.2 Sport in der Schweiz;49
8.2.2.1;2.2.1 Aktivität und Förderung;50
8.2.2.2;2.2.2 Institutionen;54
8.2.2.3;2.2.3 Zentrale Aspekte;55
8.2.3;2.3 Nachwuchssport;56
8.2.3.1;2.3.1 Begriff und Ziele;56
8.2.3.2;2.3.2 Strukturen und Akteure;57
8.2.3.3;2.3.3 Bedeutung und Probleme;59
8.2.3.4;2.3.4 Fazit Nachwuchssport;61
8.3;3 Ökonomische Ansätze zur Analyse der Nachwuchsförderung;62
8.3.1;3.1 Einführung;62
8.3.2;3.2 Neue Institutionenökonomik;63
8.3.2.1;3.2.1 Property-Rights-Theorie;64
8.3.2.1.1;3.2.1.1 Externe Effekte;65
8.3.2.1.2;3.2.1.2 Verdünnung von Verfügungsrechten;66
8.3.2.2;3.2.2 Transaktionskostentheorie;67
8.3.2.2.1;3.2.2.1 Arten von Transaktionskosten;68
8.3.2.2.2;3.2.2.2 Einflussgrössen auf Transaktionskosten;69
8.3.2.3;3.2.3 Prinzipal-Agent-Theorie;72
8.3.2.3.1;3.2.3.1 Probleme der Prinzipal-Agent-Beziehungen;73
8.3.2.3.2;3.2.3.2 Lösungsansätze für den Agency-Konflikt;75
8.3.2.4;3.2.4 Übersicht Neue Institutionenökonomik;76
8.3.3;3.3 Nachwuchsförderung in der Neuen Institutionenökonomik;78
8.3.3.1;3.3.1 Akteure und Ansätze;78
8.3.3.2;3.3.2 Grenzen der Neuen Institutionenökonomik;81
8.4;4 Systemtheoretische Grundlagen;84
8.4.1;4.1 Historische Entwicklung;84
8.4.2;4.2 Systembegriff;88
8.4.3;4.3 Systemeigenschaften;91
8.4.4;4.4 Systemarten;94
8.4.4.1;4.4.1 Natürliche Systeme;95
8.4.4.2;4.4.2 Technische Systeme;95
8.4.4.3;4.4.3 Soziale Systeme;96
8.4.4.4;4.4.4 Psychische Systeme;97
8.4.5;4.5 Systemmethoden;98
8.4.5.1;4.5.1 Positivistische quantitative Methode;99
8.4.5.2;4.5.2 Hermeneutisch qualitative Methode;101
8.4.5.3;4.5.3 Positivismus versus Hermeneutik;103
8.4.5.4;4.5.4 Integrative Systemmethoden;105
8.4.5.4.1;4.5.4.1 Ansatz Gomez/Probst;106
8.4.5.4.2;4.5.4.2 Ansatz Vester;108
8.4.5.4.3;4.5.4.3 Hauptunterschiede zwischen Gomez/Probst und Vester;110
8.4.5.5;4.5.5 Zusammenfassung Systemmethoden;111
9;Teil II Modell und Anwendung;114
9.1;5 Modell;115
9.1.1;5.1 Einführung und Modellierungsprozess;115
9.1.2;5.2 Modellaufbau und Methodenwahl;117
9.1.2.1;5.2.1 Systembeschreibung;118
9.1.2.1.1;5.2.1.1 Anspruchsgruppen beschreiben;118
9.1.2.1.2;5.2.1.2 Variablensatz definieren;120
9.1.2.2;5.2.2 Systemmodellierung;121
9.1.2.2.1;5.2.2.1 Wirkungsgefüge aufbauen;121
9.1.2.2.2;5.2.2.2 Variablenbeziehungen bestimmen;122
9.1.2.3;5.2.3 Systemanalyse;126
9.1.2.3.1;5.2.3.1 Regelkreise analysieren;126
9.1.2.3.2;5.2.3.2 Einflussmatrix festhalten;128
9.1.2.3.3;5.2.3.3 Rollenverteilung vornehmen;130
9.1.2.4;5.2.4 Systemsimulation;134
9.1.2.4.1;5.2.4.1 Teilszenarien entwickeln;134
9.1.2.4.2;5.2.4.2 Simulationen durchführen;135
9.1.3;5.3 Zusammenfassendes Analyseraster;139
9.2;6 Untersuchungsdesign;140
9.2.1;6.1 Methodische Grundlagen;140
9.2.2;6.2 Computergestützte Arbeitshilfe;143
9.2.3;6.3 Auswahl der Interviewpartner;145
9.2.4;6.4 Aufbau und Durchführung des Forschungsprozesses;146
9.3;7 Anwendung in der Nachwuchsförderung;150
9.3.1;7.1 Einleitende Bemerkungen;150
9.3.2;7.2 Systembeschreibung;151
9.3.2.1;7.2.1 Anspruchsgruppen des Systems zur Nachwuchsförderung;151
9.3.2.1.1;7.2.1.1 Personenbezogenes Umfeld eines Nachwuchsathleten;151
9.3.2.1.2;7.2.1.2 Institutionenbezogenes Umfeld eines Nachwuchsathleten;161
9.3.2.1.2.1;7.2.1.2.1 Öffentlich-rechtlicher Bereich;161
9.3.2.1.2.2;7.2.1.2.2 Privatrechtlicher Bereich;166
9.3.2.1.2.3;7.2.1.2.3 Koordinationsinstanzen;174
9.3.2.2;7.2.2 Systemrelevanter Variablensatz;180
9.3.3;7.3 Systemmodellierung;193
9.3.3.1;7.3.1 Wirkungsgefüge und Variablenbeziehungen;193
9.3.3.2;7.3.1.1 Zentraler Kreislauf des Wirkungsgefüges;194
9.3.3.3;7.3.1.2 Erweiterung des Wirkungsgefüges um Förderbereich 1;197
9.3.3.4;7.3.1.3 Erweiterung des Wirkungsgefüges um Förderbereich 2;199
9.3.3.5;7.3.1.4 Erweiterung des Wirkungsgefüges um Förderbereich 3;202
9.3.3.6;7.3.1.5 Erweiterung des Wirkungsgefüges um Förderbereich 4;204
9.3.3.7;7.3.1.6 Erweiterung des Wirkungsgefüges um Förderbereich 5;207
9.3.3.8;7.3.1.7 Erweiterung des Wirkungsgefüges um Förderbereich 6;208
9.3.3.9;7.3.1.8 Erweiterung des Wirkungsgefüges um ergänzende Aspekte;212
9.3.3.10;7.3.1.9 Zusammenfassung Wirkungsgefüge;216
9.3.4;7.4 Systemanalyse;216
9.3.4.1;7.4.1 Regelkreisanalyse;216
9.3.4.2;7.4.2 Einflussmatrix;224
9.3.4.3;7.4.3 Rollenverteilung;227
9.3.5;7.5 Systemsimulation;239
9.3.5.1;7.5.1 Exemplarisches Teilszenario und Simulationen;239
9.3.5.2;7.5.2 Kerngefüge und Problembereiche des Teilszenarios;243
9.3.5.3;7.5.3 Aufbau und Interpretation des Teilszenarios;245
9.3.5.4;7.5.4 Simulationen und Policy-Tests;248
9.3.5.5;7.5.4.1 Simulation 1: Fussballverband versus Fussballvereine;249
9.3.5.6;7.5.4.1.1 Simulation ohne Intervention;250
9.3.5.7;7.5.4.1.2 Policy-Test durch Intervention;253
9.3.5.8;7.5.4.1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse im Fussball;256
9.3.5.9;7.5.4.2 Simulation 2: Handballverband versus Handballvereine;257
9.3.5.10;7.5.4.2.1 Simulation ohne Intervention;257
9.3.5.11;7.5.4.2.2 Policy-Test durch Intervention;261
9.3.5.12;7.5.4.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse im Handball;267
9.3.6;7.6 Zusammenfassung und Beurteilung der Ergebnisse;268
10;Teil III Schlussbetrachtung;278
10.1;8 Zusammenfassung und Ausblick;279
10.1.1;8.1 Zusammenfassung;279
10.1.2;8.2 Schlussfolgerung;283
10.1.3;8.3 Methodische Aspekte;285
10.1.4;8.4 Ausblick;291
11;Literaturverzeichnis;295
12;Anhang;315
12.1;Anhang A: Verzeichnis Experten;315
12.2;Anhang B: Abbildungen vergrössert;317
12.3;Anhang C: Tabellenfunktionen;334
12.4;Anhang D: Ergebnisse Athletenbefragung;346
und Grundlagen.- Grundlagen zum Sport.- Ökonomische Ansätze zur Analyse der Nachwuchsförderung.- Systemtheoretische Grundlagen.- Modell und Anwendung.- Modell.- Untersuchungsdesign.- Anwendung in der Nachwuchsförderung.- Schlussbetrachtung.- Zusammenfassung und Ausblick.
7 Anwendung in der Nachwuchsförderung (S. 129-130)
„Ausdauer ist wirkungsvoller als Gewalt, und viele Dinge, die sich nicht bewältigen lassen, so lange sie gebündelt sind, lassen sich lösen, wenn sie Stück für Stück in Angriff genommen werden." Plutarch (50 - 125 n. Chr.)
7.1 Einleitende Bemerkungen
Komplexe Systeme unterscheiden sich von einfachen durch ihre Dynamik, welche sich primär durch die zeitliche Abhängigkeit und die Intensität zwischen den Elementen charakterisiert. Komplexe Systeme sind somit weit mehr als das blosse Nebeneinander zusammenhängender Teile, denn jedes Element eines Systems steht zu jeder Zeit mit anderen Elementen in Wechselwirkung. Ohne diese Beziehungen zu erkennen, wird man ein System nie verstehen und in der Folge auch nie gestalten können.516 Bei der Vernetzung eines Systems ist deshalb entscheidend, welches Element mit welchem anderen wie verbunden ist.
Beziehungen sind nicht nur als positiv oder negativ oder als stark oder schwach zu bewerten. Beziehungen können auch je nach Dauer ihren Charakter ändern. Ursache und Wirkung lassen sich oft nicht unterscheiden, da die meisten Systemteile direkt oder indirekt auch wieder auf sich selbst zurückwirken. Ursache und Wirkung verschmelzen, Zusammenhänge treten in den Vordergrund. Betrachtet man die Dinge nur einseitig, werden wichtige Wechselwirkungen durch den zu engen Horizont nicht erkannt.
Wenn man dagegen die wichtigsten Elemente eines Systems kennt und weiss, was wie mit wem zusammenhängt, kann man viel über ein System erfahren, dass man sonst nicht erfahren hätte. In den folgenden Kapiteln wird mittels des systemtheoretischen Denkens die Nachwuchsförderung in der Schweiz analysiert. Der mit Hilfe der Experten erarbeitete Ergebnisteil basiert auf den vier Aspekten des in Kapitel 5 erörterten Modells.517 Vor diesem Hintergrund zeigt Kapitel 7.2 die Ergebnisse zur Systembeschreibung, Kapitel 7.3 zur Systemmodellierung, Kapitel 7.4 zur Systemanalyse und Kapitel 7.5 zur Systemsimulation. In Kapitel 7.6 werden die wichtigsten Ergebnisse und deren Beurteilung zusammenfassend dargestellt.
7.2 Systembeschreibung
7.2.1 Anspruchsgruppen des Systems zur Nachwuchsförderung
Das Ziel dieses Kapitels ist die Beschreibung der verschiedenen Anspruchsgruppen – auch Stakeholder genannt – die im System zur Nachwuchsförderung Schweiz involviert sind. Konkret bedeutet dies, dass diese Akteure durch ihr Verhalten massgeblich das System beeinflussen, vom System aber auch beeinflusst werden.518 Ausgehend vom Strukturbild zur Nachwuchsförderung in der Schweiz (siehe Abbildung 1), werden zwei Bereiche unterschieden: erstens das personenbezogene und zweitens das institutionenbezogene Umfeld (öffentlich-rechtlicher und privatrechtlicher Bereich). Nachfolgend werden aber nicht nur alle Anspruchsgruppen und deren verschiedene Rollen in der Nachwuchsförderung beschrieben, sondern auch die von ihnen zu leistenden Beiträge und die wahrzunehmende Verantwortung.
7.2.1.1 Personenbezogenes Umfeld eines Nachwuchsathleten
Das personenbezogene Umfeld, mit dem die Nachwuchsathleten in direkten Kontakt treten – und in dessen Zentrum sie sich befinden – besteht hauptsächlich aus drei Wirkungsfeldern: soziales Netz, Sport und Ausbildung. Diese drei Wirkungsfelder repräsentieren meist miteinander konkurrierende Ansprüche gegenüber den Nachwuchsathleten und stellen diese oftmals vor die Situation, zwischen Sport, Ausbildung und Freizeit entscheiden zu müssen. Um dieser Spannung entgegenzuwirken, ist ein Gleichgewichtszustand anzustreben, innerhalb dessen der sportliche Nachwuchs den Anforderungen aller drei Bereiche gerecht werden kann. Dies setzt allerdings eine funktionierende Koordination und Kommunikation aller beteiligten Parteien voraus.