E-Book, Deutsch, Band 91, 160 Seiten
Reihe: Die drei !!!
E-Book, Deutsch, Band 91, 160 Seiten
Reihe: Die drei !!!
ISBN: 978-3-440-50277-8
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die drei !!! freuen sich auf eine tolle Geburtstagsparty auf Schloss Eulenstein. Doch dort entpuppt sich ein wertvolles Gemälde als Fälschung. Schmuck verschwindet und merkwürdige Schatten treiben in den Schlossgemäuern ihr Unwesen. Wer hat das Bild gefälscht und wo ist das Original? Während Kim, Franzi und Marie ermitteln, bricht das Partychaos los ...
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Kettentränen
»Darf ich untertänigst bitten: Hier hinein, die Damen!«, sagte Fred und hielt den drei !!!, Ida und Lise die Tür zu einem großen Zimmer auf. Dort standen fünf Himmelbetten mit schweren samtenen Vorhängen. »Ihre Ruhestatt für die kommende Nacht!« Er holte die Rucksäcke und platzierte sie vor den Betten. »Ich wünsche erholsame fünf Minuten, dann erwarte ich Sie alle im Schlossgarten, um mit den Feierlichkeiten zu beginnen.« Vorsichtig schloss er die Tür. »Ich nehme an, damit könnte ich mich durchlauchtigst anfreunden«, machte Lise den Diener nach. »Dünkt es euch auch so?« Kim, Ida, Franzi und Marie kicherten. »Aber selbstverständlich. Ich heiße dieses Vorhaben aufs Schärfste gut!«, antwortete Ida und warf sich auf das Himmelbett, das am nächsten stand. Draußen war es die letzte Stunde drückend heiß gewesen und Marie waren die kühleren Temperaturen im Schloss angenehm. Sie setzte sich auf das Bett, vor dem ihr Rucksack stand, und holte ihr Handy heraus. Sie hatte versprochen, Holger und ihren Eltern Bescheid zu geben, dass sie gut auf Eulenfels angekommen war. Schnell tippte sie die beiden Nachrichten, überlegte kurz, ob sie Holger noch ein paar Herzchen schicken sollte, entschied sich aber dann dagegen. Das konnte sie später in aller Ruhe machen, jetzt hatte sie keine Lust. Keine Lust? Als Marie klar wurde, was sie da gerade gedacht hatte, schlug ihr schlechtes Gewissen zu: Sie öffnete das Chatprogramm erneut, wählte ein Kussemoji und drückte auf Senden. »Schade, dass wir nicht erst das Schloss und vor allem Bellas Kleiderschrank besichtigen«, sagte sie schnell, um nicht mehr an die Sache mit Holger und den Herzen zu denken. »Das müssen wir später unbedingt nachholen, ja?« »Klar«, versprach Lise. »Hier gibt es echt viel zu sehen. Besonders berühmt sind die alten Bilder. Ihr habt bestimmt schon von der Schleiereule von Albrecht Dorer gehört. Die, die so täuschend echt aussieht und von der man denkt, sie fliegt direkt auf einen zu.« Kim nickte, doch Marie hatte ehrlicherweise noch nie von dem Gemälde gehört. »Die Menschen kommen von überallher, um es sich anzusehen«, erzählte Lise weiter. »Es ist in einer so coolen Täuschungstechnik gemalt. Ich bin eigentlich kein großer Malerei-Fan, aber das Schleiereulenbild finde ich richtig gut.« Eulen, die aus Gemälden auf einen zuflogen? Dieser Spezialeffekt klang selbst in Maries Ohren interessant. Es klopfte und einen Moment später trat Bella ein. »Seid ihr fertig?«, fragte sie. »Ich muss euch nämlich noch etwas zeigen! Oder besser gesagt: vor etwas warnen.« Sie ging voran. »Ihr habt es vielleicht schon gemerkt. Eulenfels ist nicht mehr im besten Zustand. Wir müssten an allen Ecken und Enden reparieren und restaurieren, aber uns fehlt einfach das Geld. Wir lassen viel mehr Besucher ins Schloss als früher, aber diese Maßnahme bringt leider nicht genug ein.« »Ich habe gesehen, dass der eine Turm ganz schief steht«, sagte Kim. »Genau darüber möchte ich mit euch sprechen!« Bella nickte traurig und führte sie auf den Flur. »Ab hier müsst ihr vorsichtig sein!« Sie deutete auf ein rot-weiß geringeltes Absperrband am Ende des Flurs. Sie gingen näher heran. Marie sah, dass sich durch die Wände und den Boden ein tiefer Spalt zog. Und nicht nur das. Der Flur hinter der Absperrung verlief gut einen Meter weiter unten. »Was ist da passiert?«, fragte Franzi entsetzt. »Das sieht richtig heftig aus!« Bella zuckte mit den Schultern. »Wir wissen es selbst nicht genau, aber der Experte vermutet, dass das Erdreich an der Stelle abgesackt ist und den Turm regelrecht vom Rest des Schlosses abgerissen hat. Bitte haltet euch von der Stelle fern, ja? Sie ist gefährlich!« Die Mädchen nickten. Lise umarmte ihre Tante. »Das tut mir total leid, Bella. Wann ist das denn passiert?« »Vor gut einem Jahr«, antwortete Bella und drückte Lise fest. Dann richtete sie sich auf und lächelte tapfer. »Aber Schluss mit dem Gejammer. Du hast Geburtstag, mein Schatz! Jetzt wird gefeiert, dass es kracht!« BÄÄÄÄÄNG! ZZZZZZZZCH! BOOOOOOM! Ein riesiger Konfettiregen ging auf Lise nieder, als sie wenig später an den reich geschmückten Geburtstagstisch traten, der mitten auf der Wiese im Schlosspark gedeckt war. Fred zündete die Riesenwunderkerzen auf der Sahnetorte an, und der Tisch wurde ein Meer aus glitzernden Funken, die durch die Luft stoben und sich über die mit Schaummäusen und Weingummifröschen gefüllten Schüsseln ergossen. Marie konnte den Blick gar nicht abwenden. Der Tisch und der Schlosspark, das war wie ein Foto aus einer Insta-Story. Der Schlosspark war riesig und bestätigte Maries ersten Eindruck: Blumen, Wiesen, Obstbäume und ein großer glitzernder See, auf dem Enten schwammen und der von Schilfrohr umsäumt war. Hinter dem See begann der Wald. »Das ist traumhaft. Fast so schön wie auf dem Winklerhof«, flüsterte Franzi. Marie musste ihr recht geben. Das war ganz eindeutig einer der tollsten Orte, die sie jemals gesehen hatte. »Herzlich willkommen zu deiner Geburtstagsrallye, Lise!«, riefen Ursel und Bella und warfen die Arme hoch. Lise lachte. »Ihr habt das echt gemacht? Eine Rallye? So wie früher? Das ist genial!« Sie hüpfte auf und ab. »Ist auch Kronenlaufen dabei? Und Tretbootwettrennen? Und Topfschlagen?« »Selbstverständlich«, sagte Bella. »Und Würstchenschnappen?« Lise grinste. »Aber hallo? Was wäre eine Geburtstagsrallye ohne Würstchenschnappen«, meinte Ursel lachend. »Aber wir sollten anfangen. Ich bin mir nicht sicher, wie lange das Wetter sich hält.« Sie blickte besorgt in den Himmel, an dem dicke schwarze Wolken aufgezogen waren. »Du hast recht, Ursel! Schnell, fangen wir mit dem Tretbootrennen an. Es wird wild und nass, keiner wird geschont, also bitte legt eure Wertsachen auf den Tisch.« Bella verschränkte entschlossen die Arme. »Was in unserem See landet, bleibt nämlich in unserem See. Er ist ziemlich tief.« Alle legten ihre Telefone auf den Tisch; Marie legte auch die Halskette ihrer Mutter neben Lises Kronenkette. Am Ufer des Sees dümpelten zwei Tretboote auf dem Wasser. »Team Lise!«, rief Marie und zog Bella mit auf das erste Boot. »Team Ida!«, rief Franzi und nahm Kim und Ursel mit dazu. »Fred, würden Sie bitte bei uns aushelfen?«, bat Bella. »Drei gegen vier – das ist sonst ungerecht.« Marie sah Freds gequältem Blick an, dass er beinahe alles lieber gemacht hätte, als sich ein Tretbootrennen zu liefern. Dennoch verbeugte er sich und sagte: »Ihr Wunsch ist mir Befehl, Prinzessin!« Er zog sich die Schuhe und Strümpfe aus und tapste vorsichtig auf das wackelige Deck. Mit geradem Rücken setzte er sich auf einen der Sitze, legte die Hände in den Schoss und sagte zu Bella: »Durchlaucht, bitte teilen Sie mir mit, wenn ich die Pedale übernehmen soll.« Marie legte selbst viel Wert auf eine gerade Haltung, aber Fred sah aus, als hätte er eine Eisenstange verschluckt. Ob Fred ihnen viel helfen würde? Na, egal. Sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn das Rennen startete. »Eins, zwei, drei und go!«, schrie Ida und klatschte in die Hände. Das war der Startschuss. Bella und Lise trampelten los, als hinge ihr Leben davon ab, und sie legten einen prima Start hin. Nach wenigen Sekunden lagen sie schon ein paar Meter in Führung! »Weiter so!«, feuerte Marie Bella und Lise an. »Wir sausen über den See, als hätten wir Flügel!« »Ich muss Ihnen ein Kompliment machen, Durchlaucht. Das Tretboottreten beherrschen Sie vorzüglichst«, stimmte Fred Marie zu und wischte sich mit der Handschuhhand den Schweiß von der Stirn. Es war drückend heiß. GRRRRRROA! WUMMMMM! Ein Donnerschlag! Im nächsten Augenblick zuckte ein Blitz über den Himmel und ließ die Bäume am Uferrand gespenstisch aufleuchten. Und bevor jemand irgendetwas sagen oder tun konnte, prasselten die dicksten Tropfen, die Marie jemals gesehen hatte, mit voller Wucht auf sie herunter. »Abbruch!«, forderte Ida auf dem anderen Boot. »Wir müssen sofort vom See runter. Das ist gefährlich!« Marie war auch alles andere als wohl. Sie fasste sich an den Hals, um sich mit dem Kettenanhänger zu beruhigen, erinnerte sich aber sofort, dass sie die Kette auf den Tisch gelegt hatte. Sie duckte sich und Fred deckte schützend eine Plane über sie, Bella und Lise. Sehen konnten sie zwar nun nicht viel, aber zumindest hielt sie die schlimmste Nässe ab. Sie wendeten und Lise und Bella gaben alles. Sie beiden keuchten vor Anstrengung und trotzdem legten sie als Zweite am Ufer an. Schnell kletterten sie vom Boot und rannten zurück ins Schloss. Diener Fred folgte, mit der Torte in der Hand, im Eilschritt. »Ich koche euch einen schönen warmen Tee«, sagte eine junge Frau mit weißer Schürze, als sie wie begossene Pudel in der Eingangshalle standen. »Dass es so schlimm gewittern würde, das konnte wirklich niemand ahnen.« Fred zitterte, die Torte immer noch in der Hand. Die junge Frau nahm sie ihm ab. »Untertänigsten Dank, Emma!«, sagte er. »Ich führe die Herrschaften in den Speisesaal und werde das Feuer im Kamin entzünden. Die behagliche Wärme wird...