Heger | Die drei !!!, 110, Theater der Vampire (drei Ausrufezeichen) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 110, 160 Seiten

Reihe: Die drei !!!

Heger Die drei !!!, 110, Theater der Vampire (drei Ausrufezeichen)

E-Book, Deutsch, Band 110, 160 Seiten

Reihe: Die drei !!!

ISBN: 978-3-440-50899-2
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bald geht es los! Die drei !!! können es kaum abwarten. Bei der Musical-Aufführung "Ball der Vampire" hat Marie eine der heiß begehrten Statisten-Rollen ergattert. Bei den Proben treffen Kim und Franzi auch eine Nachbarin von Marie. Sie wird eine größere Rolle in der Aufführung übernehmen. Doch das Mädchen verhält sich sehr merkwürdig. Hinter den Kulissen geschehen noch andere seltsame Dinge. Wer hat Geld gestohlen? Hier ist jeder verdächtig! Die drei !!! nehmen die Ermittlungen auf. Dabei übernimmt jede Detektivin ganz bestimmte Aufgaben und im Team lösen sie den gruselig-lustigen Vampir-Fall.
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DER ANFANG DER NACHT
Die schwarze Gestalt kroch langsam über den Boden. In Richtung des Mädchens, das auf dem Boden vor einem Grab kniete und weinte. Die schwarzen Wolken am Himmel zogen sich zusammen. Ein heftiger Wind kam auf und das Mädchen zog den roten Wintermantel enger um sich. Ein Jammern ertönte. Das Mädchen blickte sich um. Es zitterte. Die Gestalt huschte hinter einen der Grabsteine. Ihre spinnendürren Finger krallten sich an den Stein. KRRRRRRRR! Sie stemmte sich ab und flog mit einem Satz zum Mädchen und hüllte es mit ihrem schwarzen ledrigen Umhang ein. Weiße, spitze Zähne blitzten auf. Das Mädchen schrie, verdrehte die Augen und sackte in den Armen des Vampirs zusammen. Marie nahm Kims und Franzis Hand und drückte sie fest. »Jetzt sind wir dran!«, flüsterte sie. Marie breitete die Arme aus und der schwarze Satin-Umhang bauschte sich auf. Mit gefletschten Vampirzähnen trat sie auf die Bühne, Kim und Franzi folgten ihr. Marie wollte gerade mit ihrem Text loslegen, da rief jemand aus dem Zuschauerraum: »Sehr schön! Das reicht für heute! Das Wolkenvideo auf der Leinwand kommt cool und echt rüber. Danke, Emre!« Der Vampir ließ das Mädchen los, das nun auch wieder zum Leben erwacht war und sich müde und überhaupt nicht mehr ängstlich streckte. Dann trat er an den Bühnenrand. »Kein Problem, Johannes. Das Video habe ich auf einer meiner Wanderungen gefilmt. Entspricht gerade meiner privaten Stimmung.« Emre lächelte schief. Seine Mundwinkel zitterten. »Äh. Ja, wie auch immer! Ich wünsche dir alles Gute!« Johannes wollte offensichtlich nichts weiter über Emres Gefühlszustand wissen. Er wechselte schnell das Thema. »Wir proben die Friedhofszene morgen weiter. Danke an alle!« Die Truppe klatschte, Johannes Friedel, der Regisseur, verbeugte sich und verschwand im Dunkel. Kim brummte. »Ich habe mich also umsonst in eine Vampirin verwandelt. Ich durfte nicht mal jemanden erschrecken. Geschweige denn: beißen.« »Du konntest dich heute in die neue Rolle einfühlen. Ist doch auch was wert. Und für heute haben wir nur Umhänge und unsere Gebisse. Bei der Premiere werden wir dann richtig echt vampirisch geschminkt sein.« Marie trat durch den schweren roten Samtvorhang hinter die Bühne und setzte sich auf den schwarz gestrichenen Bühnen-Boden. Sie sah Kim und Franzi an, ihre beiden besten Freundinnen, Detektivkolleginnen und seit letzter Woche Statistinnen im neuen Musical Ball der Vampire, das bald Premiere haben würde. Maries Theaterlehrerin hatte ihnen die Rollen vermittelt, und es hatte nur ein klitzekleines bisschen Überredungskunst gekostet, Kim zu überzeugen, dass das Vampirinnen-Dasein Spaß machen würde. Heute war die erste Kostümprobe angesetzt worden, doch Emre Benter, der Darsteller des Graf Zahn und somit die Hauptrolle des Musicals, war viel zu spät gekommen, und so hatten sie nur den ersten Teil der Szene geschafft. Nun saßen sie – ebenfalls geschafft, weil sie vorher so aufgeregt gewesen waren – hinter der Bühne und sahen die Darstellenden der größeren Rollen, die sich auf den Weg zu den Garderoben machten. »Marie?« Marie blickte auf und sah Lise. »Hey, du hier? So ein Zufall! Wir haben uns ewig nicht gesehen. Komisch, wo du doch fast nebenan wohnst.« Marie strahlte Lise an. Sie war richtig froh, sie zu treffen. Vor einiger Zeit hatten sie einen sehr aufregenden Fall auf einem Schloss zusammen gelöst. Lises Mutter war eine echte Prinzessin und Lise selbst somit eine echte halbe Prinzessin. »Ich spiele eine kleinere Rolle, nämlich die Freundin von Minna, dem Mädchen, das gerade auf der Bühne zum Vampir gemacht wurde.« Lise grinste und Marie schauderte. Lises Eckzähne sahen verflucht echt aus. Das war nicht so ein Plastikdings, wie sie selbst eines im Mund hatte. Vielleicht hatten die größeren Sprechrollen bessere Zähne? Aufgeklebte? »Ich bin so glücklich, dass ich die Rolle bekommen habe«, sagte Lise. »Erst hatte ich mich für das andere Musical hier in der Stadt beworben. Das mit den Feen. Aber Vampire sind viel mehr mein Ding!« Sie leckte sich über den rechten Eckzahn. Marie fühlte sich unbehaglich, wusste aber gar nicht so recht, warum. »Und habt ihr euch schon mal die Umgestaltung des Theaters angesehen?«, fragte Lise. »Das ist einfach so echt geworden. Als Zuschauer hat man den Eindruck, man geht tief in eine Vampirgruft hinein. Es riecht sogar ein wenig modrig. Das haben die Geruchsdesigner kreiert: Moder light nennt sich der Duft, der aus den Düsen im Zuschauerraum strömt. Kriegt man kaum mehr aus den Klamotten. Aber ich habe mich schon daran gewöhnt!« Lise steckte ihre Nase in den Umhang und atmete tief ein. »Lecker!«, seufzte sie. »Aber so richtig krass wird es erst riechen, wenn hier jeden Abend Vorstellung ist!« Kim, Franzi und Marie sahen einander an und grinsten. Lise hatte wirklich eine komische Vorstellung von lecker. Nachdem sie ihre Kostüme in der Garderobe ausgezogen und die Vampir-Gebisse aus dem Mund gehebelt hatten, stiegen sie mit Lise die nicht enden wollenden Stufen zur Kantine nach oben. Marie fühlte sich erleichtert. Sie fand die Vampir-Rolle cool, aber stundenlang in der Dunkelheit auf einem Friedhof herumzulungern wie eben gerade – nein danke! Sie liebte die Sonne, die durch die großen Kantinenfenster hineinschien und die rot und blau gestrichenen Möbel zum Leuchten brachte. Der Raum war groß, mit etwa zwanzig Tischen. Unter einem verglasten Dach befand sich eine Theke, die wie ein Notenschlüssel gebogen war. Vitrinen zeigten die Auswahl an belegten Broten und Kuchen. Ein großer Suppentopf dampfte auf einem Herd. Marie fühlte sich sofort wohl. Lise setzte sich an den hintersten Ecktisch. Franzi und Marie leisteten ihr Gesellschaft. Kim hatte die kurze Schlange vor der Kuchenvitrine ausgenutzt und sich angestellt. Lise verzog das Gesicht, als hätte sie große Schmerzen. »Es ist so schrecklich hell«, sagte sie und legte die Hände über die Augen. »Kopfschmerzen?«, fragte Marie. »Tessa hat manchmal Migräne. Dann verträgt sie kein Licht. Ich hole dir etwas zu trinken!« Sie griff in die Tasche und merkte, dass sie ihren Geldbeutel in der Garderobe vergessen hatte. Lise drehte den Kopf zu ihr. »Ja, Wasser wäre gut!« Marie nickte. »Franzi, hast du Kleingeld?« Bevor Franzi antworten konnte, schob Lise Marie ihren eigenen Rucksack hin. »Da ist Geld drin. Nimm dir, so viel du brauchst.« »Mach ich, danke!« Marie zog den Rucksack auf den Schoß. Puh, der war schwer. Als sie ihn öffnete, wusste sie, warum. Im Rucksack war ein ganzer Haufen Münzen. Marie wunderte sich zwar, aber in diesem Moment stöhnte Lise auf, und Marie bemühte sich, vier 50-Cent-Stücke zu finden. Dann stand sie auf und kaufte eine Flasche Mineralwasser. Beim Zurückgehen warf sie einen Blick auf Kims Kuchenbeute. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Kirschkuchen! Und Zimtschnecken. Besser ging es nicht. Jemand rempelte sie an. Lise! Sie stapfte an ihr vorbei nach draußen. Und nahm keine Rücksicht auf die Menschen in ihrem Weg. »Dein Wasser!«, rief Marie und hielt die Flasche hoch. Doch Lise war schon draußen. »Lise ist aber heute merkwürdig drauf.« Kim drückte Marie den Kuchenteller in die Hand, auf dem drei Gabeln lagen. »Sie wollte keine Hilfe, nur nach Hause.« Franzi zuckte mit den Schultern. »Sie braucht Ruhe, das verstehe ich«, sagte Kim, schnappte sich eine Kuchengabel und begann zu essen. »Der erste schmeckt fantastisch. Selbst gebacken, ich habe nachgefragt.« »Ich werde später bei ihr klingeln und fragen, ob alles in Ordnung ist!«, versprach Marie. »Aber erst einmal muss ich mich vergewissern, ob Kim die Wahrheit sagt. Sie nahm die zweite Gabel, stach in den Kuchn und sagte: »Die drei Kuchen! Eins!« »He, die Eins bin ich.« Kim drängelte sich zwischen Franzi und den Teller und gabelte sich ein weiteres extragroßes Kuchenstück auf. »Eins!« Franzi sah sie schief an und versenkte die Gabel im zweiten Stück. »Zwei!« Marie ergatterte sich ein Stück der Zimtschnecke. »Drei!« Dann sahen sie sich an und stießen lachend ihre Gabeln hoch in der Luft aneinander. »Kuchen-Power!!!« Kim prustete los und verschluckte sich an einem Krümel. »Wisst ihr was? Ihr spinnt.« Die Flügel der zweiteiligen Tür krachten mit Schwung an die Wände und Emre Benter, immer noch als Graf Zahn verkleidet, trat ein. Theatralisch breitete er die Arme aus und zog damit die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. »Alle bleiben, wo sie sind! Das Geld aus dem Geld-Glas der Gemeinschaftsgarderobe wurde gestohlen! Ich wollte gerade etwas für neuen Kaffee herausnehmen und es ist leer.« In der Kantine wurde es mit einem Schlag still. Emre Benter blickte forschend in die Gesichter der Anwesenden. Eine ältere Frau stand auf. »Und, Emre? Was willst du damit sagen? Denkst du, es war jemand aus diesem Raum? Was ist denn eigentlich mit dir in letzter Zeit los?« Emre funkelte sie finster an. Dann schien er sich zu besinnen und grinste. »Nein, Viola, natürlich verdächtige ich niemanden von euch. Ich will nur wissen, ob jemand etwas beobachtet hat.« ...


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