Buch, Deutsch, 180 Seiten, Format (B × H): 190 mm x 270 mm, Gewicht: 445 g
Buch, Deutsch, 180 Seiten, Format (B × H): 190 mm x 270 mm, Gewicht: 445 g
ISBN: 978-3-96146-767-9
Verlag: Diplomica Verlag
Die Niedrigzinsphase zeigt, dass sich deutsche und europäische Versicherungsunternehmen - anders als die Banken - nicht in einer Krise befinden. Dennoch muss auch die Assekuranz, deren Aktienkurse in der aktuellen Börsenkrise ebenfalls unter Druck geraten, aus dem Zinstief und der drohenden Ertragsgefahr bald einen Ausweg finden. Bei einem stagnierenden operativen Geschäft und dem weitgehend ausgeschöpftem Kostensenkungspotential kommt den Kapitalanlagen dabei eine besondere Rolle zu. Diese Untersuchung prüft mit Hilfe von empirischen Korrelationen für den Zeitraum 1991 – 2018, an welcher Stelle bei ausgewählten marktführenden deutschen Sach- und Lebensversicherungen im Kapitalanlagenbereich (Depotstruktur, Realisierung stiller Reserven, Depotumschichtungen, Asset Management) noch Potentiale zu finden sind.
Autoren/Hrsg.
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Textprobe:
Kapitel 2.2.2, Aktuelle Geschäftslage in der Lebensversicherung:
Auch die Lebensversicherungsbranche lässt sich in produktorientierte Sparten einteilen. Marktdominierend bleibt, mit 95% Anteil am Prämienvolumen, die klassische Kapital- und Risikolebensversicherung. Die Pensionsfonds und -kassen spielen in Deutschland – anders als in den angelsächsischen Ländern – immer noch eine untergeordnete Rolle, was sich mit dem herrschenden Umverteilungssystem in der gesetzlichen Rentenversicherung erklären lässt.
Insgesamt kann die wirtschaftliche Lage der Lebensversicherungsbranche als zufriedenstellend bezeichnet werden. Die Beiträge gingen 2017 lediglich marginal um 0,1% auf 90,7 Mrd. Euro (vgl. Tab. 4) zurück, schwankten jedoch bei den jährlichen Veränderungsraten im vergangenen Jahrzehnt zwischen -3,9% (2011) und 7,1% (2009) erheblich.
Es liegen keine kontinuierlichen sektorenübergreifenden Angaben zu den Margen oder Gewinnveränderungen in diesem Sektor vor. Ungeachtet dessen haben sich 2017 alle ertragsrelevanten Kennzahlen, wie die auf 2,3% der Prämieneinnahmen gesunkenen Verwaltungsaufwendungen, die mit 4,7% ebenfalls rückläufigen Abschlusskosten sowie die Stornoquoten mit 2,65% verbessert.
2.2.3, Aktuelle Geschäftslage in der Krankenversicherung:
Ergänzend zu den Ausführungen in der Sach- und Lebensversicherung, wird kurz auf die Situation der privaten Krankenversicherung (PKV) eingegangen, um die Lage der gesamten privaten Versicherungswirtschaft abzurunden.
Ein wesentlicher Wachstumstreiber im Jahr 2017 war der positive Trend in der Zusatzversicherung, wodurch es zu einer leichten Steigerung des Bestands um 2,4% auf 25,7 Mio. Verträge kam. Währenddessen entwickelte sich der Bestand in der Vollversicherung stabil, der weiterhin rund 8,8 Mio. Verträge umfasst. Insgesamt stieg das Beitragsaufkommen in der PKV im Jahr 2017 um 4,3% auf 38,8 Mrd. Euro an. Bei den ausgezahlten Versicherungsleistungen war nur ein moderater Anstieg um 1,6% auf 27,0 Mrd. Euro zu verzeichnen.
Insgesamt zeigt sich die PKV auch bei Betrachtung des Geschäftsjahres 2016 (vgl. Tab. 4) in einer stabilen wirtschaftlichen Lage. Anders als in der Sach- und Lebensversicherung hängt die PKV stark von den Trends im konkurrierenden öffentlichen Sektor, hier der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), ab.
2.3, Vergleich und Ausblick der Geschäftsentwicklung im Versicherungs- und Bankensektor:
2.3.1, Vergleich der bisherigen Geschäftsentwicklung:
Steht die Versicherungswirtschaft trotz Branchenkonsolidierung vor einer ähnlichen Krise wie der Bankensektor und reicht der Konsolidierungsprozess nicht aus, um diesen Negativtrend aufzuhalten? Immerhin hat sich die Zahl der Unternehmen, die der BaFin-Kontrolle unterliegen, von 2.659 in 1990 auf 1.293 in 2017 mehr als halbiert.
Es wird versucht, diese Frage anhand der langfristigen Börsenkursentwicklung beider Sektoren (Branchenindizes) sowie der Aktien der deutschen Marktführer, der Deutschen Bank und der Allianz, zu beantworten, ohne auf detaillierte Einzelanalysen einzugehen. Langfristig gesehen werden die Kursentwicklungen der Aktien die wirtschaftliche Verfassung der Gesellschaften widerspiegeln.
Für die obige „Gefahrenthese“ könnte zunächst sprechen, dass aufgrund ihres gemeinsamen Kapitalmarktbezugs Banken und Versicherungen Jahrzehnte lang eine parallel verlaufende Geschäfts- und Aktienkursentwicklung vorweisen konnten. Die Börse ordnet beide Wirtschaftszweige der Kategorie „Finanz-wirtschaft“ zu, zu der auch Finanzdienstleister wie z.B. Fondsgesellschaften oder auch Immobiliengesellschaften zählen.
Die Versicherungen gelten in diesem Umfeld als „Juniorpartner“ der Banken, was an ihrer geringeren Marktkapitalisierung liegt. Per 31.12.2018 betrug die Marktkapitalisierung der Banken im Subindex des EuroStoxx600 (WKN: 965842) über 449 Mrd. Euro, während der Versicherungen-Subindex (WKN: 965844) mit 276 Mrd. Euro dotiert war.
Die Zahlen ändern nichts an der Tatsache, dass sich der europäische Bankensektor (vor allem die italienischen Institute) seit 2017 wieder in der Krise befindet.
Wie gravierend ein Umstrukturierungsprozess im Finanzsektor ausfallen kann, zeigt der Vergleich der Versicherungs- und Bankaktien in den vergangenen 15 Jahren. Während beide Branchentitel bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 noch einen auffälligen Gleichlauf verzeichneten, vergrößert sich seit gut 10 Jahren die Bewertungslücke zugunsten der Versicherungsunternehmen immer deutlicher (vgl. Abb. 10).