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Haran Der Glanz des Südsterns

Roman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-0258-4
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 12, 493 Seiten

Reihe: Große Emotionen, weites Land - Die Australien-Romane von Elizabeth Haran

ISBN: 978-3-7517-0258-4
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine ergreifende Liebesgeschichte über Jahrzehnte und Kontinente hinweg

England, 1918: Vom ersten Augenblick an fühlen sich die italienische Krankenschwester Elena und der Arzt Lyle Macallister zueinander hingezogen. Doch als Lyle erfährt, dass seine einstige Freundin ein Kind von ihm erwartet, muss er diese heiraten. Elena ist am Boden zerstört - und merkt kurz darauf, dass auch sie schwanger ist. Um keine Schande über ihre Familie zu bringen, wahrt sie ihr Geheimnis und heiratet den Italiener Aldo, mit dem sie nach Australien auswandert. Als viele Jahre später Lyle eine Stelle bei den Fliegenden Ärzten im australischen Outback annimmt, kreuzen sich Elenas und Lyles Wege erneut ...

Elizabeth Haran spannt einen großen Bogen von Schottland nach Australien über das Leben zweier Liebender, deren Wege sich trennen und wieder berühren werden.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.



Elizabeth Haran wurde in Simbabwe geboren. Schließlich zog ihre Familie nach England und wanderte von dort nach Australien aus. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in einem Küstenvorort von Adelaide in Südaustralien. Ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte sie mit Anfang dreißig, zuvor arbeitete sie als Model, besaß eine Gärtnerei und betreute lernbehinderte Kinder.

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1


»Elena«, flüsterte Dr. Lyle MacAllister zärtlich, als er die junge Frau sanft an der Schulter berührte, um sie zu wecken.

Er sah sie an, und in einer Gefühlsaufwallung zog sich sein Herz zusammen. Sie sah so friedlich aus im Schlaf, so vollkommen – ein Engel inmitten des Chaos und der Hässlichkeit des Krieges. Er wusste, er war dabei, sich hoffnungslos zu verlieben, und er vermochte nichts dagegen zu tun.

Auf der Station 8C des Victoria Hospital in Blackpool war es ruhig. Nur ab und zu war ein ersticktes Stöhnen aus einem der Betten ganz hinten in der Nähe der verdunkelten Fenster zu hören. In einer Ecke brannte eine kleine Lampe, die gerade genug Licht gab, damit die Krankenschwestern nach den Patienten sehen konnten.

Lyle schaute auf die Uhr. Es war nach Mitternacht. Seit vierzehn Stunden war er jetzt auf den Beinen, den größten Teil dieser Zeit hatte er im Operationssaal verbracht. Kein Wunder, dass er erschöpft war. Irgendwo in der Ferne hörte er das Kreischen von Sirenen. Es hatte Wochen gedauert, aber inzwischen empfand er das Geräusch nicht mehr als so schreckenerregend wie zu Beginn des Krieges, ein trauriger Beweis dafür, dass man sich mit der Zeit an alles gewöhnte. Er nahm nicht einmal mehr den stechenden Geruch von Wundbrand wahr, auch nicht den des Desinfektionsmittels Lysol und genauso wenig den Gestank des Todes.

Schwester Elena Fabrizia saß auf einem Korbstuhl neben einem ihrer Patienten. Der Gefreite Norman Mason des Neunten Bataillons vom Royal Lancaster Regiment war auf dem Schlachtfeld in Passendale, Belgien, schwer verwundet worden. Elena hatte er erzählt, er stamme aus Derbyshire, sei verheiratet und habe siebenjährige Zwillingstöchter. Der Krieg dauerte nun schon vier Jahre an, und er hatte sie seit dem Sommer 1914 nicht mehr gesehen. Elena reckte sich und schlug die Augen auf, dann stöhnte sie leise, denn ihr Nacken war vom langen Sitzen steif geworden.

»Bist du etwa seit dem Ende deiner Schicht hier?«, fragte Lyle im Flüsterton.

Er wusste, dass ihre Schicht um sieben Uhr endete, und dachte, sie wäre nach Hause zu ihren Eltern gegangen, aber dass sie hier neben Norman Mason eingeschlafen war, wunderte ihn nicht sehr. Die Hingabe, mit der sie ihren Dienst versah, war nur eines der Dinge, die er an ihr lieben und bewundern gelernt hatte.

»Wie spät ist es denn?«, wollte Elena verschlafen wissen.

Sie richtete das weiße Schwesternhäubchen über ihrem langen dunklen, locker nach hinten gebundenen Haar. Ihre weiße Schürze mit dem großen roten Kreuz, das sie als Krankenschwester zu erkennen gab, trug sichtbare Zeichen der Schmutzarbeit, die sie an diesem Tag verrichtet hatte.

»Viertel nach zwölf«, antwortete Lyle leise.

»Ach du meine Güte. Meine Eltern werden sich Sorgen machen.« Elena richtete sich auf und schaute auf den Mann in dem Bett, neben dem sie saß. »Normans Bein sieht gar nicht gut aus.«

Ihre Stimme zitterte, als sie an den Preis dachte, den er vielleicht für seine Verwundung würde zahlen müssen. Ihre Ausbildung hatte sie in einem kleinen Krankenhaus erhalten, das keine verwundeten Soldaten aufnahm. Vor ein paar Monaten hatte sie sich ins Victoria Hospital versetzen lassen, weil man dort so verzweifelt Personal brauchte. Derart entsetzliche Verwundungen hatte Elena noch nie gesehen, aber sie war zweiundzwanzig und dachte, sie besitze die nötige Reife und genug Sachverstand, um Distanz zu wahren zu dem, was sie sah. Dass sie so sehr betroffen war, weckte bei ihr Zweifel an ihrer Berufung. Aber sie wurde gebraucht. Sie konnte nicht weglaufen.

Normans rechter Wadenmuskel war glatt durchtrennt, der Muskel zwischen Knie und Knöchel völlig zerfetzt. Der Knochen in seinem linken Bein war so zerschmettert, dass er nicht mehr zu retten gewesen war. Das Bein hatte man ihm drei Tage zuvor oberhalb des Knies amputiert.

»Er hat so hohes Fieber, dass ich fürchte, sein Bein wird brandig werden«, fügte Elena hinzu.

Trotz der Kälte draußen stand ihrem Patienten der Schweiß auf der Stirn. Sie beugte sich über ihn und tupfte ihm den Schweiß sanft mit einem Tuch ab.

Am Ende ihrer zwölfstündigen Schicht war Elena noch einmal zu Norman ans Bett gegangen, um nach ihm zu sehen. Das Betäubungsmittel wirkte kaum gegen seine Schmerzen, und so war er über jede Abwechslung froh. Sie war erschöpft gewesen, aber der junge Soldat brauchte Gesellschaft, um ein wenig von seinen Schmerzen abgelenkt zu sein, und das wollte sie ihm nicht versagen. Anfangs war Norman voller Wut und Selbstmitleid wegen des verlorenen Beins gewesen, aber an diesem Abend war das anders. Sein Sinn für die Realität war erwacht, und das Selbstmitleid hatte sich in entsetzliche Angst verwandelt – Angst davor, dass er sterben und seine Mädchen nicht aufwachsen sehen könnte.

Lyle zog Elena weg von Norman. Wenn der junge Soldat auch in den Genuss einiger Minuten gnädigen Schlafs gekommen war, wollte er doch auf keinen Fall Gefahr laufen, dass er plötzlich aufwachte und mit anhörte, was er nun zu sagen hatte.

»Du weißt, dass er womöglich auch das andere Bein verlieren wird, Elena«, flüsterte Lyle. »Die Entscheidung fällt morgen. Falls wir sein Leben nur durch die Amputation retten können, werden wir keine Wahl haben.«

Elena war zu erschöpft, um ihre Gefühle unter Kontrolle halten zu können, und ihre dunkelbraunen Augen füllten sich mit Tränen.

»Ich weiß. Ich hoffe sehr, dass sein Bein gerettet werden kann. Er hat schon so viel verloren.«

»Ich bin sicher, Elena, seine Frau zieht es vor, einen Mann ohne Beine zu haben, als gar keinen Mann. So solltest du das sehen.«

Elena ließ den Kopf sinken. »Du hast Recht«, flüsterte sie. »Du bist so stark und klug, Lyle. Ich wünschte, ich wäre wie du.«

Bei der Bemerkung zuckte Lyle zusammen. »Ich bin alles andere als vollkommen, Elena. Ich bin bloß ein Mann, der versucht, sein Bestes zu geben. Und das gelingt mir keineswegs immer.«

»Du hast so vielen schon das Leben gerettet. Ich weiß gar nicht, was dieses Krankenhaus ohne dich anfangen sollte, Lyle, und wie ich ohne dich die Tage durchstehen könnte.«

»Du bist stärker, als du denkst, Elena, und du spendest Männern wie Norman so viel Trost. Du solltest nicht unterschätzen, was für ein besonderer Mensch du bist.«

Lyle nahm ihre Hand und führte sie noch weiter von Normans Bett fort. In einer nur schwach beleuchteten Ecke der Station standen sie einander gegenüber. Lyle sah Elena in die Augen. Er hatte gegen die Gefühle für sie angekämpft, aber es fiel ihm schwerer und schwerer, den Ruf seines Herzens zu ignorieren. Er wollte sie küssen, wollte sie wieder und immer wieder küssen.

Elena wurde jäh von ihren Empfindungen überwältigt. Lyle war der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. Alle Schwestern im Victoria Hospital, egal wie alt sie waren, wurden beinahe ohnmächtig, wenn er in ihre Richtung schaute, er schien das jedoch nicht zu bemerken. Elena war durchaus empfänglich für sein gutes Aussehen, er war groß und blond und hatte grüne Augen, aber sie war aufrichtig davon überzeugt, dass sie als einzige der Schwestern begriff, dass da weit mehr an Dr. Lyle MacAllister war. Er war sensibel und auf eine witzige Art stets zum Flirten aufgelegt. Sogar inmitten all des Entsetzlichen, dem sie sich tagtäglich gegenübersahen, brachte er sie mit seinem wunderbaren Sinn für Humor zum Schmunzeln. Sie verstand gut, weshalb die Wärme seiner Stimme und sein ausgeprägter schottischer Akzent den Patienten solch ein Trost waren. Sie spürte das wahre Ausmaß seines Mitgefühls und seiner Hingabe an die Medizin. Er war ein außergewöhnlicher Mann, und sie hatte sich bis über beide Ohren in ihn verliebt.

Lyle hatte gerade seine Ausbildung in einem Krankenhaus in Edinburgh beendet, als der Krieg ausbrach. Danach hatte er vier Jahre lang im Crichton Royal Hospital in Dumfries, Schottland, gearbeitet, ehe er zusammen mit einigen Kollegen nach England in die Stadt Blackpool ging. Es war eine große Enttäuschung für ihn, dass es ihm in den sechs Wochen seiner Tätigkeit in Blackpool nicht gelungen war, Verbesserungen auf den überbelegten Stationen durchzusetzen, aber die Medikamentenvorräte waren ärgerlich knapp. Ein weiteres Ärgernis, abgesehen von den Verwundeten, die schneller eingeliefert wurden, als man sie behandeln konnte, war die Tatsache, dass die Spanische Grippe Tausende von Menschen in ganz Europa dahinraffte.

In dem Moment, als Lyle Elena Fabrizia zum ersten Mal gesehen hatte, war seine ganze Welt auf den Kopf gestellt worden. Bevor er mit seiner Arbeit am Victoria Hospital begonnen hatte, war er damit zufrieden gewesen, das Leben zu führen, das diejenigen, die ihn liebten, für ihn geplant hatten. Jetzt kam ihm seine Zukunft vor wie ein Stapel Spielkarten, die an einem windigen Tag in alle Richtungen zerstreut worden waren.

»Du solltest deinen Mundschutz tragen, Elena. Allein in den vergangenen vier Tagen sind zwanzig Menschen in diesem Krankenhaus an der Grippe gestorben«, sagte Lyle besorgt. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie womöglich zu verlieren.

Elena nickte nur. Sie war zu erschöpft zum Denken, zu erschöpft, sich auch nur zu regen. Im ersten Moment nahm sie kaum wahr, dass Lyle sie an sich zog. Aber dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände, und sie erwiderte seinen Blick. Lyle zog sie in seine Arme, und ihre Lippen fanden sich wie so oft in der letzten Zeit. Sie hörten die Nachtschwestern auf der Station nebenan, also hatten sie einen Moment für sich allein, aber sie mussten vorsichtig sein. Geheimnisse ließen sich in der betriebsamen Umgebung eines Krankenhauses schwer wahren, und sie beide hatten ihre ganz eigenen...


Haran, Elizabeth
Elizabeth Haran wurde in Simbabwe geboren. Schließlich zog ihre Familie nach England und wanderte von dort nach Australien aus. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in einem Küstenvorort von Adelaide in Südaustralien. Ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte sie mit Anfang dreißig, zuvor arbeitete sie als Model, besaß eine Gärtnerei und betreute lernbehinderte Kinder.

Elizabeth Haran wurde in Simbabwe geboren. Schließlich zog ihre Familie nach England und wanderte von dort nach Australien aus. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen in einem Küstenvorort von Adelaide in Südaustralien. Ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte sie mit Anfang dreißig, zuvor arbeitete sie als Model, besaß eine Gärtnerei und betreute lernbehinderte Kinder.



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