Handschuck / Schröer | Interkulturelle Orientierung und Öffnung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 380 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 210 mm, Gewicht: 490 g

Reihe: Interkulturelle Praxis und Diversity Management

Handschuck / Schröer Interkulturelle Orientierung und Öffnung

Theoretische Grundlagen und 50 Aktivitäten zur Umsetzung
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-96557-106-8
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Theoretische Grundlagen und 50 Aktivitäten zur Umsetzung

E-Book, Deutsch, 380 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 210 mm, Gewicht: 490 g

Reihe: Interkulturelle Praxis und Diversity Management

ISBN: 978-3-96557-106-8
Verlag: ZIEL
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Wir stehen vor einer großen gesellschaftlichen Herausforderungen: der Gestaltung von Vielfalt. Die Entstehungsgeschichte der interkulturellen Orientierung und Öffnung von einem sozialpolitischen Ansatz zu einer Strategie der Organisationsentwicklung greift dieses Buch auf. Theoretische Grundlagen und der Stand der Entwicklung in Deutschland sowie Beispiele guter Praxis werden im ersten Teil vorgestellt. Im zweiten Teil finden sich 50 Aktivitäten, die diesen Prozess in allen seinen Phasen umsetzen helfen: vom Einstieg über Ideen zur Meinungsbildung und Beteiligung bis zu den konkreten Schritten strategischer Steuerung.

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Zielgruppe


Das Handbuch richtet sich an Führungskräfte, Qualitäts- und Projektbeauftragte sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Organisationen, die sich interkulturell öffnen wollen. Der Erfahrungshintergrund entstammt der Sozialen Arbeit.

Weitere Infos & Material


Die Kernfrage ist, wessen Schule ist das hier? Ist es Eure Schule oder ist es unsere Schule? Ist es eine deutsche Schule oder ist es eine Schule in Deutschland? Ist das Euer Land oder auch mein Land?
Türkischer Sozialpädagoge (Sachverständigenkommission 2000: 199) Einführung
Vom Umgang mit Vielfalt
Vielfalt und der Umgang mit Differenz und Diversität sind zu einer zentralen Herausforderung moderner Gesellschaften geworden. Vielfalt leben und gestalten zu können wird zur neuen Schlüsselkompetenz in Wirtschaft und Politik, ebenso auch in Sozialer und pädagogischer Arbeit. Die Frage nach der Fähigkeit unserer Gesellschaft, den sozialen Zusammenhalt zu gewährleisten, muss in den verschiedenen gesellschaftlichen Feldern ständig neu beantwortet werden. Die Antworten auf die Anforderungen durch Vielfalt waren im sozial- wie im schulpädagogischen Mainstream bis in die 1990er-Jahre eher Vereinheitlichung und Homogenisierung. Die Unterschiedlichkeit der sozialen Lebenswelt, die verschiedenartigen Voraussetzungen in pädagogischen Handlungsfeldern, ebenso die Diversität von Mitarbeiterschaft wie Nutzererwartungen wurden als individuelle, auf den Einzelfall bezogene Herausforderungen begriffen und beantwortet. Abweichendes Verhalten sollte durch Soziale Arbeit verhindert, Anpassung an gesellschaftliche Normalitätsvorstellungen erreicht werden. Pädagogische Institutionen wie Schule zielten darauf, Kinder und Jugendliche unabhängig von Geschlecht, Herkunft und sonstigen Unterschieden durch eine gleichförmige Lernorganisation in ein nivellierendes System einzupassen. Natürlich gab es vielfältiges bürgerschaftliches Engagement durch Initiativgruppen oder Selbsthilfeorganisationen und durch Projektansätze, denen es um die Berücksichtigung ethnischer Herkunft ging. Vielfalt erfuhr aber keine prinzipielle Anerkennung und Wertschätzung. Schon gar nicht wurden die Konstruktionsmechanismen der sozialen Herstellung von Differenz in der Praxis einer kritischen Reflexion unterzogen. Angleichung, Einebnung, Assimilation waren die Zielhorizonte, die im sozialen und pädagogischen Bereich die Strategien im Umgang mit Vielfalt bestimmt haben. Eine zielgruppenfixierte und defizitorientierte Sicht insbesondere auf Minderheiten prägte das Handeln. Die gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen der jüngsten Vergangenheit fordern eine neue Sicht auf Vielfalt und Verschiedenheit. Nur einige Stichworte sollen schlagwortartig den historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wandel beleuchten: Die Befreiungsbewegungen der Dritten Welt, die Krise des Eurozentrismus, also der Verlust der europäischen Vormachtstellung und deren theoretische Aufarbeitung z. B. im Postkolonialismus, haben Herkunft als Folge früherer Kolonialisierung bewusst gemacht. Emanzipationsbewegungen von der Frauen- bis zur Studentenbewegung mit ihrer Patriarchats- und Autoritätskritik haben zur Krise der Männlichkeitsvorstellungen beigetragen und das Verhältnis der Geschlechter neu bestimmt. Durch Individualisierung und Pluralisierung sind traditionelle homogene Milieus zerfallen, ist der Druck auf konformes Verhalten verringert. Der damit verbundene Wertewandel, wie er sich etwa in einem veränderten Bild von Kind und Kindheit niederschlägt, setzt Selbständigkeit und Selbstverwirklichung gegen Gehorsam und Anpassung. Der demografische Wandel droht zu Konflikten zwischen den Generationen im Kampf um knapper werdende Ressourcen zu führen. Zuwanderung, ethnische Auseinandersetzungen und religiös aufgeladene Konflikte stellen moderne Gesellschaften vor neue Herausforderungen. Die Wissenschaften haben das Thema Diversität in Differenztheorien und konstruktivistischen bzw. dekonstruktivistischen Ansätzen aufgegriffen. Diskriminierung wurde zum gesellschaftlichen und politischen Thema. Im Recht wurden mit EU-Richtlinien und dem Allgemeinen Gleichstellungsgesetz in Deutschland Antidiskriminierungsmaßnahmen kodifiziert. Vor diesem Hintergrund müssen Perspektiven für einen neuen Umgang mit Vielfalt gefunden werden. Anpassung und Assimilation an vermeintliche Normalitätsvorstellungen sind überholt. Vielfalt prägt unseren Alltag und ist Quelle unterschiedlichster Ressourcen. Vielfalt – durch Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, religiöses Bekenntnis, unterschiedliche Handicaps, Generation oder sexuelle Orientierung – verlangt, Verschiedenheiten wahrzunehmen, anzuerkennen und kompetent damit umzugehen. Aus dem Vielfalt-Paradigma ergeben sich neue Kompetenz-Anforderungen an Organisationen und an Menschen mit – im weitesten Sinn – gesellschaftlicher Verantwortung, was gerade für die Soziale Arbeit gilt. Diese neue Kompetenz kann als Vielfaltskompetenz bezeichnet werden. Noch weiter gehen in ihren Überlegungen und Prognosen Ökonomen, die über die weitere Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft nachdenken, berichtet die Süddeutsche Zeitung in einer Serie über das weitere Wirtschaftswachstum (vgl. Zydra 2009: 26). Eine Wachstumstheorie geht davon aus, dass das Auf und Ab der Weltwirtschaft auf langfristige Entwicklungen und nicht auf kurzfristige Konjunkturzyklen zurückzuführen sei und dass große Erfindungen und Innovationen zu massiven Wachstumsschüben führten und langfristige ökonomische und gesellschaftliche Auswirkungen hätten. Ausgelöst werden die jeweiligen Erfindungen von gesellschaftlichen Mangel- oder Knappheitssituationen, wenn also etwas Entscheidendes gefehlt hat (ebd.). Auf die Frage, wo aktuell bahnbrechende Innovationen zu erwarten seinen, gibt es eine verblüffende Antwort: „Gesundheit und Sozialverhalten sind die nächste Knappheitsgrenze in der Gesellschaft“, prognostiziert Erik Händeler (2007). „Der Wohlstand der Zukunft hängt nun von der Kultur unseres Zusammenlebens ab. Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen“, resümiert Zydra. Was führt zu dieser Prognose? Sie beruht auf der Analyse der vielfältigen Herausforderungen im alltäglichen Zusammenleben und -arbeiten. Es mehren sich Konflikte, Mobbing, Burnout, Depressionen, Be- und Entfremdung. In gleichem Maße wachsen Lösungsversuche wie Mediation, Coaching, Supervision oder Kompetenz-Trainings vielfältiger Art. Das gilt für Unternehmen wie für sozialpädagogische, psychosoziale und pädagogische Institutionen. Wir brauchen für die Lösung dieser Aufgaben und Probleme neue Kompetenzen, die das reichhaltige Wissen von Menschen unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlicher Herkunft oder unterschiedlicher körperlicher Ausstattung in der jeweiligen Organisation fruchtbar machen. Das meint Vielfaltskompetenz: die Fähigkeit, alle Ressourcen zur organisatorischen Bewältigung von sich ständig wandelnden Anforderungen und Aufgaben produktiv zu nutzen. Wenn diese Prognosen in die richtige Richtung weisen, wie wir glauben, dann sind Antworten auf die Fragen des Umgangs mit dem demografischen Wandel, der weltweiten Wanderung und der Notwendigkeit interkultureller Verständigung entscheidend für eine gedeihliche Zukunft. Die Forderung nach der interkulturellen Öffnung von Einrichtungen und Diensten, von Organisationen und Institutionen hat auf der Folie dieser Überlegungen und Prognosen in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. War es zunächst nur ein kleiner Kreis migrations- und integrationspolitisch Engagierter, der die Zugangshindernisse für Migrantinnen und Migranten zu den Regeldiensten deutscher Versorgungssysteme kritisch analysierte und Verbesserungen diskutierte, so besteht heute ein breiter politischer Konsens, dass sich alle gesellschaftlich relevanten Institutionen neuen Herausforderungen und neuen Zielgruppen öffnen müssen. Paradigmenwechsel
Für diesen Paradigmenwechsel von der Sonderversorgung zur Regelversorgung dürften im Wesentlichen zwei Entwicklungslinien verantwortlich sein: ein kritischer fachpolitischer Diskurs der Sozialen und pädagogischen Arbeit sowie ein bundesweiter integrationspolitischer Kurswechsel. Das wird im folgenden Kapitel in seiner historischen Entwicklung differenziert dargestellt. Im Ergebnis hat das Thema Integration erstmals in der Geschichte der bundesdeutschen Zuwanderung einen politisch bedeutsamen Stellenwert. Die Ressortierung der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration im Kanzleramt, die Einladung zu vier nationalen Integrationsgipfeln durch die Kanzlerin, die breit angelegte Erarbeitung eines Nationalen Integrationsplans, aber auch die Islamkonferenzen des Bundesinnenministers machen deutlich, dass wichtige Teile der deutschen Politik anerkennen: Deutschland ist ein Einwanderungsland geworden, die Folgen der Globalisierung sind zu bearbeiten, gesellschaftliche Vielfalt hat einen positiven Wert, Integration muss gestaltet werden. So widersprüchlich viele Ansätze noch bleiben, der Eklat um die Verschärfung des Zuwanderungsrechts auf dem zweiten Integrationsgipfel ist dafür nur ein Beispiel, so unumkehrbar ist diese Entwicklung. Das Thema interkulturelle Öffnung ist dafür ein exemplarischer Beleg. Die Forderungen nach und die Selbstverpflichtungen zu einer Öffnungspolitik nehmen beständig zu. Kein kommunales...


Schröer, Hubertus
Promovierter Jurist, zuletzt Leiter des Stadtjugendamtes der Landeshauptstadt München. Jetzt tätig in der Organisations- und Qualitätsentwicklung mit dem Schwerpunkt Beratung von Kommunen, Geschäftsführer des „Institut – Interkulturelle Qualitätsentwicklung München“.

Handschuck, Sabine
Promovierte Pädagogin, war langjährige Beauftragte für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München. Ihre Schwerpunkte sind die interkulturelle Qualitäts-, Personal- und Organisationsentwicklung. Sie ist Mitarbeiterin des „Institut – Interkulturelle Qualitätsentwicklung München“.

Sabine Handschuck, promovierte Pädagogin, war langjährige Beauftragte für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München. Ihre Schwerpunkte sind die interkulturelle Qualitäts-, Personal- und Organisationsentwicklung. Sie ist Mitarbeiterin des "Institut Interkulturelle Qualitätsentwicklung München".

Hubertus Schröer, promovierter Jurist, zuletzt Leiter des Stadtjugendamtes der Landeshauptstadt München. Jetzt tätig in der Organisations- und Qualitätsentwicklung mit dem Schwerpunkt Beratung von Kommunen, Geschäftsführer des "Institut Interkulturelle Qualitätsentwicklung München".



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