Kinder dürfen ihren Willen haben - Eltern auch! Erfahrungen mit der Anwendung von GFK in der Familie
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
ISBN: 978-3-87387-804-4
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
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Einführung: Wozu das Kind seinen Willen braucht
TEIL I: DAS KIND WILL - DIE ELTERN SAGEN NEIN
Das Kind darf wollen
Stopp in Gefahrensituationen
Wann setzen Eltern Grenzen?
Schutz für den Körper
Schutz für die Seele
Schutz für die Gemeinschaft
Wie setzen Eltern Grenzen?
Autoritäre und harmonisierende Erziehung
Der Wille des Kindes ist immer in Ordnung
Nein Sagen
TEIL II: DIE ELTERN WOLLEN - DAS KIND SAGT NEIN
Eltern erbitten Mitarbeit vom Kind
Stellvertretende Kraft: Das Kind ins Bett tragen
Eltern handeln für das Kind
Eltern entscheiden für das Kind: Villinger Fasnet?
Das Kind bekommt Verantwortung
Kommunikation ohne Handeln überfordert Kinder
Kinder brauchen Freiheit und Grenzen
Zwingende Kraft: Ist Strafe sinnvoll?
Mit Scham strafen
Mit Schuld strafen
Aber man MUSS doch einfach
Iss sofort die Schokolade
Der Mut, Nein zu sagen
Freiwilligkeit
Nie mehr MÜSSEN
Gegenseitige Hilfe
Freiwillig lernen
Selbstverantwortung
Stellvertretende oder zwingende Kraft: Essen wir gemeinsam?
Den Willen des Kindes stärken
Verantwortung für Entscheidungen tragen: Sollen Kinder Strafarbeiten machen?
Jeder gibt gern freiwillig
Mülleimer hinaustragen: Bitte oder Forderung?
Deckst du den Tisch?
Holst du den Sprudel?
Gern früh aufstehen!
Keine Lust auf Schule!
Mit "Fehlern" umgehen
Elisa lässt das Baby fallen
Der Laptop fällt runter
Wachs auf der Tischdecke
Vom Ärger zur Gelassenheit
Konflikte in der Familie
Eine Feder für zwei Mädchen
Einfühlung für Mama
Glückliche Eltern, wütende Eltern
DIE GEWALTFREIE KOMMUNIKATION IN DER BEGLEITUNG VON KINDERN von Ulrike Frey
Leas Vater bittet seine Tochter um Hilfe und sie lehnt ab. Später möchte Lea Gummibärchen. Der Vater antwortet, jetzt habe er auch keine Lust, etwas für sie zu tun. Im Elterntraining stellt der Vater die Frage, ob seine Antwort Rache oder Konsequenz sei.
Die Gummibärchen stehen nicht im Zusammenhang mit Unterstützung im Haushalt. Der Vater, der seiner Tochter keine Gummibärchen geben möchte, weil er wegen der mangelnden Mithilfe noch enttäuscht ist, möchte, dass die Tochter dies spürt nach dem Motto: "Wie du mir, so ich dir." Dies ist Rache. Rache wenden wir Menschen an, damit der Täter merkt, dass wir durch ihn verletzt sind. Wir glauben, der andere könne unseren Schmerz wahrnehmen, wenn auch wir ihm wehtun. Der Vater möchte Lea die Gummibärchen nicht geben, weil er die Chance sieht, dass sie Folgendes lernt: "Ich hätte vorhin Papa helfen sollen, denn es ging ihm so, wie es mir jetzt geht, nämlich schlecht." Leider ging diese Logik, sich gegenseitig Schmerzen zuzufügen, noch nie auf. Lea wird Wut auf den Vater entwickeln, der so gemein ist, ihr das nicht zu geben, was er sich selbst nehmen kann. Sie wird lernen, dass der Mensch, der sich Gemeinheiten ausdenkt, zum Ziel gelangt.
Der Vater braucht Unterstützung im Haushalt. Um diese zu bekommen, tut er seiner Tochter weh. Er würde die Unterstützung viel eher bekommen, wenn er den Mut entwickeln würde, auf Rache zu verzichten und die Kraft fände zu verstehen, was Lea bewegt: "Du fragst nach Gummibärchen, hier hast du welche. Ich schenke sie dir gern. Als ich dich vorhin fragte, ob du mir hilfst, hast du Nein gesagt. Bist du bereit, mir zu erzählen, was dich davon abgehalten hat? Ich würde es gern verstehen."
Von klein auf wird Kindern beigebracht, dass ein schuldiger Mensch ein schlechter Mensch ist. Schuldige Kinder wurden früher in die Ecke gestellt und heute werden sie auf einen stillen Stuhl gesetzt. Beschämung ist seelisch schmerzhaft und weil gerade ein kleines Kind wieder in die Gemeinschaft zurück will, wird es aus Angst vor der Zurückweisung vieles tun, das von ihm verlangt wird.