E-Book, Deutsch, 256 Seiten
Gritsch / Herzig / Reintjes Lehrer/innenbildung im Fluss
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7412-4582-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 256 Seiten
ISBN: 978-3-7412-4582-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Intention dieser Ausgabe der Zeitschrift für Hochschulentwicklung ist es, die vielfältigen und im Fluss befindlichen Entwicklungen der Lehrer/innenbildung im deutschsprachigen Raum einzufangen und ihnen im Rahmen eines Querschnitts aus Forschungs- und Entwicklungsperspektive Raum zu geben: von Verfahren zur Eignungsfeststellung am Studienbeginn über Professionalisierungsbemühungen bis hin zu strukturellen Veränderungen und interinstitutionellen Kooperationen. Die versammelten Beiträge spiegeln kaleidoskopartig die intensive und vielfältige Arbeit im Bereich der Lehrer/innenbildung im deutschsprachigen Raum wider.
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Hubert WEIGLHOFER2 (Salzburg)
Curriculumentwicklungen und Organisationsstrukturen im Lehramtsstudium Zusammenfassung Der vorliegende Beitrag gibt einen Einblick in die Entwicklungsarbeit zur Erstellung eines kompetenzorientierten Curriculums im Bereich der Lehramtsstudien und stellt die Organisationsstruktur der School of Education an der Universität Salzburg dar. Ausgehend von Rahmenkompetenzstrukturen in den vier Säulen der Lehramtsausbildung werden Kompetenzentwicklungslinien entlang der Bachelor- und Masterphase dargestellt und die Entwicklung hin zu einem Cluster-Verbund wird skizziert. Schlüsselwörter Lehramt, Curriculumentwicklung, Organisationsstruktur Competence-based development of curricula and teacher training organisation Abstract This paper offers an insight into the process of creating a competence-based curriculum for secondary school teacher studies and describes the structure of the School of Education at Salzburg University. After providing a framework of competences for the four main components of teacher studies, the paper outlines the development of competences in the bachelor and master study phases, as well as the steps needed to move towards a cluster system. Keywords Secondary school teacher studies, development of curricula, organizational structure 1 Einleitung und organisatorische Rahmenstruktur Im Frühsommer 2012 beauftragte der Senat der Universität Salzburg die zuständige Curricularkommission mit der Erstellung eines gestuften Studienganges für die 17 an der Universität Salzburg angebotenen Lehramtsfächer. Damit war die Universität Salzburg die erste Universität in Österreich, die gestufte Studiengänge für das Lehramt der Sekundarstufen einführte. In einem ersten Schritt wurden von der Curricularkommission folgende Rahmenbedingungen festgelegt: Gestufter Studiengang (Bachelor, Master) Freie Kombinierbarkeit zweier Unterrichtsfächer Grundständiges Vier-Säulen-Modell (Fachwissenschaften, Fachdidaktiken, Bildungswissenschaften, Schulpraxis) Kompetenzorientierung und Modularisierung der Curricula.3 In einem nächsten Schritt erfolgte die zeitliche und quantitative Festlegung der Studienstruktur: 8 Semester Bachelorstudium (240 ECTS) 4 Semester Masterstudium (Pflichtpraxis integriert4 (120 ECTS) Der Bestimmung der Verteilung der ECTS-Anrechnungspunkte innerhalb der vier Säulen des Lehramtsstudiums ging ein intensiver Diskussionsprozess voraus, der bestehende Traditionen, Strukturen und heterogene Vorstellungen von den Zielsetzungen des Berufsbildes von Lehrkräften widerspiegelte. In Anlehnung an die Grundsatzpapiere (siehe Fußnote 3) kam es zu einer ECTS-Aufteilung wie folgt: Bachelorstudium (240 ECTS): Masterstudium (120 ECTS) Das Verhältnis Fachwissenschaft zu Fachdidaktik wurde mit drei Viertel zu einem Viertel sowohl in der Bachelor- als auch Masterphase als Richtwert festgelegt (je Lehramtsstudienfach 75 ECTS Fachwissenschaft und 25 ECTS Fachdidaktik im Bachelorstudium und 15 ECTS Fachwissenschaft und 5 ECTS Fachdidaktik in der Masterphase).5 Dieses Curriculum trat mit 1. Oktober 2013 an der Universität Salzburg in Kraft (siehe UNIVERSITÄT SALZBURG, Mitteilungsblatt Nr. 61, 2013). Im Jahr 2014 kam es durch die durch den QUALITÄTSSICHERUNGSRAT (2014) angeregten Kooperationsverbünde zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen zu einer Absichtserklärung (Letter of Intent), die Lehramtsausbildung im Bereich Sekundarstufe Allgemeinbildung im sogenannten Cluster Mitte gemeinsam durchzuführen.6 Dazu wurden eine gemeinschaftlich zusammengesetzte Steuergruppe, eine Curricularkommission Cluster Mitte, Arbeitsgruppen für die Unterrichtsfächer, die Bildungswissenschaften/Schulpraxis, Spezialisierungen und Arbeitsgruppen für die Bereiche Recht, Studienverwaltung, IT-Infrastruktur und Aufnahmeverfahren gebildet. 2 Inhaltlich-curriculare Entwicklungsarbeit Das mit dem Studienjahr 2013/14 an der Universität Salzburg gestartete Curriculum wurde zeitgleich dem Qualitätssicherungsrat vorgelegt. Dessen Stellungnahme wurde in den Weiterentwicklungsprozess des Curriculums innerhalb des Clusters Mitte einbezogen. Wesentliche Aspekte dabei waren klare Ausweisung der Fachdidaktikanteile in den einzelnen Unterrichtsfächern, Entwicklung von Spezialisierungsangeboten anstelle eines zweiten Unterrichtsfaches7, Vereinheitlichung der modularen Kompetenzbeschreibungen und Sichtbarmachung der Kompetenzentwicklung vom BA- zum MA-Studium. Darüber hinaus wird verstärktes Augenmerk auf Inklusion, Feedback-, Förderkompetenz und Sprachkompetenz als Querschnittsmaterie über die Unterrichtsfächer hinweg gelegt. 2.1 Rahmenkompetenzen als Basiselement für die Curriculumentwicklung
Ausgehend vom Konstrukt einer wissenschaftlich basierten Handlungskompetenz (GERHOLZ & SLOANE, 2011), in dem auf die konkrete Bearbeitung und Bewältigung von situativen Anforderungen stärker als in den bisherigen Curricula Bedacht genommen und auch der Kompetenzentwicklungsaspekt der Studierenden in den Blick genommen wird, erfolgte bereits im Lehramtscurriculum 2013 der Universität Salzburg die Formulierung eines Rahmenkompetenzfeldes über die vier Säulen Fachwissenschaft, Fachdidaktik, Bildungswissenschaften und Schulpraxis hinweg. Dabei wurde das Augenmerk auf die Entwicklung sowohl deklarativer als auch prozeduraler Fertigkeiten und auf den Aufbau von Routinen und professionellen Haltungen gelegt. Für die konkrete Formulierung dieses Rahmenkompetenzfeldes wurde auf die Standards für die Lehrerbildung (TERHART, 2002) zurückgegriffen.8 Darin werden in sehr allgemeiner Form je zehn Standards für die Unterrichtsfächer, die Fachdidaktiken, die Erziehungswissenschaften und fünf Standards für die schulpraktischen Studien vorgestellt. Die im Auftrag der deutschen Kultusministerkonferenz (KMK) erstellte Expertise beeinflusste nachdrücklich die in weiterer Folge erstmals länderübergreifend für Deutschland formulierten konkreten Anforderungen im Bereich der Bildungswissenschaften (KMK, 2004), die Standards in den Fachdidaktiken (GESELLSCHAFT FÜR FACHDIDAKTIK, 2005) und die inhaltlichen Anforderungen für die Fachwissenschaften (KMK, 2008). Ebenso fanden im gegenständlichen Curriculum die allgemeinen Bildungsziele, Aufgabenbereiche und didaktischen Grundsätze des Unterrichts, welche in den österreichischen Lehrplänen festgehalten sind, Berücksichtigung. Aufgrund der Einführung der standardisierten, kompetenzorientierten Reifeprüfung im Schuljahr 2014/15 in Österreich (BGBl. II, Nr. 174/2012) erfuhren die Anforderungen, die an diese abschließenden Prüfungen gestellt werden, eine Präzisierung, die wiederum in den Formulierungen der Rahmenkompetenzfelder berücksichtigt wurde. Über die Rahmenkompetenzformulierungen der vier Säulen des Lehramtes hinaus wurden Vernetzungs- bzw. Querschnittskompetenzen formuliert (siehe Abb. 1), die in weiterer Folge im Bereich der Module bzw. Lehrveranstaltungen als Verbindungselemente fungieren. So sind im Curriculum zwingend Verbindungen zwischen der Schulpraxis und begleitenden Lehrveranstaltungen aus den Bildungswissenschaften und den Fachdidaktiken vorgesehen. Ebenso verbindet der Lehrveranstaltungstypus „Interdisziplinäres Projekt“ fachwissenschaftliche, fachdidaktische und schulpraktische Zielsetzungen. In der Weiterentwicklung des Curriculums innerhalb der Clusterstruktur wurden darüber hinaus die Themen Diversität und Inklusion, sprachliche Bildung und Medienpädagogik als fachübergreifende Themen integriert. Dabei müssen diese Querschnittsthemen sowohl auf Modul- als auch auf Lehrveranstaltungsebene ausgewiesen werden. Abb. 1 zeigt beispielhaft Aufbau und Verteilung dieser Rahmenkompetenzen. Die vollständige Auflistung der Rahmenkompetenzen ist im Curriculum für das Bachelorstudium Lehramt der Universität Salzburg unter https://online.uni-salzburg.at/plus_online/wbMitteilungsblaetter.display?pNr=241797 (S. 4-6) zu finden. Die Kompetenzformulierungen beinhalten jeweils eine Inhaltsdimension und eine Handlungsdimension. Letztere, ausgedrückt durch entsprechende Verben, ermöglicht einerseits eine Präzisierung der Fertigkeiten, die von Absolventinnen und Absolventen beherrscht werden sollen, andererseits die Erfassung einer Entwicklungsstruktur (siehe Abschnitt 2.2). Abb. 1: Rahmenkompetenzen Bachelorcurriculum Lehramt 2.2 Von der Rahmenstruktur zu Kompetenzentwicklungslinien
Nach dem achtsemestrigen Bachelorstudium schließt sich in der...