E-Book, Deutsch, 149 Seiten
Reihe: Digital Edition
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 149 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8671-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen. Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman, leider wurde er abgelehnt. Nachdem sie wegen ihres Babys zu Hause blieb, begann sie erneut mit dem Schreiben. Dieses Buch wurde von einem Verlag, nachdem sie noch einige Änderungen vornahm, gekauft. Das Hochgefühl, als sie das erste Mal in einem Geschäft ein Buch mit ihrem Namen sah, wird sie nie vergessen. Seitdem gehört sie zu den bekannten Autoren von Romances. Zu ihren Hobbys zählt das Kochen sowie der Garten, ihre Lieblingsfarbe ist Grün. Begeistert ist die leidenschaftliche Sammlerin von altem Spielzeug sowie schönen Steinen. Besonders wichtig ist es für Lynne, Weihnachten im Kreise der Familie festlich zu feiern. Sie mag keine Liebesfilme mit einem unglücklichen Ausgang. Geboren wurde Lynne Graham am 30. Juli 1956 in Nord-Irland, ihre Vorfahren stammen aus Irland sowie aus Schottland. Mit ihrem Bruder wuchs sie in einem Haus auf, welches direkt am Meer stand. Im Alter von 14 Jahren lernte sie ihren späteren Ehemann kennen. Allerdings beendete sie vor der Heirat ihr Studium an der Edinburgh University. Die Autorin wollte immer eine große Familie haben, sie hat ein leibliches Kind, welches bereits an einer Universität studiert sowie vier adoptierte Kinder. Zwei Neunjährige kommen aus Sri Lanka und die beiden Kleinen im Alter von drei und fünf Jahren sind aus Guatemala. Mit ihrer Familie sowie zwei Haustieren lebt sie in einem wunderschönen Landhaus auf einem riesigen baumreichen Grundstück in Nord-Irland.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL In dem kleinen Raum war es unbeschreiblich heiß und stickig. Georgie funkelte den Beamten aus veilchenblauen Augen wütend an und warf trotzig den Kopf zurück. Ihre wilden tizianroten Locken, die ihr blasses herzförmiges Gesicht umrahmten, unterstrichen den zornigen Ausdruck noch. „Ich spreche kein Spanisch!“, wiederholte sie zum x-ten Mal. Der bolivianische Polizist beugte sich drohend vor. „¿Es Usted inglesa? ¿Dónde se aloja Usted?“ Er schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. „¿Cómo?“ Georgie knirschte mit den Zähnen und presste die vollen Lippen zusammen. Jetzt reichte es! „Ich bin beraubt worden und nur mit knapper Not einem viel schlimmeren Schicksal entronnen“, rief sie aufgebracht, „und ich habe keine Lust, noch länger hier zu sitzen und mich anschreien zu lassen!“ Der Polizist stieß seinen Stuhl zurück, stürmte zur Tür und riss sie auf. Ungläubig sah Georgie zu, wie der Mann, der sie angegriffen hatte, hereingeschoben wurde. Die Angst, die sie bisher mit Aufsässigkeit überspielt hatte, erfasste sie nun wieder, und Bilder von Brutalität und Vergewaltigung tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Sie sprang auf, flüchtete in eine Ecke des kleinen Büros und hielt dabei den zerrissenen Ausschnitt ihres T-Shirts zusammen, um ihre Brüste vor den Blicken der Männer zu schützen. Der Kerl war ein kräftiger junger Mann. Er warf ihr einen selbstgerechten Blick zu und brach in einen spanischen Wortschwall aus, der wie eine Beschuldigung klang. Verwirrt blickte Georgie zu dem Polizisten. Das schlimmste an ihrer momentanen Situation war, dass sie von der spanischen Sprache keinen Schimmer hatte. Warum nur benahm sich dieser Widerling, der in seinem Lastwagen über sie hergefallen war, als wäre er derjenige, dem Böses widerfahren war? Mit übertriebenen Gesten deutete der Polizist auf die blutigen Kratzer, die Georgies Fingernägel im unrasierten Gesicht des jungen Mannes hinterlassen hatten. Du lieber Himmel! Hatte in Bolivien eine Frau etwa nicht das Recht, sich zu verteidigen, wenn sie angegriffen wurde? Georgie wurde schlagartig mutlos und sehnte sich plötzlich nach Hilfe und Zuspruch von ihrer Familie. Aber ihr Vater und ihre Stiefmutter machten anlässlich ihres zwanzigsten Hochzeitstages gerade eine dreiwöchige Kreuzfahrt in Griechenland, und ihr Stiefbruder Steve befand sich als Reporter in Afrika, um von einem Bürgerkrieg zu berichten. Dass sie in Bolivien war, wusste ihre Familie außerdem nicht, denn Georgie hatte das Flugticket schnell entschlossen von dem Geld gekauft, das ihre Großmutter ihr vermacht hatte. Wenigstens einmal im Leben wollte sie sich einen tollen Urlaub leisten. Vor sechsunddreißig Stunden war sie dann in La Paz voller Vorfreude auf das bevorstehende Wiedersehen mit ihrer Freundin María Cristina Reveron gelandet. So oft schon hatte María Cristina auf einen Besuch gedrängt, aber Georgie hatte ihn mit allen möglichen Ausreden immer wieder verschoben. Dass hinter diesen Ausflüchten ganz einfach Geldmangel gesteckt hatte, war ihrer reich geborenen Freundin vermutlich nie in den Sinn gekommen. Genauso wenig wie es Georgie in den Sinn gekommen war, dass María Cristina und deren Mann Antonio nicht zu Hause sein könnten. Die Villa der Reverons war verschlossen gewesen, und ein Wachmann, der mit zwei scharfen Hunden patrouillierte, hatte kein Wort Englisch gesprochen. Da María Cristina im achten Monat schwanger und deshalb sicher nur übers Wochenende mit ihrem Mann weggefahren war, hatte sich Georgie nicht entmutigen lassen, sondern im billigsten Hotel ein Zimmer genommen und beschlossen, die Gegend zunächst etwas auf eigene Faust zu erkunden. Etwas die Gegend erkunden, dachte sie nun kopfschüttelnd. Sie war nahe daran, hysterisch zu werden, wenn sie die beiden wild gestikulierenden Männer nur ansah. Panik ergriff sie, als ihr bewusst wurde, dass ihr aus dieser vermaledeiten Situation vermutlich nur noch ein Ausweg blieb. Einen Trumpf hatte sie noch im Ärmel, aber den auszuspielen, hatte ihr schon widerstrebt, als sie María Cristina nicht angetroffen hatte. Sie hätte Rafael anrufen können, um von ihm zu erfahren, wo seine Schwester sich aufhielt, aber alles in ihr hatte sich dagegen gesträubt, ausgerechnet ihn um Hilfe zu bitten. Nun sah sie jedoch, wohin ihr dummer Stolz sie gebracht hatte. Stolz – vier Jahre waren schließlich eine lange Zeit. Okay, er hatte sie verlassen, hatte ihr wehgetan und sich ein völlig falsches Bild von ihr gemacht. Ja, er hatte sie gedemütigt, aber nun war keine Zeit für Ressentiments. Sie ging zum Schreibtisch, wo ein Block und Stifte lagen, und atmete tief durch, um sich Mut zu machen. Was war, wenn der Polizist noch nie von Rafael gehört hatte? Oder was, wenn Rafael Cristóbal Rodriguez Berganza am Ende keinen seiner aristokratischen Finger rühren würde, um ihr beizustehen? Mit zittriger Hand schrieb Georgie in Großbuchstaben „Rafael Rodriguez Berganza“ auf den Block und schob ihn über den Tisch. Es tat weh, oh ja, diesen Namen zu schreiben, verdammt weh. Der Polizist sah auf den Block und blickte dann stirnrunzelnd zu Georgie. Aus seiner Stimme klang Ehrfurcht, aber auch Verständnislosigkeit, als er den Namen, den er eben gelesen hatte, aussprach. „No entiendo.“ „Freund! Guter Freund!“ Verzweifelt klopfte Georgie auf den Block. „Sehr guter Freund!“, log sie und rang sich ein zuversichtliches Lächeln ab, während sie am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre. Ungläubig sah der Polizist sie an, dann lachte er und tippte sich an die Stirn. Um diese Geste zu verstehen, musste man kein Spanisch können. Er hielt Georgie für verrückt. „Aber ich sage die Wahrheit!“, rief sie. „Ich kenne Rafael seit Jahren …“ Der Polizist sah auf seine Schuhspitzen, als wäre ihm die Situation peinlich, und als der junge Lkw-Fahrer plötzlich wieder einen Wortschwall losließ, schob er ihn kurzerhand aus dem Büro. „Ich möchte, dass Sie Rafael anrufen!“ Georgie tat, als würde sie einen Telefonhörer abnehmen und eine Nummer wählen. Sie kam sich idiotisch dabei vor, hatte aber das Gefühl, als wäre sie endlich einen Schritt weitergekommen. Seufzend kam der Polizist auf sie zu, packte sie am Handgelenk und stieß sie auf den Korridor hinaus und von dort einige Meter weiter in eine schmutzige Zelle. Bevor Georgie begriff, wie ihr geschah, hatte er die Gittertür versperrt und den Schlüssel eingesteckt. „Lassen Sie mich wieder raus!“, schrie sie in Panik, aber er verschwand wortlos. Georgie klammerte sich an die rostigen Gitterstäbe ihrer Zelle und zitterte am ganzen Körper. Das war also der Einfluss des Namens Berganza! Ihr brannten Tränen in den Augen, als sie sich auf die schmuddelige, verschlissene Matratze der schmalen Pritsche setzte und das Gesicht in den Händen barg. Etwa eine Stunde später kam eine alte schwarz gekleidete Frau und schob ein Tablett durch eine Öffnung zwischen den Gitterstäben. Obwohl Georgie seit dem Frühstück nichts gegessen hatte, brachte sie keinen Bissen hinunter, sondern trank nur den Kaffee, der in einem abgestoßenen Becher dampfte. Nach einer Weile legte sie sich hin und versuchte, sich zu beruhigen. Früher oder später würde ein Dolmetscher kommen, und diese vertrackte Situation würde sich aufklären. Nein, sie brauchte Rafael nicht, um aus diesem Loch wieder herauszukommen. Männerstimmen waren zu hören, als Georgie aufwachte. Sie brauchte einen Moment, bis sie wieder wusste, wo sie sich befand. Ein neuer heißer Tag war angebrochen, und durch das winzige Zellenfenster fiel ein Sonnenstrahl. Sie setzte sich auf, fuhr sich durch die Locken, die ihr wirr ins Gesicht hingen, und blickte verschlafen die beiden Männer hinter den Gitterstäben an. Der eine war der Polizist, und der andere … „Rafael!“, rief sie und hätte vor Erleichterung fast einen Freudensprung gemacht. Während er dem Polizisten eine Zigarre anbot, warf Rafael einen eisigen Blick voller Verachtung auf Georgie. „Zieh deinen Rock runter und bedeck dich – du siehst aus wie ein Flittchen.“ Georgie wurde rot, und sie betrachtete fassungslos Rafael, der sich in kameradschaftlichem Ton wieder seinem Gesprächspartner zugewandt hatte. Unbeholfen zerrte sie an ihrem Jeansrock, der keine fünf Zentimeter überm Knie endete und in ihren Augen alles andere als unschicklich war. „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?“, fuhr sie ihn aufgebracht an. Ihre veilchenblauen Augen funkelten böse, als sie das zerrissene T-Shirt, so gut es ging, zusammenzuhalten versuchte. Die Köpfe der beiden Männer fuhren herum. „Wenn du nicht sofort den Mund hältst, gehe ich.“ Georgie glaubte Rafael aufs Wort, denn diesen eisigen Blick aus fast schwarzen Augen kannte sie wie die angewidert hochgezogenen Mundwinkel. Genauso hatte er vor vier Jahren in London ausgesehen – damals hätte es sie fast umgebracht. Sie kämpfte gegen die Erinnerung, die so frisch war, als wäre alles erst gestern geschehen. Für die Art, wie er sie an ihrem letzten Abend erniedrigt hatte, hasste sie Rafael wie die Pest. Aber diesmal würde sie sich nicht einschüchtern und demütigen lassen. Herausfordernd hob sie das Kinn und dachte an die Freundschaft mit seiner Schwester. Die Bande zwischen den beiden Frauen waren so stark, dass sie trotz seines abscheulichen Verhaltens damals nicht zerrissen waren. Als die beiden Männer keinerlei Notiz von ihr nahmen und sich angeregt weiter unterhielten, betrachtete...