Erstaunliche Fakten zu Lebensmitteln, ihrer Zubereitung und ihrem Genuss
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-96905-140-5
Verlag: Yes Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
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ESSEN UND GESUNDHEIT
Wahrheit und Irrtum liegen nah beieinander, was die gesunde Ernährung betrifft. Mancher glaubt, etwas für seine Gesundheit zu tun, bis er eines Tages feststellen muss, dass er einem Irrtum der Wissenschaft oder – wie im Fall der Margarine/Butter-Hysterie – einer PR-Lüge aufgesessen ist … BESONDERS GESUNDE LEBENSMITTEL?
Probiotischer Joghurt hat keinen erkennbaren Effekt auf die Gesundheit. Studien der Verbraucherorganisation Foodwatch belegen, dass teurer probiotischer Joghurt denselben Effekt auf die Gesundheit hat wie günstiger Naturjoghurt. Die meisten zugegebenen Mikroben werden bereits durch die Magensäure getötet. Kurkuma schützt Mäuse vor Alzheimer. Ein italienisch-amerikanisches Wissenschaftlerteam fand dies heraus, indem es die Nervenzellen der Tiere mit dem Curry-Farbstoff Curcumin behandelte. Diese Untersuchung konnte bisher jedoch am Menschen nicht wiederholt werden. Von Betacarotin vermutet man, dass es bei Rauchern in hoher Dosierung Krebs erzeugen kann. Raucher sollten daher auf den übermäßigen Konsum von Karotten oder Betacarotin enthaltenden Nahrungsergänzungsmitteln verzichten. Vollkornprodukte können das Risiko für Diabetes und bestimmte Krebsarten reduzieren. Kokoswasser wurde im Zweiten Weltkrieg an der Pazifikfront als Ersatz für Blutplasma verwendet. Die Flüssigkeit aus der Kokosnuss hat einen ähnlichen Salz- und Nährstoffgehalt wie echtes Plasma und ist steril. Avocados, Bananen und Kokosnüsse sind die einzigen Lebensmittel, von denen sich Menschen über einen sehr langen Zeitraum ernähren können, ohne Mangelerscheinungen befürchten zu müssen. Gute Nachrichten für Robinson Crusoe! PSYCHOLOGISCHES
Die psychische Grundeinstellung einem Nahrungsmittel oder dem Essen insgesamt gegenüber spielt eine bedeutende Rolle bei der Einordnung als gesund oder ungesund. Einige der Verunsicherungen in der Wahrnehmung unserer Lebensmittel kann man als recht kurios bezeichnen. Mageirocophobie ist die wissenschaftliche Bezeichnung für die Angst vor dem Kochen. Damit ist nicht die Unlust oder Faulheit zu kochen gemeint, sondern eine echte Angst, die zum Beispiel soziale Ursachen hat und möglicherweise therapiert werden sollte. Der wissenschaftliche Fachbegriff für die Angst vor Erdnussbutter, die am Gaumen kleben bleibt, lautet Arachibutyrophobie. Betroffene sprechen von einem schlimmen Brechreiz oder gar der Angst, zu ersticken. Besonders verbreitet ist die Phobie im englischsprachigen Raum. Wer panische Angst vor Knoblauch entwickelt, leidet unter Alliumphobie und sollte bestimmte Speisen zum Beispiel der Mittelmeerküche meiden. Manche Menschen leiden unter einer Weinphobie. Der wissenschaftliche Name für diese Angst lautet Oenophobie. GESCHMACKSFRAGEN
Warum schmeckt eine Speise so, wie sie schmeckt? Ist Geschmack nichts weiter als eine Eigenschaft von Lebensmitteln oder spielen noch andere Faktoren eine Rolle? Ein einschneidendes Erlebnis in dieser Richtung hatte schon mancher von uns im Badezimmer beim Zähneputzen … Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Zahnpasta Dinge anders schmecken lässt? Das liegt nicht nur am Aroma der Creme. Zahnpasta blockiert die Süßrezeptoren auf der Zunge. Orangensaft zum Beispiel schmeckt nach dem Zähneputzen sehr seltsam. Allzu feine Tischsitten mindern den Genuss: Durch intensives Schmatzen gelangt mehr Duft in die Nase und Geschmack wird deutlich intensiver wahrgenommen. In anderen Kulturen gehört das Schmatzen vermutlich auch deshalb bis heute zum guten Ton. Mädchen haben den besseren Geschmackssinn! Zumindest, wenn es um süße oder saure Lebensmittel und deren Unterscheidung geht. Das ergab die weltweit größte Studie zur Geschmackswahrnehmung, an der 8900 Kinder teilnahmen. Der Mensch kann zwar nur wenige Geschmacksrichtungen, dafür aber über 20 000 verschiedene Geruchsvariationen wahrnehmen. Eine gemischte Wahrnehmung von Geruchssinn und Geschmack bestimmt, ob uns ein Essen schmeckt oder nicht, wobei der Geruch die entscheidende Rolle spielt. Erdbeerkuchen schmeckt süßer, wenn er auf einem weißen statt auf einem schwarzen Teller serviert wird. Die Farbe Weiß lässt den Kuchen intensiver und frischer wirken, was sich auf die Geschmacksempfindung auswirkt – das Auge isst mit. ALLEIN IM DSCHUNGEL DER ERNÄHRUNGSLEHREN
Sie schießen aus dem Boden wie die Pilze: immer neue Ernährungsregeln und Diäten. Ob vorgeblich von einem Prominenten erfunden oder von einem Ernährungswissenschaftler der Universität Hoppsassa in jahrzehntelanger Forschung entwickelt: Es findet sich immer jemand, der glaubt, nach den Regeln der neuen Lehre abnehmen oder gesunden zu können. Paläo: Es kommt nur auf den Tisch, was schon der Neandertaler gegessen hat. Verarbeitete Lebensmittel wie Nudeln, Brot oder Zucker, aber auch Reis und Kartoffeln sind verboten. Kritiker merken an, dass sich die Ernährungsbedürfnisse in den letzten zwei Millionen Jahren geändert haben könnten. Rohkost – Lebensmittel dürfen, so die Lehre, nicht über 42 °C erhitzt werden. Dass auf diese Weise manche Speisen ungenießbar bleiben – Bohnen zum Beispiel –, bei anderen enthaltene Nährstoffe nicht aufgeschlossen werden, fällt unter den mit Rohkost gedeckten Tisch. So wird etwa das Carotin in Karotten erst durch das Zerkleinern und Kochen für den Körper verfügbar gemacht. Roh drüberstreuen oder mitkochen? Bei Kräutern ist die Sachlage kompliziert: Schnittlauch, Dill, Basilikum und Petersilie geben roh ihr Bestes, mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian und Oregano entfalten ihre antioxidativen Eigenschaften erst, wenn sie mitgekocht werden. Vegan – alles, was vom Tier stammt, ist verboten: Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Honig. Mittlerweile sollen sich 900 000 Menschen vegan ernähren – so der Vegetarierbund Deutschland (Vebu). Experten empfehlen Nahrungsergänzungsmittel. Veggan ist eine Neuschöpfung aus vegan und dem englischen Wort egg (Ei). Vegganer, die auch Ovo-Vegetarier genannt werden, wollen auf Eier nicht verzichten. Ihre Art der Ernährung wird als ovovegetabil bezeichnet. Kommt noch Milch hinzu, spricht man von ovolactovegetabil. Aus Pulver, mit Wasser aufgegossen, soll ein Ersatz für natürliche Nahrung hergestellt werden können. Produkte wie die Raumfahrernahrung Compleat oder das US-Pulverfutter Soylent gelten als praktisch und modern, wobei Käufer des letzten Produkts sich einmal den Science-Fiction-Film Soylent Green anschauen sollten … Clean Eating: Es wird frisch gekocht, und zwar mit unverarbeiteten Lebensmitteln. Auf Getreideprodukte soll weitgehend verzichtet werden. Entsagungsdiäten: Der Zeitgeist in der Küche geht in eine Richtung, die Entsagung ganz groß schreibt. Gesundes Essen soll frei von Gluten oder Laktose sein. Entstanden ist dieser Trend aus der Tatsache, dass es tatsächlich eine Laktoseintoleranz gibt, von der, großzügig berechnet, nur etwa jeder Fünfte betroffen ist. Gluten, das Klebereiweiß des Weizens, vertragen etwa 2 bis 3 Prozent der Deutschen nicht. Superfood: Gewisse Lebensmittel wie Chia-Samen, der Gemeine Bocksdorn, Goji- oder Açai-Beeren und die Inkawurzel sollen erstaunliche gesundheitsfördernde Wirkungen haben – ein sehr geschicktes Marketingkonzept. Sehr gesunde heimische Lebensmittel, zum Beispiel Paprika und Brombeeren, passen nicht zum Lifestyle. Detox-Diät: Die Vorstellung, man könnte seinen Körper durch bestimmte Nahrungsmittel entschlacken, ist weitverbreitet, aber aller Wahrscheinlichkeit nach ein Irrtum. Die Reinigung des Körpers von Giftstoffen übernehmen Leber und Nieren ganz von selbst. Dennoch funktioniert das Geschäft mit entsprechenden Lebensmitteln und Entschlackungskuren ausgezeichnet. Argumentativ wird das Säure-Basen-Gleichgewicht bemüht, das stets wiederhergestellt werden muss, der moderne Mensch gilt als übersäuert, die Gegenmittel sind überteuert. Säfte, Tees, Suppen und Spülungen sollen nicht nur entgiften, beim Abnehmen helfen und das Immunsystem stärken, sondern vermutlich auch durch mehr Energie im Alltag zu einem Karrieresprung führen. Bei Low-Carb-Diäten wird die Aufnahme von Kohlenhydraten drastisch reduziert, denn sie gelten als Dickmacher. Eiweiß- und fettreiche Kost, Obst und Gemüse lassen anfangs die Pfunde purzeln – bis sich irgendwann ein unstillbarer Heißhunger auf Zucker und Kohlenhydrate einstellt und die Kurve wieder nach oben geht. No Carb oder Keto – bei dieser Ernährungsvariante, auch ketogene Diät genannt, dominieren Fette und Eiweiß. Fisch, Fleisch, Milchprodukte, Eier, Nüsse und kohlenhydratarmes Gemüse stehen auf dem Speiseplan. Das...