Warum Wetterfrösche keine Ahnung vom Wetter haben, CDs am Innenspiegel nicht gegen Radarfallen schützen und gesalzenes Wasser nicht schneller kocht
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-86413-826-3
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
So manches, was man als gegeben annimmt, stimmt überhaupt nicht, wenn man es genauer betrachtet.
Zum zweiten Mal nimmt Norbert Golluch über 400 als selbstverständlich geltende Wahrheiten auseinander und klärt seine Leser gründlich über die erstaunlichsten Irrtümer auf.
Autoren/Hrsg.
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Das Gold im Meer und Mobilfunkmythen
Naturwissenschaft
In diesem Bereich hat der Irrtum sozusagen Methode. Eine wissenschaftliche Hypothese ist entweder wahr oder entpuppt sich als Irrtum, Forscher arbeiten nach der Trial-and-Error-Methode. Man lernt aus Fehlern, und je größer und verbreiteter der Irrtum, desto gewaltiger kann auch seine befruchtende Wirkung für den Fortschritt der Wissenschaft sein. Viele der größten Entdeckungen der Menschheit beruhen auf irrtümlichen Annahmen, die zu heftiger wissenschaftlicher Tätigkeit motivierten.
Unedle Metalle lassen sich in Gold verwandeln.
Über diesen Irrtum der Alchemisten und ihre unbeholfenen Versuche, das zu realisieren, lächelt heute jedermann. Hierbei handelt es sich jedoch um eine ziemlich bedeutende Fehleinschätzung, welche die Entwicklung der Wissenschaften enorm beflügelt hat: Man nahm an, edle Materialien mithilfe eines sagenhaften Steins der Weisen in Gold oder Silber verwandeln zu können. Dazu entwickelten die Alchemisten zahlreiche Stufenmodelle der Goldgewinnung, von denen aber – natürlich – keines je zu einem Erfolg geführt hat. Ebenfalls als Goldmacher tätig war eine große Schar von Scharlatanen, die gierigen Fürsten riesige Summen Geldes mit dem Versprechen von unermesslichem Reichtum aus den Schatztruhen lockte. Manche täuschten mit Taschenspielertricks und ein wenig echtem Gold Versuchsanordnungen vor, die es nur noch zu optimieren gelte. Andere Alchemisten waren tatsächlich von ihrem Tun überzeugt und ernsthaft bemüht, zu liefern, was sie ihrem Mäzen versprochen hatten. Sie vermischten und trennten, destillierten und sublimierten eine Vielzahl von Substanzen und entdeckten auf dem Weg zum Gold zahlreiche neue Verbindungen, erprobten bisher unbekannte Verfahren der Chemie und erlernten ihre nutzbringende Anwendung. So bereiteten sie durch ihre Tätigkeit das Feld für eine moderne naturwissenschaftliche Chemie. Albertus Magnus (1200–1280) suchte nach einer Möglichkeit, Gold und Silber voneinander zu trennen, und entdeckte dabei das »Scheidewasser«: Salpetersäure in 50-prozentiger Konzentration löst Silber auf, edle Metalle wie Gold, Platin und Iridium werden aber nicht angegriffen. Auch eine Rezeptur für die Herstellung von »Vitriolöl« (Schwefelsäure) findet sich bei Albertus Magnus. Der wohl größte Erfolg eines Alchemisten: Dem Naturforscher Johann Friedrich Böttger gelang 1708 am Hofe von August dem Starken in Dresden erstmals die Herstellung von europäischem Porzellan, das auch das weiße Gold genannt wurde. Berthold Schwarz hat das nach ihm benannte Schwarzpulver erfunden.
Das Schwarzpulver, in China seit Langem bekannt, wurde im Mittelalter von Alchemisten wiederentdeckt. Die Person des Franziskanermönchs Berthold Schwarz, dem die explosive Mischung ihren Namen verdanken soll und der auch gleich die Kanone erfunden haben soll, verweisen Historiker unterdessen in das Reich der Legenden. Rezepturen für Schwarzpulver-Gemische tauchen aber in verschiedenen alten Schriften dieser Zeit auf. Wasser fließt auf beiden Hälften der Erdkugel unterschiedlich in den Abfluss.
An der Drehung des Wassers im Abfluss kann man erkennen, auf welcher Hälfte des Globus man sich befindet – glaubt so mancher Zeitgenosse und hofft, von unbekannten Mächten irgendwohin verschleppt, wenigstens seinen Standort auf dem Globus durch dieses Wissen feststellen zu können. Die Sache verhält sich so: Lässt man Wasser zum Beispiel im Waschbecken abfließen, so bildet sich über dem Abfluss ein rotierender Wirbel, der sich links- oder rechtsherum um seine Achse dreht. Die naheliegende Frage lautet: Rotiert dieser Wirbel immer links- oder immer rechtsherum? Wie entsteht die Drehung und welche Kräfte entscheiden über ihre Richtung? Die Hypothese, dass Wasser auf der nördlichen Erdhalbkugel rechtsherum und auf der südlichen Hemisphäre linksherum abfließt, liegt nahe, denn da gibt es doch diese rätselhafte Corioliskraft, die aus der Drehung der Erde resultiert und die auch Eisenbahnzüge, Hoch- und Tiefdruckgebiete und sogar Meeresströmungen beeinflusst. Und tatsächlich, die Meeresströmungen drehen sich auf der Nordhalbkugel immer rechtsherum und auf der Südhalbkugel linksherum. Und ja, hier wirkt die Corioliskraft. Das funktioniert so: Durch die Drehung der Erde um die eigene Achse rotiert die feste Erdkugel unter dem Wasser des Meeres hinweg. Das hat zur Folge, dass das Wasser des Ozeans senkrecht zu seiner Bewegungsrichtung und zur Drehrichtung der Erde abgelenkt wird. Ganz schön kompliziert. Wasserwirbel auf der Nordhalbkugel drehen sich rechtsherum, weil die Erde sich nach Osten dreht – vom Nordpol aus betrachtet gegen den Uhrzeigersinn. Auf der Südhalbkugel wirkt die Corioliskraft sozusagen andersherum: Wasserwirbel drehen sich linksherum, die Erde rotiert, vom Südpol aus betrachtet, im Uhrzeigersinn. Wie stark der Effekt der Beeinflussung ist, hängt von der Lage eines Wirbels zum Horizont, der Strömungsgeschwindigkeit und eben auch von der Größe des Wirbels ab. Die Nordatlantikströmung übertrifft den Wirbel im Waschbecken um Dimensionen, sie ist millionenfach ausgedehnter als das bisschen Wasser über dem Abfluss. Auch in Ihrem Abfluss wirkt die Corioliskraft, aber ihr Effekt ist so gering, dass sie keinerlei Wirkung auf die Drehrichtung des Wassers hat. Wie herum das Wasser abläuft, hängt davon ab, wie das Becken geformt ist und mit welchem Bewegungsimpuls das Wasser hineingegossen wird. Beim Ablaufen bilden sich zunächst viele kleine Wirbel aus, die sich langsam zu einem etwas größeren vereinen und schließlich in einem letzten direkt über dem Abfluss münden. Welche Richtung dieser Wirbel nimmt, hängt letztlich nur von einem einzigen Faktor ab: dem Zufall. Nichts ist schneller als das Licht.
Albert Einsteins Relativitätstheorie besagt, dass die Lichtgeschwindigkeit eine Obergrenze darstellt – kein Teilchen kann sich schneller bewegen als das Licht. Neuere Untersuchungen und Experimente der Quantenphysik lassen jedoch den Schluss zu, dass für bestimmte Teilchen unter bestimmten Bedingungen diese Obergrenze nicht gilt. Allerdings hat diese Art der Weltbetrachtung nichts mit unserer alltäglichen Wahrnehmung der Wirklichkeit zu tun. Dabei geht es um wissenschaftliche Begrifflichkeiten wie die Ortsunschärfe und den Tunneleffekt, um Lokalität und Nichtlokalität eines quantenmechanischen Teilchens, das man nicht als mathematischen Punkt beschreiben kann, sondern sich quantenmechanisch als eine Art verschmiertes Wellenpaket vorstellen muss. Physiker an der Universität zu Köln stellten beim sogenannten quantenmechanischen Tunneln von Photonen (Lichtteilchen) Effekte fest, die manche Forscher als das Auftreten einer superluminaren Geschwindigkeit (Überlichtgeschwindigkeit) deuten. Aus ihren Experimenten würden sich in dieser Sichtweise Geschwindigkeiten bis zum 1,7-Fachen der Lichtgeschwindigkeit ergeben. Allerdings zweifeln andere Forscher an dieser Auslegung der experimentellen Ergebnisse. Ein ähnlich irritierendes Phänomen, das Einsteins Theorie von der Obergrenze der Geschwindigkeit widerspricht: Gewisse quantenmechanisch miteinander verbundene Teilchenpaare scheinen sich instantan, das heißt ohne Zeitdifferenz zu beeinflussen, auch über große Strecken hinweg. Man nennt dies den Einstein-Podolsky-Rosen-Effekt. Leider ist es nicht möglich, diese Eigenschaft von Elementarteilchen zur Kommunikation mit Überlichtgeschwindigkeit auszunutzen. Einstein war der schlaueste Mensch aller Zeiten.
Einen Intelligenztest hat er zu Lebzeiten nie gemacht, aber die Psychologin Catherine M. Cox (1890-1984) von der Stanford University hat 1926 geschätzt, wie intelligent große Persönlichkeiten gewesen sein könnten. Titel ihrer Arbeit: »Genetic Studies of Genius«. Einsteins IQ (Intelligenzquotient) soll demnach zwischen 160 und 180 gelegen haben. Übertroffen wird er in der Auflistung der Wissenschaftlerin vom Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (205) und dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe (210), nach dieser Quelle der intelligenteste Mensch, der je gelebt hat. Allerdings handelt es sich hier um Schätzungen, denen eine amerikanische Bewertungsskala zugrunde gelegt wurde, was die Vergleichbarkeit erschwert. Der durchschnittliche IQ liegt heute in Deutschland nach der sogenannten Standardwert-Skala (SW) – eine andere als die, die Cox verwendete – etwa zwischen 85 bis 115. Sie brauchen sich jetzt aber nicht klein und irgendwie durchschnittlich vorzukommen – das ganze Konzept IQ-Test muss man kritisch durchleuchten. Zum einen sollte man sich fragen: Was ist eigentlich Intelligenz? Eine Definition erweist sich als äußerst schwierig. Zum anderen ist unklar, was so ein Test eigentlich misst. Wissen? Schulbildung? Testerfahrung? Auffällig ist zum Beispiel, dass Menschen, die bereits einen oder mehrere Intelligenztests absolviert haben, besser abschneiden als solche, die sich erstmals einem Test unterziehen. Wer mit dem Aufbau und der Art der Fragen vertraut ist, braucht viel weniger Zeit, um sich zurechtzufinden. Betrachten Sie also die folgenden Ergebnisse mit Skepsis: Der intelligenteste Mensch überhaupt soll nach Erkenntnissen der Website akpraise.com mit einem IQ von 230 ein gewisser Terence Tao sein. Der war von Kindesbeinen an ein Mathegenie und gewann bereits mit 13 die Goldmedaille der Internationalen Mathematik-Olympiade. Er arbeitet als Mathematik-Professor in Kalifornien. Marilyn vos Savant ist Schriftstellerin und Finanzexpertin und soll mit einem IQ von 228 die klügste Frau der...