Mit Stress umgehen lernen, Ängste reduzieren und Wohlbefinden fördern
E-Book, Deutsch, Englisch, 144 Seiten
ISBN: 978-3-7495-0211-0
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
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2. Familie, Freund*innen, Freizeit – soziale Selbstfürsorge
Beginnen Sie hier, wenn … Beginnen Sie mit sozialer Selbstfürsorge, wenn Sie vorhaben: die Qualität Ihrer Beziehungen zu verbessern. neuen Schwung in Ihr Sozialleben zu bringen. Freizeit mit Leuten und Aktivitäten zu verbringen, die Ihnen neue Energie verleihen. mehr Zeit für Erholung und Spaß zu finden. sich mit Hobbys zu beschäftigen, die Ihnen Freude und Erfüllung bieten und Ihre Gesundheit im Allgemeinen fördern. 2.1 Ihre sozialen Bedürfnisse
Wir Menschen sind auf Gemeinschaft programmiert. Vom ersten Atemzug an sind wir darauf aus, mit anderen zu kommunizieren und Beziehungen aufzubauen. Zwar sind unsere körperlichen Fähigkeiten bei der Geburt noch stark eingeschränkt, aber gerade deshalb sind wir bereits als Kleinkinder mit hoch entwickelter sozialer Intelligenz ausgestattet. Sie ermöglicht es, uns zu verständigen, Zeichen zu deuten und unser Verhalten so zu gestalten, dass uns die grundlegende Versorgung mit Essen, Kleidung, Zugehörigkeit und Schutz sicher ist. Wenn wir heranwachsen und unabhängiger werden, kann unser Bedürfnis nach gesellschaftlichen Beziehungen wegen anderer Anforderungen des Erwachsenenlebens zu kurz kommen. Unser Alltag füllt sich mit Arbeit, Rechnungen und Verpflichtungen in der Familie und wir finden immer weniger Zeit für soziale Selbstfürsorge. Definieren können wir soziale Selbstfürsorge als die Pflege unseres Bedürfnisses nach menschlichem Miteinander. Dazu gehört, uns um bestehende Beziehungen und Freundschaften zu kümmern, neue Kontakte zu knüpfen und in unseren Beziehungen Grenzen zu setzen, um sie gesund zu halten. Soziale Selbstfürsorge ist wichtig, da sie sich positiv auf unser Zugehörigkeits- und Verbundenheitsgefühl auswirkt. Die angeborene menschliche Sehnsucht nach einem Zugehörigkeitsgefühl erfüllt sich darin, als Mitglied einer Gruppe anerkannt zu werden (zum Beispiel in der Familie, dem Freundes- und Kolleg*innenkreis und / oder bei organisierten Gruppenaktivitäten wie Mannschaftssport, Kursen oder Kartenspielrunden) oder sich als Teil von etwas Größerem zu fühlen (zum Beispiel durch Ehrenämter, Beiträge oder Arbeit für einen guten Zweck und humanitäre Tätigkeiten). Das soziale Verbundenheitsgefühl drückt aus, wie nah wir uns anderen Menschen fühlen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass soziales Miteinander förderlich für unsere geistige Gesundheit ist. Ein Mangel an zwischenmenschlichen Beziehungen hingegen wird mit schwächerer Gesundheit, erhöhtem Stress sowie Depression, Einsamkeits-, Angst- und Schuldgefühlen in Verbindung gebracht. Soziale Selbstfürsorge durch häufigen Kontakt zu Freund*innen, Familienunternehmungen, Hobbys und organisierte Gruppenaktivitäten erhöht somit unsere Chancen auf Gesundheit, Glück und Ausgeglichenheit. Was wünschen Sie sich von Ihrem Sozialleben?
Ein entscheidender erster Schritt für die Verbesserung Ihrer sozialen Selbstfürsorge ist es, sich eine persönliche Vision zu schaffen. Damit meine ich, in einem Satz zu formulieren, wie Sie Ihr Leben mit anderen Menschen gerne sehen würden. Sobald Sie sich darüber klar geworden sind, können Sie mit weiteren Schritten in Richtung dieses Ziels beginnen. Ihre Vision sollte Ihnen richtig Lust darauf machen, Ihr Sozialleben auf eine neue Stufe zu heben. Überlegen Sie sich beim Formulieren Ihrer Vision auch, warum Sie Ihr gesellschaftliches Leben auf diese Weise verändern möchten. Fragen Sie sich: „Warum ist mir Gemeinschaft wichtig? Was gewinne ich dadurch, mir Zeit für soziale Selbstfürsorge zu nehmen?“ Wenn Sie persönliche Gründe dafür feststellen, warum soziale Selbstfürsorge für Ihr Leben von Bedeutung ist, kann Sie das motivieren, sie auf der Prioritätenliste weiter nach oben zu schieben, auch wenn andere Verpflichtungen dringender erscheinen. Hier ein paar Fragen, die Ihnen bei Ihrer persönlichen Vision und dem „Warum“ helfen können. Schnappen Sie sich Ihr Notizbuch und versuchen Sie, die Beantwortung dieser Fragen nicht nur als reine Denkübung zu sehen. Werden Sie ruhig kreativ, lassen Sie alle Sinne miteinfließen. Rufen Sie sich ein lebhaftes und detailliertes Bild vor Augen, wie Ihre soziale Selbstfürsorge in Zukunft aussehen soll: Wen und was sehen Sie? Was schmecken Sie? Welche Gerüche liegen in der Luft? Welche Emotionen haben Sie? Soziale Selbstfürsorge praktisch umsetzen Was für eine Art Freund*in wären Sie gerne? Wie möchten Sie sich fühlen, wenn Sie Zeit mit Ihren Freund*innen verbringen? Was müssten Sie anders machen, um sich so zu fühlen? Was für eine Art Partner*in wären Sie gerne? Wie möchten Sie sich fühlen, wenn Sie Zeit mit Ihrem*r Partner*in verbringen? Was müssten Sie anders machen, um sich so zu fühlen? Was für eine Art Chef*in oder Angestellte*r wären Sie gerne? Wie möchten Sie sich fühlen, wenn Sie mit anderen zusammenarbeiten? Was müssten Sie anders machen, um sich so zu fühlen? Was für eine Art Familienmitglied (z. B. Eltern- oder Großelternteil, Kind, Bruder oder Schwester, Cousin*e, Tante oder Onkel usw.) wären Sie gerne? Wie möchten Sie sich fühlen, wenn Sie Zeit mit Ihrer Familie verbringen? Was müssten Sie anders machen, um sich so zu fühlen? Wann haben Sie sich in Ihrem Sozialleben zuletzt eingebunden, angeregt, sicher und unterstützt gefühlt? Was haben Sie da gemacht? Wer war dabei? Was müsste passieren, um diese Situation erneut zu erleben? Beschreiben Sie Ihr ideales Miteinander mit anderen. Mit welchen Menschen möchten Sie Zeit verbringen? Wie möchten Sie sich bei Ihrem idealen Miteinander fühlen? Was würden Sie anders machen, um sich so zu fühlen? Wenn Sie „Freizeit“ zur Verfügung hätten, entspannt und voller Tatendrang wären, welchen Aktivitäten würden Sie dann gerne gemeinsam mit anderen nachgehen? Warum? Wie möchten Sie sich während Ihrer Freizeit fühlen? Was müssten Sie anders machen, um sich so zu fühlen? Welchen Gruppenaktivitäten gehen Sie nach? Welche Gefühle lösen diese Hobbys in Ihnen aus? Welche neuen Hobbys (wenn Sie überhaupt an welchen interessiert sind) würden Sie gerne einmal in einer Gruppe ausprobieren? Wie möchten Sie sich bei Ihren Hobbys fühlen? Was müssten Sie anders machen, um sich so zu fühlen? Ihre Vision sozialer Selbstfürsorge Versuchen Sie sich im Notizbuch einmal an Ihrer eigenen Vision sozialer Selbstfürsorge. Sie muss nicht lang sein, ein oder zwei Sätze genügen. Ein Beispiel: „Ich gestalte Beziehungen, die sich durch tiefe Verbundenheit auszeichnen, in denen Liebe und Respekt von beiden Seiten kommen und Kontakte sich angenehm gestalten und als beständig erweisen.“ Ihr „Warum“ sozialer Selbstfürsorge Vervollständigen Sie folgenden Satz: Soziale Selbstfürsorge ist mir wichtig, weil … 2.2 Los geht’s!
Nun, da Sie mit einer persönlichen Vision für soziale Selbstfürsorge begonnen haben, wird es Zeit, diese Vision in die Realität umzusetzen. Natürlich müssen wir im hektischen Alltagsleben Pflichten erfüllen – Familie, Beruf, Hausarbeit –, die einen Großteil des Tages beanspruchen und uns das Gefühl geben können, gar keine Zeit für Kontakte zu haben. Möglich wäre aber auch, dass Sie Ihrem Sozialleben aus Misstrauen keine Priorität geben. Wenn Sie zum Beispiel eine schmerzhafte Trennung erlebt haben, ist es völlig normal, dass Sie einer neuen Beziehung mit Skepsis begegnen. Dasselbe gilt für Familie und Freund*innen. Wenn Sie in der Vergangenheit verletzt worden sind, ist es verständlich, dass Sie die Nähe zu Menschen aus Angst vor erneutem Schmerz vermeiden. Wenn wir unser Sozialleben erst einmal zurückgestellt haben, kann das für uns der neue „Normalzustand“ werden. Obwohl wir uns nach menschlicher Verbundenheit sehnen, ist das Alleinsein bequemer, weil es sich sicherer anfühlt. Vielleicht gewöhnen wir uns an seltenen und unbeständigen Umgang mit anderen. Wie also schaffen wir stattdessen eine Routine der sozialen Selbstfürsorge, die von Dauer ist? Ihr Ausgangspunkt: Erstellen Sie einen Plan für soziale Selbstfürsorge
Nehmen Sie sich etwas Zeit, um sich darüber klar zu werden, was Sie gerne unternehmen würden und mit wem. Schlagen Sie Ihr Notizbuch auf und gehen Sie wie folgt vor: Erstellen Sie eine Liste Ihrer Lieblingsaktivitäten. Kringeln Sie eine Sache ein, die Sie sich für den nächsten Monat vornehmen wollen. Listen Sie dann die Menschen auf, die Sie gerne dabeihätten. Nehmen Sie sich den Kalender vor und wählen Sie zwei oder drei Tage und Uhrzeiten im nächsten Monat aus, die Sie für Ihre Pläne freihalten wollen. Melden Sie sich bei den Leuten auf Ihrer Liste. Das können Sie per Kurznachricht, E-Mail, soziale Medien oder Anruf tun. Teilen Sie ihnen die geplante Aktivität und Ihre anvisierten Termine mit und erkundigen Sie sich, ob jemand Zeit und Lust hat mitzukommen. Sobald Sie Antworten erhalten haben, überlegen Sie, was für die Durchführung Ihrer Pläne nötig ist. Wenn Sie zum Beispiel essen gehen wollen: Müssen Sie einen Tisch reservieren? Wenn ja, nur zu und kümmern Sie sich darum. Räumen Sie Schwierigkeiten und Hindernisse aus dem Weg. Wenn Sie nach ein, zwei Tagen noch keine Antwort haben, nehmen Sie das nicht persönlich....