Gerlinger / Röber | Die Pflegeversicherung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 169 Seiten

Gerlinger / Röber Die Pflegeversicherung


1., Auflage 2009
ISBN: 978-3-456-94598-9
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 169 Seiten

ISBN: 978-3-456-94598-9
Verlag: Hogrefe AG
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Die Pflegeversicherung soll das Risiko der Pflegebedürftigkeit eigenständig absichern. Sie steht einerseits in der Tradition des deutschen Sozialversicherungssystems, weist andererseits aber einige Besonderheiten auf, die sie gerade von ihrer nächsten Verwandten, der Krankenversicherung, unterscheiden. Dazu zählt insbesondere ihre explizit subsidiäre Ausrichtung: Die Pflegeversicherung orientiert sich am Modell einer Grundsicherung, nicht am Bedarfsprinzip, und soll primär die Pflege durch Angehörige unterstützen.Seit ihrer Gründung hat die Pflegeversicherung zum Ausbau der Pflegeinfrastruktur in Deutschland beigetragen. In vielen Fällen hat sie die finanziellen Zwänge für die Betroffenen sowie die psychischen Belastungen familiärer Pflege verringert. Dennoch sind gravierende Probleme unübersehbar. Ein erheblicher Teil der Pflegebedürftigen ist nach wie vor von der Sozialhilfe abhängig. Die Leistungen der Pflegeversicherung haben seit ihrer Einführung einen erheblichen Kaufkraftverlust erlitten, und der Kreis der Leistungsempfänger wird durch einen engen Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeschränkt. Nicht zuletzt sind Qualitätsmängel in der Pflege nach wie vor weit verbreitet. Die Reformen der vergangenen Jahre haben vereinzelte Verbesserungen gebracht, aber die grundsätzlichen Konstruktionsmängel der Pflegeversicherung nicht behoben.Dieses Buch führt in die Grundlagen der Pflegeversicherung ein. Es erklärt die Leistungen, Organisation und Finanzierung der Pflegeversicherung sowie die Versorgungsstrukturen und die Steuerungsprobleme in diesem Zweig der Sozialversicherungsozialen Sicherung. Darüber hinaus werden ausgewählte Entwicklungsprobleme und mögliche Handlungsansätze für die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung erörtert.Die Darstellung berücksichtigt die wichtigsten Veränderungen durch die Pflegeversicherungsreform 2008.

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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Vorwort;10
3;1 Pflegebedürftigkeit als soziales Risiko;12
3.1;Die aktuelle Verbreitung von Pflegebedürftigkeit;12
3.2;Die künftige Entwicklung von Pflegebedürftigkeit;14
4;2 Ziele und Wirkungen der Pflegeversicherung;18
4.1;Pflegebedürftigkeit und ihre Absicherung vor Einführung der Pflegeversicherung;18
4.2;Die Pflegeversicherung als nicht bedarfsdeckende Grundsicherung;20
4.3;Pflege als «gesamtgesellschaftliche Aufgabe»;22
4.4;Entlastung der Sozialhilfeträger – Herauslösung aus der Sozialhilfe;22
4.5;Pflegeinfrastruktur und Pflegequalität;24
5;3 Die Leistungen der Pflegeversicherung;26
5.1;Leistungsgrundsätze;26
5.2;Der Begriff der Pflegebedürftigkeit;28
5.3;Die Leistungsformen der Pflegeversicherung;36
5.4;Pflegeleistungen im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung;48
5.5;Leistungsinanspruchnahme;49
6;4 Die Organisation und Finanzierung der Pflegeversicherung;54
6.1;Organisation der Pflegeversicherung;54
6.2;Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung;55
6.3;Private Pflegeversicherung;57
6.4;Ausgaben und Ausgabenentwicklung in der sozialen Pflegeversicherung;58
7;5 Leistungserbringer - Leistungserbringung;62
7.1;Die Pflegeeinrichtungen;62
7.2;Die Träger der Pflegeeinrichtungen;64
7.3;Beschäftigte und Beschäftigungsverhältnisse;65
7.4;Leistungserbringung durch «schwarze Märkte»;67
8;6 Das Steuerungssystem der sozialen Pflegeversicherung;70
8.1;Staatliche Rahmenvorgaben und Sicherstellungsauftrag;70
8.2;Zulassung – Vertragspolitik – Wettbewerb;72
8.3;Fehlsteuerungen;79
9;7 Die Vergütung von Pflegeleistungen;80
9.1;Grundsätze der Vergütung;80
9.2;Handlungsebenen für Vergütungsvereinbarungen;82
9.3;Vergütung in der ambulanten Pflege;84
9.4;Vergütung in der stationären Pflege;89
10;8 Qualität - Qualitätssicherung - Qualitätsmängel;98
10.1;Qualitätssicherung – Bedeutung und Akteure;98
10.2;Regelungen zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung;100
10.3;Qualitätsmängel;106
10.4;Ursachen für Qualitätsmängel;109
11;9 Pflegeberatung und Koordinierung von Pflegeleistungen;112
11.1;Beratungs- und Unterstützungsbedarf;112
11.2;Pflegeberater und Pflegestützpunkte;115
11.3;Implementierungsprobleme;119
12;10 Ausgewählte Probleme und Perspektiven der Pflegeversicherung;124
12.1;Die subsidiäre Ausrichtung der Pflegeversicherung;124
12.2;Finanzierungsmodelle für die Pflegeversicherung;126
12.3;Leistungsumfang und Leistungsgestaltung;136
12.4;Zusammenlegung von Pflegekassen und Krankenkassen?;146
12.5;Ausblick;148


2.3 Pflege als «gesamtgesellschaftliche Aufgabe» (Seite 21)

Das Pflegeversicherungsgesetz definiert die «pflegerische Versorgung der Bevölkerung » als «gesamtgesellschaft liche Aufgabe» (§ 8 SGB Abs.1 SGB XI). Freilich bedeutet dies nicht, dass die Gesellschaft den Betroff enen die entstehenden Lasten so weit wie möglich abnimmt. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Verantwortung der Pfl egebedürft igen und ihrer Angehörigen, denen die Gesellschaft bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung unter die Arme greift . Länder, Kommunen, Pflegeeinrichtungen und Pflegekassen sollen «die Bereitschaft zu einer humanen Pflege und Betreuung durch hauptberufliche und ehrenamtliche Pflegekräft e sowie durch Angehörige, Nachbarn und Selbsthilfegruppen» unterstützen und fördern. Sie sollen, so die einleitenden Vorschriften des Gesetzes, «auf eine neue Kultur des Helfens und der mitmenschlichen Zuwendung hinwirken» (§ 8 Abs. 2 SGB XI). Damit ist die Erwartung verbunden, dass die Übernahme von Pflegeaufgaben durch Angehörige, Nachbarn, Ehrenamtliche oder andere bürgerschaft lich Engagierte neue Formen der gesellschaftlichen Hilfe hervorbringt. Häufig wird dieser Ansatz als Ausgangspunkt für die Entwicklung einer – positiv verstandenen – neuen Balance von staatlichen, marktförmigen, familiären und nachbarschaftlichen freiwilligen Beiträgen und Leistungen interpretiert («Wohlfahrtspluralismus », «neuer Wohlfahrtsmix»). In dieser Sichtweise kann das SGB XI vielfältige Möglichkeiten zur Entwicklung von Konzepten eröffnen, die darauf abzielen, professionelle Hilfen und Beiträge aus dem familiären Umfeld miteinander zu verbinden (Evers 1998: 7ff .). Man kann im Zuschnitt der Pflegeversicherung aber auch mit guten Gründen (siehe z.B. Kapitel 2.2. und 2.4) eine beschönigende Umschreibung für die Abkehr vom Grundsatz einer solidarischen Absicherung von Lebensrisiken und für die Legitimation einer im Kern unzureichenden Absicherung des Pflegerisikos sehen (z.B. Priester 1993, Fuchs 1997: 321ff .).

2.4 Entlastung der Sozialhilfeträger – Herauslösung aus der Sozialhilfe

Die Pflegeversicherung sollte zum einen die Abhängigkeit Pflegebedürftiger von der Sozialhilfe vermindern, zum anderen die Sozialhilfeträger von ihren hohen Ausgaben für Pflegeleistungen entlasten. Diese Ziele wurden mit der Einführung der Pflegeversicherung teilweise erreicht. Allerdings ist die Nachhaltigkeit dieses Teilerfolgs überaus fraglich.



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