E-Book, Deutsch, 384 Seiten
George Lady in Pink
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32086-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 384 Seiten
ISBN: 978-3-641-32086-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine junge Lady mit eigenem Kopf. Ein schlagfertiger Gentleman. Ein Sommer voll knisternder Rivalität.
Wrexford Park 1812: Die junge Blythe Rowley verbringt den Sommer auf dem Land. Ihre Eltern erhoffen sich eine lukrative Partie für ihre hübsche Tochter, Blythe dagegen will lieber unabhängig sein. Briggs Goswick, angesehener Gentleman und ihr Erzfeind aus Kindertagen, verweilt ebenfalls in Wrexford. Und obwohl Blythe ihm bei den eleganten Dinnerpartys am liebsten das charmante Grinsen vom Gesicht wischen würde, merkt sie schnell, dass sie seine Unterstützung braucht: Briggs' Kontakte sind nützlich, um ihre Geschäftsidee voranzutreiben und einer Ehe zu entkommen. Im Gegenzug hilft sie ihm, die vermögende Sabrina Dixon zu umwerben. Aber je näher die zwei ihren Zielen kommen, desto mehr muss sich Blythe eingestehen, dass es vielleicht doch keine Abneigung ist, die ihr Herz in Briggs' Nähe höherschlagen lässt ...Für alle, die diese Tropes lieben:
Enemies to Lovers
Independent Lady x Regency Bad Boy
Dances and Balls
Historical Romance
Erica George hat Englische Literatur, Pädagogik sowie kreatives Schreiben studiert und schreibt Romane für junge Erwachsene. Wenn sie nicht an ihren Büchern arbeitet, gibt sie Schreibkurse an der University of Pennsylvania, schaut Filme mit ihrem Hund oder macht Urlaub in Cape Cod.
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Kapitel 3
Blythe Entschlossen, keine weitere Sekunde meiner kostbaren Zeit an Briggs Goswick zu verschwenden, verschwinde ich hinter der Hecke. Ein bisschen kindisch war mein Verhalten vielleicht schon. Jemandem einen Apfel an den Kopf zu werfen, ist eigentlich unter meiner Würde, außerdem weiß Mr Goswick jetzt genau, wie er mich zur Weißglut bringen kann. Trotzdem: Lieber rede ich stundenlang mit meiner Familie über Desserts. Doch der Salon ist leer. Charlottes Buch fest an die Brust gepresst, ziehe ich mich in die Stille meines Schlafzimmers zurück, lasse mich rückwärts auf mein Bett fallen und starre an die Decke. Es fing doch alles so unschuldig an mit uns und unseren kleinen Streitereien. Zumindest empfinde ich das so. Es war Sommer, ich war zehn und in Wrexford Park zu Besuch, und die Goswicks hatten ein Gartenfest veranstaltet, wo ich mit Amy und August Goswick unter einem Spalier voller Blumen hindurchspaziert war, in dem es vor Bienen summte. Ich war schon immer von Bienen fasziniert gewesen. Und ich hatte gerade begonnen zu erzählen, dass sie von bestimmten Blumenarten, wie denen auf dem Spalier, besonders angezogen werden, da tauchte Briggs Goswick scheinbar aus dem Nichts auf, verdrehte die Augen und sagte herablassend: »Nein, Blythe, das ist Unsinn.« Bienen würden angeblich jede Blumenart mögen. Zunächst versuchte ich es (allerdings nicht sehr lange) auf die freundliche Art, doch Briggs war schon immer ein unangenehmer Zeitgenosse und sagte, er gehe nun zur Schule und wisse deswegen alles selbstverständlich viel besser als jedes Mädchen. Ich fühlte mich natürlich herausgefordert und begann Briggs, wann immer ich konnte, zu verbessern. Vor seinem Bruder, vor unseren Familien, sogar dann, wenn er Freunde zu Besuch hatte. Zugegebenermaßen war das kein reifes Verhalten, doch er hatte meinen Stolz verletzt. Ich wollte mich als Mädchen behaupten. Und es gab so viele Gelegenheiten, ihn vorzuführen. Amy und ich waren oft in Wrexford, und Briggs Goswick hatte oft unrecht. Natürlich ließ Briggs das nicht auf sich sitzen, und eigentlich hätte ich, die ich nun wahrlich nicht auf den Kopf gefallen war, voraussehen müssen, dass er mir etwas entgegensetzen würde. Nicht mit Worten, dafür war er nicht clever genug, sondern mit Streichen. Und ich gebe gerne zu, dass auch ich einem guten Scherz nicht abgeneigt bin. Es begann mit Fröschen, die er in unserem Picknickkorb versteckte, was Charlotte viel mehr entsetzte als mich. Ich legte ihm im Gegenzug welke Kohlblätter unter die Bettdecke. Solche Dinge. Unschuldige Kindereien. Nur wurden sie immer größer und ausgefeilter. Einmal brachte er einer Katze bei, jedes Mal, wenn ich mich zum Singen ans Klavier setzte, zu maunzen. Und ich verschüttete absichtlich beim Abendessen ein Glas Wasser auf seinem Schoß, sodass es aussah, als hätte er sich in die Hose gemacht. Den Höhepunkt erreichte das Ganze an Weihnachten, ich war dreizehn. In dem Jahr verbrachten wir zwei Wochen in Wrexford, und als Briggs vom Internat nach Hause kam, stand ich mit irgendeinem Scherz bereit. Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich mir ausgedacht hatte. Ganz genau weiß ich hingegen noch, wie er die schwarz-weiß geflieste Eingangshalle Wrexford Parks betrat. Er war groß geworden, sportlich. Attraktiv. Seine gut sitzende Kleidung betonte seine breiten Schultern. Er war nun sechzehn und nicht mehr der kleine Junge, der im Wettstreit mit der Cousine seiner Nachbarin alberne Streiche ausheckte. Und ich war dreizehn und merkte, dass auch ich nicht mehr die gleichen Spiele mit Briggs spielen wollte. Was ich stattdessen von ihm wollte, war mir nicht klar, doch plötzlich blieb mir jeder freche Spruch im Halse stecken. Überhaupt fiel es mir plötzlich schwer, in seiner Gegenwart etwas zu sagen, und als er auf mich zuging, wurde ich feuerrot, was mich unglaublich ärgerte. Er blieb mit hinter dem Rücken verschränkten Händen vor Charlotte und mir stehen, sein allzu bekanntes Schmunzeln auf den Lippen, und ich konnte plötzlich den Blick nicht mehr von ihm abwenden. Ich wartete, dass etwas, irgendwas passierte, doch er verbeugte sich nur elegant und sagte: »Miss Rowley.« Miss Rowley. Miss Rowley. Es war das erste Mal, dass er mich förmlich ansprach, und auf irgendeine Weise, die ich nicht in Worte fassen konnte, fühlte es sich wie ein Verlust an. Von diesem Moment an setzte ich den ganzen Urlaub über alles daran, Briggs Goswicks Aufmerksamkeit zu erlangen, und es fühlte sich tatsächlich so an, als hätte ich Erfolg. Wann immer wir (natürlich rein zufällig) beim Abendessen nebeneinandersaßen, lächelte er mich an und reichte mir alle Gerichte. Er klatschte höflich, wenn ich vor Publikum sang, und nach einer besonders mitreißenden Darbietung von »God Rest Ye Merry, Gentlemen« sagte er mir sogar im Vertrauen, dass ich die mit Abstand begabteste junge Dame in seinem Bekanntenkreis sei. Mit dreizehn! Ein wahres Genie, und ich war mir sicher, dass Briggs mir in Kürze ganz offiziell den Hof machen würde. Endlich stand die alljährliche Weihnachtsfeier in Mistlethrush Hall an, und ich hatte mein bestes Kleid dafür ausgesucht – es war aus wunderschöner pinker Seide mit Schleifen an den Ellenbogen. Mama hatte es selbst genäht, und als Charlotte, Amy und ich uns fertig machten, drehte ich mich vor dem Spiegel und bewunderte den filigranen Stoff. An diesem Abend würde ich Briggs Goswicks Herz gewinnen. Da war ich mir sicher. In der Kutsche auf dem Weg nach Mistlethrush nahm Charlotte mich an der Hand und flüsterte: »Du siehst heute so hübsch aus, Blythe.« »Findest du?«, fragte ich atemlos und schwitzte vor Aufregung, obwohl es draußen kalt war und leicht schneite. Unsere Kutsche drosselte vor Mistlethrush Hall ihre Fahrt, die Tür wurde geöffnet und wir von einem jovialen Mr Frank Goswick begrüßt. Briggs’ Vater war laut und einladend, ein attraktiver und kultivierter Mann, der einem immer das Gefühl gab, willkommen zu sein. »Miss Rowley«, sagte er, als er mir aus der Kutsche half, »ich muss schon sagen, Sie sehen heute ganz wunderbar aus, meine Liebe.« »Ich danke Ihnen, Mr Goswick«, erwiderte ich mit einem Knicks. Mistlethrush sah märchenhaft aus. Girlanden aus Schnittgrün und roten Beeren schmückten die Balken an der Decke des Salons, und im Kamin brannte ein Feuer. Ganz Brumbury hatte sich hier versammelt, die Gäste tranken Rotwein und unterhielten sich lachend. Und Briggs war überraschenderweise von einer Gruppe gleichaltriger Jungen umgeben. Er sah umwerfend aus. Mein Herz hüpfte, als er mich ansah, und ich wusste vor Nervosität nicht, wohin mit meinen Händen. »Unsere Gesellschaft ist heute etwas größer«, sagte Mr Goswick von hinten zu Charlotte und mir. »Briggs hat einige Klassenkameraden eingeladen.« Kein Problem, sagte ich mir. Am heutigen Abend würde nichts zwischen Briggs und mich kommen. Wir waren für einander bestimmt. Und tatsächlich hätte der Abend anfangs kaum besser laufen können. Briggs stellte mich gleich seinen Freunden vor. Er bestand darauf, dass ich nach dem Abendessen etwas am Klavier sang, und sobald ich ein leeres Glas in den Händen hielt, stand er bereit, mir ein volles zu bringen. Endlich sah er mich. Schätzte mich. Hatte eingesehen, dass ich ihm nicht nur ebenbürtig war, sondern seine ganze Aufmerksamkeit und Bewunderung verdiente. Der Abend ging seinem Ende entgegen, und Charlotte und ich saßen am Kamin, um äußerst wichtige Dinge zu besprechen, als Briggs neben uns auftauchte. »Dürfte ich Sie kurz unter vier Augen sprechen, Miss Rowley?« Seine grün glänzenden Augen leuchteten im Schein des Feuers. Es war so weit. »Natürlich. Wenn du mich kurz entschuldigen würdest, Charlotte.« Briggs führte mich zur Tür und blickte sich um, als wolle er sichergehen, von niemandem gehört zu werden. »Bitte entschuldigen Sie, sollte ich zu forsch sein, Miss Rowley …« Ich wuchs innerlich um einige Zentimeter und hielt erwartungsvoll die Luft an. »… aber ich habe eben erfahren, dass der Hund eines unserer Pächter auf dem Heuboden Junge bekommen hat.« »Oh«, rief ich aus und klatschte erfreut in die Hände. Briggs Goswicks Liebesgeständnis … und Hundewelpen – besser ging es nicht. »Hätten Sie Lust, sie sich mit mir anzuschauen?« Ich nickte begeistert. »Große Lust.« Briggs lächelte erleichtert. »Wunderbar. Lassen Sie uns Ihren Umhang holen.« »Jetzt gleich?«, fragte ich und sah mich um. Mama und Papa waren in eine Unterhaltung mit Mr Goswick und Briggs’ Onkel Richard vertieft. Onkel Henry war am Kaminfeuer eingeschlafen, und Charlotte und Amy beobachteten mich mit großen Augen. Ich konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Außerdem war ich mir sicher, dass niemand es mitbekommen würde, wenn ich mit Briggs hinausging, ein bisschen mit den Welpen spielte und dann, im allerbesten Falle, den romantischsten Schneegestöber-Kuss aller Zeiten bekäme. Draußen verschlug es einem vor Kälte den Atem, doch Briggs nahm mich bei der Hand, hielt in der anderen eine Laterne und führte mich zu den Feldern hinter dem Haus. Weiter hinten stand eine Backsteinscheune mit einer Leiter, die auf den Heuboden führte. »Warten Sie hier«, sagte er. »Sie können nicht alleine hoch, nicht ohne mich. Ich werde vorgehen, weil die Mutter mich kennt. Ich will nicht, dass wir ihr Angst einjagen.« »Natürlich«, pflichtete ich ihm bei. »Nie ohne Sie.« Wie aufmerksam und rücksichtsvoll er doch war. Briggs...