E-Book, Deutsch, 300 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
Mit Innovationen unsere Zukunft sichern
E-Book, Deutsch, 300 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-16025-1
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Einladung zum Umdenken, ein gut gelaunter Weckruf, sich endlich zu trauen, überfällige Veränderungen anzustoßen und eine neue Innovationskultur zu leben.
Mit einem Vorwort von Katrin Suder (Leitung Digitalrat der Bundesregierung) und Katja Kraus (Geschäftsführerin der Agentur Jung von Matt Sports).
Inhalte:
- Die Basis aller Innovation: Rahmen und Kultur
- Fit for future: Bildung und Wissenstransfer
- Corporate Innovation: Utopie oder Notwendigkeit
- Start-up Ecosystem: Wo Innovationen gedeihen
- Innovationsfinanzierung
Mit Beiträgen u.a. von:
- Prof. Dr. Ann-Kristin Achleitner
- Dr. Hendrik Brandis
- Prof. Dr. Malte Brettel
- Andreas Bruckschlögl
- Dr. Alex von Frankenberg
- Dr. Klaus Hommels
- Rafael Laguna de la Vera
- Wolf Lotter
- Simone Menne
- Raffaela Rein
- Prof. Dr. Günther Schuh
- Miriam Wohlfahrt
- Prof. Dr. Yasmin Mei-Yee Weiß
„Innovative Unternehmen florieren nur in dynamischen Ökosystemen. Mit gebündelter Fachkompetenz und Weitblick ermutigt Deepas Buch zum aktiven Mitgestalten.“ Sarna Röser, Unternehmerin, Aufsichtsrätin und Bundesvorsitzende von DIE JUNGEN UNTERNEHMER
„Wer verstehen will, warum Ökosysteme für Innovationen essenziell sind, um unsere Zukunft zu gestalten, findet in diesem Buch eine vielstimmige und praxisorientierte Antwort.“ Christian Miele, Bundesverband Deutsche Startups e.V.
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Die Basis aller Innovation: Rahmen und Kultur
Die Mechanismen innerhalb eines funktionierenden Ökosystems fußen auf Wettbewerb, Kollaboration und Symbiose – entscheidend ist aber auch das Biotop, der Lebensraum für Innovationen. Neben Branchen- und Marktstruktur prägen auch die politischen Rahmenbedingungen diesen Lebensraum. Der Gesetzgeber kann damit Innovationen systematisch fördern – oder behindern. Kultur, Werte, Infrastrukturen, Produktion, Konsum und Politik sind untrennbar mit technologischen Entwicklungen verbunden, deshalb müssen diese Bereiche in alle Innovations-Strategien einbezogen werden. Rahmen: Bewegung im System Grundsätzlich bewegt sich in Deutschland schon einiges. Der High-Tech Gründerfonds, die Bundesagentur für Sprunginnovationen, die Agentur für Cybersicherheit, der neue Zukunftsfonds und als jüngster Neuzugang die DATI (Deutsche Agentur für Transfer und Innovation) – das alles sind richtige Ansätze, um das Innovationsklima im Ökosystem Deutschland maßgeblich zu verbessern und die losen Punkte zu einem Bild zu verbinden. Leider erfolgt das aber noch nicht zügig genug. Unflexible bürokratische Prozesse bremsen die richtigen und wichtigen Maßnahmen. Dennoch: In Deutschland sind eigentlich alle relevanten Zutaten für erfolgreiche Innovation vorhanden. Wir können Spitzenforschung vorweisen und haben eine hoch spezialisierte Industrie. Damit könnten wir uns im Wettbewerb mit den USA und seinen B2C-Plattformen sowie mit den planwirtschaftlich getriebenen Innovationen aus China gut behaupten. Wenn da nicht etwas Entscheidendes fehlen würde: Es mangelt an systematischer Entwicklung ganzer Industrien und einer stabilen Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie darauf abgestimmter Finanzierungsinstrumente. Wir brauchen Mut, Neugier und die Flexibilität, mit anderen Unternehmen oder Start-ups zusammenzuarbeiten, die vielleicht sogar Konkurrenten sind. Oder Partnerschaften einzugehen, die auf den ersten Blick nicht schlüssig erscheinen, dafür aber eine langfristige Strategie verfolgen. Mindset: Neugier, Offenheit, Vielfalt Es geht also, neben den Rahmenbedingungen, ganz klar um das Mindset: Wie schauen Menschen auf Zusammenarbeit, Synergien und Potenziale? Welche Haltungen, welche Werte sind im Spiel? Die Branchengrenzen verschwimmen immer mehr und die Digitalisierung verändert nahezu alle Lebensbereiche. Alles ist vernetzt, wird zum Internet of Everything. Die Demokratisierung von Technologie und ihre Durchdringung unterschiedlichster Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche sorgt für eine noch nie da gewesene, weltweite Innovationsgeschwindigkeit – ein exponentielles Wachstum neuer Entwicklungen und Produkte. Dafür benötigen wir ein Modell analog zum Kulturebenen-Modell von Edgar Schein, das (Unternehmens-)Kultur als die gemeinsame Erfahrung einer Gruppe von Personen bei der Lösung von Problemen sieht. Allerdings darf, anders als bei Schein, nicht die Angst ein Motivator sein. Das Mindset für Innovationskultur muss von Neugier und Kreativität angetrieben werden. Meine Eltern, die aus Nepal stammen, brachten all diese Eigenschaften mit, als sie im April 1972 am Flughafen Frankfurt landeten. Im Gepäck hatten sie zusätzlich zu zwei Koffern und 250 D-Mark in der Tasche jeweils eine gute Ausbildung dabei. Mein Vater hatte zuvor durch ein Sportstipendium die Möglichkeit bekommen, in Warschau zu studieren. Meine Mutter konnte aufgrund ihrer herausragenden schulischen Leistungen mittels Stipendium eine Universität in Indien besuchen. Beide studierten Medizin und ließen sich sowohl zur Erlangung ihrer Abschlüsse als auch für den Start ins Berufsleben auf ein neues Land sowie auf eine komplett neue Kultur und Sprache ein. Auch Anfang der 1970er-Jahre gab es in Deutschland Fachkräftemangel, an den Krankenhäusern fehlte Medizinernachwuchs. Die in den Semesterferien rudimentär erlangten Deutschkenntnisse reichten, dass mein Vater (dessen sprachliche Fähigkeiten sich bis dahin auf Nepali, Hindi, Englisch und Polnisch beschränkten) sich eine Stelle als Chirurg aussuchen konnte. Meiner Mutter ging es als Gynäkologin nicht anders. Mir geht es hier aber weniger um die Parallele beim Fachkräftemangel als um das Growth & Entrepreneurial Mindset, das mir meine Eltern vorlebten. Sich in einer komplett neuen Kultur, einem anderen Wirtschaftssystem zurechtzufinden, bringt bei allen Herausforderungen einen entscheidenden Vorteil – auch wenn ich ihn erst viel später als solchen erkannte: Wer wie eine Beobachterin »neben dem System« steht, hat einen unverstellten Blick von außen. Man agiert bewusst wie unbewusst frei von jeglichen Konventionen. Damit »sieht« man vor allem die Hürden nicht, die unserer Gesellschaft immer noch soziokulturell im Wege stehen. Vereinbarkeitsdebatten und Gleichberechtigungsdiskussionen zum Beispiel habe ich erst sehr viel später im Rahmen meiner eigenen beruflichen Karriereplanung kennengelernt. Zuvor wurden mir Dual Career und eine natürliche Parität bei der Care-Arbeit einfach vorgelebt. Dass man es sich »erlauben« will, mit einer guten Ausbildung nicht (im erlernten Beruf) zu arbeiten, war einfach keine Option, war ein völlig absurder Gedanke. Genau dieser Blick hilft auch dabei, grundsätzlich offen für Chancen zu sein und sich nur mit den Risiken zu befassen, wenn sie wirklich eintreten. Wir blicken aus Deutschland oft bewundernd auf Regionen wie den Mittleren Osten und Indien, weil dort beispielsweise der Frauenanteil in MINT-Studiengängen im Vergleich zu westlichen Ländern überproportional hoch ist. Ich bin davon überzeugt, dass der nicht selbstverständliche Zugang zu Bildung dafür ein entscheidender Faktor ist – und das unabhängig vom Geschlecht. Der Universitätsabschluss ist eine Investition in die eigene Wettbewerbsfähigkeit am Arbeitsmarkt. Nach dieser Logik geht mit der Wahl des Studienganges beziehungsweise des Ausbildungsweges automatisch eine Return-on-Investment-Bewertung einher. Ohne Zweifel: Nach dem Studium im Ausland war es eine der wichtigsten unternehmerischen Entscheidungen meiner Eltern, sich nicht in ihrem Heimatland niederzulassen, sondern dem eigenen Pioniergeist weiter folgend sich auf ein neues Land einzulassen. Mir selbst brachte diese Entscheidung das doppelte Privileg, nicht in einem der heute noch ärmsten Länder der Welt aufzuwachsen und zugleich mit zwei gleichwertig ausgebildeten und gleichberechtigt arbeitenden Eltern als Role Models für so vieles. Diversity: Treiber für Erfolg, Image und Zufriedenheit Auf Zuwandererbiografien wie diese sind wir angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels – von StepStone-CEO Sebastian Dettmer in seinem jüngst erschienenen Buch noch viel treffender als »Arbeiterlosigkeit« bezeichnet – heute mehr denn je angewiesen. Zumindest, wenn wir innovativ sein wollen. Tatsächlich weist der Bericht »Diversity, Equity and Inclusion 4.0« des Weltwirtschaftsforums darauf hin, dass Unternehmen mit diverser Belegschaft »eine bis zu 20 Prozent höhere Innovationsrate und 19 Prozent höhere Innovationseinnahmen« haben. Eine McKinsey-Studie ergab, dass »die diversesten Unternehmen heute mit größerer Wahrscheinlichkeit als je zuvor Unternehmen mit geringer Diversität in Bezug auf die Rentabilität übertreffen«. Die Studie aus dem Jahr 2019 zeigte, dass Unternehmen im oberen Quartil der ethnischen und kulturellen Vielfalt diejenigen im unteren Quartil an Rentabilität um 36 Prozent überflügelten. Blickt man auf die Innovation Nation schlechthin, die USA, so ist die Hälfte aller Unicorns, also jener Start-ups, die mit mindestens einer Milliarde US-Dollar bewertet sind, laut einer Stanford Studie von Ilya Strebulaev aus 2021 von Migranten oder deren Kindern gegründet worden. Auch in Deutschland haben laut des in 2022 veröffentlichten Migrant Founders Monitors mit 22 Prozent eben jene Migrant Founders einen signifikanten Anteil am Ökosystem. Wie bereits angesprochen, kann man häufig davon ausgehen, dass der Bildungsstand von Einwandererinnen grundsätzlich sehr hoch ist, ein überraschend hoher Anteil von 23 Prozent hat einen Doktortitel. Insgesamt haben 59 Prozent einen Masterabschluss oder höher erworben, während der US-amerikanische Durchschnitt für diese Gruppe ab 2019 laut Statista nur bei neun Prozent liegt. Interessant ist auch, dass nahezu zwei Drittel der Gründenden eine Ausbildung in MINT-Fächern vorweisen können, dicht gefolgt von Wirtschaftswissenschaften. Die Zahlen aus Deutschland zeichnen ein ähnliches Muster, wenngleich mit höheren Quoten. Migrant Founders der ersten Generation haben mit über 90 Prozent einen Hochschulabschluss in den MINT Fächern bzw. Wirtschaft und auch bei den Migrant Founders der zweiten Generation sprechen wir noch von über 80...