Garnitschnig / Grübl-Schößwender / Grübl | Bildung. Was sonst? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 186 Seiten

Garnitschnig / Grübl-Schößwender / Grübl Bildung. Was sonst?

Ermutigung zum Handeln - Strategien und Perspektiven

E-Book, Deutsch, 186 Seiten

ISBN: 978-3-7543-6410-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Bildung, Was sonst?" beleuchtet das unerschöpfliche Thema Bildung aus unterschiedlichen Perspektiven und macht Lust auf gesellschaftspolitisches Engagement und die bewusste Gestaltung des eigenen Bildungs- und Lebensweges. In diesem Buch fokussierten sich fünf Autorinnen und Autoren auf unterschiedliche Schwerpunkte: - Bildung - Soziale Ungleichheit, lebensweltliche Bildung und die Bedeutung des Selbstwertgefühls bei Lern- und Bildungsprozessen - Finanzbildung - Ansätze, Umsetzung, Kritik und Ausblick - Bildung in der Arbeitswelt - Bewegung als Bildung von Beginn an

Garnitschnig, Karl, Univ.-Prof. Dr., Studium der Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaft, Assistent und außerordentlicher Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Wien mit den Schwerpunkten Grundlagen der Erziehungswissenschaft, Entwicklungsdynamik und Ethik, Arbeit in der Erwachsenenbildung. Gegenwärtig Betreuung von Dissertanten und Lehre im Doktoratsprogramm der Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien, freie Praxis als Psychotherapeut, Vorsitzender der Österreichischen Janusz Korczak-Gesellschaft.
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3 Bildung differenziert nach Deutungsebenen Alle oben genannten Praxisfelder und Wissenschaften, über die wir die Welt einzufangen versuchen, sind zudem noch unterschiedlich interpretierbar und faktisch schauen Personen die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven oder Ausgangpunkten an und innerhalb der Wissenschaften gibt es auch unterschiedliche methodische Ansätze. Auch im alltäglichen Leben gibt es die Unterscheidung von verschiedenen Bewusstseins- und Erlebnisebenen. Je nachdem wie man das Verhältnis von Subjekt und Objekt sieht, versteht man die Welt und natürlich auch sich und was Bildung ist anders. Bildung hat es – wie schon oben erörtert – in jedem Fall mit dem Verhältnis von Subjekten zu sich selbst, zu anderen und zur Welt zu tun. Diese Verhältnisse kann man und werden auch faktisch in unterschiedlicher Weise gefasst, nämlich ob das Subjekt sich und das Objekt bestimmt oder bestimmend fasst. Je nach diesem Bestimmungsverhältnis wird über Subjekt und Objekt anders gesprochen. Da Erkennen eine Leistung oder Tätigkeit von Subjekten ist, dürfen wir immer annehmen, dass, gleichgültig wie Erkennen konzipiert wird, man auf einer metatheoretischen Ebene sagen kann, etwas werde so gesehen, gefasst, angenommen, verstanden usw. Es ist also immer abhängig von den Subjekten. Objekt bestimmt Subjekt bestimmt Beobachtung, lineare Kausalität, Determinismus Instrumentelle Vernunft Subjekt bestimmend Transzendentale Konstruktion, Kausalität aus Freiheit, Indeterminismus der selbstbewusste freie Mensch Objekt bestimmend Erleben, Ausdruck und Verstehen der Objektivationen des menschlichen Geistes, Deutungen, Hermeneutik gesellschaftliches Dasein Holismus, Einheitsidee, universelles Bewusstsein, Intuition Selbst im Prozess des Werdens Abbildung 3: Standpunkte des natürlichen Bewusstseins Die unterschiedlichen Deutungen sind auf die Reichweite ihrer Erklärung und des Umfangs der Welt und des Bewusstseins, der aufgenommen wird, zu prüfen. Keine der Deutungen möge vernachlässigt werden, weil jede die Welt in unterschiedlichen Perspektiven erforscht. Weder ein Reduktionismus ist erwünscht noch eine Ideologisierung. Auf jeder Ebene wird die Welt unter einem bestimmten Gesichtspunkt anders thematisiert. Erfasst wird dieser erst auf einer Metaebene. Daher stellt sich die Frage, ob es eine Metaebene gibt, die nicht mehr überboten werden kann. Sie ist wohl da zu suchen, wo erkannt wird, dass Erkennen an eine Grenze stößt, an der man sich nur neuen Einfällen öffnen kann. Der Gedanke, man habe den Kreis der Erkenntnis ausgeschöpft, ist zu verwerfen. Er führt nur zur Selbstbeschränkung und damit zum Boykott seiner selbst im Prozess sein zu können und sein Erkennen zu erweitern. Die psychische Funktion, der es je und je möglich ist, sich neuen Einfällen innerhalb aller Deutungsebenen zu öffnen, ist die Intuition (vgl. Kapitel 2.3: Intuition als Grund allen Wissens und aller Bildung). 3.1 Bewusstseins- und Deutungsebenen von Welt Es ist nun sehr interessant zu beachten, dass die oben genannten Wissens- und Praxisbereiche unterschiedlich gedeutet werden. Diese Deutungen lassen sich systematisch fassen, wenn man prüft, wie das Verhältnis von Subjekt und Objekt interpretiert wird. Daraus ergeben sich verschiedene wissenschaftstheoretische Ansätze, die auch eine Bedeutung dafür haben, wie Welt insgesamt interpretiert wird, also welche Weltanschauung eine Person hat. 3.1.1 Subjekt und Objekt bestimmt – instrumentelle Vernunft Wird sowohl das Subjekt als auch das Objekt als bestimmt aufgefasst, bewegt man sich in einer instrumentalisierenden Sprache oder man hat im Sinne von Jürgen Habermas (1968, 1969) ein „instrumentelles“ „technisches Erkenntnisinteresse“. Alles wird auf seinen Zustand hin betrachtet und nach Möglichkeit zu messen gesucht. Lernen wird im Sinne des Behaviorismus als Verstärkung oder Löschung eines vorhandenen Verhaltens gedacht. Das Subjekt wird also nicht als im Prozess sein verstanden, sondern instrumentell, abhängig von Methoden des Verstärkens und Löschens von gewünschtem bzw. ungewünschtem Verhalten. Das müsste natürlich auch für das Anwenden von Methoden gelten. Die Wissenschafter/innen müssten danach auch ihre Methoden durch Verstärkung erworben haben und wohl auch ihre Ergebnisse. Spätestens in der Selbstanwendung widerlegt sich das Konzept selbst, wenn man es andere mögliche Deutungen ausschließend betrachtet. Daher prüfe man, welche Reichweite der Erklärung auf dieser Deutungsebene möglich ist. Diese Form von Bildung ist funktionalistisch und ökonomistisch. Dennoch wurden in der Gefolgschaft des Behaviorismus interessante lerntheoretische Konzepte wie die verschiedenen Formen des programmierten Unterrichts auf der Basis der Formulierung operationaler Lernziele entwickelt. Es wäre also nicht sinnvoll diesen wissenschaftstheoretischen Ansatz völlig abzulehnen. Es ist aber sinnvoll, seine Reichweite in Bezug auf die nächste Deutungsebene zu prüfen. Wird nämlich gefragt, welche Wirkung instrumentelles Lernen auf die Lernenden hat, so gibt es zwar darauf innerhalb des Behaviorismus mögliche Antworten, die auf eine Optimierung von Lernvorgängen auf instrumenteller Basis abzielen, innerpsychische Prozesse, die sich dabei abspielen, bleiben aber ausgeklammert, ebenso wie die Frage nach den Graden der Operationalisierbarkeit von Begriffen oder Handlungen und die Bedeutung von Emotionen beim Lernen. Wertfragen werden nicht gestellt. Nicht nur der klassische Behaviorismus, der sich zum Kognitivismus weiterentwickelt hat, ist eine Ausprägungsform dieser Deutungsebene, sondern auch der Materialismus, speziell in der Ausprägung des Diamat, des dialektischen Materialismus, und des Positivismus bzw. logischen Empirismus des Wiener Kreises. 3.1.2 Das Subjekt ist bestimmt, das Objekt bestimmend – gesellschaftliches Dasein Wird im Sinne des Konstrukts oder der Metatheorie der Ebenen das Subjekt als bestimmt und das Objekt als bestimmend gedacht, bestimmt die objektive Welt, die gesellschaftlichen Entwicklungen (Wirtschaft, Politik, Kultur) oder mit einem der Väter der Geisteswissenschaft Wilhelm Dilthey (1844 – 1911) die „Objektivationen des Geistes“ das Subjekt. Damit taucht eine andere Terminologie zur Erfassung von bildenden Prozessen auf: Die Kinder und Jugendlichen sollen in die Gesellschaft mit ihren Normen und Werten hineinwachsen. Sie sollen sich sozialisieren, bzw. wenn die Kultur ins Spiel kommt, enkulturieren. Sozialisation und Enkulturation werden zu den tragenden Begriffen. Die Subjekte der Bildung, Kinder und Jugendliche primär und später auch als Erwachsene sollen in die Gesellschaft und Kultur so hineinwachsen, dass sie in die Lage kommen, diese für die nächste Generation weiter zu tragen (vgl. Dilthey 1966a). Je nachdem wie gut es einem Subjekt gelingt, was an es von Gesellschaft, Kultur und Religion herangetragen wird, selbst zu erleben, auszudrücken und zu verstehen (Dilthey 1964, 1966a, 1966b), kann es dieses auch weitergeben. Der gefühlsmäßige Zugang wird also einbezogen, aber nur sofern er dem Subjekt passiert. Bestimmte äußere Gegebenheiten rufen in den Subjekten spezifische Stimmungen hervor, werden in bestimmter Weise erlebt. Im Verstehensprozess wird ein Text, das kann Geschriebenes (ein Gedicht, ein Roman, eine Dokumentation), Foto, Filme, ein Schauspiel, ein Haus, ein Werkzeug usw. sein, interpretiert, neuerlich erlebend in Erfahrung gebracht und wieder interpretiert. Dabei entfaltet sich das Verstehen eines Gegenstandes und das eigene Verständnis wird bereichert. Man spricht von der hermeneutischen Spirale. Dem Subjekt fällt innerhalb dieser Deutungsebene nicht ein, bewusst und frei etwas Neues zu entwerfen oder zu entwickeln, aber in einem kommunikativen Prozess kann es zu einem erweiterten Verstehen kommen. Das Subjekt ist zwar im Prozess, versteht sich selbst aber nicht in dieser Weise. Dies erfolgt auf der dritten Deutungsebene. 3.1.3 Das Subjekt ist bestimmend, das Objekt bestimmt – der selbstbewusste freie Mensch Erst wenn eine Person zu einem klaren Bewusstsein ihrer selbst gekommen ist, sich und ihr Handeln reflektiert und Vorstellungen unter dem Gesichtspunkt, dass die Menschheit in ihr zu höchstmöglicher Ausformung kommt, zu entwickeln beginnt, bildet sie sich selbst. Sie tritt in einen Prozess selbstgesteuerter Entwicklung und Bildung ein. Sie begnügt sich nicht mit dem was ist, sondern will sich und bis hin zu den gesellschaftlichen Gegebenheiten so verändern, dass sich in ihr jeder bestmöglich entwickeln kann. Sie will mit potentiell allen in wechselseitiger Anerkennung Vorstellungen eines guten Zusammenlebens entwerfen und auf ihrer Basis die Gesellschaft gestalten. Genau bei dieser intensiven Auseinandersetzung steht man mit sich, den anderen und mit der Welt in einer innigsten Beziehung und damit in einem intensiven Prozess sich zu bilden. Indem man auch darauf achtet, wieweit diese...


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