E-Book, Deutsch, 400 Seiten
Furrow Emotionsfokussierte Familientherapie
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7495-0341-4
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-7495-0341-4
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Damit die Familie ein sicherer Hafen ist
Die Dynamik innerhalb einer Familie unterliegt einem lebenslangen Veränderungsprozess, in dem sich Rollen und Einflüsse verändern. Emotionsvermeidung und Störungen in der Familie sind häufige Faktoren, die psychische Schwierigkeiten hervorbringen.
Die Emotionsfokussierte Familientherapie (EFFT) geht von den neuesten Ergebnissen der Bindungsforschung aus, um das Wachstum der Kinder zu fördern und Beziehungsblockaden abzubauen.
Sie arbeitet mithilfe systemischer Prinzipien, fokussiert auf die Bindungsbedürfnisse der Kinder und das Fürsorgesystem der Eltern.
In diesem Buch werden die Hauptthemen der Emotionsfokussierten Familientherapie praxisnah erläutert:
• Wie gelingt Wachstum innerhalb der Familie?
• Was stärkt die Resilienz des Familiengefüges?
• Wie kann die emotionale Verfügbarkeit der Eltern sichergestellt werden?
• Womit kann der emotionalen Verletzlichkeit von Kindern empathisch begegnet werden?
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologie / Allgemeines & Theorie Psychologie: Allgemeines
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Beratungspsychologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologie / Allgemeines & Theorie Psychologische Forschungsmethoden
- Sozialwissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie Kognitionspsychologie Emotion, Motivation, Handlung
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Familientherapie, Paartherapie, Gruppentherapie
Weitere Infos & Material
Einführung
Die Emotionsfokussierte Familientherapie (EFFT) fördert aktiv die Entwicklung und Erneuerung von Bindungsbeziehungen in Familien, die durch emotionale Distanz und durch Distress infolge anhaltender Beziehungskonflikte und -verletzungen geprägt sind. EFT-Therapeuten streben danach, solche problematischen Muster, die häufig die Sicherheit und das Wohlbefinden einer Familie untergraben, zu verändern. Orientiert an empirisch bewährten Vorgehensweisen werden Eltern-Kind-Beziehungen durch neue Vertrauens- und Verletzlichkeitserfahrungen neu definiert. Die flexible Verbundenheit und Responsivität, die Familien brauchen, um gesunde emotionale Bindungen aufrechterhalten zu können, werden wiederhergestellt. Der EFFT-Praxis liegen Jahrzehnte psychotherapeutischer Forschung zugrunde, die gezeigt hat, dass das gemeinsame emotionale Erleben ein starker Katalysator der Weiterentwicklung und therapeutischen Veränderung ist. Pioniere der Emotionsfokussierten Paartherapie (Johnson 2020 [2004]) und der Emotionsfokussierten Therapie (Greenberg 2002) konnten den Erfolg emotionsfokussierter Therapien bei Depression und Angst im Erwachsenenalter und bei Schwierigkeiten in Paarbeziehungen wiederholt empirisch belegen. Susan Johnson hat die Anwendung der EFT für Paare erstmals in ihrem Buch The Practice of Emotionally Focused Couple Therapy (Johnson 1996; deutsch: Praxis der Emotionsfokussierten Paartherapie: Verbindungen herstellen. Überarbeitete Neuauflage, 2021) erforscht. Sie stellte fest, dass die Theorie und die Interventionen der EFT für Paare mit ähnlichem Erfolg auch in der Arbeit mit schwierigen Familienbeziehungen angewendet werden können. Belegt wurde dies durch eine Pilotstudie, die die Effektivität der EFFT mit bulimischen Heranwachsenden und ihren Eltern testete (Johnson, Maddeaux & Blouin 1998). Weiterentwicklungen der Methode werden in der 2. Auflage von The Practice of Emotionally Focused Couple Therapy: Creating Connection und in Becoming an Emotionally Focused Therapist: The Workbook (Johnson et al. 2005) beschrieben. Der in diesem Buch beschriebene klinische Prozess beruht auf den Grundsätzen der Emotionsfokussierten Therapie, die im Wesentlichen in Praxis der Emotionsfokussierten Paartherapie (Johnson 2021 [2004]), Becoming an Emotionally Focused Therapist: The Workbook (Johnson et al. 2005) sowie in Bindungstheorie in der Praxis (Johnson 2020 [2019]) dargelegt wurden. Johnson und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beleuchten drei Grundprinzipien, die den Beitrag der Bindungstheorie zu diesem relationalen Veränderungsmodell illustrieren, das sich in der Arbeit mit Paaren wie auch mit Familien bewährt hat (Johnson, Lafontaine & Dalgleish 2015). Diese Prinzipien spiegeln sich in Zusammenfassungen der Strategien bindungsbasierter Therapieverfahren wider, die in verschiedenen Therapien und psychoedukativen Verfahren zum Einsatz kommen, an denen sich Kliniker bei der Arbeit mit Heranwachsenden und ihren Familien orientieren (z. B. Kobak, Zajac, Herres et al. 2015; Steele & Steele 2018). Die Therapeutin1 als Bindungsperson und Unterstützerin der Exploration. Die Therapeutin ist emotional responsiv und verfügbar und geht auf jeden Klienten ein, indem sie die Art und Weise, wie er seinen Beziehungsdistress erlebt, anerkennt und validiert. Bindungsprozesse geben den Fokus und die Qualität ihres Bündnisses mit Paaren und Familien vor. In der EFT fungiert die Therapeutin als Prozessberaterin mit der Aufgabe, eine sichere Basis bereitzustellen, von der aus grundlegende Erfahrungen und Bedürfnisse erforscht werden können, die in Beziehungskrisen oft nicht anerkannt oder vernachlässigt werden. Kobak et al. (2015) beleuchten die Rolle der Therapeutin als Modell sicheren Bindungsverhaltens in bindungsgestützten Therapien. Ihre auf die Familie abgestimmte Fähigkeit, Verletzungen und empathische Unzulänglichkeiten in innerfamiliären Beziehungen zu beobachten, zu spiegeln und zu untersuchen, unterstützt die individuelle Exploration des Selbst und anderer Menschen auf adaptiveren emotionalen Ebenen, die der Bedeutsamkeit dieser Beziehungen entsprechen. In der EFFT ist die Rolle der EFT-Therapeutin durch die zentralen Elemente einer sicheren Verbindung definiert: Ansprechbarkeit, Responsivität und emotionales Engagement (Johnson 2020). Bindung und Emotion als Katalysatoren der Veränderung. Der EFT-Therapeut benutzt die Linse der Bindungstheorie, um Beziehungsprozesse zu lenken und zu organisieren. Als hochrangiges Informationssystem, das die Verhaltensweisen, Zuschreibungen und Erfahrungen von Partnern und Familienmitgliedern sowie die Verbindungen, die sie suchen, maßgeblich prägt, sind Emotionen von größter Bedeutung. Der Therapeut nutzt diese Erfahrungen als einzigartige Ressource, um emotionales Erleben zu regulieren, indem er die mit Beziehungsdistress einhergehenden Erfahrungen normalisiert und validiert. Die Bindungstheorie dient als logische und verlässliche Orientierungshilfe, die solche extremeren emotionalen Reaktionen verstehen hilft. Das heißt, Beziehungsprobleme werden verständlich, indem sie als reaktive Muster in einem Bindungsrahmen betrachtet werden, in dem vorhersehbare Reaktionen auf Trennungsängste fehlregulierte emotionale Reaktionen (z. B. Urängste) nach sich ziehen. Kobak et al. (2015) verweisen auf die vorrangige Bedeutung, die dem Prozessieren von Emotionen und dem Bindungsnarrativ für die Veränderung der Beziehungen zwischen Heranwachsenden und ihren Eltern zukommt. Die Autorisierung eines „Sicherheitsskripts“ definiert das Vertrauen Jugendlicher in die Verfügbarkeit ihrer Eltern, das durch die Bearbeitung primärer emotionaler Erfahrungen geschaffen wird. Das Durcharbeiten dieser vulnerableren Emotionen dient der Familie als Motivation und Ressource, um ein sichereres Muster oder einen „sicheren Zyklus“ zu entwickeln. In der EFT ist die Emotion sowohl Ziel als auch Agens der Veränderung (Johnson 2021 [2004]), und in der EFFT zielt die Therapeutin auf die tieferen, den Beziehungsblockaden zugrunde liegenden Emotionen und benutzt sie als Motivation und als Möglichkeit, um durch Enactments der bindungsrelevanten Bedürfnisse eines Kindes Vertrauen in die Verfügbarkeit seiner Eltern aufzubauen. Johnson (2020 [2019]) hat diese Gespräche als „Halt-mich-fest-Gespräche“ bezeichnet, in denen Paare und Familien durch responsives emotionales Engagement sichere Bindungen wiederherstellen können. Korrigierende emotionale Erfahrungen. Die Bindungstheorie bildet die Grundlage für die Definition von Beziehungswiederaufbau, Heilung und Weiterentwicklung. Die Umstrukturierung der emotionalen Bindungen in Paar- und Familienbeziehungen folgt einem klaren Verständnis der mit gefühlter Sicherheit einhergehenden relationalen Prozesse, z. B. Ansprechbarkeit, Responsivität und emotionales Engagement. In der EFT führen spezifische Interventionen, die durch das Erschließen, Prozessieren und In-Dienst-Nehmen bindungsrelevanter Emotionen und Bedürfnisse starre Positionen umstrukturieren, zu eine Veränderung des individuellen Erlebens. Gleichzeitig entsteht ein neuer Kontext, der als Katalysator der Weiterentwicklung wirkt (Mikulincer & Shaver 2016) und die Resilienz stärkt (Wiebe & Johnson 2017). In bindungsbasierten Therapien (ABT) erfolgt Veränderung durch reflektierende Gespräche mit dem Ziel, dass Eltern und Kinder einander zutreffender wahrnehmen und die kindlichen Bedürfnisse sowie die entsprechenden Reaktionen der Eltern präziser verstanden werden können (Kobak et al. 2015). Die Sicherheit in Eltern-Kind-Beziehungen ist einer Ebene der Verletzlichkeit zuträglich, auf der implizite Reaktionen in Worte gefasst und einander mitgeteilt werden können. Charakterisiert sind diese Gespräche durch emotionale Ausgewogenheit und die Fähigkeit, Unterschiede und Veränderungen anzuerkennen und zu bearbeiten, indem Eltern und Kinder schwierige Entwicklungsmomente, in denen die wechselseitige Abstimmung beeinträchtigt ist, durcharbeiten (Tronick, 2007). Diese Gespräche geben den Familienmitgliedern Gelegenheit, in ihren Beziehungen „zu sehen“ und „gesehen zu werden“. Der Veränderungsprozess in der bindungsgestützten Familientherapie (ABFT) nimmt, kurz gesagt, einen logischen Verlauf. Kobak et al. (2013) empfehlen, den Behandlungsfokus zunächst auf die Bearbeitung spezifischer Situationen zu legen, die für die Bindung und die elterliche Fürsorge relevant sind, und den Emotionen Aufmerksamkeit zu widmen, die mit Schwierigkeiten und Konflikten in den Eltern-Kind-Beziehungen zusammenhängen. Der Therapeut nutzt diese emotionalen Erfahrungen, um die bewusste Wahrnehmung und das Verständnis von Verletzungen und in Beziehungen zu fördern. Diese Arbeit bereitet die Familie auf neue Bindungs-Fürsorge-Interaktionen vor, in denen Beziehungsbrüche und Verletzungen durch die Responsivität und Ansprechbarkeit der Bezugspersonen geheilt werden können. Der EFT-Therapeutin ist diese Logik vertraut. Sie fokussiert auf Emotionen als Grundlage korrigierender emotionaler Erfahrungen, aus denen neue Familienmuster hervorgehen, die als sichere Basis für die gesunde Weiterentwicklung der einzelnen Angehörigen wie auch der Familie insgesamt dienen. Als bindungsbasierte Therapie ist die EFT, wie Johnson (2020 [2019]) gezeigt hat, ein gründlich erforschter Prozess, in dem durch die Kraft der Emotionen Beziehungen verändert werden und persönliches Wachstum angeregt wird. Geführt wird der EFT-Prozess durch einen zugänglichen und responsiven Therapeuten, der seine Aufmerksamkeit der...