Fürstauer | Im Bett mit ... | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Fürstauer Im Bett mit ...

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-7017-4332-2
Verlag: Residenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Muntere Einschlafgeschichten um die Betten großer Persönlichkeiten und ihre ungelüfteten Geheimnisse.

Man muss im Bett ja nicht immer nur Schäfchen zählen. Tatsächlich gibt es kaum etwas, was man im Bett nicht machen kann: berühmt werden, Geschichte schreiben, Frieden machen, Krieg führen, um die Welt reisen. Für viele große Persönlichkeiten der Geschichte, von Odysseus bis Michael Jackson, von Shakespeare bis Marilyn Monroe, von Casanova bis Madame Pompadour, war das Bett eben nicht nur Schlafstatt, sondern Wirkstätte und Bühne. Und von solchen großen Betten erzählt dieses Buch wunderbar spannende Geschichten. Für Faule, Müde, Kranke und all jene, die finden, dass die Welt nicht größer sein müsste als ihr Bett. Immerhin kann man darin wenigstens ungestört lesen - wenn sonst nichts los ist!
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Penelope und das Bett des Odysseus
Der Dichter – Homer? – war blind, und an die Gegenstände der Außenwelt konnte er sich nur ertastend heranwagen. Vielleicht blühte deshalb seine Fantasie so überreich, war sein inneres Auge so voll von Bildern und Farben. Zehn Jahre Krieg und Brände und blutige Abenteuer breitete er vor seinem Publikum aus, und weitere zehn Jahre, diesmal auf stürmischer See, im Kampf mit Ungeheuern und in den Armen lustbegieriger Frauen, von denen keiner wusste, waren es Irdische oder doch fremde Zaubergeschöpfe. Und dazwischen nichts Beharrendes, kein Ruhepunkt, der zum Verweilen einlud. Der Dichter muss selbst gespürt haben, dass es so nicht weitergehen konnte mit seiner Geschichte. Da war zu viel Unruhe darin, nichts, woran sich der Zuhörer festhalten konnte inmitten all der eruptiven Ereignisse. Ein Bett musste her, freilich kein gewöhnliches, vielmehr ein ganz besonderes, das Beharrung und Stabilität verkörperte, und es sollte des Helden ureigenste Schöpfung sein. Der Held war Odysseus, damals noch ein junger Bursche. Eben dabei, sich auf seiner Insel Ithaka seine eigene Welt zu erbauen, trieb es ihn aber zugleich hinaus ins Ferne, zu unerwarteten Abenteuern und unbekannten Gefahren. »Such dir eine Frau und übernimm hier das Ruder«, wird ihn sein alternder Vater Laertes des Öfteren ungeduldig ermahnt haben, wenn sich der Junge allzu heftig in seine Träume verstrickte. »Das will ich tun, Vater«, antwortete der Sohn dann wohl. »Aber erst will ich meiner Zukünftigen ein Bett errichten, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.« Und er begann, den Kopf voller Ideen und mit unerwarteter Ausdauer, mit seiner Arbeit. Ein Bett »für die Ewigkeit« sollte es werden, beständig und auch Beständigkeit fordernd, ein Symbol und noch mehr ein Prüfstein für die eheliche Treue. Der Dichter konnte am Ende nicht genug Worte finden, es zu beschreiben; Jahrzehnte später sollte es die Identität seines Erbauers und seine viel bezweifelte Heimkehr bezeugen, denn nur der Mann selbst und die Gattin kannten dessen Geheimnis. Keiner hatte dem jungen Odysseus beim Bettenbau geholfen, das würde er sich verbeten haben. Tag um Tag werkte er allein mit Beil und Hobel, Schweiß rann ihm über Brust und Schultern, und seine Muskeln schwollen unter den kräftigen Hieben, mit denen er den erdverankerten alten Olivenbaum hinter dem Palasthof zum tragenden Bettpfosten zurechtschnitt und glättete. »Was ist es, woran der Junge so eifrig arbeitet?«, wird sich wohl der eine oder andere gefragt haben, war doch Odysseus eher bekannt als einer, der seine Ziele mehr mit dem Kopf als mit Muskelkraft zu erreichen verstand, und noch nie hatte man bei ihm solchen Eifer gesehen. Nur während der heißesten Mittagsstunden ruhte er sich aus im grausilbernen Schatten des Baumes; denn dessen Krone kappte er erst, als er rundum die Mauern aufgeführt hatte, die den Bettraum umschließen sollten. Während all dieser Arbeit wird er sich wohl die Gattin vorgestellt haben, die dieses Bett mit ihm teilen würde. Nein, nicht die »Schönste der Schönen« sollte es sein, wiewohl auch er, wie die übrigen Fürstensöhne weitum, nicht ungern um Aphrodites goldgelockten Liebling Helena geworben hätte. Doch daraus wäre natürlich nichts geworden. Frauen wie Helena waren anspruchsvoll, was den Luxus des Lebens betrifft, und der kluge Odysseus beschloss, nicht die Schönste, nein, die Tugendhafteste unter den Frauen sollte die seine werden, beständig wie das Bett, das er mit eigenen Händen für sie schuf. Als nun das Schlafgemach samt unverrückbarem Bett endlich fertiggestellt war, zog er aus, um seine Erwählte heimzuholen. Und Penelope, die Tochter des Spartanerkönigs Ikarios und einer wasserlüsternen Najade, wird das Bett in Besitz genommen haben mit dem stolzen Bewusstsein des Einmaligen, des für sie Geschaffenen. Freilich war Odysseus nicht eben das, was man in ihren Kreisen als »beste Partie« zu bezeichnen pflegte. Dazu war seine Inselherrschaft zu gering, seine Erscheinung zu wenig spektakulär. Kurzbeinig sei er und obendrein rothaarig, und Ithaka eine Ziegeninsel, spottete der mächtige, aber tölpelhafte Festlandkönig Menelaos. Mit beidem hatte er nicht so unrecht. Denn Odysseus war ein Mann von wenig Macht und kaum ansehnlicher Größe. Die Insel – sein Reich – nicht viel mehr als eine Ansammlung von Gehöften, Fischerdörfern, Olivenhainen und ab und zu einem Weinberg; dazu die Ziegenherden, die die unwegsameren Regionen kahl fraßen – ja und ein paar Dutzend kampferprobter und seetüchtiger Männer. Das war Ithaka. Menelaos freilich, so meinten die neidischen Nachbarn, habe durch seine Heirat mit Helena das große Los gezogen; was sich wenige Jahre später allerdings als Trugschluss erweisen sollte. Und wer weiß, ohne den klugen Rat des Odysseus, die einstigen Freier einen Pakt mit Menelaos schließen zu lassen, mit dem sie beschworen, seine Ehe gegen alle Widersacher zu verteidigen, wäre um sie schon damals so mancher Streit unter feindlichen Nachbarn entbrannt. Indes, des Odysseus Ehe ließ sich, alles in allem, recht gut an. Es wird viel gescherzt und geschäkert worden sein rund um das Bett, und auf vielerlei Arten Liebe getrieben, denn Odysseus, als ein Mann von Ideen, war vermutlich auch erfindungsreich, wenn es um neue Facetten des Lustgewinns ging. Er mag darin so sportlich gewesen sein wie Jahrhunderte später der Römer Ovid, der mit seinen »Positiones« zu seiner Zeit Männer wie Frauen begeisterte. Penelope, von den männlichen Leistungen ihres Gatten entzückt, erwies sich in doppelter Hinsicht als Juwel: Tagsüber war sie die rührige Hausfrau, die ihre Klugheit wie ihre Hände nutzte, um das Hauswesen zum Besten des Gatten zu leiten. Des Nachts aber folgte sie ihm neugierig witternd wie eine junge Hindin dem Hirschen. Kurz, alles stand bestens, und in angemessener Frist gebar die Gattin auch den ersehnten Sohn: Telemachos, den Erben. Es hätte ewig so weitergehen können mit den beiden, zumal die weise Göttin Athene ihre schützende Hand über Odysseus und die Seinen hielt. Wäre da nur nicht dieser fatale Schönheitswettbewerb unter den Göttinnen gewesen, bei dem Aphrodite trickste, indem sie dem eitlen Trojanerprinzen Paris, der den Schiedsrichter machte, die schönste Frau als Bestechungsgeschenk anbot. Der Junge, in diplomatischer Mission an den Hof des Menelaos gekommen und vom ersten Augenblick an in Helena vernarrt, warf den goldenen Apfel also in Richtung Aphrodite und segelte wenig später, mit Helena im Schlepptau, nach Troja zurück. Menelaos, von einem Jagdausflug bei Verwandten heimgekehrt, nahm wutschnaubend die Veränderung seines Hausstands zur Kenntnis und ließ die Kriegstrompeten blasen. Das bedeutete, der Beistandspakt, den Odysseus für den Fall der Fälle ausgehandelt hatte, wurde schlagend, was ihm um seines häuslichen Glückes willen ganz und gar nicht gefiel. Gerne hätte er sich herausgehalten, mimte sogar, freilich vergeblich, den wahnsinnig Gewordenen, indem er den Sandstrand pflügte und Salz in die Furchen streute, als wäre es guter Samen. Doch die List wurde als solche entlarvt, und so hieß es schließlich Abschied nehmen auf unbestimmte Zeit. Natürlich glaubten die aufbrechenden Männer an ein kurzes Kriegsabenteuer und eine triumphale Heimkehr mit mächtiger Beute. Zu Beginn jedes Kriegs glauben sie dasselbe, und wenn einer je Zweifel äußert, wird er von seinen »Führern« rasch eines Besseren belehrt. Das wusste auch der Dichter, der sich zum Chronisten eines zehnjährigen Krieges machte. Und hätte der schlaue Odysseus nicht schließlich das Trojanische Pferd erfunden, um den Feind von innen her zu besiegen, wer weiß, die Helden hätten noch weitere Jahre vor den uneinnehmbaren Mauern im Sand gelegen. Penelope indessen, die jäh aus ihrem häuslichen Idyll gerissene Gattin, blieb allein zurück mit Kind und Hof und Gesinde, allein auch mit dem riesigen Bett voller Erinnerungen an glückliche Nächte. Dieses Bett ist es, das sie Nacht um Nacht ihre Verlassenheit schmerzhafter spüren lässt. Zu manchen Zeiten möchte sie es samt seinen Wurzeln ausreißen, und zugleich klammert sie sich daran, ist es doch das einzig Beständige in ihrem mehr und mehr abdriftenden Leben. Die Jahre vergehen scheinbar ins Leere, ein Kriegsjahr mündet ins nächste, und die Nachrichten von der Belagerungsfront vor Troja sind spärlich. Dann, endlich, die Botschaft vom Durchbruch: der Sturm auf die Stadt, das große Plündern! Bald finden sich die überlebenden Helden, mit reicher Beute beladen, auf ihren Schiffen ein und rüsten zur glücklichen Heimfahrt. Die ist freilich nicht jedem beschieden. Agamemnon zum Beispiel, der oberste Heerführer: im Bad erschlagen von der eigenen Gattin und ihrem Liebhaber! Oder Idomeneus, der König von Kreta: durch einen leichtfertigen Schwur an Poseidon gezwungen, das erste Lebewesen, das bei der Heimkehr seinen Weg kreuzt, zu opfern: Es sollte sein eigener Sohn sein, den er damit in den Tod reißt. Was für ein...


Johanna Fürstauer geboren 1931, studierte Germanistik, Anglistik und Aufführungspraxis Alter Musik. Autorin, Übersetzerin und Herausgeberin zahlreicher Texte und Bücher zu kulturgeschichtlichen Themen und klassischer Musik, v.a. zu Nikolaus Harnoncourt. Sie lebt in Salzburg. Zuletzt erschienen: "Wie kam die Katze auf das Sofa?" (2011).


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