Buch, Deutsch, 365 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 297 mm, Gewicht: 1844 g
Reihe: Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg
Auswertung der archäologischen Ausgrabungen insbesondere unter herrschafts-, siedlungs- und landesgeschichtlicher Fragestellung
Buch, Deutsch, 365 Seiten, Format (B × H): 210 mm x 297 mm, Gewicht: 1844 g
Reihe: Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg
ISBN: 978-3-95490-230-9
Verlag: Reichert Verlag
Der Zentralbefund Erbgrablege steht nicht allein, sondern ist in eine Entwicklung eingebunden, die mit einem ersten Herrenhof des mittleren 7. Jahrhunderts beginnt, in dessen Umfeld in größerem Maßstab Eisenverhüttung betrieben wurde. Nach einer „goldenen Generation“ der Gammertinger Grafen in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, die die neue Höhenburg Baldenstein errichten ließ und die Michaelskapelle zur Basilika mit Seitenturm ausbaute, begann ein schleichender Niedergang, der mit dem Aussterben der Grafen in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts seinen Schlusspunkt fand. Nur mit Glück blieb der ausgebrannte Torso der gräflichen Eigenkirche erhalten, bis in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts die Gründung der Stadt Gammertingen erfolgte. Die Michaelskapelle wurde als Schlosskapelle in den stadtherrschaftlichen Bezirk miteingebunden und erbrachte als solche bis in die Neuzeit hinein relevante Befunde zur Stadt-, aber auch zur Landesgeschichte.
Die Arbeit zeigt, dass eine interdisziplinär und methodenbewusst aufgestellte Archäologie in der Lage ist, das herrschaftsgeschichtlich effektiv immer noch „dunkle Zeitalter“ vor dem Einsetzen einer der etwas breiteren klösterlich getragenen Schriftüberlieferung im späteren 11. Jahrhundert deutlich zu erhellen. Auch wenn es erwartungsgemäß nicht gelang, eine direkte Verbindung vom spangenhelmtragenden „Fürst von Gammertingen“ des späten 6. Jahrhunderts bis zu den Grafen des Hochmittelalters zu knüpfen, kann der Befund von Gammertingen doch paradigmatische Bedeutung beanspruchen – in dem Sinn, dass die in den frühen Schriftquellen noch nicht aufscheinende Bedeutung lokaler Kontinuität für die Frage nach der Entstehung des hochmittelalterlichen Adels gleichwohl prominent mitbedacht werden muss.