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E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Frisch Die Götter Indiens

Der Alleine in vielen Gesichtern

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-7583-6291-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Für den Indienreisenden ist zugleich faszinierend und befremdend, die bunte Vielfalt der Tempel und der darin verehrten Götter wahrzunehmen. Diese bunte Vielfalt aber erschwert in erheblichem Maß einen Zugang zum Verständnis: Was fängt man mit einer solchen Fülle von Gottheiten an? In diesem Band geht es um einen kompakten, verständlichen und informativen Überblick über die Götterwelt Indiens. Es geht um einen Zugang zu einer uns fremden Denkweise und um Hilfen, in der Vielfalt hinduistischer Traditionen das Eine und Verbindende zu entdecken, welches sich wie folgt ausdrücken lässt: »Der Alleine in vielen Gesichtern«. So mag sich für den Indienreisenden ein besseres Verständnis dessen ergeben, was er auf seiner Reise zu sehen bekommt. Doch zugleich ist diesen Band als ein - bescheidener - Beitrag zum Dialog der Religionen zu verstehen. Die vielfältige Götterwelt Indiens ist ein faszinierendes Mosaik von Vorstellungen und Traditionen innerhalb eines Gesamtkonzeptes lebendiger Religion. Durch markante und mehrheitlich farbige Bilder - fast alle aus dem Archiv des Autors - und fundierte, aber kompakte Erläuterungen zu einzelnen Gottheiten und zur religiösen Praxis Indiens erfolgt ein Einstieg in die bunte Welt des Hinduismus und seiner Götter und Göttinnen, hinter denen sich der Urgrund des Kosmos, der Alleine, befindet.

Hermann-Josef Frisch, Studium Theologie und Sinologie zeitweilig Lehrauftrag in Fachdidaktik Religion an der Universität Bonn 237Buchveröffentlichungen in den Bereichen Religionspädagogik, Theologie, Religionswissenschaften 65teilweise längere Reisen in die unterschiedlichsten Regionen Asiens, vor allem nach Ostasien und Südasien
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Die alten Götter
Indus-Kultur: Das Götterpantheon, das heute im indischen Raum vorherrscht, hat sich erst langsam entwickelt. Um 2.500 v. Chr. kannte die Indus-Kultur (Zentrum die Orte Harappa und Mohenjo-Daro, heute in Pakistan am Oberlauf, bzw. Unterlauf des Indus) wahrscheinlich eine Verehrung einer Muttergottheit und eines großen Hauptgottes. Ob dies bereits erste Ansätze einer Verehrung der weiblichen Kraft Shakti (vgl. Seite ?.) und des heutigen Hauptgottes Shiva (vgl. ab Seite ?) sind, ist umstritten. Vedische Kultur: Mit der Einwanderung indoarischer Stämme ab 1.500 v. Chr. (bis ca. 600 v. Chr.) ändern sich nicht nur Gesellschaft und Kultur, sondern auch die Gottesvorstellungen. Die Stämme brachten ihre indoarische Götterwelt mit, wie sie sich später auch im Mittelmeerraum ausbildete. Es gibt eine kosmische Ordnung (rita), in der schon die spätere Vorstellung des dharma (vgl. Seite ?) anklingt. Vor allem aber gibt es personal verstandene Götter (Mitra, Indra, Varuna …) und Naturkräfte wie die Sonne (Surya), das Feuer (Agni), der Mond (Chandra) und die Gestirne (Planetengötter). Die Götterwelt der vedischen Kultur Indiens zeigt deutliche Parallelen zu anderen frühen indoarischen Kulturen, wie etwa im altgriechischen oder altgermanischen Bereich. Auffallend ist, dass nun weibliche Gottesvorstellungen (die Große Mutter) zurücktreten gegenüber einer nahezu rein männlichen Götterwelt – die patriarchalisch strukturierte Gesellschaft der indoarischen Einwanderer hat Auswirkungen auf ihre Gottesvorstellungen. Auch gibt es nun eine Dualität zwischen den Göttern und Dämonen (Asuras), die gegeneinander kämpfen. Hier wird eine Dualität von guten und bösen Mächten sichtbar, die viele Religionen prägt (vgl. etwa im zeitgleichen persischen Zoroastrismus: Ahura Mazda, der gute Schöpfer, und Ahriman, der böse Geist, vgl. aber auch die Überwindung dieses Dualismus im chinesischen Yin und Yang). Die Dualität führt zum Wechsel zwischen Erschaffung, Zerstörung und Neuschöpfung (vgl. Shiva Nataraja, der durch seinen Tanz zerstört und neu schafft, Seite ?.). Die alten Götter verlieren ab 500 v. Chr. zunehmend ihre Bedeutung, nur in Relikten gibt es heute noch eine Verehrung dieser Gottheiten (etwa bei Indra). Die Feuerriten der Brahmanen
In der vedischen Zeit gab es noch keine Tempelgebäude. Die Brahmanen als oberste Kaste und zugleich als Kenner der vedischen Hymnen und der religiösen Rituale leiteten im Freien Opfer- und Feuerrituale. Die Rolle der Brahmanen ist in heutigen Tempeln gleich geblieben. Als Priesterschaft, die das Wissen der heiligen Schriften und die Kenntnis der alten Rituale hat, stehen sie auch heute den einfachen Gläubigen im Tempel gegenüber. Gesellschaftlich ist die Brahmanenkaste heute allerdings nicht länger auf den Tempel beschränkt, sondern übt vielfältige Berufe aus. Die alten Rituale werden im Freien nur noch an wenigen Stellen in Indien durchgeführt, vor allem in Tamil Nadu (vgl. die beiden Bilder). Solche in der Öffentlichkeit stattfindenden Rituale (shrauta) haben das Ziel, die kosmische Ordnung zu erhalten und zu stärken. Die Götter als Hüter der kosmischen Ordnung werden durch Opfergaben verehrt, die ihnen von den Opferpriestern dargebracht werden. Solche Gaben sind vor allem Nahrungsmittel (Milch, Joghurt, Reis, seltener Fleisch von Opfertieren, dazu auch ein alkoholisches Getränk, soma genannt, vgl. Seite ?). Feuerritual (Arati), Harsiddhi Mandir, Ujjain, Madhya Pradesh Zu den Ritualen gehörten folgende Elemente: Der Opferplatz wurde eingerichtet und mit farbigen Zeichen, Lichtern und Blumen geschmückt. Es folgte die Rezitation vedischer Hymnen auf die Götter, besonders aus dem Rigveda (= »Verse des Wissens«, zwischen 1.500 und 1.200 v. Chr. entstanden). Die Brahmanen führten komplexe Rituale aus (etwa Bewegung einer Feuerschale, vgl. das obere Bild). Schließlich wurden die Opfergaben verbrannt. Erst in spätvedischer Zeit wurden die Rituale teilweise von Trommelschlag begleitet. Neben den öffentlichen Ritualen im Freien, die sich heute in die Heiligtümer der Tempelgebäude verlagert haben, gab es auch häusliche Rituale (grihya), die einfacher waren und auch von Laien durchgeführt werden konnten. Auch das hat sich bis in unsere Zeit fortgesetzt, wenn es in den Häusern einen Hausaltar gibt, der meist morgens mit frischen Blumen (Tagetesketten) und Lichtern geschmückt wird. Amamaldagam-Tempel, Tiruchirappalli, Tamil Nadu, Brahmanen bei Opfer- und Feuerzeremonie Opferplatz im Freien Indra – der Mächtige
Indra (= »machtvoll«), der Wettergott, der auf seinem weißen Elefanten Airavata reitet, ist der stärkste der alten Götter, ein Kriegsgott, ein Wettergott, der in jeglicher Not angerufen werden kann. Er findet sich heute in Süd- und Südostasien eher an buddhistischen Bauwerken als an hinduistischen und ist dort ein Schutzgott in der Nähe des Eingangs (etwa über einem Tor). Im Hinduismus hat er heute fast keine Bedeutung mehr, doch in der vedischen Zeit war er der oberste der Götter. Indra reitet auf einem Elefanten (das mächtigste Landtier als Zeichen göttlicher und königlicher Macht), der oft mit drei oder mehr Köpfen dargestellt wird. Airavata ist mythologisch aus dem Milchozean des Anfangs entstanden, war also eines der ersten Geschöpfe und wacht deshalb über die kosmische Ordnung. Bereits bei Indra finden wir das Phänomen der Götterfamilie, ähnlich wie wir es aus der griechischen Göttermythologie kennen (indoarischer Ursprung). So hat Indra auf diesem Bild eine (kleiner dargestellte) Frau: Indrani, die bösartige Göttin des Zorns und der Eifersucht. Die Eltern von Indra waren der Himmel (dyaus, vgl. griechisch Zeus) und Erde (prithivi). Unmittelbar nach seiner Geburt trennt Indra die beiden bis dahin Vereinten und schwingt sich zum obersten Herrscher auf (ähnlich bei Zeus und dessen Kampf gegen seinen Vater Kronos und die Titanen). Er tötet mit seiner Keule (vajra = Blitzebündel, vgl. ebenfalls die Blitze bei Zeus, später wird der Vajra zum Symbol des Vajrayana-Buddhismus) den Drachen Vrita. Im Bild ist der Doppelvajra in der rechten Hand Indras zu sehen. Indras Brüder sind Agni (Feuer) und Vayu (Wind). Indra wird anthromorph (menschengleich) dargestellt, er ist ein großer Esser und Trinker und bewahrt das Göttergetränk Soma auf (vgl. Seite ?). Indra ist ein großer Kämpfer und Held, ein Gott des Krieges, aber auch der Fruchtbarkeit – er ist der König der alten Götter. Er wohnt auf der Spitze des Weltenberges Meru, der Achse von Himmel und Erde, in der himmlischen Stadt Amaravati, bedient von schönen Himmelsmädchen, den Apsaras. Indra wurde von vielen Gläubigen um Hilfe angerufen, weil er nicht nur als hilfsbereit und wohltätig gilt, sondern durch seine Macht auch überall wirkungsvoll eingreifen kann. Indra und seine Frau Indrani auf weißem Elefanten Airavata, Somnathpur bei Mysuru (Mysore), Karnataka Surya – die Sonne
Viele Religionen kennen die Verehrung der Sonne im Zusammenhang mit der Licht-Dunkelheit-Symbolik. So finden wir Aton, aber auch Horus als Sonnen-, bzw. Lichtgott im alten Ägypten. Das alte babylonische Reich kannte den Sonnengott Schamasch, die Sumerer Utu, die alten Griechen verehrten neben Helios (auf dem Sonnenwagen) auch Apollon als Lichtgott. Die Inkas opferten Inti, dem Sonnengestirn, die Japaner verehren die Sonnengöttin Amaterasu. Die persische Mythologie kennt Mithras, die Römer neben Mithras auch den unbesiegbaren Sonnengott Sol. Auch Naturreligionen verehren die Sonne als lebensspendende göttliche Kraft. In den hinduistischen Veden wird Surya (= »Sonne«) in vielen Liedern als Personifizierung der Sonne, der Wärme und des Lichtes angerufen. Auch heute wird Surya vor allem im Norden Indiens verehrt; der berühmteste Surya-Tempel ist der riesige Bau in Konark, Bundesstaat Odisha, aus dem 13. Jahrhundert – ein Tempel, der einen gewaltigen Wagen mit sieben Pferden davor darstellt. Die 24 etwa vier Meter hohen steinernen Wagenräder symbolisieren dort zweimal den Jahreskreis mit zwölf Monaten. Weitere Attribute Suryas können Muschel, Keule, Rad, Gebetskette oder Krug sein. Surya fährt auf seinem Sonnenwagen, der von sieben Pferden (= die sieben Wochentage) gezogen wird. Sein Wagenlenker ist Aruna, der Gott der Morgenröte, der sowohl männlich wie weiblich dargestellt werden kann. Surya ist eine Erscheinungsform von Agni, dem Gott des Feuers (vgl. Seite ?), zugleich dessen und Indras Bruder. Surya kann auch als stehende Gestalt dargestellt werden, ein jugendlicher Gott, der jeden Morgen zu neuem Leben erwacht. Er hat oft Lotosblüten in seinen zwei oder vier Händen, Zeichen der je neuen Schöpfung und der Reinheit. Eine meditative Praxis, die im Hatha-Yoga praktiziert wird, ist der morgendliche Sonnengruß (Surya Namaskar). Es wird bereits im Rig-Veda (3.62.10) erwähnt: »OM, ich versenke mich in das...


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