E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Friesner Star Trek - The Next Generation: Sturm auf den Himmel
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11644-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 0 Seiten
ISBN: 978-3-641-11644-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein dunkles Geheimnis bedroht die Existenz eines ganzen Planeten
Die Kolonisten auf Skerris IV sind dem Untergang geweiht: Ihr Stoffwechsel benötigt ein spezielles Enzym, das nur aus einer bestimmten Pflanzenart gewonnen werden kann, die jedoch auf dem Planeten ausgestorben ist. Die Kolonie Ne'elat ist die letzte Hoffnung für Captain Picard und die Enterprise-Crew, diese Pflanze zu finden und damit die Kolonie zu retten. Die Bewohner Ne'elats sichern jede Hilfe zu - doch bald entdecken die Offiziere, dass die ehemalige abtrünnige Kolonie ein düsteres Geheimnis birgt ...
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Prolog
»Der Tod!«, stöhnte die alte Se'ar und wand sich vor Schmerzen auf ihrem Lager. »Weh mir, der Tod kommt!« »Still, du bist krank. Bleib ganz ruhig liegen.« Das Mädchen, das auf dem harten Boden aus festgestampfter Erde kniete, besänftigte sie. »Du musst deine Kräfte einteilen, wenn du wieder gesund werden willst, Mutter Se'ar, das weißt du doch.« »Gesund …« Die alte Frau wiederholte das Wort, als sei es einer der magischen Heilgesänge der einheimischen Oberyin-Priester. Sie schüttelte den Kopf. »Führe mich nicht mit falschen Hoffnungen in die Irre, Kind. Ich bin alt. Ich weiß, was ich weiß, und wusste immer, wann der Tod kommen würde.« Ein hohles Kichern entrang sich ihren vom Fieber aufgesprungenen Lippen. Ja, dachte sie müde. Der Tod war für mich der beste Freund. Und auch der beste Ehemann. Hat nicht der Tod selbst mich all die Jahre ernährt, gekleidet und für mich gesorgt? Ich weiß, wann er kommen wird, wann die Seele ihre Hülle verlassen und die Herrlichkeit des fernen Evramur finden wird. Ich hatte mit meinen Weissagungen immer Recht, aber bisher war es immer der Tod eines anderen, den ich kommen sah. Laut sagte sie: »Nun bin ich endlich an der Reihe.« »Sprich nicht davon«, beharrte das Mädchen. »Deine Zeit ist noch nicht gekommen.« »Und woher willst du das wissen?« Der schwindende Geist der alten Frau entbrannte in einem plötzlichen Ausbruch der Entrüstung. Sie stützte sich mühevoll auf einen Ellbogen und richtete einen anklagenden Finger auf das Mädchen neben ihr. »Bilde dir nur nichts ein, nur weil ich dich aufgenommen habe. Um deiner Mutter willen habe ich mein Heim, mein Brot, die Opfergaben unserer Freunde und Nachbarn mit dir geteilt, aber meine Begabung teilst du nicht! Wie kannst du es wagen anzunehmen …« Ein plötzlicher Hustenanfall schüttelte ihren knochigen Körper, und sie sank zurück auf das schweißbefleckte Laken. Das dampfende Stroh unter dem groben Tuch knisterte und knackte. Das Mädchen stand rasch und leichtfüßig auf und holte eine Tonschüssel voll frischer Milch, die mit Rahm verrührt war, um die kranke Frau zu stärken. Sie setzte die Schüssel an Se'ars Lippen und half ihr beim Trinken. Erst als die alte Frau genug hatte und abwinkte, sagte sie: »Ich habe es nicht so gemeint, Mutter Se'ar. Ich weiß, dass ich keine Gabe wie die deine besitze.« Sie senkte ihren Kopf, als wolle sie sich dem Willen der Götter unterwerfen, doch unter dem blaugrünen Haarschopf glühten ihre Augen voller Unmut. Die alte Frau schien die Worte des Mädchens nicht gehört zu haben. Vor der Hütte ging die Sonne gerade unter und färbte den Himmel pink und purpurn. Ihr Leben verebbte mit dem schwindenden Licht des Tages, aber ihre Gedanken waren weit fort. Ich habe mich nie geirrt, niemals. Wenn ich sagte, dass dieser oder jener sterben würde, dann war er so gut wie tot. Mit der Zeit wussten die Leute das. War es falsch, aus meiner Gabe ein Geschäft zu machen? Ach, was hatte ich denn für eine Wahl? Ich war jung verwitwet, hatte keine Söhne, die mich hätten ernähren können; meine Töchter waren alle mit Schafhirten verheiratet, die noch dümmer waren als die meisten dieser Holzköpfe. Nun, ich schätze, das war das Beste, was sie bekommen konnten, die armen Mädchen, ohne nennenswerte Mitgift. »Die Ehefrau eines Hirten«, murmelte sie. »Tiefer kann eine Frau nicht sinken.« Ihre Augen wandelten ziellos hin und her, während ihre Gedanken abschweiften. Das Mädchen an ihrer Seite wrang ein Tuch aus, das in einer Schüssel Wasser eingeweicht worden war, und legte es der alten Frau auf die Stirn. Es erwärmte sich bald, und sie tauchte es nochmals in das kühlende Wasser. »Sei ruhig, Mutter Se'ar«, sagte sie beschwichtigend. »Mach dir keine Sorgen. Du hast getan, was du tun musstest, um zu überleben, wie wir alle. Gräme dich jetzt nicht deswegen.« Ohne Vorwarnung packte die alte Frau die Hand des Mädchens mit eisernem Griff und zog sich daran hoch, sodass sie sich in die Augen blickten. »Du verstehst das nicht!«, heulte sie. »Ich nahm, was heilig ist, und verkaufte es wie Milch oder Wolle oder Getreide! Weil ich den Tod voraussagen konnte, glaubten meine Mitmenschen, ich könnte ihn auch abwenden. Sie kamen zu mir mit Essen und Getränken und Stoffen und flehten mich an, das Leben ihrer Angehörigen zu verschonen.« Sie unterbrach sich und rang nach Atem, während die schmerzhaften Erinnerungen über sie herfielen. Narren. Erbärmliche Narren. Diejenigen, denen der Tod vorherbestimmt war, starben sowieso, trotz meines Schweigens. Wenn das geschah, sagte ich ihnen, die Götter hätten es so gewollt und mich dazu gebracht, die Namen der Todgeweihten im Schlaf auszusprechen. Wie konnte irgendjemand das Gegenteil beweisen? Wer könnte sich dem heiligen Gleichgewicht widersetzen? Sie verstanden nichts, und ich ließ sie in Ignoranz leben, weil es mir passte und weil es mir ein Leben in Bequemlichkeit, Reichtum und Respekt verschaffte. »Nichts kann rechtfertigen, was ich getan habe«, keuchte sie und schüttelte den Kopf. »Nichts!« »Du bist nicht dafür verantwortlich, was andere glauben wollen.« Das Mädchen schob seinen Arm unter Se'ars Rücken und ließ sie sanft wieder auf das Lager hinab. Sie spürte, wie sich die Knochen der Wirbelsäule durch die altersschlaffe Haut drückten. Die alte Frau blickte hinauf in das ruhige Gesicht des Mädchens und seufzte. »Du bist ein gutes Mädchen, Ma'adrys. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, wie oft ich zur Herrin des Gleichgewichts gebetet habe, dass sie ihre heilige Verwandlung an dir ausführen und dich zu meinem eigenen Fleisch und Blut machen möge. Aber sie wollte die Gebete einer Betrügerin und Schwindlerin nicht hören.« »Es macht nichts«, tröstete das Mädchen sie. »Obwohl ich nicht mit dir blutsverwandt bin, hast du mir in all den Jahren nie einen einzigen Happen deines Brotes missgönnt.« Die alte Frau seufzte. »Ich hoffe nur, es hat dir keinen Schaden zugefügt, es mit mir zu teilen. Es war vergiftet durch die Schande, mit der ich es verdiente. O Ma'adrys, was, wenn es das ist? Was, wenn das der Grund ist, warum dir dein Herzenswunsch versagt wurde? Was, wenn das der Makel ist, den Bilik in dir sah, als er dir verbot …?« »Still«, wiederholte das Mädchen und betupfte das wächserne Gesicht der alten Frau mit dem feuchten Tuch. »Reg dich nicht auf. Das ist vorbei und vergessen.« »Aber du bist so ein kluges Mädchen, so ein gutes Mädchen, du solltest nicht ausgeschlossen werden, nur weil …« »Mutter Se'ar, was nützt es uns beiden zu wissen, warum mein Antrag abgewiesen wurde?«, fragte das Mädchen vernünftig. »Es würde nichts ändern.« »Wie wahr.« Die Stimme der alten Frau verlor sich wie Wasser, das zwischen Steinen hindurchrinnt. Ihre Lider senkten sich. Es schien, als würde sie schlafen. Das Mädchen lehnte sich zurück, um ihren Schlaf zu bewachen … Die Worte der alten Frau kamen plötzlich und überraschten das Mädchen. »Vielleicht war es gar nicht meine Schuld«, murmelte Se'ar mit immer noch geschlossenen Augen. Sie sprach, als sei sie allein in der Hütte und niemand außer ihr selbst höre ihr zu. »Wie das Mädchen, ja, aber starrköpfig, zu vorlaut gegenüber den Männern, zu anspruchsvoll. Nun, wer kann ihr das zur Last legen? Der Vater kam in den Winterstürmen vor dem Fest der Blumen um, die Mutter starb bei ihrer Geburt, das arme Kind ist verwildert … Nicht, dass sie überhaupt jemals eine richtige Mutter hatte. Leicht zu erkennen, woher die seltsame Art der Tochter kommt. Ja, jeder weiß das. Woher ihre Mutter kam, werde ich nie erfahren. Verrückt, wahrscheinlich, und aus ihrem eigenen Dorf vertrieben von Leuten, die mehr Vernunft besaßen als wir. Ihr ganzes hochgestochenes Gerede, nur Wahnsinn, Wahnsinn. Eine Beleidigung für das Gleichgewicht, ihr Leben in die Waagschale zurückgeworfen, um für ihre Worte zu bezahlen, die arme Seele. Arme verrückte Seele.« Neben dem Totenbett hockte das Mädchen Ma'adrys mit unnatürlich steifem Rücken und völlig ausdruckslosem Gesicht. Sie versuchte, das Geplapper der alten Frau aus ihrem Kopf zu verbannen, aber sie konnte es nicht. Es war nichts, was sie nicht schon gehört hatte, dieser ganze Dorftratsch über ihre tote Mutter. Als Kind hatte sie mehr als einmal Prügeleien mit anderen Kindern angefangen, die sie verspottet hatten, indem sie Dinge wiederholten, die sie von ihren Eltern gehört hatten. Sie hatte mehr Schlägereien verloren als gewonnen, und die Älteren hatten sie für die wenigen Kämpfe, die sie gewann, im Nachhinein immer bestraft. Als sie ein wenig älter geworden war, hatte sie versucht, sich anzugewöhnen, sich gegenüber dem Gerede und den spitzen Bemerkungen, dem Geflüster, das sie immer hinter ihrem Rücken hörte, taub zu stellen. Doch das gelang ihr nicht, so sehr sie sich auch bemühte. Mit der Zeit hatte sie gelernt, was das einzig Richtige war, wenn jemand – selbst eine sterbende Frau, die nicht mehr für ihr eigenes Geschwätz verantwortlich war – von ihrer Mutter sprach. »Ich bin gleich zurück«, erklärte sie, indem sie aus der Hocke aufsprang, ohne sich vom Boden abstoßen zu müssen. »Die Luft hier drin ist zu schlecht, sie tut dir nicht gut. Wir sollten ein paar Morgenrot-Blüten verbrennen, um sie aufzufrischen. Es ist noch etwas früh im Jahr dafür, aber ich glaube, ich habe gestern einen blühenden Busch auf Avrens Weide gesehen. Ich komme bald wieder.« Sie war zur Tür hinaus, bevor Se'ar etwas hätte sagen können, um sie aufzuhalten. Die alte Frau bemerkte ihren Weggang jedoch überhaupt nicht. Ihre Augen blieben geschlossen, und ihre runzeligen Lippen...