E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Friesner Star Trek - Deep Space Nine: Kriegskind
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11655-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 0 Seiten
ISBN: 978-3-641-11655-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kann ein Mädchen Bajor retten?
Im Nachlass der Kai Opaka findet sich eine Botschaft an Commander Sisko: Er soll ein bajoranisches Mädchen finden, das dazu ausersehen ist, eine große Heilerin zu werden und die zerstrittenen politischen Fraktionen auf Bajor zu versöhnen. Lieutenant Dax und Dr. Bashir versuchen, in einem trostlosen bajoranischen Flüchtlingslager eine tödliche Krankheit zu bekämpfen. Während Dax nach dem Mädchen sucht, gelingt es Bashir, den Erreger zu isolieren und ein Gegenmittel zu entwickeln. Auf eigene Faust will er seine Arbeit in den anderen Lagern fortsetzen. Dax findet das Mädchen und bringt es zur DS9. Doch die von den Propheten verheißene Heilerin trägt selbst eine lebensgefährliche Krankheit in sich. Nur Dr. Bashir könnte sie retten - doch er wird von einer Rebellengruppe gefangengehalten.
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Kapitel 1
»Jemand möchte Sie sprechen, Commander.« Benjamin Sisko schaute abrupt von seinem Schreibtisch auf und versuchte, das Gesicht eines Mannes aufzusetzen, den man gerade bei einer wichtigen Arbeit gestört hatte. Doch in Wirklichkeit hatte er sich einem Tagtraum hingegeben. Seit er das Kommando über Deep Space Nine übernommen hatte, hatte er nur selten die Muße oder die Neigung dazu gehabt. Erst vor kurzer Zeit hatte er herausgefunden, dass diese Ablenkung auch Spaß machen konnte. Ein umherstreifender Geist wanderte manchmal auch in die Vergangenheit zurück. »Ja, was gibt es?«, fragte er etwas scharf. Major Kira Nerys sah ihn wie gewohnt unbeeindruckt an. »Haben wir Sie bei einer wichtigen Tätigkeit gestört, Sir?«, fragte sie. Ihr trockener, leicht amüsierter Tonfall verriet Sisko geradeheraus, dass sie ihn durchschaut hatte. Sie wusste, dass der Commander im Augenblick nichts zu tun hatte, war aber bereit, das Spiel mitzumachen, falls er unbedingt vorgeben wollte, sehr beschäftigt zu sein. »Keineswegs, Major«, sagte Sisko, gab jede Täuschung auf und bedachte sie mit einem Lächeln, was selten genug vorkam. »Wer will mich sprechen …?« Die Worte gefroren in seinem Hals, als der bajoranische Mönch in das Büro kam. Sisko spürte, wie sein Körper sich verkrampfte. Ganz gleich, wie sehr er sich bemühte, sich zu entspannen, der Anblick eines bajoranischen Mönchs machte ihn stets nervös. Er erinnerte sich – er konnte einfach nicht anders – an seine erste Begegnung mit einem Mitglied dieser Bruderschaft, als er und sein Sohn Jake gerade auf Deep Space Nine eingetroffen waren. Damals hatten seine Gedanken einzig der Frage gegolten, wie er dieses ungeliebte Kommando loswerden und mit Jake zur Erde zurückkehren konnte, selbst wenn dies bedeutete, einen Posten mit weniger Verantwortung anzutreten oder Starfleet sogar ganz zu verlassen. Dieser erste bajoranische Mönch hatte ihm ähnlich wie dieser in die Augen gesehen, doch Sisko hatte das Gefühl gehabt, als würde der Mann ihm in die Seele schauen. Dieser Mönch hatte Worte gesprochen, die Sisko damals nicht verstanden hatte – die Propheten? Welche Propheten? Sisko hatte die Worte abgetan. Er wusste schon gar nicht mehr, wie viele exotische Religionen er kennengelernt hatte, seit er Starfleet beigetreten war. Auch wenn er nicht an sie glaubte, versuchte er, sie mit einem gewissen Maß an Respekt zu betrachten. Er hatte nie erwartet, dass eine davon nach ihm greifen und sein Herz berühren würde, wie es beim bajoranischen Glauben der Fall gewesen war. Dieser Glaube hatte ihn sogar tief berührt, ihm geholfen, sich mit seiner Vergangenheit, dem Tod seiner Frau und seiner Rolle als Commander auf Deep Space Nine zu versöhnen. Dieses mystische Vertrauen, das jeden Aspekt des bajoranischen Lebens durchdrang, war eine starke Quelle der Kraft – der seltsamen, unbekannten Macht. Und wie bei vielen mächtigen, seltsamen und nicht ganz bekannten Dingen war Sisko auf der Hut. »Was können wir für Sie tun?«, fragte er den Mönch und bemühte sich, dabei freundlich zu klingen, wenn er es schon nicht über sich bringen konnte, wirklich herzlich zu sprechen. »Es gibt doch hoffentlich keine Schwierigkeiten im Tempel? In dem an Bord, meine ich.« Ihm war klar, dass es für einen Bajoraner nur einen Tempel geben konnte – den riesigen und auf unheimliche Weise wunderschönen Komplex der Kuppelgebäude und üppigen Gärten, den die abziehenden Cardassianer mutwillig verwüstet hatten, ohne ihn völlig zerstören zu können. Wenn Sisko hingegen vom Tempel sprach, dachte er zuerst an den kleinen bajoranischen Schrein an Bord der Raumstation. Der Blick des Mönchs schwankte nicht. Er stand vor Commander Sisko, die Hände in die weiten Ärmel seiner rostfarbigen Robe gesteckt. Eine eng sitzende Kappe bedeckte seinen Kopf und ließ nur sein wettergegerbtes Gesicht und die Ohren frei. Sein schwarzer Bart war kurz gestutzt und mit grauen Flecken gesprenkelt. Sisko wurde klar, dass dieser Mönch kein uralter Weiser, sondern ein ziemlich junger Mann war. Seine wenigen Falten waren nicht altersbedingt, sondern rührten von harter Arbeit her. »Commander Sisko«, sagte er. Die Kraft hinter der Stimme überzeugte Sisko, dass er mit der Einschätzung des Alters des Mönchs richtig lag. »Ich bin Taren Gis, ein Mönch, der den Propheten dient. Ich bin gekommen, Sie um Hilfe zu bitten.« Sisko wurde sich bewusst, dass er die Lehnen seines Sessels viel zu fest umklammerte. Er zwang sich, den Griff zu lockern. »Fahren Sie fort. Was für Hilfe?« »Es sind die Lager«, platzte Major Kira heraus. Sisko fuhr erschrocken zusammen. Es geschah nicht oft, dass Kira Nerys sich vergaß, Forderungen äußerte oder ihre Meinung kundtat, ob man sie nun darum gebeten hatte oder nicht. Doch normalerweise handelte es sich dabei um Zornesausbrüche, um das kurze Aufblitzen eines Temperaments, das in ihrer Kindheit und Jugend während der cardassianischen Besatzung geschärft und verhärtet und von ihren Jahren als bajoranische Freiheitskämpferin feingeschliffen worden war. »Lager?«, wiederholte Sisko. »Die Flüchtlingslager, Commander.« In der Stimme der Bajoranerin lag kein Zorn, nur Schmerz. »Wir haben keine genauen Zahlen, wie viele es davon gibt, aber es überrascht mich, dass Starfleet sie Ihnen gegenüber gar nicht erwähnt hat. Wahrscheinlich war man dort der Ansicht, die Sache wäre nicht wichtig genug, um Sie darauf aufmerksam zu machen.« Nun glitt ein Splitter der alten Verbitterung in ihre Worte zurück. »Starfleet ist durchaus bekannt, dass es auf Bajor Flüchtlingslager gibt«, erwiderte Sisko. Eine Zeile, irgendwo in dem Material vergraben, das man mir zur Verfügung gestellt hat, bevor ich diesen Posten antrat, dachte er reuig. Falls überhaupt. »Wir arbeiten mit der provisorischen Regierung zusammen, um die Umsiedlung der Bajoraner zu beschleunigen. Die meisten dieser Lager sind bereits aufgelöst worden und …« »Arbeitslager«, fauchte Major Kira. »Die Cardassianer haben ihr Bestes getan, um diese Lager vor ihrem Abzug noch aufzulösen. Sie haben ihre eigenen Umsiedlungsmethoden benutzt.« Ihr Tonfall ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass die cardassianische Vorstellung einer Umsiedlung dauerhaft war. »Die Flüchtlingslager sind eine andere Geschichte.« Sisko wandte sich an den Mönch. »Bruder Gis, wie viele dieser Lager gibt es?« Der Mönch breitete die Hände aus, um ihm zu bedeuten, dass er es nicht wusste. »Commander, welche Bedeutung haben schon Zahlen? Unseren beiden Völkern ist bekannt, dass die cardassianische Besetzung sechzig Jahre gedauert hat. Sie zählen diese Jahre in Tagen, ich in Leben. Sie glauben, es sei vorbei, einfach, weil die Cardassianer nicht mehr hier sind, aber ich sehe es anders. Ich sehe zu viele Tote, die noch leben könnten, zuviel Land, das verwüstet wurde, zu viele Leben, die auf schreckliche Weise verwandelt wurden. Ich habe die Leitung über ein einziges Lager; mehr weiß ich nicht. Es liegt im Kaladrys-Tal. Das war einmal das vorzüglichste, fruchtbarste Ackerland auf ganz Bajor. Die Cardassianer wussten das genauso gut wie mein Volk.« »Die Cardassianer haben in diesem Tal zwangsweise Ackerbau betreiben lassen«, sagte Kira. »Keine Gnade für den Bauern, der die vorher festgesetzten Quoten nicht erfüllt hat. Diese Quoten waren völlig unrealistisch, aber das störte die Cardassianer nicht. Sie haben genommen, was sie kriegen konnten, und wenn sie eine Entschuldigung fanden, dabei noch mehr Angehörige meines Volks zu töten …« Sie zuckte mit den Achseln, doch es war eher ein Erschaudern. »Wer fliehen konnte, hat es versucht. Aber im Kaladrys-Tal haben hauptsächlich Familien gewohnt. Mit Kindern kann man nicht so schnell laufen.« Sie fauchte die Worte geradezu: »Man kann sie leicht fangen.« »Ich bitte Sie nur um Hilfe für ein Lager«, fuhr der Mönch fort. »Für dasjenige, in dem ich und zwei meiner Brüder dienen. Es liegt in der Nähe des alten Dorfs Lacroya. Wir haben mehr Glück als die anderen gehabt: Lacroya wurde erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit und nicht vollständig zerstört. Wir konnten viele nützliche Dinge aus den Ruinen sammeln. Viele der Leute, die ursprünglich bei uns waren, waren Bauern und konnten den Felsen Getreide abschwatzen … das haben sie zumindest gern behauptet. Sie haben die Kinder um sich geschart, damit sie ihnen beim Pflügen einiger weniger Felder und beim Setzen von Schösslingen halfen. Die Versorgung durch die provisorische Regierung war so gut, wie die Nächstenliebe es zuließ, aber will man anderen Wohltätigkeiten erweisen können, muss man zuerst einmal genug haben, um die eigene Familie zu versorgen. Dies können heutzutage nur sehr wenige Bajoraner von sich behaupten. Also haben unsere Bauern sich entschlossen, das Land zurückzuerobern und sich selbst zu ernähren.« »Eine empfehlenswerte Maßnahme«, erwiderte Sisko. »Und ich versichere Ihnen, falls wir ihnen irgendwie helfen können, ihre Unabhängigkeit zurückzuerlangen …« Ein sehnsüchtiges Lächeln legte sich auf das Gesicht des Mönchs. »Sie sind jetzt tot.« »Tot?« Siskos Hände umklammerten erneut die Lehnen seines Sessels. »Was ist passiert?« Der Mönch hob die Hände und spreizte die Finger. »Da wir die genaue Bezeichnung nicht kennen, haben wir es Lagerfieber genannt. Einer meiner Brüder ist ein erfahrener Heiler. Im Tempel hat er die uralten Aufzeichnungen über Krankheit und Gesundheit studiert. Er ist der Ansicht, dass diese Heimsuchung dem Satai ähnelt, dem Schwellfieber. Er hat bei den Opfern alle bekannten Behandlungsmethoden für das Satai...