Die Flashman-Manuskripte 5 - Flashman im Großen Indischen Aufstand
E-Book, Deutsch, Band 5, 522 Seiten
Reihe: Die Flashman-Manuskripte
ISBN: 978-3-86346-108-9
Verlag: Kuebler Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
George MacDonald Fraser wurde vor allem berühmt durch die Serie historischer Romane, den Flashman Manuskripten, deren 11 Bände von 1969 bis 2005 erschienen. Dabei handelt es sich um die fiktiven Memoiren von Sir Harry Flashman, einem hoch dekorierten britischen Offizier im Ruhestand, der auf seine Abenteuer zwischen 1840 und 1890 zurückblickt, die ihn unter anderem mit Bismarck, General Custer, Lola Montez und vielen anderen zusammengeführt hatte. Geboren wurde Fraser 1925, wurde Soldat und kämpfte in Burma. Danach wurde er Journalist, später Schriftsteller und Drehbuchautor (unter anderen 'Die drei Musketiere' und den James-Bond-Film 'Octopussy') in Großbritannien und Kanada. Er starb 2008.
Weitere Infos & Material
Cover
Schmutztitel
Information zum Buch und Autor
Titelseite
Impressum
Vorbemerkung
Kapitel - 1
Kapitel - 2
Kapitel - 3
Kapitel - 4
Kapitel - 5
Kapitel - 6
Kapitel - 7
Kapitel - 8
Kapitel - 9
Kapitel - 10
Kapitel - 11
Kapitel - 12
Kapitel - 13
Kapitel - 14
Anhang - 1
Anhang - 2
Die Maharani von Jhansi
Bibliographie
Einen Augenblick lang konnte ich es nicht glauben: Seit drei Monaten hatte ich mich daran gewöhnt, sie mir als eine vertrocknete, faltige alte Hexe vorzustellen, so dass ich nur dastand und nach Luft schnappte.1 Und dennoch, wenn ich sie mir so anschaute, konnte kein Zweifel bestehen: die Eleganz ihrer Kleidung war schon wirklich königlich, und die Kopfhaltung, der befehlende Blick kennzeichneten eine Frau, die noch nie im Leben um Erlaubnis gefragt hatte. Bei aller Weiblichkeit drückte jede Bewegung Kraft aus - beim heiligen Georg, ich wusste nicht, wann ich je solche Äpfelchen gesehen hätte, wie Melonen gegen das Musselin-Mieder atmend, das bis zur Brosche am Brustbein offen stand - und ohne die beiden dezenter weise aufgestickten Blumen auf beiden Seiten wäre überhaupt nichts verborgen gewesen. Ich stand einfach sprachlos vor solch königlicher Schönheit und überlegte, wie es wohl wäre, den Musselin beiseite zu reißen, den Bart in die Mitte zu drücken und dann hmmm!
"Sie wollten ein Geschenk überreichen", sagte sie weich und geschwind, und bei dem Klang ihrer Stimme fasste ich mich wieder und schlug die Hacken zusammen, während ich ihr das Päckchen übergab. Sie nahm es, wog es in der Hand, immer noch in der Schaukel zurückgelehnt, und fragte scharf: "Warum starren Sie mich so an?"
"Verzeihen Sie, Hoheit", sagte ich. "Ich war nicht auf eine Königin gefasst, die so ..." ich hätte beinahe gesagt, "jung und bezaubernd aussieht", griff aber eilig zu einem weniger persönlichen Kompliment: "so königlich aussieht."
"Wie diese Königin da?" sagte sie und zeigte auf das Bild von Vicky und Albert, das auf einem Kissen lag.
"Jede von Ihnen, den beiden Majestäten", sagte ich mit enormer Diplomatie, "sieht auf ihre eigene Weise wie eine Königin aus."
Sie betrachtete mich nachdenklich und hielt mir dann das Päckchen hin: "Sie dürfen es aufmachen."
Ich riss die Umhüllung ab, öffnete die kleine Schachtel und nahm das Geschenk heraus. Sie mögen lächeln, aber es war ein Parfum-Flacon - Sie sehen, Flashy ist nicht ganz so grün, wie er aussieht; es mag heißen, Kohlen nach Newcastle zu tragen, wenn man Parfum nach Indien mitschleppt, aber meiner nicht unbeträchtlichen Erfahrung nach gibt es kein lebendes Weib, das von einem duftenden Geschenk nicht gerührt wäre, egal, in welchem Alter. Und außerdem ist es genau das Geschenk, auf das ein aufrechter, ehrlicher Soldat in seiner Einfalt verfällt - im übrigen stammte es aus Paris und hatte den schmutzigen alten Bock, der es Elspeth geschenkt hatte, runde fünf Sovereigns gekostet. (Sie würde es bestimmt nie vermissen.) Ich überreichte es, und sie betupfte lässig ihr Handgelenk mit dem Stöpsel.
"Französisch", sagte sie, "und ziemlich kostbar. Sind Sie reich, Colonel?"
Das ließ mich stutzen; ich murmelte etwas in dem Sinne, dass ich nicht gerade täglich einer Königin meine Aufwartung machte.
"Und warum haben Sie das heute getan?" fragte sie ganz kühl. "Was gibt es denn nun, was Sie nur von Angesicht zu Angesicht sagen können?" Ich zögerte, und sie stand mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf - beim Zeus, sie bewegte sich wie eine Göttin.