Gedanken und Gedichte
E-Book, Deutsch, 200 Seiten
ISBN: 978-3-98551-833-3
Verlag: Memoiren-Verlag Bauschke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Birgit Frank wurde 1970 in Linz geboren, wo sie bis 2011 mit ihrem Mann und drei Kindern lebte. Im November 2012 übersiedelte sie nach Kärnten. Mit dem Schreiben begann Birgit Frank im Jahr 2015, nach dem Suizid ihrer jüngsten Tochter. Das Verfassen von Gedichten war für sie die Möglichkeit, das Unverständliche zum Ausdruck zu bringen.Ihr Buch Gedanken.Splitter. erschien 2017 im united p.c. Verlag, die Vorgeschichte des Suizids und die Geschichte ihrer Familie hat sie im Buch Nebelland verarbeitet.
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Die schwarze Dame
Die schwarze Dame
Wenn du mit der schwarzen Dame zusammen bist, führst du einen Krieg, in dem es nur Verlierer gibt. Du und alle Menschen, die dich lieben, kämpfen einen aussichtslosen Kampf gegen Dämonen, die sich jedem Zugriff entziehen. Jeder Tag ist eine neue Schlacht, die es zu führen gilt. Soll ich heute aufstehen? Duschen? Mich hübsch anziehen? Wozu noch weiterkämpfen, welchen Sinn hat es denn noch? Immer wieder der Wunsch, all dem ein Ende zu setzen. Auch wenn du weißt, dass du geliebt wirst, so kannst du es nicht fühlen: Werde ich wirklich geliebt? Bin ich denn wichtig, oder wäre die Welt ein besserer Ort ohne mich? Jeder dieser dunklen Gedanken ist wie ein Stich ins Herz. Die schwarze Dame nimmt dir alles, was du je hattest. Du gehst auf Distanz zu deinen Freunden und deiner Familie, den Menschen, die dir Halt geben könnten. Immer wieder flüstert sie in deinem Kopf, wie sehr du diesen Menschen das Leben schwer machst: Würdest du nicht allen einen großen Gefallen tun, wenn du einfach verschwinden würdest, aufhören zu existieren. Hast du es überhaupt verdient, geliebt zu werden? Ist die Liebe der anderen echt? Schon lange bist du nicht mehr der Mensch, der du einmal gewesen bist. Du erkennst dich selbst nicht wieder. Alles ist schwer, auch die Dinge, die dir früher Spaß gemacht haben. Der Mensch, den du im Spiegel siehst, ist dir nur ähnlich, das bist nicht du. Der Körper lebt, aber du bist schon lange tot, wie gefangen in diesem lebendigen Körper. Du bist ein Zombie geworden, „the walking dead“. Es ist die schwarze Dame, die dich von innen auffrisst, bis du nur noch ein Schatten von dir selbst bist. Du bist mitten in einem schlimmen Alptraum, aber du wirst aus diesem Traum niemals erwachen. Du hast Angst zu leben und Angst vor dem Sterben. Hello Darkness, my old friend, I've come to talk with you again. Simon and Garfunkel, the sound of silence Ich kämpfe schon länger als ein Jahr weil’s nie selbstverständlich war: Duschen, kämmen, Zähne putzen, nachts den Schlafanzug benutzen, täglich frische Kleidung tragen ... wie könnt ihr es daher wagen? Wisst, was „selbstverständlich“ ist, habt die Kraft noch nie vermisst? Wenn ich in den Spiegel schau’ seh’ ich mein Gesicht, den Menschen in dem Bild kenne ich doch nicht. Kann nicht denken und nicht fühlen, fühl’ mich fremd in meiner Haut. Wie betäubt in dichtem Nebel alles ringsum ist zu laut. Denk dir nur: Ich geh’ verloren und ich finde mich nicht mehr, auch wenn’s fast zum Lachen ist, wäre das denn ein Malheur? Hab vergessen, was ich wollte, stehe vor dem Spiegel jetzt, habe mich schon lang verloren, merke ich (nun doch entsetzt). Liegt ein Ich im Straßengraben irgendwo am Lebensweg? Würd’ es gerne wiederhaben, weil so lang ich ohne leb’. Paul
Ich befinde mich in einer Art Zeitblase. Meine Zeit vergeht viel langsamer, jeder Tag zieht sich endlos lange dahin. Sehr oft teile ich einen Tag in zwei Hälften, um nicht gleich nach dem Aufstehen die Hoffnung zu verlieren. Nur bis Mittag muss ich noch durchhalten, danach werde ich weitersehen ... Immer enger wird mein Denken, immer dunkler wird die Welt. Menschen wollen mich nur kränken, weiß nicht, was mich hier noch hält. Ist es denn nicht einerlei, wenn ich nicht mehr bin? Denk dir nur: Es wär’ vorbei, hat doch alles keinen Sinn. Leben hinter hohen Mauern, die ich selbst errichtet hab’, einstmals sollten sie mich schützen, schließen ein mich wie ein Grab. Neben mir sind viele Menschen, trotzdem bin ich ganz allein, wie auf einer fernen Insel, keiner hört mein stummes Schrei’n. Cause it's almost like your heavens's trying everything to break me down. Five Finger Death Punch – Far From Home Stefan
„Wenn dir das Schicksal in die Suppe spuckt, dann hast eine Menge zum Auslöffeln.“ Der Kämpfer schafft mit der doppelten Anstrengung gerade die Hälfte davon, was andere scheinbar mühelos vollbringen. Aber anstatt glücklich darüber zu sein, dass sie sich nicht für jede Kleinigkeit anstrengen müssen, denken manche Menschen, es wäre nur ihre eigene Tüchtigkeit, die sie zu solchen Leistungen befähigt. Wenn diese Menschen dann verständnislos einen solchen Kämpfer ansehen, so denken sie, dass sich dieser einfach nur etwas mehr anstrengen müsste, um sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Sie vergleichen die Situation des Kämpfers mit ihrer eigenen und befinden, dass alles ja „nicht so schlimm ist“, sie selbst haben ja auch ihr Kreuz zu tragen. Wenn man bedenkt, was sie gestern erlebt haben, als ihr Nachbar … Oftmals hat der Kämpfer nicht einmal einen Grund, dass er sich traurig / wertlos / erschöpft / ängstlich ... fühlt. Die einfache Logik ist: Wenn es keinen Grund gibt, kann auch das Gefühl nicht echt sein. Kann sich aber jemand hineindenken, wie es sich anfühlt, wenn man sich jeden Tag neu dafür entscheiden muss zu leben, am Leben teilzuhaben? Vor allem, wenn der kommende Tag wie ein unüberwindbarer Berg vor dem Kämpfer liegt. Wieder ein neuer Berg, den es zu erklimmen gilt. Ist das endlich geschafft, so wartet nur ein weiterer Tag, ein weiterer Berg. Wie lange noch? Es ist immer wieder der ganz normale Alltag, der sich bedrohlich auftürmt, das scheinbar Selbstverständliche, über das man gar nicht nachdenkt. Zumindest so lange es mühelos von der Hand geht. Wie kann man es auch verstehen, dass die einfachsten Dinge plötzlich Schwerarbeit sind? So als würde man durch Gelee schwimmen. Die schwarze Dame
Die Dame in Schwarz hat schon viele verführt, unverhofft einen Menschen berührt. Die Seele wird dunkel und brüchig wie Glas, daran hat die Dame den größten Spaß. Außen lebendig, doch innen tot, ein Lächeln verbirgt die größte Not: „Alles ist bestens, alles ist gut“, die Dame zerstört die letzte Glut. Das Lebensfeuer flackert, erlischt zuletzt, die Seele ist zutiefst verletzt. Das Lachen, die Freude, das kleine Glück nimmt sie aus der Seele, Stück für Stück. Dort, wo früher warme Flammen von Liebe und Freude Nahrung bekamen, ist eine Seele aus Stein, ein Herz von Eis, die Dame berührt dich zärtlich, ganz leis’. Brücken abgebrochen, geschlossen die Türen: „Ich werde dich in mein Land entführen.“ Die Dame flüstert im Morgengrauen: „Willst du in deine Zukunft schauen?“ Nie wieder siehst du die Sonne, das Licht, deine Seele erholt sich nicht. Hoffnung sagst du? Du großer Narr! Nichts ist mehr so, wie es früher war. Was immer du machst, du kannst nicht fliehen, wohin immer du gehst, dort gehe ich hin. Du wirst sein wie ich, eine Dame in Schwarz, ein Leib ohne Seele, ein Mensch ohne Herz. Die schwarze Dame ist natürlich ist nicht real. Nicht real im Sinn einer Person, aber sie hat die Kraft, dir die Luft zum Atmen zu nehmen. Sie kann dich von einem Moment auf den anderen in die schwärzeste Finsternis stürzen, die du dir vorstellen kannst. Es hat keinen Sinn, der schwarzen Dame die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Sie ist in dir. Daher ist es auch sinnlos, wenn du dir die Ohren zuhältst, weil du ihr Flüstern nicht mehr erträgst. Sie flüstert in deinem Kopf, Tag und Nacht. Die schwarze Dame ist eine Lügnerin. Auch wenn dir das bewusst ist, glaubst du ihren Lügen. Du weißt, dass es dir irgendwann wieder besser gehen wird, und fühlst dich trotzdem schrecklich. Für dich wird diese Finsternis ewig anhalten. Du weißt, dass deine Familie und deine Freunde dich lieben, aber es fühlt sich für dich so an, als würden sie dich ablehnen. Wie ein kleines Kind hockst du in der Ecke, die Augen fest zugedrückt, weil du hoffst, dass du so unsichtbar bist. Die Hände hast du fest auf die Ohren gepresst: „Ich hör dich nicht, lalala.“ Doch die schwarze Dame weiß immer, wo sie dich findet. Du kannst vor ihr genauso wenig fliehen, wie vor deinem eigenen Schatten. Finde dich damit ab. Nenne sie die schwarze Dame, der Schatten, der schwarze Hund. Gib ihr einen Namen oder auch nicht. Sie wird dich ab jetzt begleiten, denn sie ist ein Teil deines Ichs. Je mehr du gegen sie kämpfst, desto mächtiger wird sie. Alex
Was hast du „vorher“ gerne gemacht? Auch wenn dir die Dame einzureden versucht, dass das keinen Sinn hat: Zeige ihr deine Lieblingsplätze und Kraftorte. Du kannst sie überall hin mitnehmen, wenn du bedenkst, dass alles viel langsamer und bedächtiger vonstatten geht. Warum sollte das ein Nachteil sein? Fühle, was um dich herum passiert, wenn du Atem holst. Die Sonne auf dem Gesicht oder auch den Regen oder die Kälte. Spürst du es, wie sie in deine Nase beißt? Du lebst, auch wenn die Dame etwas anderes behauptet. Es wird dir nicht sofort helfen, also sei geduldig mit dir. Zuerst denk an das, was du schon geschafft hast. Was...