E-Book, Deutsch, Band 1979, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Perry Rhodan-Zyklus "Materia"
E-Book, Deutsch, Band 1979, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-1978-0
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
H.G. FRANCIS Ob Kinder- und Jugendbücher, Tierabenteuer, Science Fiction, Detektivgeschichten, Gruselstorys oder Erwachsenenromane - H.G. Francis weiß in den verschiedensten Genres zu überzeugen. Darüber hinaus machte sich der PERRY RHODAN-Autor einen Namen als Autor und Regisseur von Hörspielen und Drehbüchern für Fernsehserien. Hans Gerhard Franciskowsky, wie der 1936 geborene Schriftsteller mit bürgerlichem Namen heißt, veröffentlichte bereits mit 26 seinen ersten Roman 'Die fünf Oligos'. 1970 erfolgte der Einstieg in das Team von ATLAN, ein Jahr darauf bei der PERRY RHODAN-Serie, für die er bis heute schreibt. Im September 2002 erschien sein zweihundertster Beitrag zur Serie! Im Lauf der Jahre sorgte Francis' Arbeit immer wieder für Diskussionen. Zuletzt, als er den Mausbiber Gucky (vorgeblich, wie herausstellte) sterben ließ. Neben seinen Serienromanen verfasste Francis eine Vielzahl anderer Science Fiction; sein Roman 'Die vom fünften Hundert' wird zu den besten Werken der deutschen Nachkriegs-SF gezählt. Der Umwelt- und Tierschutz liegt H.G. Francis nahe. Immer wieder nimmt er in seinen Romanen darauf Bezug, zum Beispiel mit der außerordentlich erfolgreichen Jugendbuchserie 'Wendy' um den Reiterhof Rosenborg und verschiedenen Tierbuch-Serien. Für diese Themen recherchierte der Autor weltweit. Reisen nach Indien (Tiger), Ostafrika (Elefanten), China (Pandabären), zu den Azoren (Pottwale), Florida (Delfine) oder Kanada (Grizzlys und Sattelrobben) bringen neue Erkenntnisse, die in seine Arbeit einfließen und ihnen Authentizität verleihen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit sind Drehbücher für so erfolgreiche Hörspielserien wie 'TKKG', 'Die drei Fragezeichen', 'Die fünf Freunde', 'Edgar Wallace', 'Gruselserie', 'Commander Perkins', 'Masters of the Univers' oder 'Wendy' und viele andere. Insgesamt entstanden rund 600 Hörspiele, bei denen der Autor teilweise selbst Regie führte. Dafür wurde H.G. Francis mit zahlreichen Goldenen und Platin-Schallplatten ausgezeichnet. Die Gesamtauflage seiner Hörspiele beträgt 120.000.000! Detektivromane, Kurzgeschichten und Drehbücher für Fernsehsendungen ergänzen das umfangreiche Schaffen des Schriftstellers. 'Ich wäre als Schriftsteller auf keinen Fall ausgefüllt und zufrieden, könnte ich nur in einem Genre arbeiten', bekennt er. 'Wichtig ist für mich die Vielfalt und die Herausforderung durch neue Themenkreise. Das Spektrum der Themen kann gar nicht weit genug für mich sein.' Mit Heft 2237 'Welt der Hyperkristalle' nahm H. G. Francis seinen Abschied von der Serie.
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1.
»Ich sterbe«, klagte Shabazza. »Mein Asteroidenkörper ist zerstört worden. Daher kann ich nur noch wenige Tage leben. Ich spüre bereits, wie dieser Körper verfällt, in dem ich jetzt leben muss.« Bré Tsinga und eine junge Frau mit blauen, schulterlangen Haaren standen ihm gegenüber und waren nur wenige Schritte von ihm entfernt. Der Gestalter hielt sich im Körper von Direktor 10 auf, einem Humanoiden, der annähernd zwei Meter groß war und einen kahlen Schädel, ein eckig wirkendes Gesicht mit tiefen, zerfurchten Zügen, eine flache Nase von nur einem Zentimeter Dicke und einen schmallippigen Mund aufwies. Lider und Lippen bestanden aus einer zähen Haut in einem dunklen Blau. Die Hände, die jeweils sieben Finger hatten und offenbar für feine Arbeiten gut geeignet waren, faltete er vor dem Unterleib zusammen, der von einer kurzen, hellen Hose verhüllt wurde. Shabazza war ansonsten nackt. Nicht nur seine Gesichtshaut wies an einigen Stellen Ausschläge auf, sondern auch die Haut am ganzen Körper. Die Haut war schwarz mit einem bläulichen Glanz, hatte aber in einigen Bereichen eine ungesunde, helle Färbung angenommen. Sie war mit Rissen und Schründen versehen, aus denen eine farblose Flüssigkeit hervorquoll. Die Kosmopsychologin hatte den Eindruck, dass Shabazzas Körper zumindest äußerlich zu verfaulen begann, und sie empfand Mitleid mit dem Körper von Direktor 10. Das Wesen, das den Geist des Gestalters beherbergte, litt ganz offensichtlich. Ein hochenergetischer Paratronschirm trennte Bré Tsinga sowie ihre junge Kollegin Kranna Theyres von dem Wesen, das allgemein als real existierende Inkarnation des Bösen angesehen wurde und dem geradezu unvorstellbare Verbrechen und Gräueltaten angelastet wurden. Die Paratrontechnologie sorgte dafür, dass Shabazza nicht aus seinem Gefängnis an Bord der SOL ausbrechen konnte, die sich nach wie vor nahe dem Zentrum der Milchstraße aufhielt. Die zahlreichen Sicherungsvorkehrungen waren unverzichtbar, und das wusste Bré Tsinga sehr gut. Sie ging davon aus, dass Shabazza in seiner Not und Verzweiflung darauf wartete, irgendein anderes Lebewesen berühren zu können, um auf diese Weise zu ihm überzuwechseln und seinen sterbenden Gastkörper zu verlassen. Gucky hatte herausgefunden, dass der Gestalter zu einem solchen Wechsel fähig war. Er könnte damit ein wenig Zeit herausschinden und seinen Tod, der nach der Zerstörung seines Asteroidenkörpers in der Kosmischen Fabrik MATERIA unvermeidbar geworden war, möglicherweise einige Tage hinausschieben. Niemand auf der SOL war bereit, dem Massenmörder Shabazza eine solche Chance einzuräumen. Viele Besatzungsmitglieder forderten seinen Tod, nicht nur eine vorgetäuschte Gerichtsverhandlung. Sie waren der Ansicht, dass er diese Strafe mehr als verdient hatte und dass ein Scheusal wie er besser heute als morgen von der Bildfläche verschwinden sollte. Eine kleine Gruppe hatte vorgeschlagen, ihn augenblicklich auszuschleusen und ohne Schutzanzug in den freien Weltraum zu stoßen, wo er auf der Stelle sterben würde. Wer für die Entvölkerung von 52 Planeten in der Milchstraße sowie unbeschreibliches Leid in anderen Galaxien verantwortlich war, der durfte ihrer Ansicht nach keine geringere Strafe bekommen. Dass Perry Rhodan mit dem Gestalter zusammenarbeiten wollte oder zumindest so tat, fanden viele Besatzungsmitglieder im höchsten Grad ungerecht. Auch Kranna Theyres gehörte zu jenen, die jegliche Hilfe und jegliches Entgegenkommen ablehnten. Kranna war eigentlich Studentin an der Universität von Terrania und war auf einem Schiff der LFT-Experimentalflotte in diese galaktische Region gekommen. Mit einer Sondergenehmigung Rudo K'Renzers war sie an Bord der SOL übergewechselt, weil sie sich als Praktikantin an der Seite der allgemein bekannten Bré Tsinga weitere Fortschritte in ihren Studien versprach. Kranna Theyres hatte sich nur ein einziges Mal zu Shabazzas möglicher Strafe geäußert. Als Bré ihr zu verstehen gegeben hatte, dass sie eine Mitarbeiterin mit einer Pro-Einstellung zur Todesstrafe nicht gebrauchen konnte, hatte sie vorsichtshalber auf weitere Proteste verzichtet. Sie studierte Xenopsychologie, und sie war Bré Tsinga dankbar dafür, dass sie den Gesprächen mit Shabazza beiwohnen durfte. Für Kranna hatte die Begegnung mit einem Wesen wie dem Gestalter eine ganz besonders Faszination. Da ihr klar war, dass sie zu keinem anderen Zeitpunkt ihres Studiums eine vergleichbare Begegnung haben würde, versuchte sie, einen möglichst großen Gewinn daraus zu erzielen. Um keinen Preis wollte sie das durch ihren Flottenkommandanten erlangte Privileg gefährden, dabei sein zu dürfen. Ihr kam es nicht nur darauf an, wichtige Erkenntnisse im Rahmen ihres Studiums zu gewinnen oder die berühmte Bré Tsinga näher kennenzulernen. In gewisser Weise genoss sie auch die Begegnung mit dem Bösen. Je näher sie ihm war, ohne dass die Paratronschranke durchbrochen wurde, und je länger die Gespräche dauerten, die Bré Tsinga mit Shabazza führte, desto mehr rückte sie von ihrer ursprünglichen Meinung ab. Es war vor allem Perry Rhodan, der Sechste Bote von Thoregon, der sich schützend vor Bré Tsinga stellte. Der Terraner vertrat die Ansicht, dass sie sich als Wissenschaftlerin – bei aller Vorsicht – die Chance nicht entgehen lassen durfte, soviel wie möglich über Shabazza zu erfahren. War dieser erst einmal tot, dann war diese Informationsquelle für immer verschlossen. Gern hätte Bré Tsinga Gucky als Telepathen dabeigehabt, um mit seiner Hilfe die Gedanken des Gestalters überwachen und analysieren zu können. Der Mausbiber war jedoch schon seit einigen Wochen mit Reginald Bull, dem Oxtorner Monkey und dem Positronikspezialisten Trabzon Karett in einer Sondermission unterwegs. Bré Tsinga hatte Perry Rhodan gefragt, was das für eine Mission sei, doch er hatte ihr die Antwort verweigert. Offenbar ging es dabei um eine Angelegenheit, die nicht zu früh öffentlich werden durfte. »Wann wird der Tod eintreten?«, fragte sie. Shabazza senkte den Kopf und ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Als er den Kopf schließlich wieder hob, hatten sich die Falten auf seinem Gesicht vertieft, und die Augen schimmerten in einem eigenartigen Blau, das sich auf seltsam anmutende Weise von seinem dunklen Teint abhob. Diese Verfärbung hatten sie erst in den letzten Stunden angenommen. Sie signalisierte, dass sich in ihm und mit seinem Metabolismus etwas veränderte. »Wenn ich geschlafen habe, fühle ich mich stets ein wenig besser. Im Schlaf schöpfe ich Energien«, antwortete Shabazza. »Doch danach werden sie rasch abgebaut. Der Tod wird daher gegen Mittag an einem der nächsten fünf Tage eintreten. Aber ich werde nicht wissen, an welchem Tag, bis ich es am Morgen des Sterbetages nach dem Aufwachen spüre.« Bré Tsinga setzte sich auf einen Hocker, der vor dem Paratronschirm stand. »Wenn dein Tod also sicher ist«, versetzte sie, »solltest du mir einiges von dir erzählen. Wir wissen zuwenig von dir.« »Warum sprichst du mit mir?«, fragte der Gestalter. »Habe ich nicht den Ruf, ein wahres Ungeheuer zu sein? Sagt man mir nicht nach, dass ich schwerste Verbrechen begangen habe?« »Geh mal davon aus, dass ich bereit bin, dir Sterbehilfe zu leisten!«, wich sie aus. »Wenn ich deinen Tod schon nicht verhindern kann, so will ich dir wenigstens das Sterben erleichtern.« »Dafür bin ich dir dankbar«, beteuerte er. Nun ließ er sich auf den Boden seines Verlieses sinken, das als einziges Möbelstück eine Antigravliege enthielt, auf der er schlafen und ruhen konnte. Er zog die Beine hoch an den Körper heran und verschränkte die Arme vor den Knien. Bré sah, dass die Haut an seinen Ellenbogen aufgerissen und entzündet war. »Was denkst du, wenn ich dir sage, dass das Bild falsch ist, das ihr euch von mir macht?«, fragte der Gestalter. »Ich habe meine Zweifel«, gab sie zu. »Und doch ist es so! Du machst es dir zu einfach, wenn du mich einfach nur als böse abstempelst.« Shabazza zuckte mit den Achseln, und ein leichtes Lächeln glitt über seine Lippen. »Warum sollte ich lügen? Der Tod ist mir sicher. Ich habe keine Chance mehr, mein Leben zu verlängern – oder solltest du bereit sein, den Energieschirm zu öffnen und mir den Kontakt mit einem Lebewesen zu ermöglichen?« »Nein.« »Ich habe nichts anderes erwartet.« »Wieso sollte ich dir glauben, dass die Berichte über dich nicht der Wahrheit entsprechen?« »Weil die Wahrheit sich nicht immer gleich darstellt. Es kommt auf die Perspektive an. Wird sie verändert, stellt sich oft heraus, dass die Wahrheit keine feststehende Größe, sondern eine Variable ist.« Bré Tsinga ließ sich nicht anmerken, was sie angesichts dieser Aussage dachte und empfand. »Und?« »Nur einen verschwindend geringen Teil meines Lebens habe ich frei und ungebunden existiert«, erklärte Shabazza. »Ansonsten war immer jemand da, der Einfluss auf mich genommen oder gar brutale Macht auf mich ausgeübt hat. Cairol und Torr Samaho etwa haben mich zu einem willenlosen Sklaven gemacht. Ich war nicht mehr als ihre ausführende Hand, ohne Einfluss auf das nehmen zu können, wozu sie mich gezwungen haben.« Die Kosmopsychologin hörte ruhig zu. Sie ließ ihn reden. »Schon meine erste Begegnung mit den Organischen verlief ganz anders, als Gerüchte später behauptet haben«, fuhr Shabazza fort. »Aus Erzählungen meiner Familie wusste ich, wie sie sind und wie sie aussehen, aber ich war dennoch neugierig. Organisches Leben war unvorstellbar fremd für mich, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so außerordentlich empfindlich auf Störungen...