E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Förster 7 Superkräfte
24001. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8437-3160-7
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gestalten, Leben und Sein in einer chaotischen Welt | Über den¿ Umgang mit Krisen, Umbrüchen und tiefgreifenden Veränderungen
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-8437-3160-7
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Anja Förster ist Gründerin der Initiative Rebels at Work und eine erfolgreiche Sachbuchautorin sowie gefragte Speakerin, die mit ihren Vorträgen in über 30 Ländern mehr als 250.000 Zuhörer*innen erreicht hat. Ihre Bücher und Vorträge reißen Denkmauern ein und öffnen den Horizont für eine neue Art zu leben und zu arbeiten. Ihre Bücher, die sie gemeinsam mit Peter Kreuz geschrieben hat, waren auf den Bestsellerlisten von Spiegel, Handelsblatt und manager-magazin.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
I. Veränderung ist ein wundersames Ding
Wer ist gegen Veränderung?Niemand.Wer will Veränderung bei sich selbst?Auch niemand.
Veränderung ist ein wundersames Ding.
Eigentlich wissen wir alle, dass nichts bleibt, wie es ist. Nirgends. Und dennoch tun wir uns nicht leicht damit. Veränderung ist den meisten Menschen dann sympathisch, wenn sie die anderen betrifft. Wir selbst wollen ihr möglichst aus dem Weg gehen oder sie aus dem Weg schaffen, denn sie kann anstrengend sein und macht nur Ärger. In der Gesellschaft, in der Politik, in der Firma und im Privatleben.
Veränderung bedroht das Sicherheitsbedürfnis – auch wenn ihre Notwendigkeit klar zu erkennen ist. Ist die Rede von Umbruch, springt gleich die Alarmanlage im Kopf an:
Diese Haltung ist mir nicht fremd. Wie anspruchsvoll und herausfordernd Veränderung ist, musste ich selbst auf schmerzhafte Art und Weise lernen. Eigentlich hatte ich nicht vor, darüber zu schreiben – aber das Buch hatte andere Pläne mit mir.
Meine persönliche Geschichte hat meine Erkenntnisse über Veränderung sehr stark beeinflusst – und um das anschaulich zu machen, schreibe ich von einer der schwierigsten Erfahrungen in meinem Leben: der Trennung von meinem Ehemann Peter Kreuz. Da wir auch beruflich auf das Engste verbandelt waren, hatte das Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Je mehr ich mich, bedingt durch diesen tiefen Einschnitt, mit dem Thema Veränderung befasste, desto klarer wurde mir: Nicht die Umstände oder Bedingungen müssen sich ändern, damit ich in Zeiten des krisenhaften Umbruchs wieder Sicherheit gewinne, sondern ich selbst muss es. Diese Haltung anzunehmen, verändert alles.
Der Managementphilosoph Charles Handy hat die Sache mal so beschrieben: »Veränderung ist nur ein anderes Wort für Wachstum, ein Synonym für Lernen.« Dies ist nicht nur auf privater Ebene ein immens wichtiges Thema, sondern auch auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene.
Die eigene Biografie gesamtheitlich zu betrachten, also nicht nur die guten Teile, die von Aufbruch und Wachstum handeln, sondern insbesondere auch die Niederlagen – erst das bewirkt inneres Wachstum und Reifen. Das war die wichtigste Lektion meiner persönlichen Krise.
Meine Geschichte, die in dieses Buch eingewoben ist, beginnt mit der »vollen Katastrophe des Lebens« im Sinne von Alexis Sorbas. In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Nikos Kazantzakis wird Sorbas von einem Freund gefragt: »Sorbas, hast du eigentlich je geheiratet?«, worauf dieser sinngemäß antwortet: »Natürlich habe ich geheiratet! Frau, Haus, Kinder … die volle Katastrophe!«
Sorbas meint nicht, dass es eine Katastrophe sei, Frau und Kinder zu haben. Er deutet vielmehr die Wertschätzung für die Fülle des Lebens in all seiner Widersprüchlichkeit an – Leiden, zerbrochene Träume und Tragödien. Sorbas’ Antwort auf die »Zumutungen« des Lebens ist es, zu tanzen und das Leben zu feiern, so wie es ist. Und über sich selbst zu lachen, auch im Angesicht von schmerzhaften Niederlagen.
Veränderungen kommen in drei Abstufungen: die guten, die weniger guten und die hässlichen.
Keine schlechte Strategie – aber dazu kommen wir noch.
Zurück zum Thema Veränderungen – und unserem abwehrenden Umgang damit. Die Abwehr ist zwar eine normale psychologische Reaktion, gleichzeitig aber auch das, was so viel Energie kostet. Die Kraft, die eigentlich für die Veränderungsarbeit benötigt wird, geht für den Widerstand drauf. Ein vernünftiger Umgang mit Veränderung würde anders aussehen!
»Moment mal, so einfach ist das aber nicht mit der Veränderung!«, magst du an dieser Stelle einwenden.
Einverstanden!
Es gibt verschiedene Arten von Veränderung – und nicht alle sind schlecht. Analog zum Film , der als Klassiker des Italowesterns gilt, gibt es drei Abstufungen: die , die und die .
Die »guten« Veränderungen sind die, die wir mögen. Beispielsweise der Neubeginn in einem spannenden Job, der Umzug in eine schönere Wohnung oder das wunderbare Gefühl, als Eltern ein Baby auf die Welt zu bringen. Diese Veränderungen sind substanziell und durchaus anstrengend – aber sie sind selbst gewählt und deshalb willkommen.
Was aber ist mit den weniger guten Veränderungen? Wir alle kennen das: Wir haben zwar schöne Pläne, aber das Leben weigert sich hartnäckig, damit zu kooperieren: Ein neuer Chef kommt, mit dem die Chemie nicht stimmt. Ein vielversprechendes neues Projekt scheitert. Ein Unternehmen muss restrukturieren, womit der Verlust von Arbeitsplätzen verbunden ist. Oder im Familiengefüge knirscht es heftig, weil der neue Job, den die Partnerin angenommen hat, nicht nur einen deutlichen Gehaltssprung mit sich gebracht hat, sondern auch jede Menge mehr Arbeitsstunden und Druck. Und dann gibt es noch eine dritte Sorte Veränderungen: . Das sind die, die dir den Boden unter den Füßen wegziehen.
Wenn der Unternehmenserfolg sich trotz aller Anstrengung nicht wieder einstellen will und nur noch der Weg in die Insolvenz bleibt. Wenn du vollkommen unerwartet deinen Job verlierst, der dir sehr viel bedeutet hat. Wenn von einem Tag auf den anderen eine Liebesbeziehung endet, eine schlimme Krankheit dein Leben komplett aus der Bahn wirft oder ein geliebter Mensch stirbt. Das alles sind Veränderungen, die einen krisenhaften Charakter haben. Was sie so schmerzhaft macht, ist: Du hast sie in dieser Heftigkeit nicht kommen sehen. Es sind Erdbeben von enormer Magnitude, die das, was zuvor intakt war, mit einem Handstreich zerstören.
Wie ich selbst feststellen musste, ist die Versuchung groß, vor diesen »hässlichen Veränderungen« wegzulaufen. Aber, so meine Erkenntnis: Egal, wohin du läufst, du kannst dich nirgendwo verstecken.
Meine eigene Geschichte hat mir das sehr klar vor Augen geführt. Es begann mit der Pandemie. Diese Zeit war extrem herausfordernd, da ich nicht mehr länger als Impulsgeberin und Speakerin vor Publikum auf Wirtschaftskongressen oder Führungskräftekonferenzen auftreten konnte. Und das von jetzt auf gleich, ohne Vorwarnung.
Das war die erste, die tief greifende berufliche Veränderung.
Mit zeitlichem Abstand folgte eine zweite, persönliche Veränderung. Und die war noch unerwarteter, einschneidender, brutaler. Was ich sicher und stabil glaubte – meine langjährige –, fand ein jähes Ende.
Das war für mich ein großer Schock. Etwas, das ich so nicht hatte kommen sehen. Der Lockdown, der unsere übliche Geschäftigkeit, die vielen Reisen und Ablenkungen des alltäglichen Lebens abrupt zum Stillstand brachte, war gleichzeitig eine Aufforderung, genauer hinzusehen und Inventur zu machen. Die pandemiebedingte Isolation war ein Brennglas für die Erkenntnis, dass es zwischen uns nicht mehr passte.
Natürlich wünschen wir uns alle, dass die Liebe dauert, wenn wir sie einmal gefunden haben. So lange wie möglich soll sie uns begleiten, am liebsten ein Leben lang. Doch das Versprechen »Für immer« wurde in unserem Fall von der Realität überholt.
Damit war auch das vorbei, was viele Jahre ein sich gegenseitig befruchtendes und beflügelndes Konstrukt war: die Zusammenarbeit als Autoren-Duo und als Impulsgeber für die Führungsetagen der Wirtschaft. Bis auf zwei gemeinsame Projekte, die wir weiterhin zusammen umsetzen wollten, war dieses Kapitel geschlossen.
Die Tür zurück war fest verschlossen. Wie es weitergehen sollte, wusste ich nicht.
Als wäre der Boden unter meinen Füßen weggebrochen – so fühlte sich die Trennung für mich an. Zwar gelang es mir, irgendwie durch den Alltag zu kommen. Einkaufen, Wäsche waschen, Mails beantworten, zu Vortragsveranstaltungen reisen und das Geschäftliche am Laufen halten. Irgendwie funktionierte ich, mehr Roboter als Mensch.
Hinter der funktionierenden Fassade fühlte sich mein Inneres an wie schockgefroren. Unsere Beziehung war für mich ein Ort der Sicherheit und Stabilität gewesen. Ich hatte unser gemeinsames Leben als Hafen angesehen. Jetzt stand ich vor einer Situation, die ich nicht wollte. Die Tür zurück war fest verschlossen. Wie es weitergehen sollte, wusste ich nicht.
Als meine Ehe abrupt endete, kämpfte ich zunächst darum, nicht aus meinem alten Leben hinausgehen zu müssen. Ich sehnte mich nach der alten Beständigkeit zurück. Ich wollte, dass alles wieder so wäre wie früher. Zum Glück ist mir das nicht gelungen.
Mein Leben hatte sich von jetzt auf gleich fundamental verändert. Erst später würde ich erkennen, dass sich in dem Moment, in dem die Dinge zusammenbrechen, die Tür für den inneren Wandlungs- und Wachstumsprozess öffnet. Aber zunächst gab es nur einen Gedanken: »Was mache ich jetzt?« Ich glaubte – oder mein Verstand flüsterte es mir ein –, es ginge darum, eine schwere Prüfung zu bestehen, die mir das Leben aufgegeben hatte. Und dann die nächsten Schritte zu...