Die V.I.P.s haben den Bogen raus
E-Book, Deutsch, 182 Seiten
ISBN: 978-3-347-51228-3
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Kai Fischer, aufgewachsen in einer Kleinstadt in Hessen, nur einen Steinwurf entfernt von Frankfurt am Main, lebt seit über fünfundzwanzig Jahren mit geringfügigen Unterbrechungen in Spanien. Seit 2015 verweilt er auf Mallorca. Wobei das Wort "verweilen" für seine Form des Daseins eher untertrieben erscheinen mag. Denn überall dort, wo er sich bislang aufhielt, entzündete sich die Luft. Ja, richtige Erdbeben entstanden und waren unaufhaltsam die Folge. Aufzeichnungen (sein erstes Werk: "Ich glaub, ich krieg nen ... ") können es beweisen. Ergänzende Bilder, nicht nur in den Köpfen von Zeitzeugen, existieren gleichermaßen. Und wenn Sie einen Einheimischen Mallorcas nach Don Kai Fischer fragen, dann wird er Ihnen dazu eine positive Antwort geben. Denn jeder kennt ihn hier. Sein Netzwerk ist immens verflochten. Seine Kontakte reichen bis in das spanische Königshaus. Damit ist wohl alles gesagt.
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Atemlos Na, klingelt es bei Ihnen? Ring, ring … Nein, stopp. Das war gerade mein Telefon. Und zwar das Telefon meines Maklerbüros, das direkt an der Einfahrt zum Jachthafen „Puerto Portals” im Südwesten Mallorcas lag. Selbst der spanische König düste auf dem Weg zu seiner Jacht unten an der Kaimauer geankert, immer daran vorbei. Auch wenn der Begriff „Kaimauer” nur weit entfernt, vielleicht etwas mit meinem Vornamen „Kai” zu tun haben könnte und ihre Funktion auch eine andere ist als die einer üblichen Mauer, möchte ich mich hier als klarer Gegner aller möglichen existierenden Mauern bekennen. Denn Mauern braucht niemand! Seit Menschengedenken haben sie die geistige Weiterentwicklung der Weltbevölkerung immer und abermals gebremst und eingeschränkt. „Und sie bewegt sich doch!“ Fast jeder kennt den berühmten Satz von Galileo und was er mit ihm zum Ausdruck bringen wollte. Mit einer eingeschränkten Sichtweise erlangt man zu solch einer Erkenntnis nicht. Das schaffen nur Freigeister. Dies allerdings nur am Rande. Ich kann mir gerade auch nicht erklären, weshalb ich darauf komme. Es ist doch wirklich sehr seltsam. Zurück zum spanischen König. Also, er düste wie ein Flitzebogen ständig an meinem Büro vorbei. Auf jeden Fall immer dann, wenn er auf Mallorca verweilte. Einmal im Jahr befindet sich nämlich Felipe zusammen mit seiner Gemahlin, der Königin Letizia, genau wie die Jahre zuvor sein Vater, der Ex-König Juan Carlos, auf der Sonneninsel. Anlass war und ist seit Gedenken und der Erinnerung aller Spanier der jährliche Urlaub der Monarchenfamilie zusammen mit ihrem gesamten Hofstaat. Wie sich erahnen lässt, wohnt der spanische König allerdings nie in einem Hotel, sondern residiert in seinem königlichen, prunkvollen Palast „Marivent” unweit der „Stadttore“ Palmas. Wann genau die Königsfamilie sich auf der Insel befindet, weiß ich als jahrelanger Inselbewohner immer ganz genau. Denn mein morgendlicher Weg zu meiner Arbeit führt mich direkt an der Einfahrt des Schlosses vorbei. Und wenn der König anwesend ist, ist zu einem immer die gelbrote spanische Flagge gehisst und zum anderen stehen unzählige Polizisten (eine Spezialeinheit der Guardia Civil nur für seine Sicherheit verantwortlich) vor den Hoftoren. Und so teile ich eine nicht ganz unwesentliche Gemeinsamkeit mit dem spanischen König. Beide, ich meine den König und meine Wenigkeit, fahren jeweils bei dem anderen vorbei und beide wissen wir auch, wann der andere von uns anwesend ist. Ich, wenn die Guardia Civil vor seiner „Haustür” steht und Felipe, wenn das Licht in meinem Büro brennt. Es gibt aber auch noch einen weiteren sehr bedeutenden Berührungspunkt, der zwischen uns existiert und einen Zeitabschnitt meines Lebens entscheidend bislang beeinflusst hat. Seine Gemahlin und meine spanische Ex-Frau gingen beide aus Asturien stammend in Oviedo auf dieselbe Schule. Ich denke, im Leben gibt es sicherlich oftmals Zufälle. Allerdings kann man bei diesen beinahe unzähligen Gleichzeitigkeiten wirklich nicht mehr von einer Fügung sprechen. Vielleicht war ich in meinem vorherigen Leben auch einmal ein König? Andeutungen und Zeichen dafür gibt es - Aufzeichnungen dieses Geschehens eigentlich eher wenige bis gar keine. Einmal kam es bei diesem ständigen aneinander Vorbeifahren, das eher einem Katz-und-Maus-Spiel gleicht, darüber hinaus bereits zu einer unverhofften direkten Begegnung mit Felipe und meiner Person, die sich wie folgt zugetragen hat: Ich wurde von den Herren der Guardia Civil bei meiner morgendlichen Fahrt auf meinem Roller vorbei an dem Königspalast abrupt gestoppt und unter deutlicher Anweisung zum sofortigen Anhalten aufgefordert, als das Hoftor aus heiterem Himmel aufsprang und gleichzeitig drei weiße Geländewagen mit schwarzgetönten Scheiben aus der Einfahrt herausschossen. Darin saßen Felipe und Letizia zusammen mit ihren beiden Töchtern Leonor und Sofia. Hätte ich nur eine Sekunde lang gezögert und wäre der Aufforderung des Stoppens meines ebenfalls weißen „Feuerstuhls” nicht rechtzeitig gefolgt, hätte es mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit eine kleinere bis größere Massenkarambolage gegeben, die sicherlich nicht zu meinem Vorteil geführt hätte. Eine Art weiße Schneelawine können Sie sich jetzt bildlich vorstellen, allerdings nicht aus Schnee, sondern aus weißem Karosserieblech. Ein Hofknicks mit anschließendem Kuss des Asphalts wäre meinerseits unweigerlich das Ergebnis gewesen. Der Begriff „Asphaltschwalbe“ mag etwas ganz Unterschiedliches bedeuten und ist vielleicht auch gerade etwas an den Haaren herbeigezogen, aber gewiss hätte ich mich bei dieser Art von Bekanntschaft mit dem Straßenbelag ähnlich gefühlt. Und so verhinderte mein beherztes Bremsen Schlimmeres. Wie es sich als gut erzogener Weltbürger gehört, grüßte ich die Familie in ihrem Wagen sitzend und jubelte der Kolonne mit sicherem Abstand von meinem Zweirad aus hinterher. Felipe und Letizia erwiderten augenscheinlich meinen Gruß und winkten fröhlich gestimmt zurück. Nebenbei gesagt und um nochmals auf den roten Faden zurückzukommen, haben Felipe und seine Gemahlin eindeutig jeder für sich ihr blaues Häkchen verdient. Zudem hat Letizia, einstige Journalistin mit ihrem „Hineinheiraten“ in das spanische Königshaus (als Quereinsteigerin sozusagen) darüber hinaus nun zusätzlich auch blaues Blut. Sie hat unweigerlich den Bogen raus. Und das sage ich jetzt bestimmt nicht nur, weil ich sie kenne. Meine Ex-Frau hat zwar kein blaues Blut, aber in vielerlei Hinsicht, was den Bogen betrifft, geht es bei ihr eindeutig in die gleiche Richtung. Das mag wohl an dieser Schule in Asturien liegen. Eine andere Erklärung dafür habe ich nicht. Nach meinem Empfinden hat meine Ex-Frau den Bogen bei mir sogar überspannt. Ich denke, Sie verstehen, was ich damit zum Ausdruck bringen möchte. Doch nun zur eigentlichen Geschichte. Jetzt habe ich mich gegenwärtig gerade derart verplappert und komplett den Faden verloren. Irgendwann rede ich mich bestimmt noch einmal um Kopf und Kragen. Also, mein Telefon klingelte. An dieser Stelle waren wir stehengeblieben. Ich nahm den Hörer ab und Eva Rullmann eine gute Bekannte, Redakteurin und verantwortlich für alle Mallorca-Storys bei RTL-Explosiv, befand sich am anderen Ende der Leitung. Ich erkannte sie sofort an ihrer Stimme. Sie fragte mich nach dem Anwesen von Helene Fischer. Nach wessen Anwesen? Na, Sie wissen schon. Richtig, nach dem von Helene Fischer. Als Luxusmakler und Insider Mallorcas hatte ich mir über die Jahre einen Namen geschaffen. Und so bekam ich ab und an Anrufe von der Presse und auch von Eva mit Fragen zu wichtigen Leuten und Ereignissen auf Mallorca. Für sie bedeutete diese Recherche den Erhalt hilfreicher Hinweise für ihre Berichterstattung und für mich möglicherweise Informationen, die zu einem nächsten Hausverkauf führen könnten. Eine Art Win-win-Situation, gewissermaßen. Eine Hand wäscht die andere, so fährt man im Leben bekanntlich am besten. Evas Frage diesmal, ob ich nicht Helene Fischers Villa in meinem Portfolio habe und sie verkaufen würde? Denn ihr sei zu Ohren gekommen, dass die Entertainerin sich nach jahrelanger Beziehung von Florian Silbereisen getrennt habe und dieses nun auch von ihrem Anwesen auf der Insel tun wolle. Davon wusste ich (in diesem Moment zumindest) nichts. Ich erwiderte mit meiner unschlagbaren Spontanität, dass sie mir bitte ein paar Stunden Zeit einräumen solle und ich mich mit der Antwort wieder bei ihr melden würde. Fest entschlossen beendete ich das Gespräch, tätigte zwei weitere wichtige Telefonate und fuhr nach Port d´Andratx, an den Ort, an dem sich die Villa der Show-Diva befand. Einen genauen Plan und Vorgehensweise hatte ich nicht. Die habe ich allerdings in den wenigsten Fällen. So sind eben nun einmal spontan gestrickte Menschen, die aus dem Bauchgefühl heraus agieren. Ich kannte noch nicht einmal den genauen Standort der Villa. Einer meiner Informanten, den ich zu diesen Anlässen nutzte, teilte mir lediglich den Namen der Straße mit, in der er vermutete, dass sich das Anwesen befände. Also fuhr ich dorthin und klapperte sie in ihrer vollen Länge ab. Herauszufinden, welcher der Luxusbungalows es von allen dieser unzähligen des Straßenzuges sein musste, war nicht besonders schwer. Ein Garagentor in übermenschlicher Dimension und installierte Videokameras am Gebäude verrieten mir relativ schnell, welcher es exakt war. Ich blieb davor stehen und klingelte. Im Klingeln an wildfremden Haustüren, darin bin ich Spezialist (eben ein Profi) und habe bei eigenartigen Fragen der Hausbesitzer auch immer gleich die richtige und belustigende Antwort parat. Schlagfertigkeit zeichnet eben einen guten Verkäufer aus. So viel dazu. Ich läutete noch einmal und wiederholte das Betätigen des Klingelknopfes weitere drei...