E-Book, Deutsch, Band 6, 192 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm
E-Book, Deutsch, Band 6, 192 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm
Reihe: Große Texte der Christenheit (GTCh)
ISBN: 978-3-374-05816-7
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
The Essence of Religion
The dependence of human beings on nature is the basis of religion. This statement summarizes the understanding of religion of Ludwig Feuerbach as he presented it in his short treatise 'The Essence of Religion' (1846). With this work he shifted the focus of his religious research on the concept of nature. In comparison with his most famous work 'The Essence of Christianity' (1841) his thinking, trying to get to the origins of religion, is working here on a somewhat deeper level. The root of religion is not to be found only in humanity but much more in the relationship of humanity with a nature which is independent from human beings. Feuerbach saw in this definition the key to an enligthened understanding of religion.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Philosophie Religionsphilosophie, Philosophische Theologie
- Geisteswissenschaften Religionswissenschaft Religionswissenschaft Allgemein Theologie
- Geisteswissenschaften Religionswissenschaft Religionswissenschaft Allgemein Religionsphilosophie, Philosophische Theologie
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Christentum/Christliche Theologie Allgemein
Weitere Infos & Material
1.Zum Text
Es war der Wunsch des Leipziger Verlegers Otto Wigand, Das Wesen der Religion in der 1846er Ausgabe der Zeitschrift Die Epigonen zu veröffentlichen. Wigand war der Herausgeber dieses Organs und zugleich der Sämmtlichen Werke Feuerbachs, die er im gleichen Jahr auf den Weg brachte – der Philosoph war damals 42 Jahre alt. Das Wesen der Religion wurde in den ersten Band dieser Werkausgabe aufgenommen. Wiederum leicht überarbeitet und erneut von Wigand herausgegeben, erschien es in zweiter Auflage als gesonderter Druck im Jahr 1849. Eine Edition der aus dem Feuerbachnachlass rekonstruierten ersten und vorläufigen Fassung des Wesens der Religion legte Francesco Tomasoni im Jahr 1990 vor. Zu den weiteren einschlägigen Ausgaben vgl. das Literaturverzeichnis. 2.Zur Geschichte
Als Das Wesen der Religion erschien, befand sich Feuerbach auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Die 40er Jahre des 19. Jahrhunderts gelten als die innovativsten im Schaffen des Philosophen. Den aufsehenerregenden Auftakt machte in diesem Jahrzehnt Das Wesen des Christentums – ein Titel, der auf das Konto seines Verlegers ging. Mit dieser Schrift, durch die Feuerbach über die Fachphilosophie hinaus Bekanntheit erlangte, geriet er in das Rampenlicht der intellektuellen Elite Deutschlands. Vermutlich auch beflügelt durch den Erfolg, konzipierte er in der Folge Studien, die auf nichts Geringeres als auf eine Reformation der Philosophie zielten (Vorläufige Thesen zur Reformation der Philosophie [1843], Grundsätze der Philosophie der Zukunft [1843]). Mit den damit verbundenen systematischen Umstellungen emanzipierte sich Feuerbach immer weiter von seinem Lehrer Hegel. Die deutlichste Umstellung betrifft den Naturbegriff. Schon in seinen Vorläufigen Thesen nimmt dieser eine Schlüsselstellung ein. Darauf baut Das Wesen der Religion auf. Die gleichnamigen Vorlesungen beschreiben diese Transformation im Theorieaufbau wie folgt: „Wenn ich … meine Lehre zuvor in den Satz zusammenfaßte: Die Theologie ist Anthropologie, so muß ich zur Ergänzung jetzt hinzusetzen: und Physiologie.“ (GW 6, 28) Damit ist der Theoriehorizont der Christentumsschrift deutlich überschritten. Die Anthropologie ist zwar eine notwendige Explikationsebene der Religion, aber keine hinreichende. Dazu ist vielmehr die Berücksichtigung der Natur bzw. der Natur-Mensch-Relation erforderlich. gelungen sei. Diese anfänglich durchaus wechselseitige Begeisterung ebbte alsbald aber wieder ab. In seiner Schrift Die deutsche Ideologie (1845/46) unterzog Marx den Feuerbachschen Standpunkt einer harschen Kritik, nicht zuletzt, weil dieser die Dimensionen des Geschichtlichen und des Gesellschaftspolitischen zu stark vernachlässige und unzulässiger Weise allzu sehr auf den Naturbegriff abstelle. Durch die französische Julirevolution 1830 war diese Stimmung erneut angeheizt worden. Fast zwanzig Jahre später – 1848/1849 – fand die erste, letztlich gescheiterte Revolution in Deutschland statt. 3.Zur Erklärung
Ludwig Feuerbachs Das Wesen der Religion ist keine argumentativ und systematisch durchkomponierte philosophische Abhandlung. Der Autor nimmt hier keine Beweisführung im strengen Sinne vor. Dementsprechend werden die vielen Thesen auch nicht eigens begründet, sondern allenfalls durch historische Belege illustriert. Der oftmals aphoristische Stil verleiht diesem Text einen rhapsodischen Charakter, was die Lektüre an vielen Stellen erschwert. Feuerbach deutet in der Erstauflage selbst darauf hin, dass es sich bei der „Abhandlung“ um „Excerpte aus meinen Manuscripten“ handele, „die“, so die etwas joviale Ergänzung, „in ihrem ganzen Umfange für den Druck herzurichten mir zu langweilig ist“ (§ 1, Anm. 1). 1.–2.Allgemeine Kategorien des Religionsverständnisses 1.Natur und Mensch In den ersten beiden Abschnitten formuliert Feuerbach Thesen, die für das Verständnis der gesamten Schrift von grundlegender Bedeutung sind. Die Schwierigkeit ihrer Interpretation besteht in der enormen Voraussetzungshaftigkeit ihrer Begriffe und Bestimmungen. Im Mittelpunkt des ersteren steht die Zuordnung der Ausdrücke „Mensch“, „Gott“ und „Natur“. Dabei setzt Feuerbach gleich mit einem Paukenschlag ein, indem er das menschliche Wesen mit Gott gleichsetzt. Damit greift er die Grundthese seiner Schrift Das Wesen des Christentumsauf, wonach die Gottesvorstellung der christlichen Religion bei Lichte besehen Ausdruck der Selbstvergötterung des Menschen bzw. des menschlichen Geistes sei. Darauf baut die berühmte These auf, dass Theologie letztlich Anthropologie sei. In einer religiösen Einstellung, so lässt sich diese These noch einmal anders wenden, habe es der Mensch nur mit sich selbst zu tun. 2.Die Einführung des Religionsbegriffs Der zweite Paragraph führt den Religionsbegriff ein. Dieser wird mittels einer Doppelthese näherbestimmt. Danach sei der „Grund“ der Religion das Gefühl der Abhängigkeit und ihr „ursprüngliche[r] Gegenstand“ die Natur. Schon in Das Wesen des Christentums findet sich eine ganz ähnliche Formulierung. Dort bezeichnete Feuerbach aber noch das menschliche Wesen als den Grund und den Gegenstand der Religion. In unserer Abhandlung treibt er die Fragestellung noch einige Stollen tiefer. Das Wesen der Religion kommt hier zwischen dem Menschen und der Natur zu stehen. 3.–27.Die Religion der Natur 3.Das religiöse Gefühl Der dritte Paragraph führt den Gedanken des Abhängigkeitsgefühls als Grund der Religion fort. Feuerbach deutet hier jedoch einen Sachverhalt an, der durchaus überraschend ist: Er geht davon aus, dass die Religion in diesem Sinne dem Menschen angeboren sei. Überraschend ist diese Angabe insofern, als Feuerbach oftmals als ein Autor gilt, der die Religion kritisiert und thematisiert, um sie abzuschaffen. Genau das aber macht Feuerbach nicht und hält es letztlich auch für ausgeschlossen. Denn Religion im Sinne des Abhängigkeitsgefühls ist für ihn eine sogenannte conditio humana bzw. eine irreduzible Eigenschaft menschlichen Daseins. 4.Die geographische und klimatische Bedingtheit positiver Naturreligionen Dieser Paragraph zielt darauf, positive Gestalten der religiösen Naturabhängigkeit zu thematisieren. ‚Positiv‘ ist hier aber keine Wertung bzw. kein Wertprädikat, sondern heißt: Es handelt sich um Religionen, die historisch greifbar sind. Feuerbach will – seinem erkenntnistheoretischen Sensualismus entsprechend – aufzeigen, dass das Verhältnis von religiösem Abhängigkeitsgefühl und Natur immer nur in konkreten und besonderen Konstellationen auftritt. Träger der Naturreligionen sind immer bestimmte Menschen oder Personengruppen, die unter spezifischen geographischen und kulturellen Bedingungen leben. Diese Bedingungen spiegeln sich in der jeweiligen religiösen Naturabhängigkeit wider. Es ist nicht die Natur im Allgemeinen, von der sich Menschen abhängig fühlen, sondern es sind konkrete Naturformationen. 5.Die Sonderstellung des Menschen und ihre natürlichen Gründe (Tierkultus) Feuerbach nimmt hier wiederum auf die kulturgeschichtlichen Anfänge der Menschheit Bezug und fragt nach den Gründen, die die Sonderstellung des Menschen ermöglicht haben. Er wendet sich gegen die Annahme, sie könne supranaturalistisch, also übernatürlich und damit abstrakt erklärt werden. Nicht eingebildete, phantastische und damit unwirkliche Wesen haben dem Menschen dazu verholfen, sondern „wirkliche, natürliche“ Wesen. Feuerbach denkt hier vor allem an „Thiere“, allen voran an Hunde. „Nur vermittelst der Thiere erhob sich der Mensch über das Thier;“ 6.Die konkrete Herkunft des einzelnen Menschen Wie schon der § 4 betont auch dieser Paragraph die Dimension des Konkreten, erneut in Abgrenzung vom Theismus. Hier geht es allerdings um die Frage der Herkunft bzw. Verursachung einzelner Menschen. Feuerbach vertritt die Auffassung, dass das „bestimmte, individuelle Wesen“ nur eine „bestimmte, individuelle Ursache“ haben könne. Das seien die leiblichen Eltern. Insofern auch in dieser Hinsicht ein Abhängigkeitsverhältnis bestehe, begegne der Mensch diesen „mit religiöser Verehrung“. Mit dieser wiederum naturreligiösen Position wendet er sich zugleich gegen die christlichtheistische Vorstellung vom „himmlischen Vater“, aber auch gegen die Vorstellung, wonach jeder einzelne Mensch von „Adam, dem ersten Menschen“ abstamme. Dahinter stehe der Versuch, die Verursachung der konkreten Existenz über die leiblichen Eltern hinaus zu bestimmen. Das aber stellt für Feuerbach einen Schritt in die Abstraktion dar, der sich mit der sinnlich-konkreten Existenz des je individuellen menschlichen...