Fels | Die Hexentaufe der Tracy Odell | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 310 Seiten

Fels Die Hexentaufe der Tracy Odell


10. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7584-1992-8
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 310 Seiten

ISBN: 978-3-7584-1992-8
Verlag: epubli
Format: EPUB
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Glücklicher könnte das Leben für Tracy nicht sein. An ihrem einundzwanzigsten Geburtstag macht ihr ihre langjährige Freundin Monique einen Heiratsantrag. Tracy schwebt buchstäblich im siebten Himmel. Noch ahnt sie nicht, dass die mysteriöse Jessica, die ausgerechnet von Monique zur Geburtstagsfeier eingeladen worden ist, Tracys Leben erneut in einen Alptraum verwandeln wird. Rellinghausen Ende des 16. Jahrhunderts. Die zwölfjährige Lyse gerät in die Fänge der Inquisition. Es ist der Beginn eines grausamen Kapitels der in ganz Deutschland um sich greifenden Hexenverfolgung. Und irgendwas verbindet die schrecklichen Ereignisse von damals mit der Gegenwart. Doch als Tracy endlich begreift welche Zusammenhänge zwischen der Vergangenheit und ihrer Gegenwart bestehen ist es beinahe zu spät.

Der Anfang der siebziger Jahre in Essen geborene Autor Markus J. Fels weiß seine Leser mit unkonventionellen Psychothrillern zu begeistern. Dabei lässt er die urbane Romantik und das besondere Flair des Ruhrgebiets, insbesondere seiner Heimat Essen in seine Romane einfließen. Kuriose Situationskomik und Wortwitz sind ein weiteres Merkmal seiner besonderen Geschichten. Als begeisterter Historien und Lost-Places Fan erkundet er auf Streifzügen durch das Ruhrgebiet immer neue Locations für seine Romane und findet Inspirationen in gut beobachteten Details der Landschaften, Orte und Menschen seiner Umgebung, die er in längeren Texten, aber auch in Kurzgeschichten und Gedichten verarbeitet.

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- Kapitel 7 - Rellinghausen, 1579, eine Woche vor Walpurgis   «Warum hast du nichts zum Frühstück auf den Tisch gebracht, Weib?» Hagen ob de Dells Verärgerung macht sich polternd Luft. Er prescht die Stiege zur Küche hinunter und guckt in jedes Zimmer des Bauernhauses. Nirgends ist eine Spur seiner Angetrauten Heidelinde zu entdecken. Letztlich betritt er den Schweinestall. Sein Hirte Jakob ist nicht zugegen. Morgens übernimmt sein Weib das Füttern der Tiere, da sie nie lange schläft und sich frühmorgens schon aus den Daunen stiehlt. Die ungewöhnliche Stille im Stall ist bedrückend. In welchen Verschlag der Bauer auch sieht, entdeckt er ein totes Schwein nach dem anderen. Die Wut über die krepierten Tiere und seinen daraus resultierenden Verlust bringt Hagen an den Rand der Raserei. «Jakob!», schreit er außer sich, «Wo ist dieser Taugenichts?» Dann entdeckt er sie. Heidelinde liegt mit dem Gesicht nach unten im verdreckten Stroh. Mit drei ausgreifenden Schritten ist er bei ihr und sinkt neben ihr in die Knie. Zögernd streckt sich seine Hand nach ihr aus. Die rötlichen Flecken an den Armen und den unbedeckten Waden hat er sofort bemerkt. Seine Pranke pack die Schulter der Frau. Mit einem kräftigen Ruck dreht er sie halb auf die Seite und stößt einen entsetzten Schrei aus. Die Augen der Toten sind verdreht und starren ihn anklagend an. Die Zunge ist unnatürlich verfärbt und hängt aus dem geöffneten Mund. Fliegen sirren aufgeschreckt durch die Luft, umschwirren ihn angriffslustig. Panisch zieht Hagen seine Hand zurück. Heidelindes Körper entgleitet seinem Griff und klatscht in den Mist. Entsetzt springt der Bauer auf und hetzt, wie wenn der Teufel persönlich hinter ihm her ist aus dem Stall.   Falls Wilhelm von Eyll innerliche Zweifel hegt, so lässt er sich davon nichts anmerken. Mit festem Schritt betritt er den Speisesaal der Stiftsherberge. «Zeigt sie mir!» Jakob der hinter ihm hereintritt, schaut sich suchend um. Seine Augen benötigen einen Moment, bis sie sich ans Halbdunkel gewöhnt haben. Doch schnell ist er sich sicher. «Sie ist nicht hier!» Das wollte Wilhelm in keinem Fall hören. Zumal die Anwesenden ihrer aufmerksam geworden, ihnen fragende Blicke zuwerfen. Von Eyll erblickt Anna von Thaun, die Pröpstin des Stifts. Er eilt zu ihr hin und nimmt sie beiseite. «Sagt mir Gräfin von Falkenstein, wo ich das Mädchen Lyse finde?» Seine Anspannung ist im deutlich anzumerken. «Mein lieber Vogt von Eyll auf Haus Baldeney», spricht sie ihn bei seinem vollen Titel an. «Was euch auch treibt, so ward doch die Sitte.» Wilhelm ballt voller Ungeduld die Fäuste. «Sie ist auf ihrem Zimmer», erklärt sie dann, um ihn nicht weiter zu provozieren. «Doch dort ist euch der Zutritt verwehrt. Ich werde schicken sie zu holen.» «Ich denke, dass es besser ist, ich befrage sie in ihrem Zimmer», gibt Wilhelm zu bedenken. «Hier sind mir zu viele Augenpaare und Ohren, Pröpstin Anna.» Die Gräfin sieht ihn verwundert an. Natürlich begreift sie, was er damit meint. Dann nickt sie besonnen. «Gut, beweist euer Feingefühl. Ihr Vater ist vor einer Woche gestorben. Das arme Ding ist nun ganz allein auf dieser grausamen Welt», fordert Anna den Vogt auf, der bei ihren letzten Worten aufhorcht und sie nachdenklich mustert.   Zwar scheint die Sonne golden durch das Fenster des Zimmers, in welchem sich Lyse aufhält, doch die Leichtigkeit des Frühlings erreicht das Kind nicht. Niedergeschlagen liegt sie auf ihrem Bett und starrt die Decke an. Nachdem Wilhelm angeklopft hat, betritt er mit langsamen Schritten das Zimmer. Der erste Eindruck Lyses lässt ihn zögern. Anna von Thaun folgt ihm in gebührlichem Abstand. Sie besteht darauf, bei der Befragung der Zwölfjährigen durch den Vogt, der ihr die Stiege hinauf mitgeteilt hat, was dem Mädchen vorgeworfen wird, anwesend zu sein. «Lyse?» Diese schaut zu dem großen, breitschultrigen Mann in seiner herrschaftlichen Kleidung auf. «Ich werde dir ein paar Fragen stellen.» Lyse schweigt. Der Vogt setzt sich, um ihr Vertrauen zu gewinnen, direkt neben sie auf den Rand des Bettes. Fragend sucht er den Blickkontakt zur Pröpstin. Diese lässt ihn gewähren. «Kennst du Hagen ob de Dell?» Das Mädchen schüttelt stumm den Kopf. «Aber du kennst doch Jakob, den Schweinehirten?» Ein trauriges Lächeln zeigt sich auf Lyses rosa Lippen. «Wart ihr zusammen? Hast du bei ihm gelegen?» «Nein!», widerspricht Lyse klar und wird rot im Gesicht. «Sie ist zwölf!», bemerkt Anna von Thaun entsetzt. «Stellt ihr gefälligst nicht solche Fragen.» Wilhelm von Eyll wendet sich der Stiftsleiterin zu. «Hört genau zu, Pröpstin, es gibt schwerste Anschuldigungen gegen dieses Mädchen. Dem Hagen ob de Dell sein Weib ist tot. Er fand sie im Schweinestall. Und ihr Körper weist Flecken auf, die denen der verendeten Tiere drastisch gleichen.» Seine Aufmerksamkeit richtet sich wieder dem Mädchen entgegen. «Hast du die Schweine, die Jakob hütet angefasst?» Lyse schüttelt energisch ihren Kopf. Wilhelm fährt sich mit der Hand über die Stirn. So kommt er nicht weiter. Innerlich sträubt er sich dagegen, doch je früher das Mädchen ihm gesteht, was die Dorfbewohner zu hören verlangen, umso kürzer wird der Prozess. Was seine Überlegungen im Endeffekt für Lyse bedeuten, lässt ihn erschaudern. Verzweifelt zermartert er sein Hirn, um einen Ausweg zu finden. «Weißt du, was Hexenwerk ist?» «Jetzt reicht´s aber!», ruft Anna entrüstet, kaum das Wilhelm diese Frage gestellt hat. «Fragt sie doch gleich, ob sie sich vom Beelzebub hat verführen lassen.» «Genau dies hatte ich vor. Vielleicht nicht so direkt – aber im selben Sinne», erklärt Wilhelm mit ernster Miene. «Sie steht unter dem Schutz der Kirche!», ereifert sich Anna, die mit Entsetzen im Gesicht begreift, was hier geschieht. «Damit kommt ihr niemals durch, Gräfin. Bedenkt euren Stand beim Essener Mutterstift», argumentiert der Vogt und Anna befürchtet, dass er damit recht behält. Trotzdem gibt sie nicht klein bei. «Sie steht unter meinem persönlichen Schutz!», bekräftigt sie.   Die Hoffnung, welche die Gräfin teilt, räumt von Eyll keine Chance ein. Er durchquert den Speisesaal mit einem unguten Gefühl in der Magengrube. Dabei erblickt er einen seiner Wachmänner, der, wie er sich erinnert, eine Liebelei mit einer der Köchinnen hat. Mit einem Wink beordert er ihn zu sich. «Hans, du bewachst den Eingang zur Herberge. Und du hältst die Stellung, was auch immer passieren sollte.» Er sieht dem Wachmann ernst ins Gesicht. «Ich schick dir alsbald zwei weitere Mannen zur Verstärkung.» Treu ergeben nickt Hans.   Sein Bauchgefühl täuscht Wilhelm nicht. Beim Verlassen der Herberge steht er unvermittelt Hagen ob de Dell gegenüber. Er hat Verbündete um sich gerottet. Darunter einige Vierschrötige, denen man im Dunkeln besser nicht begegnet. Hagen mustert den Vogt mit lauerndem Blick. «Wo habt ihr die Teufelsbuhle? Warum setzt ihr sie nicht fest?» «Ich habe das Mädchen befragt. Keiner eurer Anklagen hat sie zugestanden», erklärt der Vogt, laut genug, dass es alle Umstehenden hören. «Ich fordere, dass das Verhör öffentlich geschieht! Und sollt sie dann leugnen, so erzwingt ihr Geständnis mit der Folter. Denn hört, Vogt von Eyll ich habe Zeugen, die das bestätigen, was ich euch schon berichtet habe.» Bei diesen Worten fordert er mit zu Schlitzen verengten Augen Zustimmung von den Umstehenden ein, die entweder engste Freunde sind oder in seiner Schuld stehen. «Der Fall wird an die Äbtissin Elisabeth von Sayn übergeben», erklärt Wilhelm mit fester Stimme, um Zeit zu gewinnen. Doch Hagen ist uneinsichtig. «Ich fordere euch auf, Vogt, die Buhle mit Feuerglut aus Rellinghausen zu brennen. Oder wollt ihr Schuld an weiteren Toten auf die Schultern laden?» Wilhelm erstarrt bei dem arglistigen Blitzen in Hagens Augen und dem Geifer, der vor seinem Mund bei diesen Worten schäumt. «Geht mir aus dem Weg, Hagen! Ich lasse mich von niemanden zwingen. Und sorgt dafür, dass keiner eurer Freunde die Sache selbst in die Hände nimmt. Sonst seid ihr derjenige, der im Gerichtsturm landet.» Mit diesen Worten bahnt sich Wilhelm einen Weg durch die Gestalten hindurch. Innerlich erschaudert er angesichts dieser schier unbegreiflichen Wut gegenüber einem zwölfjährigen Mädchen, die aus purer Unwissenheit und Vernarrtheit erwächst.   Aufgewühlt wälzt sich Lyse hin und her. Das schlichte Nachtgewand, das sie trägt, klebt schweißfeucht an ihren Körper. Grausige Visionen irrlichtern durch ihren Geist und lassen sie kreischend aufwachen. Das Knistern und Fauchen von einem auflodernden Feuer verfolgt sie bis hinein in die Realität. Erst langsam begreift sie, dass die Geräusche sie nicht aus ihrem Alptraum heraus verfolgen, sondern real sind. Entsetzt stürzt sie ans Fenster und sieht hinunter. Heiße Flammen und erstickender Rauch schlagen ihr entgegen. Unterhalb brennt ein großer Teil der Fassade lichterloh. Angsterfüllt klettert sie vom Bett und rennt zu Tür. Doch als sie wie verrückt an der Türklinke rüttelt, stellt sie panisch fest, dass die Tür verschlossen ist. Der Wind trägt das Geräusch der Glocke St. Jakobs, die Alarm schlägt, durch das Fenster zu ihr herein. Leute aus der Herberge, die meisten Fremde, haben sich mittlerweile vor dem Haus zusammengefunden. Gemeinsam bilden sie eine Feuerkette. Lederne Wasserbehälter werden von Hand zu Hand gereicht. Die meisten kennen Lyse nur von kurzen Begegnungen mit ihrem Vater zusammen, trotzdem sind sie bereit zu helfen. Doch die Flammen scheinen...



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