Faber | Tausend und ein Abenteuer: Ein neues Wanderbuch | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 293 Seiten

Faber Tausend und ein Abenteuer: Ein neues Wanderbuch

E-Book, Deutsch, 293 Seiten

ISBN: 978-80-268-2025-3
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Tausend und ein Abenteuer: Ein neues Wanderbuch' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Kurt Faber (1883-1929) war ein deutscher Abenteurer, Journalist und Reiseschriftsteller. Vor dem Abitur brach er den Schulbesuch ab und begann eine Buchhändlerlehre, die er jedoch ebenfalls aufgab, um stattdessen auf Reisen zu gehen. Die Bowhead fror mehrere Winter im Eis bei der Herschelinsel im Nordmeer ein. Von dort aus gelangte er als erster Europäer mit Hilfe von Eskimos nach mehreren tausend Kilometern Fußmarsch nach Edmonton. Spätere Reisen führten ihn nach Australien und Südamerika, wo er auf dem Segler Selena anheuerte und mit ihr Kap Hoorn umrundete. Faber starb nach einem Kälteeinbruch am Großen Sklavensee in Nordkanada im Alter von 46 Jahren. Seine von Tieren angefressene Leiche wurde von Eskimos am 26. Februar 1929 am Hay river, etwa 25 km vom Großen Sklavensee gefunden Aus dem Buch: 'Alle Länder hat er durchstreift, alle Meere befahren - vom Nördlichen Eismeer bis nach Patagonien und zum sturmgepeitschten Kap Horn, - von Chiles Salpeterwüste bis zum Palmenparadies der Südseeinseln. Warum? 'Frage das Meer und den Wind und die Wolken.' Die Wunder der großen weiten Welt hatten es ihm angetan und wirbelten ihn drei volle Jahrzehnte um und um in tollem Reigen. - Ja, warum? - so fragen wir. Die Antwort läßt sich nur erahnen: er war ein ganzer Kerl, dem das Herz lachte in der Gefahr. Das war das Eine. Er war ein Deutscher, ein echter Deutscher, dem das Herz laut pochte vor Fernweh und Wundersucht, - das war das Andere. Ein echt nordischer Mensch war er, den das wild gärende Wikingerblut immer wieder aus Enge und Beschränktheit hinausstieß in Not und Gefahr, - aber auch in Ganzheit, Größe und Erfüllung.'
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2
Jim macht Dampf
Inhaltsverzeichnis

Ankunft in Walfischbai / Südwest im Morgengrauen / Die Angst vor dem Immigrationsoffizier / Er läßt mit sich reden / Der staatsgefährliche Weihnachtsbaum / Sandwichmann im Wüstensand / Beamtenlachse / Vorstadt von Hamburg / Jakobus in der Kaiser-Wilhelm-Straße / Spuk in der Namib / Man feiert Siegesfest / Jim macht Dampf / Es bekommt der Lokomotive schlecht / Endlich in Windhuk So waren wir endlich in Südwest! Aus dem Grau des dämmernden Tages sondert sich die Küste ab. Schön im landläufigen Sinne ist sie keineswegs, und man müßte lügen, wenn man behaupten wollte, daß sie auch nur einigermaßen einladend aussähe. Und sie gewinnt auch nicht bei näherer Betrachtung. Wie mancher mag hier schon an Deck gestanden haben mit süßsaurer Miene im Angesicht des Landes, das er sich zur neuen Heimat auserwählt hatte, derweilen es ihm ein wenig kalt über den Rücken lief beim Anblick der gelben Sanddünen, die kahl und tot in der grellen Sonne stehen. Nicht jeder konnte sich, wie einst Peter Moor, zu dem Gedanken aufschwingen, daß das nur eine von der weisen Natur errichtete Kulisse sei, damit die Löwen keine nassen Füße bekommen. Der Schlepper führt uns hinein in die Bucht von Walfischbai, und das ist keine kleine Kunst, denn obwohl es eine sehr geräumige Bai ist, ist sie doch übersät mit wandernden Sandbarren, von deren Gefährlichkeit manches halb versandete Wrack ein beredtes Zeugnis ablegt. Seit einigen Jahren hat sie einen ernsthaften Anlauf zu einem ordentlichen Hafen genommen. Es wurden Kaianlagen errichtet, an denen die Schiffe langseits gehen können, und dicht am Wasser erhebt sich das recht stattliche, aber unschöne Haus der »Cold Storage«, die Gefrierfleischanstalt, als einzig nennenswertes Gebäude in der weiten Umgebung. Wenn es nun auch nicht viel zu sehen gibt, so bekommt man um so mehr zu riechen; ein furchtbar penetranter Gestank, der wie eine Wolke über die Bai herüberkommt von den Blechbuden der Walfischstation, wo sie eben dabei sind, die Meeresungeheuer auszukochen. Aber viel Zeit bleibt nicht zu solchen Beobachtungen, denn schon ist der englische Immigrationsoffizier an Bord, und das würgt einem ein wenig in der Kehle in diesem deutschen Koloniallande. Rede einer vom deutschen Bürokratismus! Er ist gewiß nicht immer erfreulich – das wäre auch zuviel verlangt! – aber man weiß, woran man mit ihm ist. Nicht so beim englischen, der unendlich langsam und schwerfällig arbeitet. Er hüllt sich in zweideutige Redensarten wie ein delphisches Orakel. Er wiegt seine Opfer ein in falsche Hoffnungen. »I am sorry – I shall see what I can do for you –.« Es tut mir leid – ich will sehen, was ich für Sie tun kann Und dann tun sie am Ende gar nichts, und das mit dem Bedauern ist auch nur so ein echt englisches Wort, bei dem sich jeder etwas anderes denken kann. So auch der Immigrationsoffizier. Er kommt nicht allein. Mit ihm kommen ein Kollege und ein deutscher Dolmetscher. Letzterer tut die ganze Arbeit. Er redet mit den Leuten. Er fragt sie aus nach dem Woher und Wohin. Er erkundigt sich nach ihrem Vorleben, ihrer Gesundheit, ob sie getauft, geimpft, ob sie schon einmal im Zuchthaus waren, und was sonst noch so an seltsamen Fragen im Formulare steht. Und alle die Zeit sitzen die beiden angelsächsischen Edelmenschen, die natürlich kein Wort Deutsch verstehen, dafür aber ein doppelt so hohes Gehalt beziehen, dabei und nicken gewichtig mit dem Kopfe. Und gleich hier macht man eine lehrreiche Beobachtung: schon immer hat man sich darüber gewundert, woher es kommt, daß dieses mit Glücksgütern doch keineswegs überreichlich gesegnete Land einen so unwiderstehlichen Reiz auszuüben vermag auf alle, die einmal dort gewesen. – Nun wohl, hier offenbart sich uns das Geheimnis aus dem Munde des Dolmetschers bei jedem neuen Namen der Liste: »Tag, Frau Müller! Auch wieder in Südwest? – Nanu, Herr Krause! Schlanker sind Sie man auch nicht geworden! – Sieh da, Herr Schulze! Na, ich sage ja nur, die Olle wartet schon in Tsumeb!« Ja, so ist's! Da kommt es einem zum Bewußtsein gleich am ersten Tage, noch ehe man das Land betreten: Südwest ist ein einziges großes Dorf, vom Oranje bis zum Kunene ... Was bin ich, wenn ich nach Hamburg komme? Eine Null, ein Nichts, eine ärgerliche Bewegung im Wege. Hier aber ist ein großes heimatliches Land, in dem man Mensch ist und es sein darf, in dem jeder des anderen Vermögen und seine Bankschulden kennt, und seine Fehler und Gebrechen und seine Liebschaften und seine Leidenschaften, so gut und besser als er selber, in dem alles Menschliche umrankt ist von einer Legende von Buschklatsch. Aber schon liegen wir langseits am Kai, wo die vielen Mohren, die hierzulande nicht schokoladenbraun wie anderswo, sondern schwarz wie Stiefelwichse sind, das ganz besondere Interesse unserer europäischen Neulinge erregen. Mancher mochte es sich wohl etwas anders vorgestellt haben unter dieser heißen afrikanischen Sonne. »Kleider sind hier wenig Sitte,
Höchstens trägt man einen Hut
Oder einen Schurz der Mitte.
Man ist schwarz, und damit gut.« Aber gerade der Aufwand von eigenartigen Toiletten ist es, der diesem schwarzen Gewimmel von Walfischbai seine besondere Note verleiht. Die meisten machen freilich einen ziemlich »z'sammg'stupften« Eindruck, doch kann man auch ganz löbliche Anläufe zu wirklicher Eleganz beobachten, wie z. B. bei jener farbigen Dame mit dem roten Sonnenschirm und dem Kapotthut von Anno Dazumal und bei dem Kavalier mit der fabelhaften Bügelfalte, der mit den anderen den Güterwagen vor sich herschiebt. Am Fallreep wird man von einer Menge begrüßt, die uns in einem mehr malerischen als verständlichen Deutsch ihre Dienste anbietet. Und auch das ist eine Überraschung für den europäischen Neuling, die zuweilen mit Schrecken gemischt sein mag wie bei jenem Trupp deutscher Auswanderer in Südbrasilien, die einen Neger antrafen, der tadellos plattdeutsch sprach, obgleich sein Gesicht tiefschwarz war. Da staunten die biederen Einwanderer. »Wie kommt denn das, daß du so gut deutsch kannst?« fragten sie den farbigen Gentleman. »Ja,« antwortet der, »das kommt nun mal so. Das Klima bringt das mit sich. Wartet nur einmal zehn Jahre lang und ihr werdet mindestens ebenso schwarz sein wie ich.« Nun endlich ist das Schiff seiner Ladung ledig. Hier stehen wir herum, eine Fracht von alten Afrikanern und solchen, die es noch werden wollen, von alten Farmern und kommenden Farmlöwen und was sonst noch so von einem Schiff an Land gesetzt werden kann an Hoffnungen und Illusionen und gescheiterten Existenzen. Wer heute nach Südwest auswandern will, der muß bei der Ankunft in Walfischbai fünfzig Pfund gleich tausend Mark Landungsgeld aufweisen können, und das zusammen mit den Reisekosten ist ein Batzen Geld, in dessen Besitz die meisten es sich zweimal überlegen würden, ehe sie sich zur Auswanderung entschließen. Aber es muß schon so sein, daß der Auswanderungskommissar beide Augen zudrückt, denn wie anders kann man es sich erklären, daß einige jener hoffnungsvollen Jünglinge schon im Zollschuppen von Walfischbai sich das Geld zur Reise nach Windhuk borgen mußten? In anderen Dingen, bei denen man es nicht für möglich halten sollte, ist man jedoch von größter Strenge. – Es kam da auch ein älteres Ehepaar, das in Anbetracht des kommenden Festes einen ganz hübschen kleinen Weihnachtsbaum in einem Topfe mitgebracht hatte. Der Beamte besah sich das corpus delicti von oben bis unten, schüttelte den Kopf, schaute in der Tabelle nach. – Lebende Pflanzen, Einfuhr verboten. Konfiszierte das staatsgefährliche Ding und versiegelte es, wie das Gesetz es befahl. – Zehn Stunden dauerten diese Orgien des Bürokratismus, und man hatte währenddessen Zeit, die Sehenswürdigkeiten jener aufblühenden Stadt in Augenschein zu nehmen, die man freilich bequem in einer halben Stunde abtun kann. Da ist die Walfischstation, zu der man erwartungsvoll seine Schritte lenkt, um dann auf halbem Wege umzukehren, hoffnungslos besiegt durch den Pesthauch, der wie aus einem Vorhof zur Hölle von dorther kommt; da ist ein Hotel mit einem großen Namen und kleinen Akkomodationen, ein Café Royal, dessen Herrlichkeiten auf weißer Tafel in großen Lettern von einem Sandwichmann Träger von Reklameplakaten, die auf Brust und Rücken befestigt sind auf dem Kai spazieren getragen werden. Da ist eine Reihe von kümmerlichen englischen Normalhäuschen, die trostlos in der heißen Sonne stehen. Irgendwo erblickt man, sorgfältig eingehüllt in ein altes Zementfaß, ein schwindsüchtiges Tamariskenbäumchen, dem man es ansehen kann, wie sauer ihm seine Würde als alleiniger Vertreter des grünen Pflanzenreiches wird. Wohin man schaut, ist es eine Symphonie von Blechkannen und leeren Whiskyflaschen, welch letztere hier sogar als Einfassung dienen für das, was man mit einiger Kühnheit als Gartenbeete zu bezeichnen beliebt. Es ist Mittag. Die Sonne steht im Zenit. Der Wind kommt vom Meere. Die Brise summt zwischen den Wellblechbuden. Die Konservenbüchsen kollern lustig in den Straßen. Der kühle Abend erst treibt die Menschen aus den Häusern. Da und dort bemerkt man dann ein Gewimmel von zwei oder drei Menschen, die eiligst zum Whisky oder zu den »Movies« Kinovorstellung gehen. Denn auch diese Armseligkeit hat ein Kinotheater. – Das ist die Walfischbai, das ist das Tor zu diesem neuen Lande. Es ist wie jenes andere, über dem geschrieben stand:...


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