E-Book, Deutsch, Band 59, 144 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm
E-Book, Deutsch, Band 59, 144 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm
Reihe: Studien zur Musikwissenschaft
ISBN: 978-3-99012-345-4
Verlag: Hollitzer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Im vorliegenden Band beschäftigt sich Theophil Antonicek mit dem italienischen Komponisten Giacinto Cornacchioli, der aber auch als Agent des Erzherzogs Leopold Wilhelm auf der Suche nach italienischen Musikern unterwegs war. Erich Benedikt liefert „Ergänzungen zum Historischen Kirchenmusik-Archiv der Minoritenpfarre Wien-Alservorstadt“ und Helmut Kowar „Nachrichten zur Musik des mechanischen Trompeters von Johann Nepomuk Mälzel“. Karin Martensen beschäftigte sich mit der Zusammenarbeit von Anna Bahr-Mildenburg und Richard Strauss bei dessen "Elektra".
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INHALT
Theophil Antonicek † (Wien)
„Pigliar musici dall’ Italia“.
Ein Agent des Erzherzogs Leopold Wilhelm auf der Suche
nach italienischen Musikern: Giacinto Cornacchioli
Erich Benedikt (Wien)
Ergänzungen zum Historischen Kirchenmusik-Archiv
der Minoritenpfarre Wien-Alservorstadt
Helmut Kowar (Wien)
„Mit der allervollkommensten Reinheit, Stärke und Präzision“.
Nachrichten zur Musik des mechanischen Trompeters von
Johann Nepomuk Mälzel
Karin Martensen (Detmold)
Singen und Darstellen – Autorschaft und Macht auf der Bühne.
Über die Zusammenarbeit von Anna Bahr-Mildenburg und
Richard Strauss bei dessen "Elektra"
Erich Benedikt (Wien)
ERGÄNZUNGEN ZUM HISTORISCHEN KIRCHENMUSIK-ARCHIV DER MINORITENPFARRE WIEN-ALSERVORSTADT
ZUR GESCHICHTE DER MINORITEN ZWISCHEN STADTKLOSTER UND ALSERVORSTADT (CIRCA 1780–1800)
Auf die 1689 im Zuge des Wiederaufbaus der Vorstädte nach der Zweiten Türkenbelagerung Wiens errichtete Klosterkirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit der Trinitarier an der Alserstraße in der alten Wiener Alservorstadt (geweiht 1698) kamen unter Kaiser Joseph II. in den Wendejahren 1782 bis 1784 tiefgreifende Veränderungen zu. Der spanische Orden der Trinitarier („Weißspanier“) – daher das Patrozinium –, wurde bald nach der Erhebung der Klosterkirche zur Pfarrkirche (25. Februar 1783) aufgehoben (21. November 1783) und das weitläufige Kloster samt Kirche mit 1. Mai 1784 dem Minoritenorden zugeteilt. Die bisherige, seit 1247 bestehende, Klosterkirche des Minoritenordens in der Stadt Zum Heiligen Kreuz wurde der Italienischen Kongregation übergeben und erhielt nach dem neuen Hochaltarbild den Namen Maria Schnee.1 Gleichzeitig begann unter dem Einfluss des frühen Historismus die Entbarockisierung und Regotisierung des Inneren der alten Minoritenkirche in der Stadt; auch große Teile des alten Klosters wurden demoliert. Die bisher vielfach wissenschaftlich tätigen Minoriten wurden mit Seelsorge und Matrikenführung des neuen, gegenüber der „Alserkirche“ liegenden Allgemeinen Krankenhauses betraut. Parallel zur Veränderung der Pfarrstrukturen erfolgte in den Jahren 1783/84 die Reduzierung der großen Hochämter, Andachten, Vespern (Leopold M. Kantner sprach von einem „Bildersturm gegen die lateinische Kirchenmusik“2), die auch für die Arbeits- und Lebenssituation der Musiker herbe Einschnitte brachte.3 „Die instrumental begleitete Kirchenmusik wurde […] nur in Dom-, Stifts- und Pfarrkirchen gestattet“ (sofern sie von diesen noch bezahlt werden konnte) „und blieb im wesentlichen auf die Pontifikal- bzw. Hochämter an Sonn- und Feiertagen beschränkt. Damit entfiel eine große Anzahl von Gottesdiensten mit orchestraler“ (figuraler, instrumental begleiteter) Kirchenmusik, darunter sämtliche (bisher so zahlreiche) „Vespern, Andachten und Votivämter.“4 Mit 21. Mai 1783 wandten sich die Wiener Kirchenmusiker in einem Schreiben an den Kaiser, um auf ihre Not hinzuweisen.5 Die daraufhin für die zuständige niederösterreichische Landesregierung erstellten Listen zur Situation vor und nach der Umstrukturierung bieten umfangreiche Daten für diese Umstrukturierung des Musiklebens der Wiener Kirchen.6 Dennoch wurden die Reformen wie geplant durchgeführt und waren mit 21. Jänner 1784 endgültig abgeschlossen. Schließlich waren nur mehr am Dom (dessen Kosten traditionell der Wiener Magistrat bestritt) und an der Hofkapelle ein Kirchenmusikensemble vorhanden, ansonsten wurde die Kirchenmusik durch Organist und Chorregent (für den deutschen Gemeindegesang) bestritten; auch viele Musikarchive (v. a. Bestände an Gebrauchsnoten) waren im Zuge der Reformen verlorengegangen oder vernichtet worden.7 Nach Josephs Tod 1790 wurden zwar einige Reformen wieder zurückgenommen, doch blieb der Einschnitt für die Kirchenmusik ein gravierender, der durch die Gründung bürgerlicher Kirchenmusikvereine nur teilweise wettgemacht werden konnte (1828 wurde ein solcher an der Alservorstadt-Pfarre begründet). Während vielerorts Kulturgüter unwiederbringlich zugrunde gingen, war es ein seltener Glücksfall, dass die PP. Minoriten bei ihrer Zwangsübersiedlung viel Wertvolles mitnehmen konnten8, darunter drei Altäre, Gnadenbilder, Bibliothek und Archiv. Leider weisen nur in eher wenigen Fällen alte Vermerke ausdrücklich und eindeutig nach, was an Kirchenkompositionen noch aus dem Musikarchiv der alten Minoritenkirche mitgenommen worden war, da – wie üblich – die Konvolute mit den Aufführungsmaterialien (Stimmenabschriften) nur selten Provenienzangaben oder Datierungen tragen. Was, wenn überhaupt, aus dem (zurückgelassenen?) Bestand der Trinitarier übernommen werden konnte, ist so gut wie unbekannt. Eine Ausnahme bildet offenkundig die von Friedrich Wilhelm Riedel in seinem 1963 erstellten Katalog9 angeführte, nicht dem Kirchenmusik-Archiv zugehörige Missa SS. Trinitatis in D von Johann Joseph Fux (Inv.Nr. 599) mit autographem Titel und Widmung an Kaiser Leopold I. Diese authentische Partitur ist eindeutig der Kirche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit gewidmet, also der zur Entstehungszeit des Werkes noch lange dem Trinitarierorden zugehörigen Alserkirche (vermutlich entstand die Messe 1695 zur Grundsteinlegung). Das Werk (samt Gradual-Triosonate) ist nur hier erhalten und steht im solennen Stil für Doppelchor, zwei Violinen, drei Violen, drei Posaunen und Orgel (vermutlich auch Violone).10 Schon unter den Trinitariern gab es an dieser Kirche bis 1783 ein fast den Minoriten in der Stadt vergleichbares Musikensemble: „XXV Pfarr bey den Trinitariern Besoldung Vormalige dermalig
angetragene mithin
weniger um 192 Anton Widmann Sopranist 36,— 19,42 16,18 193 Joseph Dorfinger Altist 36,— 19,42 16,18 194 Franz Groman Tenorist 36,— 19,42 16,18 195 Mathias Stipa Passist 36,— 19,42 16,18 196 Gerhard Klemp Violinist 30,— 18,42 11,18 197 Johann Rizy Violinist 30,— 18,42 11,18 198 Jakob Skinner Violinist 30,— 18,42 11,18 199 Joseph Aigner Violinist 30,— 18,42 11,18 200 Joseph Prigel Violoncellist 30,— 18,42 11,18 201 Joseph Wenig Violonist 30,— 18,42 11,18 202 Joseph Haida Organist 112,40 53,– 59,40 203 Stephan Petz Kalkant 36,12 31,42 4,30 204 Joseph Pable
samt Beyschaffung
der Saiten Regens Chori 120,— 41,40 78,56 205 für Trompeten
und Paucken 63,38 41,35 22,30 206 zur Musick Verstärkung
in Hauptfesten 30,21 30,21 —,— Die vormalige Besoldungen waren theils von dem Kloster, theils von den Bruderschaften mit dem Regens Chori kontraktmäßig bestanden, die dermaligen aber nur mit dieser Bedingniß, solang das Kloster und die Bruderschaften selbe zu unterhalten vermögen.“11 Dass Namen und Pauschalbeträge für Trompeter und Pauker sowie für instrumentale und vokale Verstärkung an hohen Festen angeführt werden, ist eine Ausnahme. Der Organist Joseph Heyda/Hayda war auch als Komponist bekannt und wurde oft mit Joseph Haydn verwechselt. Aber auch die vorhandenen alten Abschriften von zwei seiner Messen belegen nicht zwingend deren Herkunft aus dem alten Trinitarierarchiv, da seine Musik auch andernorts überliefert ist, auch in Joseph Haydns Eisenstadt. Zum Vergleich seien hier die Angaben der alten Minoritenkirche in der Stadt aus demselben Verzeichniß Über sämtliches Musick-Personall samt ihrer vorhin dermaligen bezohlten Besoldung angeführt: „XXXVI Minoriten Kirche Besoldung Vormalige dermalig
angetragene mithin
weniger um 330 P. Mauritz Hofman
Minorit Passist und
Regens Chori 75,24 —,— 75,24 193 Joseph Dorfinger Altist 36,— 19,42 16,18 331 Ferdinand Hofman Tenorist 75,24 —,— 75,24 332 Antonia Hofmanin Diskantistin 74,54 —,— 74,54 333 2 Knaben von
St: Dorothe12 Diskantist und
Altist 75,24 —,— 75,24 334 Johann Hofmann Violinist 72,54 —,— 72,54 335 Franz Rotmüller Violinist 72,54 —,— 72,54 336 Anton Teyber Violinist 52,— —,— 52,— 337 Anton Franz Violinist 40,— —,— 40,— 338 Franz Teyber Organist 76,19 —,— 76,19 339 Ignaz...