Ausgehend von den Innovationen der Naturalisten, fand Paul Ernst (1866-1933), der Kenner der Klassik und wacher Beobachter auswärtiger Literaturen, zu höchst eigenständigen Antworten auf die Herausforderungen der Moderne. Während seine Prosa populär wurde, schwankte das Urteil der Zeitgenossen bei seiner Essayistik, Dramatik und Lyrik oft zwischen Respekt, Unverständnis und Ignoranz. Besonders seine radikalen lyrischen Texte waren für die Zeitgenossen offenbar nur schwer einzuordnen.
Ernst, Paul
Geboren als Sohn des Grubenaufsehers Johann Christian Friedrich Wilhelm Ernst und seiner Ehefrau Emma Auguste Henriette Dittmann wurde er am 18. März 1866 getauft. Er studierte nach Abschluss seiner schulischen Ausbildung Theologie und Philosophie an den Universitäten in Göttingen und Tübingen. Ein weiteres Studium der Literatur und Geschichte in Berlin schloss sich an. 1892 promovierte er in Bern. Er wurde Mitglied des progressiven Berliner Literatenvereins Durch.
Frühzeitig schloss er sich der Arbeiterbewegung an und wurde Mitglied der SPD, aus der er jedoch 1896 wieder austrat. Im „Berliner Volksblatt“ Nr. 232 vom 5. Oktober 1890 kennzeichnete ihn Friedrich Engels als einen oberflächlichen und wehleidigen Opportunisten.
Anfang des 20. Jahrhunderts hielt sich Paul Ernst in Weimar auf. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Dramen und Erzählungen. 1905/1906 war er als Dramaturg am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig. Später widmete er sich freiberuflich ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit.
Gnosa, Ralf
Ralf Gnosa ist Literaturwissenschaftler und lebt in Mönchengladbach