E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: Die drei ???
Erlhoff Rocky Beach Crimes. Tödliche Törtchen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-440-50713-1
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Tante Mathilda ermittelt
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-50713-1
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Rocky Beach Crimes: Jetzt werden die beliebtesten Nebenfiguren selbst zu Detektiven. Ein Wohlfühlkrimi mit Charme und einer extra Portion Lokalkolorit aus Rocky Beach.
Kaum weilen die drei ??? einmal nicht im schönen Rocky Beach, schon geschehen dort heikle Verbrechen. Beim Backwettbewerb erleidet Jury-Mitglied Gregory Weston einen Herzinfarkt. Der berühmte Schauspieler sackt ausgerechnet über Tante Mathildas Kirschkuchen in sich zusammen. Das kann Mathilda nicht auf sich sitzen lassen. Beherzt und ohne jegliche Scheu macht sich Justus' Tante auf die Suche nach der Wahrheit.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
KAPITEL 1
»Irgendetwas stimmt nicht, Titus.« Mathilda Jonas sah angestrengt hinter dem gelben Käfer her. Der alte Wagen fuhr durch das schmiedeeiserne Tor des Gebrauchtwarenhandels. Die Rücklichter leuchteten an der Straße kurz auf, dann gab der Fahrer Gas. »Es sind Sommerferien«, sagte Titus Jonas. Er schmunzelte unter seinem dichten, schwarzen Schnurrbart. »Die Jungen wollen ein paar Tage ohne Erwachsene zelten. Das bekommen sie schon hin.« Mathilda Jonas ließ sich nicht so einfach beruhigen. »Justus hat vorhin am Telefon davon gesprochen, dass sie zur Autovermietung Gelbert müssen. Und nun frage ich dich: Wozu braucht man einen Mietwagen, wenn man in den Bergen hinter Los Angeles wandern will?« »Du kennst doch Justus und seine Freunde.« Onkel Titus schmunzelte noch immer. »Sobald die Schule aus ist, haben sie nur noch ihren Detektivclub im Kopf. Die drei ??? sind nicht glücklich, wenn sie nicht irgendein Geheimnis lüften können.« »Es klang aber eher so, als hätten sie dieses Mal selbst ein Geheimnis.« Onkel Titus warf einen Blick auf seine altmodische Taschenuhr. »Deine Zweifel in allen Ehren, liebste Mathilda, aber solltest du nicht auf dem Weg zum Gemeindezentrum sein?« »Um Himmels willen!«, rief Mathilda Jonas. »Wie konnte ich Rocky Bake und den Wettbewerb vergessen?« Jedes Jahr organisierte der örtliche Frauenverein der kleinen Stadt eine Kuchenwoche namens Rocky Bake für wohltätige Zwecke. Der Höhepunkt der Festtage war eindeutig der große Backwettbewerb. Mathilda hatte eingewilligt, ihren allseits beliebten Kirschkuchen einzureichen. Normalerweise machte sich Mathilda nichts aus solchen Veranstaltungen, aber in diesem Fall ging es nicht nur um ihre Ehre als beste Kirschkuchenbäckerin der Westküste. Es ging ihr nicht einmal um das Preisgeld, das dem Schrottplatz sehr gelegen kommen würde – nein, Mathilda brannte darauf, den Schauspieler Greg Weston kennenzulernen. Vor vielen Jahren war Weston mit dem Kinofilm Der Bäcker von Monaco berühmt geworden. Jetzt hatte er sich bereit erklärt, als Juror beim Backwettbewerb mitzumachen und im Anschluss eine Autogrammstunde zu geben. Natürlich wollten alle den »Bäcker« höchstpersönlich kennenlernen. Nun, fast alle. Mathilda machte sich nichts aus schnulzigen Liebesfilmen. Ihr Herz schlug für Unterhaltung der gruseligen Art. Und kaum einer wusste, dass der blutjunge Weston zum Beginn seiner Karriere als Darsteller in mehreren Horrorfilmen mitgespielt hatte. Jetzt spukte er nur noch zur nächtlichen Sendezeit über den Bildschirm. Mathilda mochte die leicht angestaubten Wiederholungen, in denen Weston als lebende Mumie für Angst und Schrecken sorgte oder eine Stadt als Werwolf heimsuchte. Zu schade, dass Weston sich später auf romantische Komödien spezialisiert hatte. Aber kein Mensch war perfekt. Dafür hatte dieser Tag die Chance, es zu werden. Mathilda würde sich die ausgeblichene Videokassette von Der Werwolf von Venice signieren lassen und mit ihrem Kirschkuchen einen Pokal gewinnen. Vorher musste sie sich allerdings dringend noch umziehen. Sie konnte schlecht in ihrem alten Kleid und der Schürze zum Wettbewerb fahren. Heute war definitiv einer dieser Tage, an denen das gute Tweedkostüm aus dem Schrank geholt wurde. Zehn Minuten später hob Mathilda den Kirschkuchen in den Pick-up der Firma T. Jonas. Dort thronte er nun unter einer Kuchenglocke auf dem Beifahrersitz, gleich neben der Video-Hülle. »Lehre sie das Fürchten!«, sagte Titus und gab seiner Frau einen Schmatzer auf die Wange. »Ich lehre sie lieber das Schlemmen.« Mathilda lächelte. Dann wurde sie wieder ernst. Ihr Mann musste heute noch zu einer Haushaltsauflösung nach San Luis Obispo. »Der Lastwagen muss noch getankt werden. Und halte dich dieses Mal bitte etwas zurück. Nicht, dass du mir am Ende wieder mit schreienden Uhren und sprechenden Totenköpfen um die Ecke kommst.« »Bei besonderen Unikaten muss ich einfach zugreifen«, verteidigte sich Titus Jonas. Mathilda verzichtete ausnahmsweise auf einen Kommentar. Sie musste wirklich los. Schon sprang sie auf den Fahrersitz, winkte Titus zu und startete den Motor. Rumpelnd fuhr sie vom Hof und bog auf die Sunrise Road ab. Der Weg zum großen Gemeindezentrum dauerte keine fünf Minuten. Mit dem Auto waren die Wege in der beschaulichen Kleinstadt nicht weit. Man konnte den Eindruck gewinnen, Rocky Beach sei ein verschlafenes Nest, aber dem war nicht so. Immerhin gab es hier gleich mehrere Wohnviertel und Außenbezirke, die sich von der Küste bis zum Farmland am Fuße der Berge erstreckten. Die kleine Stadt verfügte über ein eigenes Krankenhaus, eine Polizeistation, eine Grundschule, eine Highschool und sogar eine Privatschule für Mädchen. Noch dazu gab es einen Hafen, ein Einkaufszentrum, eine Bücherei, ein Heimatmuseum und einen Botanischen Garten. Mathilda hatte hier alles, was sie brauchte. Genau das machte Rocky Beach für sie zur Weltmetropole, und das sollte ihr mal einer ausreden! Während der Himmel am Morgen noch von Wolken bedeckt gewesen war und ein leichter Seenebel die Sicht eingeschränkt hatte, strahlte nun die kalifornische Sonne auf den Ort hinab. Nur die Küstenbergkette umgab wie immer ein leichter Dunst. Mathilda fand es beinahe schade, dass sie auf dem kurzen Weg nicht an der Strandpromenade vorbeikam. Viel zu selten gönnte sie sich einen freien Tag. Aber Mathilda Jonas ging nun einmal in ihrer Arbeit auf. Was getan werden musste, musste getan werden. Egal, ob es darum ging, einen Neffen zu adoptieren, der seine Eltern verloren hatte, Überstunden im Büro zu schieben oder Haus und Hof instand zu halten. Mathilda parkte den Pick-up vor dem Gemeindehaus – einem weißen Bau im mexikanischen Stil. Neben der Old Hall und dem kleineren Gemeindehaus der Kirche war es vermutlich der wichtigste Veranstaltungsort in Rocky Beach. Mit Sicherheit war es der schönste. Hibiskus-Sträucher säumten den Parkplatz und es gab Rabatten mit bunten Blumen. Als sie den frisch gefegten Plattenweg an den Sträuchern entlanglief, flatterte eine aufgeregte Schar Vögel auf. Kleine, schwarze Körper, die gehetzt das Weite suchten. Mathilda konnte es ihnen nicht verdenken. Es herrschte ein Trubel, den man hier sonst nicht einmal beim Basar erlebte. Eine Traube von Menschen blockierte die Sicht auf den Eingang zum Gemeindehaus, darunter auch Reporter vom Lokalfernsehen. Mathilda wollte gerade der laufenden Kamera ausweichen, als sich ein junger Mann aus dem Gedränge an der Tür kämpfte. Wie ein Footballspieler preschte er mit nach vorne gebeugtem Oberkörper auf sie zu. Mathilda hatte keinesfalls vor, überrannt zu werden. Sie versuchte, zur Seite springen, doch da war er schon auf ihrer Höhe und rempelte sie im Vorbeilaufen an. »Nein!«, entfuhr es ihr, während mehrere Dinge gleichzeitig passierten. Die Kuchenplatte in ihren Händen entwickelte durch den heftigen Schwung ein Eigenleben. Sie geriet ins Trudeln. Die Kuchenglocke segelte – wie in einer grausamen Zeitlupe – durch die Luft und der Kuchen schien ihr folgen zu wollen. Kirschen aus eigener Ernte, frische Eier, gute Butter und jede Menge Arbeit in Sekunden ruiniert? Nicht mit Mathilda! Sie machte einen athletischen Ausfallschritt, der einer Zirkusartistin würdig gewesen wäre, und vollführte eine Ausgleichsbewegung mit dem Oberkörper. Ihr linkes Knie knickte ein. Doch Mathilda schaffte es, den Kirschkuchen zu stabilisieren. Das Pochen und Stechen im Knie ignorierte sie tapfer. Sie hatte ihr Werk gerettet. Ein paar Leute klatschten. Mathilda rappelte sich auf. Über die Schulter warf sie einen Blick auf den jungen Mann, der inzwischen den Parkplatz erreicht hatte und in einen alten Ford stieg. Dieser ungehobelte Geselle sollte ihr noch einmal begegnen! Er konnte von Glück reden, dass der Kirschkuchen seine Unverfrorenheit überlebt hatte. Ihr Werk fest im Griff, steuerte Mathilda erneut auf den Eingang zu und stürzte sich ins Getümmel. Menschen schoben in alle Richtungen, ein Reporter der Lokalzeitung stieß beim Fotografieren eine Vase mit Blumen um und die Veranstalterin des Wettbewerbs sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Wie sich kurz darauf herausstellte, jedoch vor Glück. »Mrs Jonas!« Eudora Kretschmer fächelte sich Luft zu. »Ist das nicht großartig? Die Show wird ein gigantisches Medienereignis. Sogar Jenny Collins von Network-TV ist da.« Mathilda überprüfte die Kuchenplatte. Alle Kirschen waren noch an Ort und Stelle. »Wir haben aber auch die Crème de la Crème der Juroren«, plapperte Mrs Kretschmer weiter, als ob sie das nicht schon hundert Mal erzählt hätte. »Es ist mir gelungen, echte Weltstars für die Jury zu engagieren.« Mathilda nickte nur. Es war besser, Eudora Kretschmer in dem Glauben zu lassen, dass sie das Event des Jahrtausends auf die Beine gestellt hatte. Beachtlich war es allerdings schon, was Mrs Kretschmer organisiert hatte. Die Buchhandlung Booksmith warb auf einer Aktionsfläche für Backbücher, die Cheerleader der Highschool verkauften Kuchen für wohltätige Zwecke und der Kaninchenzüchterverein hatte einen riesigen Hasen aus Rührteig und Schokolade gespendet, der jeden vorwurfsvoll anstarrte, der das Gemeindehaus betrat. Hauptsächlich ging es jedoch um den Wettbewerb, der jedes Jahr größer und aufwendiger wurde. So gut wie alle Rocky Beacher kannten...