E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Englmann Bedeutende Briefe
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86415-808-7
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die außergewöhnlichsten deutschen Schrifstücke
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-86415-808-7
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Briefe bewegen Menschen, Briefe bewegen die Welt. Sie verändern den Lauf der Geschichte oder auch nur das Leben eines einzelnen Menschen. Mal erzählen sie Bedeutendes, mal Belangloses, mal Amüsantes oder Skurriles. In ihnen spiegelt sich das Schicksal der Welt.
Dieses Buch versammelt 90 der faszinierendsten Briefe, die in deutscher Sprache je geschrieben wurden: von Politikern und Königen, Schriftstellern, Künstlern, Philosophen, Gelehrten, Wissenschaftlern, Weltenbummlern, Entdeckern, Erfindern und vielen anderen. Ausgestattet mit Faksimiles der Originale und erklärenden Texten, bietet diese Sammlung einen Einblick in die Gedankenwelt der großen Geister unserer Nation.
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1582
Helena von Schallenberg an Christoph Schallenberg
Freuntlicher mein gar im herz aller liebster brueder Cristoff, dier sein mein schwösterliche lieb und treu die zeidt meines löbens von mier beraydt, unnd winsch dier von gott den almechtigen vil glickseliger wolgeenter gesunder zeit unnd alles was dier zuseel und leib nuz unnd guet ist, hertz lieber brueder, ich hab den 29 jannuary gar auch ein hertz liebes schreiben von dier epfangen und draus deinen gsunndt mit hertzlichen grosen freyden vernomben, hab demnach nit underlassen khinen dier wieder zu schreiben, und las dich wissen das es mier gott dem herrn sey lob und dankh gesagt gar wol get, der wölle mich und unns alle lenger zu seine in seinen götlichen gnad erhalten amen, hertz liebster brueder ich hab aus deinen schreiben verstanden das es der frauen Madtalena gar ibl gehtt, wölches mier im herzen treulich laidt ist, gott der almechtige wölle ir gedult verleihen und gnad göben damit sie und ir herr wider in ainigkhait bracht werden, ich khan wol gedenkhen das die frumb frau elend genueg ist nachdem sie so gar alein in der frembt ist, und khain ainigen menschn der irigen hat der sich irer annäm, ich hab ways gott lang treulich an ire herrn brüeder angehaltn das sie ir schreiben sollen, hab aber nichts erlangen khinen, es thuet mier selbs gar hertznot auf, sie wais nit wie sie es main, ich glaub das sie ir feind sein, ich kann miers anderst nit gedenkhen, ich wais wol das ir denoch ein grose freidt wär, wan sie immer ein schreiben hät von irn briedern, du hast gar recht than das du sie hast haimgesuecht, ich glaub gern das sie im herzn fro ist gewöst daraus weil du so unversehens bist khumen und ir die brief überantwort, und da du dich ein weil nit zu erkhenen hast geben, ist ir die freydt noch gröser wortn, bit dich mein herzliebster brueder du wöllest sie gar oft, weil du zu Sennis bist, haimsuechen, den ich wais wol das du ir ein gar lieber gast bist und ein grosse recht ergötzlichkhaidt hat wan sie mit dir rött und dier ir lait khlagt, den ir fraindt sein zu seltsam drinen, wolt gott das ich sie vor meinen tot auch sehen khint, aber ich hab kaine hoffnung das sein khine, herz libster brueder schreibt mir wie du willens seist auf ostern, wofern es gottes will ist, ein weide reis zu thuen, wölich er in der wahrhait nit gar gern siecht, es ist vielleicht wol dein will aber ich fircht halt nuer du werst dich etwa gar zu gern dahin wagen, den man sagt es sey immer gar unsicher auf dem mör zu farn von wögen der mörrauber und das sunst zu das mör gar ungestiem ist, bitich demnach mein gar herzenliebster brueder du wollest denocht achtung auf dich haben und nit etwa in gefar göben voraus, wan du dich etwa zu unversitet Leiden begöbst, das du, darvor dich gott behietn wölle, in ein unglickh khämbst, bitt dich du wöllest derwegen sorg haben damit du mit einer gueden gesölschaft hinein khumst und zu einer zeit da es sicher und auf dem mör guet ist, gott der himlische vatter wöle dir glickh und hail verleihen und tein treuer gleitsman sein damit du auf dieser rais guet an khomst, und wölle dier wiederumb mit gesund und freud heraus helfen amen, schau vergis nuer seiner nit, und hab, wie ich dich vor auch gebötten hab, gott treulich vor augen, und begeb dich nit leichtlich in gefar, den das selbig haist gott versuchen wen einer gar zu verwögen ist, schau hab nur fleis das du alzeit bereit zu leiden bist und pet fleisig, ich will gott auch treulich fierpitten, bit dich du wölest wofer du glögenhait hast vor deinen wöckhziehen einmal schreiben den darnach wer ich gar lang khain schreiben von dier haben und wier dier nit schreiben khinen, von dem Hieronimus habe ich gar lang khain schreiben gehabt, glaub aber es gehe im wol, sein her ist jetzt schon hie pey uns, und hat in dieweil pei seinen sachen gelasen, den er hats alls under handen, hat gar vill zu thuen, aber wais nit wies sein nutz ist, wär leicht böser er wär an ain andern ort, der Sallinger ist neulich drinen in Padua gewöst in deinem und des Aspen losamnet, wer gar gern bei dier gewöst das er dir auch gesagt het wies mit dem Hieronymus stet, aber ich glaub ich wöl so vil zustand pringen das im der herr vatter wöckh nehmen wiert, ich hab dier vil von im zu schreiben, aber es khan nit recht sein ... in sein herr und jederman gar verächtlich hält und gleich fier ein narn, und hat vor nimant khainen schutz, wan das wenigst unrecht geschieht so mues er darumben die geisl khostn, das geschicht im tag ein 7 mal, er hat soln lernen auf der lauten zu schlagen und hats auch schon ziemlich khindt, aber sein herr last im nit vil darzue, er hat nuer einmal ein etlich zeiln gschrieben und hat sich gar oft khlagt, habs im aber nit glauben wöllen bis miers der Salinger selbs gesagt hat, sonst geht es gott lob alenhalben bey uns wol, alein her Siegmunt hat noch imerdar groses wehklagen seinen fues, es ist jetzt ein arzt bey uns gewöst, der meint er wölle im mit gottes hilf helffen, gott wölle das geschehe, weider weis ich dir mein gar herz liebster brueder dieser zeit nichts zu schreiben, sey von mir gar zu viel hunder tausent mal treulich gegriest, die frau muem last dich auch zu tausentmal griesn desgleichen auch unser ganzes frauenzimer und der Görg, bit dich du wöllest der frau auch einmal schreiben den es gefiel ir gar wol, hiemit bevilch ich dich sambt aller welt gott dem in sein seinen göttlichen sögen, tatum Sprinznstein den 31 january im 82 jar d.t.w.sch alzeit bis in tot Helena Schallenbergerin Übertragung in modernes Deutsch:
Mein freundlicher, gar herzallerliebster Bruder Christoph, für dich sei meine schwesterliche Liebe und Treue Zeit meines Lebens, und ich wünsche dir durch Gott den Allmächtigen eine glückselige, wohlergehende, gesunde Zeit und alles, was deiner Seele und deinem Körper gut tut. Herzlieber Bruder, ich habe am 29. Januar auch ein herzliebes Schreiben von dir empfangen und daraus mit herzlich großer Freude vernommen, dass du gesund bist. Daher habe ich es nicht unterlassen können, dir wieder zu schreiben, und lasse dich wissen, dass es mir (Gott dem Herrn sei Lob und Dank gesagt) sehr gut geht; wolle er uns nur allen noch länger seine göttliche Gnade erhalten, Amen. Herzlieber Bruder, ich habe aus deinem Schreiben verstanden, dass es der Frau Magdalena ganz übel geht, was mir ehrlich von Herzen leid tut. Gott der Allmächtige möge ihr Geduld verleihen und die Gnade haben, dass sie und ihr Herr wieder zusammengebracht werden. Ich kann mir schon denken, dass es der frommen Frau elend genug ist, nachdem sie so alleine in der Fremde ist und keinen einzigen Menschen der ihrigen mehr hat, der sich ihrer annähme. Ich habe ihre Brüder weiß Gott lange ernsthaft angehalten, ihr zu schreiben, aber ich habe nichts erreichen können. Es bringt mein eigenes Herz in Not. Die Brüder wissen nicht, was sie tun; ich glaube, dass sie verfeindet sind, anders kann ich mir das nicht erklären. Ich weiß wohl, dass es ihr dennoch eine große Freude wäre, wenn sie ein Schreiben von ihren Brüdern bekäme. Du hast es richtig gemacht, sie zu besuchen, ich glaube, sie hat sich von Herzen gefreut, weil du so überraschend gekommen bist und ihr die Briefe gebracht hast. Und da du dich eine Zeitlang nicht zu erkennen gegeben hast, ist ihre Freude noch größer geworden. Ich bitte dich, mein herzliebster Bruder, du mögest sie ganz oft besuchen, während du in Siena bist, denn ich weiß gut, dass du ein ganz lieber Gast bist und sie eine große Freude hat, wenn sie mit dir spricht und dir ihr Leid klagt, denn ihre Freunde sind zu selten da. Gebe Gott, dass ich sie vor meinem Tod auch noch einmal sehen könnte, aber darauf habe ich keine Hoffnung. Herzliebster Bruder, schreibe mir, wo du an Ostern sein willst, so es Gott will. Er sieht es in Wirklichkeit nicht gerne, wenn jemand eine weite Reise unternimmt. Es mag vielleicht dein Wille sein, aber ich fürchte eben, dass du dich zu weit vorwagst. Denn man sagt, es sei wegen der Piraten gefährlich, zur See zu fahren, und dass das Meer auch sonst sehr ungestüm ist. Ich bitte dich sehr, mein herzliebster Bruder, dass du auf dich achtest und dich nicht absichtlich in Gefahr begibst, bevor du zur Universität Leiden gehst. Gott möge dich davor behüten, in ein Unglück zu geraten. Ich bitte dich aufzupassen, damit du in eine gute Reisegesellschaft kommst, und das zu einer Zeit, da es auf dem Meer sicher und gut ist. Gott der himmlische Vater möge dir Glück und Heil verleihen und dir ein treuer Begleiter sein, damit du auf dieser Reise gut ankommst, und er möge dir wiederum mit Gesundheit und Freude aushelfen, Amen. Schau, vergiss nur seiner nicht, und habe, wie ich dich gebeten habe, Gott treu vor Augen, und begib dich nicht leichtsinnig in Gefahr. Denn dieses bedeutet, Gott zu versuchen, wenn jemand gar zu verwegen ist. Sieh zu, dass du fleißig und bereit für Leiden bist. Ich will bei Gott auch Fürbitten vorbringen und bitte dich, mir noch einmal zu schreiben, wenn du vor deiner Weiterreise noch Gelegenheit dafür hast. Denn danach werde ich lange Zeit kein Schreiben mehr von dir bekommen und dir nicht schreiben können. Von Hieronymus habe ich hier auch lange kein Schreiben mehr bekommen, aber ich glaube, es geht ihm gut. Sein Herr ist schon hier bei uns, und hat Hieronymus derweil bei seinen Sachen gelassen. Der hat alles im Griff und hat sehr viel zu tun, aber er weiß nicht, was er davon hat, an einem anderen Ort wäre es vielleicht schlimmer. Der Sallinger war neulich in Padua, in derselben Unterkunft wie du und Aspen. Er wäre gerne zu dir gekommen und hätte dir auch gesagt, wie es um den Hieronymus steht. Ich glaube, ich will so viel zustandebringen, was ihm der Herr Vater wegnehmen wird, ich habe dir viel von ihm zu schreiben, aber das ist nicht in...