Anwendung und Wirkungsweisen von Psychopharmaka und Drogen
E-Book, Deutsch, 365 Seiten
ISBN: 978-3-8409-0687-9
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Suchttherapie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Neuropharmakologie, Psychopharmakologie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Pharmakologie, Toxikologie
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;8
2;Teil I - Grundlagen;10
2.1;1 Einführung;10
2.1.1;Beispiele von Behandlungen mit Psychopharmaka;10
2.1.2;Begriffsbestimmungen und Definitionen;15
2.1.3;Geschichte der Psychopharmakologie;17
2.2;2 Klassifikation psychotroper Substanzen;25
2.2.1;Klassifikationen von Psychopharmaka;25
2.3;3 Abriß organisch-chemischer Grundlagen;32
2.3.1;Kohlenwasserstoffe;32
2.3.2;Amine;36
2.3.3;Heterozyklische Verbindungen;37
2.3.4;Aminosäuren und Proteine;38
2.3.5;Vertiefende Literatur;40
2.4;4 Pharmakokinetik und Pharmakodynamik;41
2.4.1;Grundbegriffe der Pharmakokinetik;41
2.4.2;Galenik;42
2.4.3;Aufnahme - Absorption - Resorption;43
2.4.4;Verteilung;45
2.4.5;Biotransformation - Stoff‘wechsel’;46
2.4.6;Elimination;49
2.4.7;Meßgrößen pharmakokinetischer Prozesse;49
2.4.8;Grundbegriffe der Pharmakodynamik;51
2.4.9;Vertiefende Literatur;55
2.5;5 Die Blut-Hirn-Schranke;56
2.5.1;Aufbau und Wirkungsweise der Blut-Hirn-Schranke;56
2.5.2;Funktion und Dysfunktion der Blut-Hirn-Schranke;61
2.5.3;Die circumventrikulären Organe - Fenster zum Gehirn;62
2.5.4;Vertiefende Literatur;63
2.6;6 Neurotransmitter - Botenstoffe im Gehirn I;64
2.6.1;Beispiel: Acetylcholin und Morbus Alzheimer;64
2.6.2;Gehirnzellen;65
2.6.3;Synapsen und synaptische Übertragung;67
2.6.4;Der Neurotransmitter Acetylcholin (ACh);70
2.6.5;ACh und die Alzheimer’sche Krankheit;73
2.6.6;Niedermolekulare Neurotransmitter;75
2.6.7;Vertiefende Literatur;76
2.7;7 Neuropeptide - Botenstoffe im Gehirn II;79
2.7.1;Neuropeptide;79
2.7.2;Koexistenz und ‘ Ko’- Funktion von Neuropeptiden und Neurotransmittern;84
2.7.3;Vertiefende Literatur;88
3;Teil II – Psychopharmaka;89
3.1;8 Endorphine, Opiate und Analgetika;89
3.1.1;Endorphine;89
3.1.2;Opiate;93
3.1.3;Endorphine - Endogene Liganden an Opiatrezeptoren;100
3.1.4;Opiate, Endorphine und Analgesie;101
3.1.5;Opiate, Endorphine und Abhängigkeit;105
3.1.6;Andere Analgetika;106
3.1.7;Vertiefende Literatur;108
3.2;9 Schizophrenien und ihre Behandlung mit Neuroleptika;109
3.2.1;Schizophrene Störungen;109
3.2.2;Neuroleptika;120
3.2.3;Klinische Wirkungen von Neuroleptika;126
3.2.4;Unerwünschte Wirkungen von Neuroleptika;129
3.2.5;Pharmakokinetik von Neuroleptika;133
3.2.6;Vertiefende Literatur;134
3.3;10 Der Neurotransmitter Dopamin;135
3.3.1;seine Rolle bei Morbus Parkinson, Schizophrenie und der Wirkung von Neuroleptika;135
3.3.2;Dopamin und Dopaminrezeptoren;135
3.3.3;Dopaminerge Bahnen;139
3.3.4;Dopamin und Morbus Parkinson;141
3.3.5;Die Dopamin-Hypothese der Schizophrenie;145
3.3.6;Die Bedeutung von Neuropeptiden;150
3.3.7;Hirnorganische Veränderungen bei Schizophrenien;152
3.3.8;Vertiefende Literatur;153
3.4;11 Depressive Erkrankungen, Antidepressiva, Manie und Lithium;154
3.4.1;Symptome depressiver Störungen;154
3.4.2;Klassifikation depressiver Störungen;156
3.4.3;Ursachen depressiver Störungen und Therapieansätze;158
3.4.4;Antidepressiva und ihre Wirkungen;162
3.4.5;Die Monoamin-Hypothese der Depression und zentralnervöse Wirkungen von Antidepressiva;170
3.4.6;Lithium und die Behandlung der Manie;181
3.4.7;SAD (Seasonal Affective Disorder) und CCO (Carbohydrate Craving Obesity, Kohlenhydratheißhunger);184
3.4.8;Vertiefende Literatur;188
3.5;12 Angst, Benzodiazepine und der Neurotransmitter GABA;189
3.5.1;Angst;190
3.5.2;Benzodiazepine, Beruhigung und Anxiolyse;194
3.5.3;Der GABA-Rezeptor;202
3.5.4;Nicht benzodiazepin-verwandte Tranquilizer;208
3.5.5;Sind Tranquilizer als Anxiolytika geeignet?;211
3.5.6;Vertiefende Literatur;212
3.6;13 Schlafmittel, Antiepileptika und GABA;213
3.6.1;Normaler Schlaf;213
3.6.2;Schlafstörungen - Symptome mit vielen möglichen Ursachen;216
3.6.3;Schlafmittel;221
3.6.4;Schlafmittel führen zu Schlafstörungen;227
3.6.5;Antikonvulsiva/Antiepileptika;227
3.6.6;Vertiefende Literatur;233
3.7;14 Spezielle Probleme bei der Behandlung mit Psychopharmaka: Die Wirkung bei Kindern und Älteren;234
3.7.1;Probleme des Einsatzes von Psychopharmaka bei Kindern;235
3.7.2;Indikation und Behandlung von Kindern mit Psychopharmaka;237
3.7.3;Probleme bei der Therapie von Älteren mit Psychopharmaka;244
3.7.4;Indikation und Behandlung von Älteren mit Psychopharmaka;248
3.7.5;Vertiefende Literatur;251
4;Teil III – Drogen;252
4.1;15 Toleranz und Abhängigkeit;252
4.1.1;Begriffsbestimmungen;252
4.1.2;Modelle der Abhängigkeitsentwicklung;256
4.1.3;Abhängigkeitsprofile;267
4.1.4;Abhängigkeit als gesellschaftliches Problem;270
4.1.5;Behandlung von Abhängigkeit;272
4.1.6;Vertiefende Literatur;274
4.1.7;Wichtige Anschriften;274
4.2;16 Psychostimulantien: von Coffein und Kokain;275
4.2.1;Die heiße Bohne - Coffein;275
4.2.2;Kokain;281
4.2.3;Amphetamine;286
4.2.4;Zur Wirkungsweise von Psychostimulantien;290
4.2.5;Klinische Anwendung von Stimulantien;292
4.2.6;Vertiefende Literatur;293
4.3;17 Psychedelika;294
4.3.1;Wirkungen auf Erleben und Verhalten;295
4.3.2;Übersicht über die häufigsten Psychedelika;297
4.3.3;Zur Wirkungsweise von Psychedelika;304
4.4;18 Nikotin und Rauchverhalten;306
4.4.1;Geschichte und Erforschung des Tabakkonsums;307
4.4.2;Die Verbreitung des Rauchens;308
4.4.3;Wirkungsweise des Nikotins;309
4.4.4;Wirkungen von Nikotin auf Erleben und Verhalten;312
4.4.5;Wirkungen von Nikotin auf Organsysteme;315
4.4.6;Tabakrauch - eine giftige Mischung;316
4.4.7;Was erhält Rauchverhalten aufrecht?;318
4.4.8;Vertiefende Literatur;323
4.5;19 Äthanol und Alkoholismus;324
4.5.1;Was ist Alkohol?;324
4.5.2;Wirkungen des Alkohols auf Bewußtsein und Verhalten;326
4.5.3;Wie entsteht Alkohol?;328
4.5.4;Pharmakokinetik des Alkohols;329
4.5.5;Wirkungen von Alkohol im Zentralnervensystem;331
4.5.6;Peripher-physiologische Wirkungen von Äthanol;332
4.5.7;Abhängigkeit von Alkohol, Alkoholismus;335
4.5.8;Wie kommt es zu Alkoholabhängigkeit?;336
4.5.9;Verfügbarkeit von Alkohol und Ausmaß des Alkoholkonsums;341
4.5.10;Alkoholabhängigkeit ist ein Gesundheitsrisiko;342
4.5.11;Behandlung von Alkoholabhängigkeit;343
4.5.12;Vertiefende Literatur;346
4.6;20 Früchte des indischen Hanfs: Marihuana und Haschisch;347
4.6.1;Geschichte und Herstellung der Cannabisprodukte;347
4.6.2;Pharmakokinetik des Delta-9-tetrahydrocannabinol (THC);349
4.6.3;Wirkungen auf Erleben und Verhalten;349
4.6.4;Unerwünschte Wirkungen;351
4.6.5;Zentralnervöse Effekte von THC;352
4.6.6;Abhängigkeit von Marihuana und Haschisch;352
4.6.7;Verbreitung von Marihuana und Haschisch;354
4.6.8;Soziokultureller Hintergrund des Konsums ‘sozialer Drogen’;355
5;Sachverzeichnis;360
16 Psychostimulantien: von Coffein und Kokain (S. 268-269)
Stimulantien sind Drogen mit Weckeffekt, sie machen wacher. Häufig verbessern sie die Stimmung und muntern den Geist auf. Diese psychoaktiven Effekte bedingen mit das Bestreben, Stimulantien immer mehr und immer häufiger einzunehmen und sind mit dafür verantwortlich, daß man von Stimulantien abhängig werden kann. Im folgenden Kapitel werden recht unterschiedliche Stimulantien vorgestellt. Kokain und Amphetamine wirken zwar in ähnlicher Weise wie die Xanthin-Derivate (z.B. Coffein) auf die Psyche, aber ganz unterschiedlich auf zentralnervöse Prozesse. Auch die Gefahr der Abhängigkeitsentwicklung unterscheidet sich: Coffein beispielsweise besitzt ein sehr viel geringeres Abhängigkeitspotential als Kokain oder Amphetamine, die stärkere euphorisierende Wirkungen haben. Die Behandlung aller dieser Substanzen in einem Kapitel erscheint deshalb etwas willkürlich. Den roten Faden bilden die stimulierenden Wirkungen aller im folgenden behandelten Substanzen. Manche Verhaltenseffekte ähneln sich deutlich in Abhängigkeit der Applikationsform, wenn also die Drogen nicht inhaliert oder in die Blutbahn injiziert werden, sondern, wenn sie oral aufgenommen und damit langsam absorbiert werden.
Die heiße Bohne - Coffein Als 900 n.Chr. in der Nahe von Mocha im Südjemen die anregende Wirkung der Kaffeepflanze entdeckt wurde, entbrannte schon bald die Diskussion darüber, ob der Kaffee als Geschenk Allahs zu betrachten sei oder ob er unter das Rauschmittelverbot des Korans falle. In Form eines flüssigen Gastgeschenks von Sultan Mohammed IV. gelangte der Kaffee an den Hof des französischen Sonnenkönigs Louis XIV. Um den bitteren Geschmack zu mindern, süßten die Höflinge das Getränk mit Zucker und bereiteten so die Verbreitung des Kaffees in ganz Europa vor. "Ei wie schmeckt der Kaffee süße, lieblicher als tausend Küsse" dichtete 1732 Johann Sebastian Bach in seiner Kaffeekantate. Heute trinken in der Bundesrepublik Deutschland schätzungsweise rund 14 Millionen Bürger ihren Kaffee, weltweit werden täglich mehrere Milliarden Tassen Kaffee konsumiert. Braut man aus 10 g Kaffeebohnen eine Tasse Kaffee, so enthält diese etwa 0,l g Coffein. In den USA wird der jährliche Verbrauch an Coffein in Form von Kaffee auf etwa 50 g/Kopf geschätzt, was etwa 500 Tassen pro Person und Jahr entspricht.
Bei Coffein handelt es sich um eine von drei wichtigen Derivaten des Xanthins. Die beiden anderen Xanthin-Derivate sind Theobromin, das in der Kakaobohne vorkommt, und Theophyllin, das neben dem dort auch als Teïn bezeichnteten Coffeïn in den Blättern des Teestrauches enthalten ist. Alle drei Substanzen sind Beispiele nicht-selektiver Stimulantien, d.h. sie wirken auf eine Vielzahl unterschiedlicher Zellen. Von diesen drei Substanzen wirkt Coffein am anregensten auf ZNS und Skelettmuskulatur. Kristallines Coffein besteht aus weißen, bitter schmeckenden Nadeln, die sich nur schwer in Wasser oder Alkohol lösen. Es kommt im Samen des Kaffeebaumes (Kaffeebohnen bis zu 2%), in Teeblättern (2-4%), im Maté (ca.l%), der Colanuß (2-4%) und im Guaranasamen (4-6%) vor.
Eine Tasse Kaffee enthält durchschnittlich zwischen 100 und 150 mg Coffein (Instant-Kaffee etwa 75 mg davon), eine Tasse Tee 25-150 mg, 1/2 l eines Cola-haltigen Getränks enthält etwa 50-100 mg. Bekanntlich zeigen Kinder eine Vorliebe für Coca-Cola. Bedenkt man, daß Kinder oft nur die Hälfte des Körpergewichts von Erwachsenen haben, so entspricht bei Kindern ein Glas Coca-Cola, bezogen auf die Wirkungsmenge pro Körpergewicht, etwa einer Tasse Kaffee bei Erwachsenen. Auch eine Tasse kakaohaltiger Milch kann bis zu 50 mg an stimulierender Substanz enthalten und hat damit auf ein Kleinkind die äquivalente Wirkung wie eine Tasse Kaffee beim Erwachsenen. (Untersuchungen zur Wirkung von Coffein sind daher fast nur an Personen durchgefuhrt worden, die häufig seit langer Zeit ein gewisses Ausmaß an Gewöhnung aufwiesen.)