E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Eichner Ich liebe das Meer wie meine Seele
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7822-1186-4
Verlag: Koehler in Maximilian Verlag GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Berühmte Schriftsteller und ihre Seereisen
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-7822-1186-4
Verlag: Koehler in Maximilian Verlag GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Sie fuhren in den Orient oder gleich um die ganze Welt, jagten Wale und Robben in der Arktis oder seltene Käfer in Asien, erkundeten Fjorde und Weltstädte am Was-ser. Sie trotzten Atlantikstürmen, besuchten ihre Sehnsuchtsorte, erfüllten sich Südseeträume oder brachen auf zu neuen Ufern – und verarbeiteten ihre Seereisen anschließend literarisch.
"Ich liebe das Meer wie meine Seele": Dieser Ausspruch des Dichters Heinrich Heine anlässlich eines Norderney-Aufenthalts beschreibt treffend die tiefe Sehnsucht des Menschen nach der See, wie sie auch Schriftsteller immer wieder empfunden und zu Papier gebracht haben. Das Buch spannt den Bogen vom frühen 19. bis ins be-ginnende 21. Jahrhundert, umfasst also die gesamte Epoche, in der die Schiffsreise in ihrer heutigen Form entstanden ist. Viele Schriftsteller gingen gleich für Wochen oder Monate an Bord: Die Spanne reicht von klassischen maritimen Autoren wie Gorch Fock und Robert Louis Stevenson über reisende Dandys wie Thomas Mann und Jean Cocteau bis hin zu Reiseliteraten wie Mark Twain oder dem "rasenden Reporter" Egon Erwin Kisch. Ihre Erlebnisse haben sie mal spannend, mal humor-voll und mitunter höchst akribisch in persönlichen Aufzeichnungen, Briefen oder literarisch überhöht zu Papier gebracht. Die Palette ihrer Beobachtungen reicht da-bei vom Bordleben über interessante Landausflüge bis hin zur Schönheit des Mee-res.
Das Buch bietet eine nautische tour d'horizon durch die Reise- und Weltliteratur – und ist eine Schatzkiste für Kreuzfahrtpassagiere, Shiplover und Literaturfans. Der Titel ist als reflowable ebook erschienen.
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An Bord
Eine kleine Geschichte der Seereise
»Ich liebe das Meer wie meine Seele«: Dieses Zitat des Dichters Heinrich Heine anlässlich eines Norderney-Aufenthalts beschreibt treffend die tiefe Sehnsucht des Menschen nach der See – und steht damit exemplarisch für das, was viele von Heines Schriftstellerkollegen in den folgenden Jahrzehnten ganz ähnlich empfanden. Denn seit jeher übt das Meer eine ganz besondere Faszination auf die Menschen aus. Erst recht, seit eine Schiffsreise mit immer weniger Beschwerlichkeiten verbunden ist und sich der Fokus von einem reinen Personentransport immer mehr in Richtung Vergnügungsreise verschoben hat. Schriftsteller aus den unterschiedlichsten Ländern haben diese Entwicklung mit begleitet – und ihre Beobachtungen mal in persönlichen Aufzeichnungen oder plastischen Briefen, mal in literarisch überhöhter Form zu Papier gebracht. Sie fuhren dabei in den Orient oder gleich um die ganze Welt, jagten Wale und Robben in der Arktis oder Käfer in Asien, erkundeten Fjorde und Weltstädte am Wasser. Sie besuchten ihre Sehnsuchtsorte, erfüllten sich Südseeträume oder brachen auf zu völlig neuen Ufern. Angefangen bei Charles Dickens, der 1842 eine der ersten fahrplanmäßigen Reisen per Dampfer über den Atlantik buchte (die ihm prompt durch einen veritablen Sturm verleidet wurde), bis hin zum zeitgenössischen Reiseschriftsteller Cees Nooteboom, der auf einem modernen Kreuzfahrtschiff bequem und gewissermaßen en passant das sagenumwobene Kap Hoorn umrundete und dabei noch genügend Muße fand, im Salon seine Erlebnisse an Bord niederzuschreiben. Andere wie Thomas Mann sezierten in bester Chirurgenmanier ihre Mitpassagiere und deren Verhalten an Bord, zeigten sich wie Herman Bang erschüttert angesichts der bedrohlichen Naturgewalten oder freuten sich wie Mark Twain nach anstrengenden Landausflügen auf die Rückkehr zum Schiff. Dabei ist die Seereise in ihrer heutigen Form eine vergleichsweise junge Erscheinung. Erst die Dampfkraft macht es Anfang des 19. Jahrhunderts überhaupt möglich, nach einem verlässlichen Fahrplan und unabhängig von Wind und Strömungen die Meere zu befahren. Zu den Pionieren gehört beispielsweise die Cunard Line, die seit 1840 einen fahrplanmäßigen Post- und Passagierdienst von Europa nach Amerika etabliert. In der entgegengesetzten Himmelsrichtung erschließt die P&O Line den Seeverkehr bis nach Britisch-Indien. Der Schriftsteller und Journalist William Makepeace Thackeray kommt bei P&O in den Genuss einer der ersten Mittelmeer-Pressereisen, auch wenn sein Abenteuer von einer Kreuzfahrt im heutigen Sinn noch weit entfernt ist. Für seine Rundreise muss er mehrfach das Schiff wechseln – nämlich von einem fahrplan- und routengebundenen Liner zum nächsten. Bequemer hat es da schon Mark Twain, dessen Reise Ende der 1860er-Jahre tatsächlich schon Züge einer modernen Kreuzfahrt trägt, auch wenn das Schiff extra für diese spezielle Reise gechartert ist. Immerhin: Der hölzerne Raddampfer folgt einer vorgegebenen Route zu verschiedenen touristischen Destinationen rund um das Mittelmeer, und der Schriftsteller genießt die Vorzüge der eigenen Kabine, in die er nach ausgedehnten und anstrengenden Landausflügen zurückkehren kann – ein winziges Stück Heimat mitten auf dem Wasser. Dennoch bleibt diese Reiseform vorerst eine kurzlebige Episode, und auch Anfang der 1890er-Jahre müssen sich schwerreiche Weltreisende wie der junge Harry Graf Kessler ihre einzelnen Teilstrecken rund um den Globus noch mühsam bei verschiedenen Reedereien zusammenstellen. Aber etwa zur gleichen Zeit sind auch die Anfänge unserer heutigen Kreuzfahrtindustrie zu verorten: 1891 schickt der visionäre Hapag-Chef Albert Ballin den Liner AUGUSTA VICTORIA erstmals zu einer »Vergnügungsreise« in Richtung Mittelmeer, und die neue Art des Reisens findet rasch Anklang beim vermögenden Publikum. Jetzt stehen nicht mehr die reine Transportmöglichkeit und das pure Ankommen-Wollen im Vordergrund; vielmehr leistet man es sich nun, individuell und höchst komfortabel zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten befördert zu werden und so aufs Angenehmste seine Reiseeindrücke sammeln zu können. Ganz hoch im Kurs steht das Mittelmeer – seit jeher das bevorzugte Ziel jeder klassischen Grand Tour. Aber gerade für die deutschen Schiffspassagiere (die im Grunde jetzt keine »Passage« mehr von A nach B buchen, sondern eine touristische Rundreise absolvieren) entwickelt in den Sommermonaten auch die norwegische Fjordlandschaft hohe Anziehungskraft. Die jährlichen »Nordlandreisen« von Kaiser Wilhelm II. auf seiner Staatsyacht HOHENZOLLERN machen dieses Reiseziel bei seinen Untertanen höchst populär – auch der Schriftsteller Gorch Fock kommt 1913 in den Genuss einer Freipassage auf einem eigens dafür gebauten Hapag-Dampfer. Ein anderer Wind weht derweil noch auf dem Nordatlantik: Hier prägt bis zum Ersten Weltkrieg die Massenauswanderung von Europa nach Amerika das Geschäft. Die Bedingungen auf dem Zwischendeck sind anfangs menschenunwürdig; selbst noch um 1880, als Robert Louis Stevenson eine Passage auf einem britischen Auswandererschiff bucht. Und auch als die Unterkünfte im Zwischendeck größer, sauberer und komfortabler werden und die Massenschlafsäle deutlich bequemeren Viererkabinen weichen, bleiben die Lebensbedingungen an Bord zumindest für eine Berufsklasse hart: die Heizer im Kesselraum. Egon Erwin Kisch, der »rasende Reporter« mit den feinen Antennen für soziale Missstände, hat ihnen ein beeindruckendes literarisches Denkmal gesetzt. Erst mit der Ölfeuerung, die sich nach dem Ersten Weltkrieg allmählich durchsetzt, verbessern sich die Arbeitsbedingungen unter Deck spürbar. Etwa zur gleichen Zeit kommt auch eine neue Form der Seereise auf – die Weltreise. Erneut ist die Cunard Line Vorreiter und schickt 1923 mit der LACONIA ein Schiff rein zum Vergnügen der zahlungskräftigen Reisenden einmal rund um den Globus. Das exklusive Vergnügen ist wahrlich First Class, denn eine Klassentrennung wie auf den Linienreisen gibt es hier – wie auch bei anderen Kreuzfahrten – nicht, was sicherlich ebenfalls zum Reiz dieser Reiseform beiträgt. Manch umfunktionierter Liner fährt so in den notorisch schwachen Wintermonaten zwar mit leeren Dritte-Klasse-Kabinen, aber dennoch profitabel zu attraktiven Zielen und spült damit dringend benötigtes Geld in die Kassen seiner Reederei. Selbst berühmte Nordatlantikliner der 1930er-Jahre wie die französische NORMANDIE oder die deutsche COLUMBUS werden gelegentlich zu Fahrten in den sonnigen Süden beordert – etwa zum Karneval nach Rio, in die Karibik oder zu einer Tour rund um Afrika. Eine Weltreise auf einem einzigen Schiff bleibt dennoch weiterhin die Ausnahme. Selbst ein eleganter Weltenbummler wie Jean Cocteau muss Mitte der 1930er-Jahre auf seiner Reise rund um die Erde in 80 Tagen mehrfach Schiff und Reederei wechseln – wie schon mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor sein literarisches Vorbild Phileas Fogg. Der Zweite Weltkrieg bedeutet auch für die internationale Schifffahrt eine Zäsur. Es dauert Jahre, bis der Verkehr auf dem Nordatlantik wieder das Vorkriegsniveau erreicht hat. Erneut sind die Auswanderer aus Europa ein erheblicher Wirtschaftsfaktor – diesmal vor allem auf der Südostasienroute in Richtung Australien. Egon Erwin Kisch hat eine dieser schier endlosen Fahrten durch die Hitze der Tropen bereits Jahre zuvor literarisch verewigt. In den 1950er-Jahren erlebt die internationale Passagierschifffahrt auf dem Atlantik dann einen letzten Höhepunkt, bevor das Flugzeug endgültig zum Massenverkehrsmittel Nummer eins wird. Die Reise des »Jahrhundertschriftstellers« Ernst Jünger im Jahr 1965 nach Japan mit einem kombinierten Fracht- und Passagierschiff ist im Grunde schon der Abgesang an eine ganze Ära. Denn gleichzeitig beginnt überall das große Liner-Sterben; Mitte der 1970er-Jahre ziehen sich fast alle Reedereien aus dem unrentabel gewordenen Liniendienst zurück. Nur die QUEEN ELIZABETH 2 pendelt noch einsam streng nach Fahrplan zwischen Alter und Neuer Welt – doch im Winterhalbjahr unternimmt auch sie exklusive Kreuzfahrten. Wiederum dauert es Jahre, bis ein erneuter Seereiseboom einsetzt. Noch in den 1980er- und 1990er-Jahren gilt in Deutschland eine Kreuzfahrt als elitäre Urlaubsform für Reiche, als ein Nischenmarkt im internationalen Reisegeschäft. Dies ändert sich erst mit neuen Anbietern wie AIDA und TUI Cruises, die Seereisen auch für ein breites Publikum attraktiv machen. Die USA sind da schon weiter – hier gelten »Fun Cruises« von Florida in Richtung Karibik seit vielen Jahren als erschwingliches Vergnügen für jedermann. Mit ihrem schier unerschöpflichen Freizeitangebot sind es dort immer häufiger die Schiffe selbst und nicht so sehr die angelaufenen Häfen, die für viele den Reiz einer solchen Kurzreise ausmachen. Blickt man heute auf den internationalen Seereisemarkt, ist das Angebot äußerst vielfältig: Von der Expeditionskreuzfahrt in die Antarktis bis zur Golfreise auf dem Mittelmeer, vom kleinen Segelschiff bis zum 4.000 Passagiere fassenden Mega-Cruiser ist für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei. Und so mancher...