E-Book, Deutsch, Band 23, 288 Seiten
Reihe: Romanistische Fremdsprachenforschung und Unterrichtsentwicklung
Linguistic Landscaping und Mehrsprachigkeitsdidaktik im digitalen Zeitalter
E-Book, Deutsch, Band 23, 288 Seiten
Reihe: Romanistische Fremdsprachenforschung und Unterrichtsentwicklung
ISBN: 978-3-8233-0353-4
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jun.-Prof. Dr. Lukas Eibensteiner ist Juniorprofessor für Didaktik der romanischen Schulsprachen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dr. Amina Kropp ist Akademische Rätin am Romanischen Seminar der Universität Mannheim (Abt. Sprach- und Medienwissenschaft). Prof. Dr. Johannes Müller-Lancé ist Professor für romanische Sprach- und Medienwissenschaft am Romanischen Seminar der Universität Mannheim. Prof. Dr. Claudia Schlaak ist Professorin für Fremdsprachenlehr- und -lernforschung: Didaktik des Französischen und Spanischen an der Universität Kassel.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
3 Ziele des Sammelbandes und aktuelle Beiträge
Der vorliegende Band möchte sich – wie beschrieben – sowohl linguistischen wie auch fachdidaktischen und explizit praxisorientierten Fragestellungen widmen und den Austausch zwischen Fachwissenschaft, Fachdidaktik und der konkreten schulischen Praxis im Kontext digitaler Zusammenhänge fördern. Für die Beiträge ergeben sich daher unter anderem folgende übergreifende Themenschwerpunkte bzw. Fragestellungen: Welche Chancen bietet die Digitalisierung zur Verknüpfung der unterschiedlichen Forschungsrichtungen? Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Mehrsprachigkeitsdidaktiker*innen und Linguistic Landscape-Forscher*innen im Zeitalter der Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten und Werkzeugen produktiv gestaltet werden? Welche Möglichkeiten der Sprachvernetzung im Französischunterricht (sowohl schulische als auch herkunftsbedingte Mehrsprachigkeit) ergeben sich durch die Digitalisierung? Welche Veränderungen zeigen sich durch die Digitalisierung im Bereich der Zweit- und Drittspracherwerbsforschung? Wie verändert sich die Linguistic Landscape-Forschung (sowohl aus einer fachwissenschaftlichen als auch aus einer fachdidaktischen Perspektive) durch die digitale Welt? Inwiefern kann der Französischunterricht durch Erkenntnisse der Linguistic Landscape-Forschung „authentischer“ gestaltet werden? Wie werden Sprachkontaktsituationen im Französischunterricht dadurch zugänglicher gemacht (z.B. mithilfe digitaler Anwendungen)? Wie kann die Nutzung neuer Medien als Werkzeug eines authentischen Französischunterrichts konkret aussehen? Inwiefern können z.B. Soziale Medien eingesetzt werden, um eine plurilinguale Kompetenz zu fördern? Inwiefern können Mehrsprachigkeitsdidaktik und die Verwendung von Linguistic Landscapes im Kontext des inklusiven Lehrens und Lernens von der Digitalisierung profitieren? Der Sammelband ist in zwei Teile gegliedert: Während sich der erste Block der Mehrsprachigkeitsdidaktik im digitalen Zeitalter widmet, wird im zweiten Block ein Schwerpunkt auf Linguistic Landscape-Aspekte im Fremdsprachenunterricht gelegt. Der Band wird eröffnet von Daniel Reimann mit seinem Überblicksartikel „Ein mehrdimensional-integrierendes Modell der Mehrsprachenaneignung als Vorschlag zur theoretischen Weiterentwicklung der Mehrsprachigkeitsdidaktik“, in dem er die seit den 1990er Jahren bekannten Konzepte der Mehrsprachigkeitsdidaktik zusammenfasst und deren Ansätze bzw. Grundideen in ein mehrdimensional-integrierendes Modell fremdsprachenunterrichtlich beförderter Mehrsprachenaneignung in deutschen Schulsystemen (MiMfM) überführt. Hierbei strebt Reimann an, die schulische Mehrsprachenaneignung zu systematisieren und ihre Potenziale für einen zunehmend digitalisierten Fremdsprachenunterricht zu nutzen. Hierauf folgt der Beitrag von Christoph Gabriel, Jonas Grünke und Claudia Schlaak „Using digital tools to foster the acquisition of L3 French prosody in an autonomous learning process: An intervention study with German-Turkish learners“, in dem Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie digitale Programme dazu genutzt werden können, das häufig ungenutzte Potenzial mehrsprachiger Schüler*innen für den Französischunterricht fruchtbar zu machen. Hierzu zeigen sie zunächst prosodische Parallelen zwischen dem Türkischen und dem Französischen auf (Intonation, Rhythmus) und veranschaulichen dann mithilfe einer Interventionsstudie mit deutsch-türkischen Lerner*innen, inwieweit sich bei der Auseinandersetzung mit entsprechenden digitalen Materialien metasprachliche Erkenntnisse ausbilden, die sich positiv auf Lernmotivation und Transfer beim Französischlernen auswirken. Im Weiteren erläutert Elke Höfler in ihrem Artikel „Videos der Influencer*innen ‚lesen‘: BookTubes als Unterrichtsressource zwischen Unterhaltung und Information“, wie das Potenzial von YouTube für das Lehren und Lernen von Sprachen nach dem kompetenzorientierten Ansatz im 21. Jahrhundert genutzt werden kann. Insbesondere versucht sie, den vierfachen Schriftsinn der christlichen Bibelinterpretation als Grundlage für die Analyse von YouTube-Videos anzuwenden, um so die Videos kritisch zu hinterfragen und hinsichtlich verschiedener Verständnis- und Leseebenen zu analysieren. Dies veranschaulicht sie anhand der Analyse eines BookTube-Videos der französischen YouTuberin Bulledop. Der Beitrag „À la recherche des mots d’emprunt: Digital die lexikalischen Spuren des Französischen in den Herkunftssprachen entdecken“ von Christian Koch zeigt, wie Lernende Zugang zu unterschiedlichen Sprachen finden und aufgrund ihrer eigenen sprachlichen Kenntnisse einen Transfer zwischen den verschiedenen Sprachen herstellen können. Hierbei wird ein Schwerpunkt auf lexikalische Aspekte gelegt, wobei z.B. die Bedeutung des Türkischen, Russischen, Persischen und Vietnamesischen für das Französische betrachtet wird. Neben der Vorstellung verschiedener digitaler Tools, die dabei helfen, Lehnwörter leichter zu erschließen, werden u.a. auch digitale Anwendungen zur Erkennung und Transliteration erfasst. Koch schließt den Beitrag mit verschiedenen didaktischen Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Lernniveaus. Im letzten Artikel des ersten Blocks beschäftigt sich Janina Reinhardt in ihrem Beitrag „Paralleltexte im Französischunterricht: Mehrsprachige Textversionen in realen und digitalen Umgebungsräumen bewusst machen und nutzen“ mit Didaktisierungsmöglichkeiten von Paralleltexten, die sich z.B. in realen und virtuellen Linguistic Landscapes finden. Anhand konkreter Beispiele zeigt sie auf, wie durch die Integration öffentlich zugänglicher Paralleltexte in den Fremdsprachenunterricht Sprachressourcen erschlossen, Sprachpolitik sichtbar gemacht sowie Sprachbewusstsein und Lernautonomie gefördert werden können. Diesbezüglich stellt sie zwei Aufgabenbeispiele für den Französischunterricht vor und diskutiert diese. Im zweiten Block des Bandes wird der Schwerpunkt auf die Verbindung von Mehrsprachigkeitsdidaktik und Linguistic Landscape-Forschung gelegt. Durk Gorter und Jasone Cenoz geben in ihrem Beitrag „Linguistic landscape as a pedagogical tool for language teaching“ einen Überblick über Ausprägungen der florierenden Linguistic Landscape-Forschung und machen am Beispiel verschiedener mehrsprachiger Gebiete mit Französisch als dominanter oder als Nachbarsprache deutlich, wie der Unterricht von Französisch als Fremd- oder Zweitsprache von authentischem Sprachmaterial profitieren kann, das die Sprachlandschaften zur Verfügung stellen, insbesondere wenn Text und Bild kombiniert werden. Dieser Mehrwert betrifft einerseits das Sprach(en)bewusstsein, andererseits aber auch sprachliche Ebenen wie Orthographie, Morphologie und Syntax. Anschließend analysieren Lisa Marie Brinkmann und Sílvia Melo-Pfeifer mit ihren Ausführungen zu „Linguistic Landscapes in Multilingual Pedagogies: International teachers’ beliefs on the use of linguistic landscapes in the foreign language classroom“ die Überzeugungen (beliefs) von Lehrer*innen hinsichtlich der Verwendung von Linguistic Landscapes im Fremdsprachenunterricht als Mittel zur Förderung von Mehrsprachigkeit. Dazu werten sie Daten mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse aus, die im Rahmen von mehrsprachigen Online-Diskussionsgruppen während einer Lehrerfortbildung zu Linguistic Landscapes erhoben wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Lehrkräfte das Potenzial von Linguistic Landscapes für den Fremdsprachenunterricht erkennen und Mehrsprachigkeit im Allgemeinen als wertvolle Ressource wahrnehmen. Lukas Eibensteiner beschäftigt sich in seinem Beitrag „Förderung von Sprach(en)bewusstheit durch den Einbezug herkunftsbedingter Mehrsprachigkeit im Französischunterricht: Potenziale der Linguistic-Landscape-Forschung“ mit der Verzahnung von Linguistic-Landscape-Forschung und Fremdsprachendidaktik im Hinblick auf die Integration von herkunftsbedingter Mehrsprachigkeit in den schulischen Französischunterricht. Anhand ausgewählter Beispiele, die im Rahmen von Linguistic-Landscape-Spaziergängen durch die Stadt Mannheim erhoben und didaktisch-methodisch aufbereitet wurden, wird aufgezeigt, wie sich Sprachlandschaftsdaten für die Thematisierung und Reflexion von herkunftsbedingter Mehrsprachigkeit und die Förderung von Sprach(en)bewusstheit fruchtbar machen lassen. Der zweite Block und damit auch der Sammelband schließt mit dem Artikel von Anja Mitschke „Der kompetenzerweiternde Input der Sprachlandschaft in Aosta (Italien): Das Potenzial der Place Émile Chanoux für die Sprachenaneignung“. Aus einer primär sprachwissenschaftlichen Perspektive wird am Beispiel der Place Émile Chanoux (Aosta) das große Potenzial von Linguistic Landscapes für die Aneignung multilingualer und kultureller Kompetenzen im schulischen Fremdsprachenunterricht aufgezeigt. Mit Blick auf die Nutzung von authentischem Sprachmaterial stellt der Beitrag diese besondere von der Kopräsenz des Italienischen und Französischen geprägte Sprachenlandschaft vor und ordnet sie soziolinguistisch in den Sprachminderheitenkontext des Aostatals (Französisch, Frankoprovenzalisch) ein. Die Analyse der...