Eckstein / Pilenko / Schroeder | TEUFELSGARN | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Eckstein / Pilenko / Schroeder TEUFELSGARN


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-945230-71-8
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-945230-71-8
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach SCHNITTERGARN und GÖTTERGARN umgarnt euch der Leseratten Verlag erneut mit mystischer Funtastik. Diesmal geht es direkt in die Hölle. In dieser Anthologie dreht sich alles um den Teufel und seine Alltagsprobleme und Verlustängste. Und da es definitiv nicht leicht ist, immer böse zu sein, entführen euch 18 Autor:innen in ihre persönlichen Abgründe ihrer irrsinnigen Fantasy.

Mit dabei sind folgende teuflischen Autorinnen und Autoren:

Felixz Eckstein - "Brotoles"
Alisha Pilenko - Apokalypse jetzt – oder später
Günther Kienle - Pik As
Agnes Sint - Eindringlinge
Torsten Low - Das Dämonenproblem
Marco Rauch - Pizza Diavolo
C. G. Bittner - Der Teufel steckt im Detail
Tanja Kummer - Teufelskomplott
Kimberly Bühler - Teuflisches Spiel
Wolfgang Schroeder - Hölle 2.0
Armando Grillo - Wenn man vom Teufel spricht
Johanna Brenne - Ein Weihnachtsgeschenk für den Teufel
Jörg Fuchs Alameda - Mortimer Todd und die Fürsten der Finsternis und des Friedens
Susann Huschka - Demon optimum est
Petra Pribitzer - Hier unten ist die Hölle los
Kornelia Schmid - Calamity Management
Monika Grasl - Geburtstag
Manuel Otto Bendrin - Antiqua Graeca Infernum Latinum

Marc Hamacher (Herausgeber)
Cover: Christine Schicht

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Weitere Infos & Material


Brotoles
  Der Teufel lief durch den Vorgarten. Am Ende des schmalen Kiesweges – hier müsste Mal sauber gemacht werden, dutzende Gegenstände lagen kreuz und quer –, stand ein schmales Häuschen, das eher wie ein Schuppen aussah. Gleich war es so weit. Sein erstes Mal. Und er würde den Kunden in die Inferna mitnehmen. Für ihn waren sie eher Opfer, aber sein Vater, der gleichzeitig sein Chef war, verstand hier keinen Spaß. Gleich würde er ihn mitreißen, in die qualvolle, schmerzhafte … »Autsch!« Er rieb sich seine Hufe. Hitze durchfuhr sein haariges Bein. Er war – auch das noch – über eine steinerne Engelsfigur gestolpert. Der eine Flügel lag abgebrochen am Boden. War er das gewesen? War ja auch egal. Wer, verflucht, stellte überhaupt Engelsfiguren im Garten auf? Der Teufel stand vor der Tür. Gleich würde er seinen ersten Auftrag erledigen. »Bring mir diesen Kunden. Mach es qualvoll! Mach es schmerzhaft! Denn du bist jetzt ein ausgesandter Teufel, Sohn!« O ja. Er würde seinen Vater stolz machen. Er würde seinen Kunden, sein Opfer, voller Qualen … »Watt? Wer bist du denn?« Ein untersetzter Mann mit Hemd – falsch zugeknöpft –, Jogginghose und Sandaletten blickte ihm in der offenen Tür entgegen. In einer Hand eine Bierdose. »Äh … ich bin der Teufel!« Der Teufel musste husten, weil seine tiefer verstellte Stimme ihm im Hals kratzte. Der Mann stellte seine Bierdose neben sich auf einem Schränkchen ab und klopfte ihm auf den Rücken. Der Teufel riss seine behaarten Arme in die Luft und spreizte seine drei Klauen. »Ich bin Brotoles! Und ich nehme dich mit in die qualvolle, finstere Inferna, Mensch!« Dieses Mal mit seiner normalen Stimme. »Hab ich mir doch gleich gedacht, dass das kein Kostüm is’!«, erwiderte der untersetzte Mann mit schrägem Hemd vor ihm und hickste. »Es ist zu spät, Mensch! Du kannst dich nicht wehren, du …« Wie ging der Aufklärungsspruch weiter? Verdammt, er hatte es doch noch bis eben geübt! »Ja, ja, is’ schon gut«, erwiderte der Mann. »Wenn ich mir mein Leben anschaue, hab ich mich eh gefragt, wann du endlich auftauchst.« Ah, jetzt fiel es ihm wieder ein: »Du wirst für deine Sünden büßen, bis in alle …« »Willst du nicht erst einmal rein kommen?« Der Teufel nahm seine Arme wieder herunter. »Äh …« Mit der Bierdose in der Hand verschwand der Mann in seinem Schuppen … ähm, Häuschen. Der Teufel folgte ihm. Das Wohnzimmer war nicht viel größer als der Flur. Ein paar leere Bierdosen lagen auf dem Tisch. Im Fernseher, dessen Bild die Größe einer Briefmarke hatte, lief gerade Fußball. Der Mann folgte dem Blick des Teufels. »Ha. Wie passend, 2. Liga, Kaiserslautern.« Der Teufel verstand es nicht. »Egal. Also, wie geht das jetzt vonstatten, dein Höllending?«, fragte sein Kunde. »Ich … ich lege jetzt die Hand auf deine Schulter, dann …«, stotterte er. »O verdammt, du bringst mich aus dem Konzept! Du darfst mir keine Fragen stellen, du hörst dir nur an, was ich sage, zitterst vor Angst und dann erledige ich meinen Auftrag.« »Alles klar.« »Es ist zu spät, Mensch, du …« »Musst du das unbedingt noch mal runterbeten? Ich hab das doch schon gehört«, grätschte der Mann dazwischen und nahm einen Schluck aus seiner Bierdose. »Ja, gut, also … wir können auch ohne.« Brotoles legte seine Hand auf die Schulter des Mannes. Gleich würden sie beide in Flammen aufgehen. Das Feuer, das Portal zur Inferna, würde sie verschlingen. Dann würde sein Opfer vor Schmerzen schreien und noch mehr schreien, wenn sie angekommen waren. Gleich … Doch der Mann blieb unversehrt. Statt zu brennen, nahm er einen weiteren Schluck Bier und hickste. »Klappt irgendwie nich, wa’?« »Nein, ganz und gar nicht! Du bist doch Manfred Hegener?« »Jap, wie er leibt und trinkt«, antwortete Manfred und nahm sich eine neue Bierdose aus dem Kühlschrank, der komischerweise im Wohnzimmer stand. »Hm.« Der Teufel kratzte sich mit einer Klaue am Kinnbart. Es zischte. »Schon eine Idee?« Das Bier schäumte in Manfreds Faust, schnell saugte er es weg. »Hast du Angst vor mir?«, fragte der Teufel. »Nö, nich wirklich.« »Das ist es! Los! Hab Angst!« »Und wie?« »Du könntest wenigstens so tun als ob.« »Ah, Hilfe, der Teufel!«, rief Manfred in verstellt hoher Stimme aus. »Du musst schon mehr geben!« Manfred schüttelte seine Arme in der Luft, wobei er Bier verschüttete. »Hilfe! Hilfe!« Der Teufel legte seine drei langen Klauen auf Manfreds Schulter und verzog das Teufelsgesicht vor Konzentration. »Hilfe! Hilfe! Ich hab Angst. Hilfe! Hilfe! So, jetzt hab ich keine Lust mehr!« Manfred wandte sich von Brotoles ab. »Und jetzt? Wie soll ich das meinem Vater erklären? Du bist meine Prüfung. Du und der andere. Nur wenn ich sie bestehe, bin ich würdig, Teufel zu sein.« »Welcher andere?« »Das ist doch völlig egal.« Der Teufel ging auf die Knie und gab seltsame gurgelnde Geräusche von sich. »Wasn jetzt los? Heulst du etwa?«, fragte Manfred verwundert. »Äh … nein!«, presste Brotoles mit einem Schluchzer hervor. Nun war es Manfred, der dem Teufel die Hand auf die Schulter legte, wobei er sein Bier auf dem Couchtisch abstellte. »Na, Kopf hoch! Es gibt Schlimmeres. Wie den Himmel zum Beispiel.« Manfred lachte, der Teufel nicht. »Und jetzt?«, fragte Brotoles. »Komm, wir gehen was trinken.« »Ich soll unter den nichtigen Menschen verweilen?« Der Teufel verzog sein Gesicht zu einer Fratze. »Komm schon, Brutto, äh … Broto… äh …« »Brotoles.« »Wusst ich’s doch, irgendwas mit Brot. Komm, wir gehen.« Manfred schnappte sich seine Bierdose vom Couchtisch und lief hinaus in den Flur. Brotoles folgte ihm.   Beide saßen nun in einem Irish Pub in einer Ecknische. Zwei Gläser mit Guinness zwischen ihnen, dessen Schaum im Kerzenschein bernsteinfarben schimmerte. Wobei nur Manfred trank. Er überlegte schon, ob er nicht das Glas vom Teufel einfach mitleeren sollte. Tranken Teufel eigentlich Bier? Die Kneipe war ein Geheimtipp und lag im Keller eines Gebäudes. Aus den Boxen lief gerade: Highway to hell. »Brotlos, sach mal …« »Brotoles!«, erwiderte der Teufel genervt. »Richtig. Sach mal, wie kamst du eigentlich dazu?« »Zu was?« »Na, zum Teufel sein.« »Ich wurde so geboren.« »Ach so.« Manfred trank aus seinem Glas und hinterließ eine Schaumschnute auf seiner Oberlippe. Was konnte man schon mit einem Teufel bereden? Die Kneipe war recht überschaubar besucht. Die wenigen am Tresen und bei den Kickertischen, sahen erstaunt immer wieder herüber. Jemand hielt sogar sein Smartphone auf ihre Ecknische gerichtet und steckte es schnell wieder weg, als der Teufel hinsah. »Die fragen sich, ob du echt bist. Mann, wenn jetzt Halloween wär, hättest du das besste Kossüm.« »Was soll das sein – Halloween?« »Watt? Du kenns’ Halloween nich? Michael Myers und so?« »Ich kenne keinen Michael Myers.« »Bei euch gibt’s ken Fernsehr? Scho lausig.« Der Teufel schwieg. Manfred trank. »Ich weiß ja, dass ich kein Saubermann bin, aber nur aus Inna… Int’ressen, warum genau solltest du mich einglich in die Hölle, oder wie hast du g’meint, Infernos, mitnehmen?« »Inferna.« Brotoles zuckte mit den Schultern. »Mein Vater hat mir nur deinen Namen gegeben. Den Hintergrund habe ich nicht erfahren.« »V’lleicht liegt das an meinen Diebstählen in der Jugend. Oder weil ich in den Garten meiner Oma gepinkelt hab. Oder weil ich so viel saufe. Alkohol, das Teufelszeug. Nichts für ungut.« Der Teufel zeigte sich unbeeindruckt. »Aber w’scheinlich liegt das eher an meinen Ex-Frauen. Ich war nie wirklich ein guter oder treuer Ehemann. Um genau zu sein, war ich ein mis’rabler Ehemann. Zu allen …« Manfred zählte an seinen Fingern ab. »Ja, doch, zu allen vieren. Sei froh, dass du so was nicht hast.« »Was?« »Ehen, be… b’ziehensweisse Ex-Ehen.« »Was ist das?« »Egal.« Manfred winkte ab. »Habt ihr Teufel einglich so was … so was wie Kinner? Obwohl … du sprichst ja dauernd vom Vater, dann bist du ja selbst ein erwass’nes Kind.« Brotoles zog einen Geldbeutel aus seinem Fell. Er nahm zwei Polaroids aus dem Fach und legte sie auf den Tisch. Auf jedem das kleine Gesicht eines Teufelchens. »Kratan und Sirius«, sagte Brotoles, während er mit seinen langen, steinernen Krallen auf die Fotos zeigte. »Irgendwann werden sie die Prüfung erhalten und auf die Erde gehen und die Menschen unter Todesqualen in die Inferna holen.« »Echt süß, die beiden.« Mit einer raschen Bewegung versteckte der Teufel seinen Geldbeutel samt Fotos wieder ins Fell. Er schüttelte den Kopf, seine Hörner machten zwei Halbkreise in der Luft. »Wenn mein Vater wüsste, dass ich gerade mit einem primitiven Untermenschen herumsitze.« Er wandte sich an Manfred. »Nichts für ungut.« Manfred zuckte die Schultern und nahm einen großen Schluck von Brotoles’ Bier. Der würde es ja doch nicht trinken. »Du hassst ein strenge Vater, oder?« Der Teufel nickte. »Er wird mich die nächsten Jahre die Ställe der Höllenhunde ausmisten lassen, weil ich zu nichts anderem Nütze bin.« »Ha, kenn’ üsch. Wenn mein Vater ein guten Tag hadde, hadda...



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