Durst-Benning | Die Zarentochter | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 432 Seiten

Reihe: Die Zarentöchter-Saga

Durst-Benning Die Zarentochter

Eine russische Prinzessin in Württemberg

E-Book, Deutsch, Band 2, 432 Seiten

Reihe: Die Zarentöchter-Saga

ISBN: 978-3-471-92003-9
Verlag: List HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Zarenhof in St. Petersburg ist die prunkvolle Kulisse von Petra Durst-Bennings bewegendem neuen Roman. Die junge Großfürstin Olga muss den Erwartungen ihres Vaters gerecht werden und eine gute Partie machen. Doch ihr Herz will etwas anderes als die hohe Diplomatie und führt sie an den Hof König Wilhelms I. von Württemberg.Olga Nikolajewna Romanowa (1822-1892) wird als zweite Tochter des russischen Zaren Nikolaus I.geboren. In prächtigen Palästen und Residenzen wird sie zu einer zukünftigen Regentin erzogen. Das Ziel von Zar Nikolaus ist es, seine Töchter politisch klug zu verheiraten, um die Macht Russlands zu stärken. Doch Olga weiß schon früh, dass der goldene Käfig ihr nicht genug ist. Sie findet ihre große Liebe, aber das politische Kalkül der Königshäuser nimmt auf Gefühle keine Rücksicht. Ein ergreifender Roman über die Liebe und das Leben – und über eine junge Frau, die allen Widerständen zum Trotz ihr Glück findet.

Erfahren Sie mehr über 'Die Zarentochter' unter www.die-zarentochter.de.

Fotos von der Buchpremiere im Landesmuseum Stuttgart finden Sie hier.
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PROLOG
St. Petersburg, 14. Dezember 1825 Die Stiefel der Männer klackten laut auf dem gewienerten Parkettboden des Kabinettzimmers. Immer mehr drängten in den Raum. Das Licht wurde von den Mengen schwarzen Leders aufgefressen. Kleine Holzspäne flogen in die Luft, abgerieben von den mit eisernen Kappen und Nägeln beschlagenen Absätzen. Die Stiefel versammelten sich in einem Halbrund vor dem riesigen Schreibtisch, Schneeklumpen lösten sich von den Schäften und fielen kalt und weiß zu Boden. Wasserlachen bildeten sich ringsum. Voller Entsetzen starrte das Kind auf den geschundenen Boden. Wenn das Pjotr sah! Vaters Kammerdiener, der immer darauf achtete, dass keines der Kinder mit verdreckten oder nassen Straßenschuhen Vaters Heiligtum betrat! Unwillkürlich fiel der Blick des Kindes auf die eigenen Füße, die in groben Wollstrümpfen steckten. Genau wie die zwei Fußpaare neben ihm, die Mary und Sascha gehörten. Zu dritt kauerten die Geschwister hinter dem riesigen Vertiko, das den düster getäfelten Raum in einen Arbeitsbereich und einen halb privaten Wohnraum trennte. »Was wollt ihr?«, herrschte ihr Vater die Männer an. Wie ein angriffslustiger Löwe stand er hinter seinem Schreibtisch. Rund um seine Füße gab es keine Wasserlachen. »Du weißt, was wir wollen!« Eine unbekannte Stimme, böse. »Unsere Freiheit!« Schneidend wie ein Schwert, diese Stimme. »Und Demokratie!« »Für eine Klärung der Machtverhältnisse wollen wir sorgen!« »Den Thron für Konstantin!« Olly hielt sich die Ohren zu, um dem lauten Stimmengewirr zu entkommen. Konstantin! Die Männer meinten ihren Onkel mit den struppigen Augenbrauen, die wie kleine Tiere aussahen. Der Gedanke an Onkel Konstantin vertrieb einen Moment lang Ollys Angst, doch dann erinnerte sie sich daran, dass ihre Mutter immer die Nase rümpfte, wenn die Rede auf ihn kam. Er sei seltsam, meinte sie. »Eine Klärung der Machtverhältnisse?« Die Stimme ihres Vaters klang dumpf durch die gewölbten Handflächen an ihre Ohren. »Freiheit, Demokratie – ihr müsstet euch mal reden hören! Wie ein Haufen Schwachsinniger hört ihr euch an.« Mary und Olly tauschten einen Blick. Wenn der Vater so wütend war, legte man sich am besten nicht noch mehr mit ihm an. Aber das wussten die fremden Besucher scheinbar nicht … Durch die offene Tür kroch eisige Winterluft. Um der vom Boden aufsteigenden Kälte zu entgehen, kauerte sich Olly auf ihre Fersen. Ach, warum waren sie überhaupt in den riesengroßen, schrecklichen Winterpalast gezogen! In ihrem alten Zuhause, dem Anitschkow-Palast, hätten Sascha, Mary und sie jetzt bestimmt in ihren eigenen Zimmern gespielt. Dort war es gemütlich, dort hätten sie sich nicht so verloren gefühlt wie hier. Nach Tagen wussten die Geschwister immer noch nicht genau, wo inmitten der tausend Räume die Gemächer der Eltern lagen. Auch hatten sie Mühe, ihre eigenen Zimmer zu finden. Die laute Stimme des Vaters beendete Olgas Tagträumereien. »Ihr wisst, dass ich sofort nach Bekanntwerden von Alexanders Tod einen Eid auf Konstantin geleistet habe. Gern hätte ich ihm meine treue Gefolgschaft zugesichert. Es ist euch jedoch genauso bekannt wie mir, dass mein älterer Bruder schon vor Ewigkeiten in einem Geheimpapier auf die Thronfolge verzichtet hat. Bis er seinen Verzicht nun auch offiziell und in aller Öffentlichkeit ausspricht, kann es sich nur noch um wenige Tage handeln. Danach werde ich als Drittgeborener die Krone übernehmen – so sieht es das Gesetz vor. Was also macht ihr mir zum Vorwurf? Dass ich – im Gegensatz zu euch – Ehre und Großmut im Leib habe?« Bei den letzten Worten machte ihr Vater einen Schritt nach vorn. Sofort wurde der Halbkreis von Stiefeln um ihn herum enger. Mit angehaltenem Atem lugte Olly vorsichtig hinter dem Vertiko hervor. Die Männer hatten ihre Schwerter gezückt und hielten sie ihrem Vater entgegen! Olly konnte gegen das Wimmern, das aus ihrem Mund drang, nichts tun. Sofort bekam sie von Sascha einen Stoß in die Rippen. Wenigstens schob er nicht ihre Hand weg, sondern drückte sie sogar, was Olly tröstlich fand. Im nächsten Moment spürte sie auch Marys Arm um sich herum. Die ältere Schwester zitterte wie Espenlaub. »Wir werden es nicht zulassen, dass Ihr auf dem Grab unseres verstorbenen Zaren Alexander einen Freudentanz vollführt! Die Lage ist ernst, Großfürst Nikolaus. Nicht nur wir, auch unsere Regimenter werden Euch den Eid verweigern!« Olly runzelte die Stirn. War das nicht Onkel Dimitri? Sascha biss die Zähne aufeinander. Seine Wangen hoben und senkten sich dabei wie die eines Hundes, der auf einem Knochen kaut. Bestimmt hat auch er die Stimme von Onkel Dimitri erkannt, dachte Olly. Der Bruder war ein glühender Bewunderer von Papas Freund – jedes Mal, wenn der Stabshauptmann der Leibgarde des Moskauer Regiments hier in St. Petersburg weilte, heftete sich Sascha an seine Fersen. Wenn er groß wäre, wolle er auch ein Regiment führen, erklärte er den Schwestern dann großspurig. Weder die dreijährige Olly noch Mary mit ihren sechs Jahren interessierten sich für Saschas Pläne, aber den Onkel mochten sie ebenfalls, denn immer brachte er ihnen eine Kleinigkeit mit. Das letzte Mal waren es Silberkugeln gewesen, in denen kleine Glöckchen verborgen waren. Als sie lautstark gewetteifert hatten, wer die Kugeln am weitesten rollen konnte, hatte Onkel Dimitri gelacht und gemeint, die Romanow-Kinder würden sich auch nicht besser benehmen als gewöhnliche Straßengören. Doch jetzt baute sich Dimitri vor ihrem Vater auf und schrie: »Die Zeit ist reif für eine Revolution, das Volk ruft nach Demokratie und Freiheit!« »Ein Aufstand? Und du mittendrin, mein lieber Dimitri? Alles hätte ich von dir gedacht, nur das nicht … Hier, auf meiner Seite müsstest du stehen!« Papas Stimme war eiskalt, so kalt, dass Olly ein Schauer über den Rücken lief. Die Schwerter funkelten noch immer. Sascha hatte einmal gesagt, man könne damit einen Menschen ermorden. »Ihr wollt Freiheit und Demokratie? Dann stich zu, mein lieber Freund. Hier, mitten in mein Herz. Aber bedenke, dass du damit auch das Herz Russlands triffst. Denn meine Herrschaft ist von Gott gewollt, daran werdet auch ihr nichts ändern. Euren revolutionären Umtrieben werde ich den Garaus machen, und wenn’s das Letzte ist, was ich tue.« »Nikolaus … Zwing mich nicht, zum Äußersten zu gehen. Wir fordern nicht deinen Tod, nur deine Abdankung und –« »Stich zu! Los! Sei nicht auch noch ein Feigling, wenn du schon ein Dummkopf bist, Dimitri!« Die Stimmen verschwammen für Olly zu einem wilden Surren, als wäre ein Bienenstock aufgeflogen. Im nächsten Moment wurde es um ihre Beine herum tröstlich warm. Die Stiefel trampelten, die Männer schrien. Warm rann es ihre Schenkel hinab. »Dimitri, Fürst Sergei Petrowitsch Trubetzkoi, Sergei Grigorjewitsch Wolkonski, Pawel Iwanowitsch – alle standen sie hier und verweigerten mir den Gehorsam … Gute Männer. Zumindest habe ich das bis zum heutigen Tag geglaubt.« Müde saß ihr Vater hinter seinem Schreibtisch, während die Mutter seinen Nacken massierte, so wie er es gern hatte. »Dass etwas in der Luft lag, habe ich schon heute Mittag bei meiner Fahrt durch die Stadt gespürt. Simonow hatte mich außerdem davon in Kenntnis gesetzt, dass sich auf dem Senatsplatz ein paar wild gewordene Matrosen und Soldaten zusammenrotten würden. Aber dass auch viele meiner Generäle und Offiziere darunter sind – davon hat er nichts gesagt. Nie hätte ich gedacht, dass die Männer es tatsächlich wagen würden, mich hier im Palast –« Mit einem Seitenblick auf die Kinder brach er ab. »Wenn Simonow und seine Gefolgschaft nicht gekommen wären, nicht auszudenken!« Die Geschwister duckten sich – jetzt bloß nicht auffallen und weggeschickt werden. Mit gekreuzten Beinen machte Olly noch einen Schritt zurück. Inzwischen war es ihr um ihre Beine nicht mehr wohlig warm, sondern nass und eklig. Wie ein Säugling hatte sie sich in die Hose gemacht … »Ausgerechnet Dimitri … Der Mann stand mir nahe wie ein Bruder.« Einen Moment lang klang die Stimme ihres Vaters tränenerstickt. »Dem Himmel sei Dank hast du ihn und alle anderen zur Räson bringen können. Wenn ich gewusst hätte, was hier los ist, während ich mir in der Eremitage Ölgemälde für meinen Salon aussuche – tausend Tode wäre ich gestorben!« Beim Anblick seiner Frau, die nun ebenfalls den Tränen nahe war, richtete sich Nikolaus wieder auf. Besänftigend tätschelte er ihre Hand. »Umso besser, dass du nichts wusstest. Aufregung tut in deinem Zustand nicht not …« Mit Erleichterung sah Olly, dass sich das Gesicht ihrer Mutter wieder erhellte. »Jetzt, wo du tatsächlich Russlands Kaiser wirst, kommt unser nächstes Kind purpurfarben gewandet zur Welt …« Fast andächtig hielt sie ihren dicken Bauch. »Aber meine Liebste, wir wollen doch den Namen...


Durst-Benning, Petra
Petra Durst-Benning ist eine internationale Bestsellerautorin. Seit ihrem Debütroman begeistern ihre mutigen Frauenfiguren die Leserinnen und laden sie zu großen Abenteuern ein. Viele ihrer Romane werden verfilmt. Petra Durst-Benning lebt bei Stuttgart.

Petra Durst-Benning ist eine der erfolgreichsten und profiliertesten deutschen Autorinnen. Seit über 15 Jahren laden ihre historischen Romane die Leserinnen ein, mit mutigen Frauenfiguren Abenteuer und große Gefühle zu erleben. Petra Durst-Benning lebt mit ihrem Mann bei Stuttgart.

Mehr erfahren Sie unter:www.durst-benning.de


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